Hallo,
ich wollte das Demo gar nicht "runtermachen" oder "schlecht reden".
Mir sind halt direkt diese Punkte aufgefallen.
Das mit dem Sänger hättest du mal dazu sagen sollen. Dass normalerweise Frauenstimmen die hohen Parts übernehmen...
Wie habt ihr denn aufgenommen? Alle zusammen live? Zum Metronom?
Wahrscheinlich war jedes Instrument auf einer eigenen Spur aufgenommen? Wenn's live war, gibt es womöglich im Proberaum immer übersprechen zwischen den Spuren, was dem Sound sicher nicht zuträglich ist.
Trotzdem denke ich, mit sorgfältigem Mischen und Equalizern lässt sich da sicher noch was rausholen.
Tipp: Wenn eine Bassgitarre mitspielt, brauchen die Gitarren in den unteren Lagen nichts machen -> auf den Gitarrenspuren die unteren Lagen rausfiltern/absenken, damit sie dem Bass nicht in die Quere kommen.
Mit besserem, beherzterem Panning hart rechts/links kann man auch noch was rausholen.
Allerdings habt ihr euch ja ein Arrangement einer Top-Band, die aus lauter Top-Studio-Cracks besteht, rausgesucht. Das ist sicher nicht leicht, es 1:1 im richtigen Feeling nachzuspielen.
Ich würde mich an sowas erst gar nicht rantrauen.
Ich als Cover-Band würde versuchen, den Vergleich mit dem Original-Arrangement zu vermeiden. Indem man den Song vielleicht nach und nach erst aufbaut.
Zu Beginn spielt vielleicht nur eine Akustik-Gitarre (oder eine eher cleane E-Gitarre) nur Begleitakkorde zur Gesangsmelodie, und nach und nach steigen die anderen ein.
Damit verzögert man den Wiedererkennungseffekt: Es klingt zwar bekannt und gut, aber neu und interessant.
Nach der Hälfte des Songs geht man dann in das Original-Arrangement über, dann erkennen auch die letzten den Song.
Damit macht man glaub ich, auch für die Zuhörer den Song interessanter. Über ein reduziertes oder anderes Arrangement kann man verschiedene Aspekte des Songs herausarbeiten und vorstellen: Bass-Läufe und Drums; harmonische Strukturen (Akkorde) im Zusammenspiel mit der Gesangsmelodie. Und dann alles zusammen, das volle Brett. (Möglicherweise müssten die E-Gitarren ihre Akkorde etwas früher abstoppen anstatt zu lange ausklingen zu lassen. Das würde möglicherweise die Gitarrenlinien prägnanter und präziser machen.)
Wenn ihr mit den Frauenstimmen und der Männerstimme einen guten Harmoniegesang draufhabt, könnte man diese Stärke der Band herausstellen, indem etwa die erste Strophe und der erste Chorus eben nur gesungen und von Akustik- oder halb-cleaner E-Gitarre begleitet wird. Und die Drums nur über die HiHat Tempo halten.
Deine Anmerkung,
"Wenn man es allerdings als einfache Kneipen und Stadtfeste Coverband schafft, auf dem selben Niveau zu spielen wie Toto (und andere), dann hat man marketingtechnisch ziemlich was falsch gemacht."
hat was für sich.
Allerdings liegt der Erfolg von Toto nur zum einen in der technischen Perfektion ihrer Mitglieder. Das andere sind eben die Songs, die sie geschrieben haben. Und die Arrangements, die sie dafür erfunden haben. Diese kreative Leistung ist meines Erachtens ein wesentlicher Punkt des Erfolges der Original-Bands.
Als gute Coverband, finde ich, sollten die nachgespielten Songs doch vom Feeling her einfach mitreissend sein. (Und nicht wie eine nicht ganz so gute Kopie des Originals klingen.)
Entweder, indem man sie wirklich 1:1 im Original-Arrangement nachspielen kann. (Dann muss es aber auch exakt auf den Punkt gehen, weil die von euch rausgesuchten Arrangements auch darauf beruhen.) Oder aber, indem man den Covers den eigenen Stempel aufdrückt.
Locked out of Heaven klingt bei Bruno Mars für mich persönlich wesentlich genauer auf den Punkt. Vielleicht liegt das nur am guten Studio-Sound der Original-Aufnahme?
Mir kommt es leicht vor, als würdet ihr am Ende des Songs schleppen und langsamer werden.
Ich will euch nicht entmutigen.
Aber hör dir einfach mal eure Demos "back to back" gegen die Original-Aufnahmen ab. Da ist der Bass viel deutlicher zu hören.
Bei Hold the Line haben alle Gitarren Sendepause nach der Chorus-Linie "Hold the Line" und dem Power-Gitarren-Riff: Die nächste Zeile singt der Sänger in der Stille, nur begleitet vom Keyboard.
Bei euch dudelt noch eine E-Gitarre über die nächste Gesangszeile, das macht das ganze "unsauber". Wahrscheinlich soll die Gitarre das Keyboard ersetzen, aber das funktioniert nicht. Lasst das weg, spielt einfach nur Bass und Drums im guten Groove zusammen.
Wenn ihr Frauen- und Männerstimme in der Band habt, kann der Sänger nämlich bei der zweiten hohen Chorus-Zeile "Love isn't always on time" in seiner Stimmlage, eine Oktave niedriger (und etwas leiser) singen, und die Frau den Zucker oben in der hohen Oktave drauflegen. Kann super klingen.
Die Gitarre sollte vermeiden, die Gesangsmelodiestimme an der Stelle mitzuspielen: Bei so schnellen 1/16teln wirkt das zusammen mit der Gesangsstimme nur unsauber.
Der Chorus bei Hold the Line besteht ja daraus, dass die Gesangsstimme alleine singt, und danach das Power-Gitarren-Riff im vollen Brett kommt, aber danach wieder Ruhe im Karton ist, damit die Gesangsstimme alleine glänzen kann, um den nächsten Höhepunkt (Brett-Gitarren-Riff) vorbereiten zu können.
Generell würde ich vermeiden, zu "dudeln", d.h. Parts zu doppeln, bloß weil einer der Musiker das kann. Das ist meist nicht songdienlich. Sondern matscht meist nur zu.
Wenn ihr herausstellen wollt, dass der Lead-Gitarrist die ganze Melodie auch spielen kann, so würde ich den Song mit dem Chorus instrumental beginnen lassen:
Der Song beginnt also mit dem Chorus, bei dem der Lead-Gitarrist die Gesangsmelodie spielt, aber keiner singt. Und dann geht es in die erste Strophe.
Hätte gewissermassen den Vorteil, quasi eine Overture für den Song zu sein, um ihn perfekt anzukündigen (Wiedererkennungseffekt).
Wie du siehst, habe ich mich durchaus mit euren Aufnahmen im Vergleich zu den Original-Arrangements beschäftigt. Und konkrete Punkte aufgezeigt, die meiner Ansicht nach bei eurem Arrangement des ganzen verbessert werden könnten.
Das ist also kein "schlecht reden" oder "runtermachen", sondern stattdessen konstruktiv.
Mich würde mal interessieren, wie ihr live vor Publikum klingt, und wie eure Musik dabei ankommt. Proberaumaufnahmen sind ja das eine. Aber letztlich zählt nur "auf dem Platz", also wie ihr live vor Publikum spielt und ankommt. Da kann das alles auch schon ganz anders klingen, einfach weil ihr vor Publikum wacher, besser, mehr auf den Punkt klingt, weil das Publikum mitgeht und euch anfeuert.
Beste Grüsse