Aufgrund der Reaktionen auf meine Kommentare sehe ich mich genötigt, noch mal einiges klarzustellen:
1. Natürlich soll jeder hören (oder lesen oder angucken), was ihm gefällt. Meine Frage nach den Bobo-Fans hier im Forum zielte aber darauf ab, dass musikalisch "gebildeten" Menschen so eine Musik eben nicht gefällt. Ich möchte also nichts verbieten, sondern mich für eine höhere Wertschätzung der Kultur in unserer Gesellschaft aussprechen.
2. Geistiges "Eigentum" muss durch künstliche Konstrukte geschützt werden, weil jemand, der eine gute Idee hat, sonst nicht davon profitieren könnte. Ideen und Informationen sind aber bezüglich des Handlings etwas gänzlich anderes als materielles Eigentum. Wenn man sie trotzdem genauso zu behandeln versucht, entstehen zwangsläufig Konflikte - und die beobachten wir ja gerade. Deshalb müssen für den Umgang mit verlustfrei kopierbaren Daten neue rechtliche und ethische Richtlinien erarbeitet werden. Man kann nicht das Kopieren eines Songs mit Diebstahl gleichsetzen, weil derjenige, der den Song ursprünglich besaß, ihn immer noch hat. Hier muss umgedacht werden, weil die meisten Leute spüren oder gar bewusst erkennen, dass die gegenwärtigen Regelungen unangebracht sind; entsprechend kümmerlich fällt dann auch die Motivation aus, sich an solche Regeln zu halten.
Der Schutz von Ideen in Form von Patenten hat ebenfalls seine Tücken: Was nicht patentierbar ist, wird gar nicht erst weiterentwickelt. Tragisch ist das z.B. bei Medikamenten. Mein Vater hat in einem Pharmakonzern gearbeitet und mir erzählt, dass er mitbekommen hat, wie dort die Forschung an vielversprechenden krebshemmenden Mittel eingestellt wurde, weil die Wirkstoffkombination nicht patentierbar war. Der Konzern hätte also auf den Entwicklungskosten gesessen, während die gesamte Konkurrenz das Zeug mit einfachsten Mitteln hätte zusammenpanschen und billig verkaufen können. Den Krebspatienten hätte das egal sein können, aber die mussten halt weiter früh sterben, weil der Profit mit geistigen Leistungen ja so wichtig ist...
3. Ich klaue nur Musik, die mich nicht genug interessiert, um sie zu kaufen. So finde ich aber manchmal Sachen, die mich doch interessieren, und für die ich dann später Geld auszugeben bereit bin. Wäre ich nicht, wenn ich nicht vorher geklaut hätte. Beispiel Periphery: Auf youtube für lau gehört, geil gefunden, bei amazon gekauft. Wäre es demnach im Interesse der Band, mich fürs Klauen zu bestrafen? Ich denke nicht. Beispiel Korn: Die Untouchables war bereits vor der Veröffentlichung komplett im Netz verfügbar. Das Album kam raus - und landete sofort auf Platz 1. Hätte doch gar nicht sein dürfen, oder? Wenn Klauen doch so schädlich für die Künstler ist?
Das geht natürlich alles ins Utopisch-Idealistische, und ich gebe gerne zu, nur Probleme zu beschreiben, ohne Lösungen anzubieten. Trotzdem finde ich es schade, wenn einige Leute offensichtlich nur bestimmte Reizworte wahrnehmen und sich an ihren eigenen Assoziationen aufhängen, anstatt zu versuchen, wirklich zu verstehen, was einer geschrieben hat...