Eines vorweg, ich erarbeite und spiele Covers sehr gerne, egal ob 1:1 oder eigene Interpretationen. Erstens macht es mir Spaß weil mir der Großteil der Nummern, an denen ich mich versuche, selbst sehr gut gefällt. Zweitens lerne ich beim Erarbeiten der Covers unglaublich viel, auch wenn es nur die Erkenntnis ist, dass der Originaltrommeler "an rechten Schmarr'n" zusammengezimmert hat.
weil 1:1 Coverbands - warum auch immer - beständig nachgefragt werden bei allen möglichen Feiern
Die Antwort darauf ist für mich relativ einfach zu finden. Die 1:1-Cover-Mucke-Band spielt meist vor Publikum die Musik hören will, darauf tanzen will oder sich einfach nur gut unterhalten lassen will. Der Normalo-Besucher (ich behaupte fast ausnahmslos Nichtmusiker) dieser Parties (Konzert verwende ich für diese Aufführungen bewusst nicht) will das dann meistens von Takt 1 weg. Dass kann er nur wenn er das Lied sofort erkennt. In diesem Fall ist die Band nix weiter als ein DJ-Ersatz.
Kleiner Ausflug in meine spärliche Tätigkeit als DJ… Ich habe mir als Musiker immer mal wieder erlaubt Live-Versionen (die ich meist sehr viel besser finde als die Studioaufnahmen) von bekannten Titeln zu spielen. Als krasses Beispiel fällt mir da "Ain't Nobody" ein. Spiele dieses Lied auf einer Party, Hochzeitsfeier oder einem sonstigen Anlass. Du wirst in den meisten Fällen die Tanzfläche voll haben. Ich habe mir erlaubt diese Nummer von der 2008'er Live Scheibe aufzulegen (stehe ich total drauf). Es dauerte nicht mal bis zum Ende der 1. Strophe, bis die ersten kamen und gesagt haben ich sollte doch bitte das Original von Chaka Khan auflegen und nicht die billige Coverversion. Zweimal leere Tanzfläche und Du bist geheilt von solchen Experimenten.
Das gleiche gilt für die Coverband. Sie muss die Tanzfläche vollmachen, dass ist der Zweck für den sie vom Veranstalter oder Wirt gebucht wurde. Volle Tanzfläche = Umsatz, leere Tanzfläche = wenig bis keinen Umsatz = keinen Folgegig für die Band. Bestes Beispiel sind die Standfeste wie HonkyTonk und wie sie alle heissen. Ich kenne einige dieser Veranstalter und im Falle von Augsburg die meisten Wirte, die bei dieser Veranstaltung mit über 20 Locations mitmachen. Sind neue Bands dabei, die der Veranstalter bisher nicht kannte, fragt er den Wirt i.d.R. wie den die neue Band so war. Rate mal, was der Wirt damit meint, wenn er sagt "die Truppe war geil". Bestimmt nicht, "toll, wie die Band die Songs interpretiert hat, die haben eine total interessanten eigenen Sound entwickelt und der Übergang von der Bridge in den Schlußrefrain war sehr viel besser als es die Original Band gespielt hat". Nein, er wird sagen "Super, ich habe 10% mehr Umsatz als letztes Jahr gemacht, ich konnte meine 12 Bedienungen sogar innen kleinen Bonus bezahlen. Ich bin auf jeden Fall nächstes Jahr wieder dabei." Gut im Irish Pub mit 20 Plätzen kann das natürlich gut funktionieren, wenn das Akustiktrio ein Interpretation von Smoke On The Water im Irish Style wiedergibt. Aber wenn ich z.B. an meine 9-köpfige 10 To Eleven Coverband denke, die allein schon aufgrund der Bandgröße nur Locations bespielen kann, wo der Laden brummen muss, dass der Wirt auf seinen Schnitt kommt, funktioniert das nur bedingt.
Die musikalische Herausforderung liegt, ich bleibe jetzt mal bei 10 To Eleven, für uns beim 1:1 Covern darin, wie wir (wir sind alles keine Profis und arbeiten mit musikalisch sehr beschränkten Fähigkeiten und Möglichkeiten) bestimmte Nummer so umsetzen, dass es auch möglichst Original klingt. Das fängt bei uns mit der Sängerin an, die schon mal "Männer"-Nummern wie Sledgehammer singen muss, geht weiter beim Keyboarder, der halt keine Equipmentwände zur Verfügung hat, und setzt sich fort bis zu mir als Drummer der nicht den rechten Fuss von J.R., das Feeling von Manu Katché hat oder eine Groovemaschine wie Jab'o Starks ist. Die Kunst hier liegt in einer cleveren Reduktion. Die noch größere Kunst ist m.E. dann auch die Einsicht gewinnen zu können, dass halt manche Lieder nicht gehen und sie nach diversen Proben und dem Aufwand das Material rauszuhören wieder aus dem Programm zu schmeissen.
Interpretationen von Liedern zu machen ist auch geil und habe ich auch schon oft gemacht. Das funktioniert aber halt meist nur bei Bands, die Ihr eigenes Programm mit solchen Covers auffüllen. Hier erwartet das Publikum erstens keine Coverstücke bzw. ist was die Akzeptanz solcher Stücke angeht, wesentlich offener. Das dabei teilweise Lieder rauskommen, die weitaus "besser" sind als das Original (z.B. Sympathy for the Devil - Motörhead) ist dann zusätzlich noch ein wundervoller Aspekt. Solche Unterfangen können aber auch voll nach hinten losgehen (meine ich musikalisch, nicht kommerziell, wie z.B. die letzte populäre House -Ain't Nobody-Version)
Das war mein Wort zum Mittwoch…
Der obige Text spiegelt einzig und allein die Meinung und Erfahrung der Verfassers wieder 
Edit: jetzt habe ich solange geschrieben dass die Kollegen schneller waren.
Eines noch: Ich verstehe mich als Cover-Mucker nicht als Künstler sondern als Dienstleister! Das Wort mag vielleicht dem geneigten Musiker nicht gefallen, trifft aber den Kern. Das gleiche gilt für meine berufliche Tätigkeit als Fotograf. Natürlich würde ich gerne ausnahmslos künstlerisch Arbeiten was auch in einigen Fällen durch Kunden die mir freie Hand lassen passiert. Aber im gross ist es halt das technisch sauber ausfotografierte Geschäftsführerportrait oder eine Dokumentation der Firma für eine Portrait, dass in Fachzeitschriften oder auf der Firmen-Website erscheint…