Nicht ganz. Den Headroom musst du ja auch mit einrechnen. Nimmt man da jetzt 10-20dB, was dem Grundrauschen des Mikros entspricht, kürzt sich beides raus. Bei 110dB SPL würde das Quantisierungsrauschen also in dieser Rechnung schon 14dB über dem Mikrofonrauschen liegen.
Glaub ich dir nicht.
Mikrofonrauschen liegt bei 10 bis 20 dB Schallpegel, je nach Mikrofon und Bewertungsfilter.
16Bit PCM hat unbewertet 96dB Rauschabstand. Mit üblichem Noiseshaping und Bewertungsfilter, holt man nochmal ein-zwei Bits raus, kommt also auf um die 110dB Rauschabstand. Kann also Schallpegel bis etwa 130dB verlustfrei aufnehmen.
Aber lassen wir das...
Man sollte nur vor den ganzen Bits und Samplingraten das Ohr mal erden:
Die leisesten Geräusche, die man aufnehmen kann, liegen bei um die 10 bis 20dB SPL (Schallpegel). Wobei 0dB SPL grob die Hörschwelle des menschlichen Ohres markiert.
Nimmt man nun eine nicht gerade leise akustische Gitarre auf, oder ein nicht elend laut geprügeltes Schlagzeug, so sind wir bei Schallpegeln um die 70dB (Gitarre) oder bis 80-100dB (Schlagzeug, je nachdem, wo das Mikrofon steht).
Mit diesen Schallpegeln und der natürlichen Begrenzung nach unten hin (Noisefloor der Mikrofone) können wir noch nicht einmal die Dynamik von 16 Bit wirklich ausnutzen.
24 Bit (real eher nur 20 Bit) würden um die 8Bit verschwenden, um Mikrofonrauschen zu kodieren, oder um ungenutzt als niemals nutzbarer Headroom sich zu langweilen.
Damit wird die Aufnahmequalität nicht besser!
Auch nicht bei der Nachbearbeitung!
Aber du hast natürlich auch recht.
Heutzutage hat jedes Interface "24Bit"-Wandler verbaut. Davon sind etwa 20-22 Bits wirklich nutzbar, ungefähr die 2-4 niederwertigsten Bits codieren nur das Eigenrauschen des Wandlers.
Wenn man den Wandler nun so aussteuert, dass die 1-2 niederwertigsten nutzbaren (!!!) Bits des Wandlers das Mikrofonrauschen codieren, ist man eigentlich für alle Schallpegel gerüstet. Der höchste Schallpegel, den man dann noch ohne (digitales) Clipping aufnehmen kann, läge dann bei um die 130-140dB SPL.
Das müsste auch für laute Snares noch ausreichen.
Niedrigste Schallpegel, die gerade so nur etwas über dem Eigenrauschen der Mikros liegen, werden aber auch noch ohne Qualitätsverlust aufgenommen.
(Höhere Aussteuerung des A/D-Wandlers bringt in dem Fall nichts, da man damit auch nur den analogen Noisefloor lauter aufnimmt - das Signal/Rauschverhältnis des Nutzsignals wird damit nicht besser!)
Natürlich nutze ich regelmässig auch 24Bit bei der Aufnahme - einfach weil es nix kostet und nicht schadet. Im Zweifel hat man etwas mehr Headroom - eine Art doppelte Versicherung.
Klanglich ist das alles aber nicht entscheidend. Die Mikrofonpositionierung, die Akustik des Raumes und die Spielweise sind da sehr viel wichtiger für guten Klang.
Als Endprodukt sind selbst 16 Bit Auflösung eigentlich noch überdimensioniert... Da man ja in der DAW mixt und mastert, kann man ganz vorsichtig bis -1dBFS aussteuern, ohne Intersample-Overs, und hat damit grob 90-100dB Dynamik und Signal/Rauschabstand zur Verfügung.
Im Wohnzimmer, wo man, also der Konsument, Aufnahmen hört, ist eh ein Grundgeräuschpegel von um die 30dB SPL vorhanden. Um auch noch die leisesten Details einer 16-Bit-Produktion hören zu können, müsste man eine Produktion so laut abhören, dass eben diese leisesten Details noch geringfügig lauter sind als das Grundgeräusch eines Wohnzimmers.
Dann wären aber die Spitzenpegel schon bei um die 120dB SPL - das ist nicht mehr nur satt laut, sondern schon ohrenbetäubend.
Selbst wenn man hochdynamisch gemastert hat, und der mittlere Lautstärkepegel bei nur -20dBFS läge, und man also noch 20dB vom mittleren Pegel nach oben frei hätte für kurze transiente Peaks, wäre die mittlere Lautstärke auch schon bei um die 100dB SPL - ohrenbetäubend.
Und für Mietwohnungen völlig ungeeignet...
Trotzdem verlangt der Konsument, etwa auf DVDs oder Blu-Ray, HD-Versionen seines Lieblingsalbums als 24Bit/96kHz oder so. Weil, 16 Bit seien ja technisch auch nicht besser als auf CD...
Da geht man als Produzent lieber den Weg des geringsten Widerstandes, und spielt das Master halt als 24 Bit aus - für solche "HD-Medien" und für solches audiophiles Publikum...
Eine technisch sehr gute Digital-Produktion der 80er, die auf 16 Bit-Digital-Tonband aufgenommen wurde, ist die un-remasterte erste Ausgabe von "Brothers in Arms" der Dire Straits. Relativ dynamisch für Pop-Produktionen, rein in 16 Bit aufgenommen, gemischt und gemastert, und ohne jegliches hörbares Quantisierungsrauschen.
Diese CD findet man für wenig Geld als Second-Hand-Version im Gebrauchtplattenladen oder bei den einschlägigen Resellern.
Da kann ein jeder ausprobieren, im Ausklang der Songs die Anlage schrittweise lauter zu drehen, bis man glaubt, gerade so irgendwelche Störgeräusche zu hören. Um dann bei dieser Lautstärke-Einstellung den Song nochmal komplett durch zuhören... Wie laut klingt das dann...?
Gruss