Hallihallo,
Hier mal ein kurzer Bericht ausm Park:
Also, mein drittes Mal Rock im Park (nach 2007/2009) und ich muss sagen: Das war bisher mit Abstand das beste Festival!
Erstmal vorweg zum größten Kritikpunkt aus dem letzten Jahr: Die "Soundprobleme" wurden in der Tat umfassend gelöst (hängt vllt auch mit div. Gerichtsurteilen zum Thema Lautstärkebegrenzung/belästigung zusammen). Egal..jedenfalls: Druckvoller, lauter, klarer, störungsfreier Sound an so ziemlich allen Stellen der Center- & auf der Alternastage. Ich war wirklich beeindruckt was da für eine kraftvolle "Soundwand" auf mich zugerollt kam.
Von der Organisation her hatte ich nicht viel neues erwartet. Ich meine, das Festivalgelände ist relativ überschaubar, die Zuschauerzahl sehr hoch; dementsprechend steht man immer irgendwo (auch mal länger). Wer das nicht abkann, sollte das Festival in der Tat meiden.
Der einzige "Fail" den ich beobachtet hab, war, als nach dem Rammsteinkonzert (bei dem die Arena komplett bis hinten voll war), der Alternastageausgang zur Fressmeile hin ebenfalls geöffnet war. So kam es zu zwei entgegengesetzt stömenden Menschenmassen, die sich gegenseitig aufgehalten und behindert haben. Aber wie gesagt, wer solche Kleinigkeiten nicht abkann, sollte ein Festival dieser Größenordnung meiden.
Was mir aber in der Tat etwas Sorgen bereitet hat war die ziemlich lasche Security gerade an den Einlässen zum Campingplatz (zumindestens aufm C4). Wir haben neben Leuten gecampt die schon wesentlich "Park-erfahrener" waren und die hatten das sofort am ersten Tag formuliert:
"Irgendeinen Scheiss reinzubringen; so einfach wie in diesem Jahr wars noch nie...".
Ansonsten war alles wie bisher in jedem Jahr: Securities nicht zwingend freundlich aber präsent, Dixis ätzend, Essen/Trinken ziemlich teuer. Zu letzterem würde ich dringend empfehlen in den nächsten Jahren bei ähnlichen Temperaturen den Becks-Biermännern Bonaqua-Wasserfrauen zur Seite zu stellen. Die Temperaturen waren teils 30°+x, da is n kühles Bierchen zwar nicht verkehrt, aber wenn man 3-4h vor der Center in der Sonne (nicht nur) steht und dann schwitzt wie nochmal was, braucht man diverse Biere um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und das geht dann ordentlich auf die Leber & ins Hirn^^
Zum wichtigen und für mich Qualitätsentscheidenden Teil: Dem Program/Den Bands.
Donnerstag:
Wir hatten uns auf einen grandiosen Start mit Sum41 gefreut; daraus wurde nix, Turbostaat ham stattdessen gespielt. Hat uns nich wirklich interessiert, drum sind wir dann erst zu RATM gegangen. Standen neben dem linken Delaytower und es war einfach nur krass. Was für ein Brett.
Die Energie und den Esprit den Limp Bizkit letztes Jahr nach ihrer Reunion haben vermissen lassen, haben Rage against the machine offensichtlich aufgesogen. Obwohl einige Groovehänger drinnen waren (die der Laie vermutlich nicht bemerkt hat) muss ich sagen, dass das musikalisch eine wahnsinnig hochwertige Darbietung war. Besonderes Highlight für mich war Tom Morello; was der Mensch mit seiner Gitarre alles anstellen kann und mit welcher Präzision das dann geschieht, fand ich sehr sehr beeindruckend.
Rage haben die Latte an dem Abend ziemlich hoch gelegt, gleichzeitig war überall eine große Erleichterung spürbar, dass "die das mit dem Sound hingekriegt haben."
Freitag:
Aufgestanden, Raviolifrühstück, ab zur Alternastage. Cancer Bats & A day to remember.
Auch hier erfreulich guter Sound, leider um die frühe Uhrzeit noch relativ wenige Zuschauer. Cancer Bats war n Geheimtipp von nem Freund von mir, "die hätten nen relativ cooles "Sabotage-Cover" und noch bissl anderes lustiges Zeug".
Im Nachhinein war die Band für mich meine Entdeckung des Festivals. Trash-punk-metall-irgendwas, lustige Typen, lockere Show, harte Musik. So mag ich das^^
Danach: A day to remember.
Letztes Jahr noch auf der Clubstage, dieses Jahr mit annähernd selbem Programm und selber Spieldauer auf der Alterna (ahja übrigends: die jetzt endlich angebrachten Videowände an der Alterna waren längst überfällig.).
Im Nachhinein muss ich leider sagen: A day to remember haben ihre Sache "wie gewohnt" durchgezogen. Schnörkellos, auf den Punkt. Der Gesang, der live im Vergleich zur CD überproportional abfällt, war diesmal sogar relativ gut. Trotz allem wird mir dieses Konzert nicht als "etwas besonderes" in Erinnerung bleiben, da mir die "Aha"-Effekte oder irgendwas "Neues" gefehlt hat und das Programm so langsam dann ziemlich ausgelutscht ist. Den Teenies um mich herum hats trotzdem ziemlich gefallen, die Stimmung war gut, für mich aber halt im Vergleich ziemlich 08/15 (was keineswegs bedeutet, dass sie scheisse waren).
Dann gings straight zur Centerstage um Bullet for my valentine zu lauschen...
Ich kann die Meinung des geschätzten Kollegen Doublekick nur teilweise mittragen.
Im Park haben sie ihre Sache ziemlich gut gemacht und nach den ersten 2 Liedern hätte ich mich fast zu der Aussage hinreißen lassen, dass sie den Sprung von der Emocore/metall-Welle auf der sie ja groß geworden sind, hin zu etwas vergleichbarem wie Heavy Metal geschafft hätten.
Dann kam Cries in Vain und ich dacht mir "Aha. Doch nicht.". Unterm Strich wars spielerisch einwandfrei, die "Hymnen der Band " (4 words etc..) ham gezündet und die Stimmung war astrein. Mit den neueren Bullet-Sachen bin ich jetzt noch nicht so vertraut, werd mich aber die nächsten Tage mal ein bisschen durchhören um mir auch zu dem Konzert ne abschließende Meinung zu bilden.
Nach Bullet kam dann In Extremo; für mich komplett uninteressant. Hab sie vom Becksstand hinter der Technik aus verfolgt. Was ich so gehört hab, soll das Konzert wohl ganz gut gewesen sein; der (neue) Drummer machte auf mich einen soliden Eindruck, passte mit seinem offenbar H&M-inspirierten, doch recht jugendlichen Look aber irgendwie nicht so recht in das Gesamtbild der Band.
Nach In Extremo wurds dann wieder interessanter mit Rise against.
Über das Konzert kann ich ähnliches Sagen wie über das A day to remember Konzert. Spielerisch einwandfrei, aber es kam realtiv wenig Stimmung von der Bühne beim Publikum an. Die sind gehüpft, gelaufen und ham ihre Show "durchgebracht". In einer Konzerthalle hätte das sicher auch gereicht um die nachhaltig Massen zu bewegen und zu beeindrucken, aber für nen Festival wars dann doch zu wenig Interaktion mit dem ja relativ weit entfernten Publikum. Insgesamt wieder ein Auftritt der technisch gesehen nicht schlecht war; bei dem aber der Funke nicht so ganz übergesprungen ist.
Danach war dann erstmal Umbaupause für Rammstein.
Vorweg: Ich hatte mir vorgenommen 3 Lieder anzuschauen und dann zum Zelt zu gehen. Letztendlich bin ich dann die ganze Show über dageblieben.
Ich denke zu Rammstein muss man 2 Sachen vorab sagen:
1. Man findet die Musik inkl der Texte entweder gut oder man findet sie schlecht. "So lala" gibts bei Rammstein nicht. Man kann höchstens noch probieren den Text zu ignorieren, aber das führt dann meistens zu Widersprüchen bzw Mißverständnissen.
2. Das größte Kapital das die Band in meinen Augen hat, ist ihre Liveperformance, welche ja den Ruf besitzt "bombastisch und gigantisch" aber gleichzeitig etwas skuril/verstörend zu sein. Dementsprechend wird die Aufmerksamkeit immer ziemlich auf das "Drumherum" gelenkt, weniger auf die Musik.
Wer also zu nem Rammsteinkonzert geht und die Musik in den Vordergrund stellt, wird ziemlich enttäuscht werden. Rammstein ist wie eine Zirkustruppe: Bild und Ton verschmelzen zu dem Erlebnis "Rammstein". Wenn man eins von beidem streicht, funktionierts nichtmehr.
Strich drunter.
Das Erlebnis war teils verstörend, teils schockierend, teils gigantisch...das Konzept ist eindeutig aufgegangen und es war ein ziemlich beeindruckendes Erlebnis.
Verstörend; weil z.B. die Szenen in der der Keyboarder in ne Wanne geworfen wird und dann mit "brennendem Irgendwas" übergossen wird das Publikum zum Jubeln und Ausrasten gebracht haben. Verstörend war außerdem wie schon bei den ersten Klängen von "Links 234" geschätzte 60.000 Menschen im Gleichschritt das Maschieren angefangen haben. Verstörend außerdem, wenn bei Waidmanns Heil ebenjene 60.000 aus voller Kehle "STEEERBEN!!" herausbrüllen.
Schockiert hat mich die Showeinlage bei "Benzin", als der Sänger mit der brennenden Zapfpistole einen Stuntman angezündet hat, der dann als menschliche Fackel über die Bühen gerannt ist. Schlussendlich hat der Gitarrist dann seine Gitarre weggeworfen, den Stuntman zu Boden gerissen und er wurde dann leicht seitlich, trotzdem gut sichtbar neben der Kulisse von Feuerwehrmännern abgelöscht, was im Publikum die Frage aufgeworfen hatte, ob das so geplant war. Wir standen in dem Moment jedenfalls alle leicht verdattert mit offenem Mund da.
Gigantisch waren die Pyroeffekte, sowie die Bühnenkulisse / die ganze Aufmachung des Konzerts. So eine intensive Stimmung habe ich bisher selten von einem Konzert ausgehen sehen.
Insgesamt wars wie gesagt beeindruckend.
Samstag:
Der Samstag ging mit The Sounds los; die Show war gewohnt gut, ich hatte die Sängerin allerdings etwas hübscher in Erinnerung Gute Stimmung, gutes Wetter, gute Band, was will man mehr...
Danach gings zur Centerstage rüber zu Cypress Hill.
Für mich neben dem noch folgenden Kiss-Konzert eigentlich der beste Auftritt bei Rock im Park.
Schwierig zu begründen weshalb. Ein Ansatz könnte sein, dass mich deren Musik schon etliche Jahre begleitet und ich gerade das Stoned Riders Album jahrelang rauf und runter gehört hab. Für mich eine der besten HipHop-Acts dies gibt. Die Show war echt gut, das Publikum ist mitgegangen; schön auf zu sehen, wie der Percussionist sich ein kleines Battle mit dem DJ geliefert hat...die Show hatte alles was ein gutes Konzert ausmacht.
Besonderes Highlight für uns war, dass wir Sen Dog die Hand schütteln durften, als er sich ganz unauffällig nach dem Konzert durch einen Ausgang am Techniktower unter das Publikum gemischt hat. Das war schon irgendwie cool... 8-)
Danach war Jay-Z dran...persönlich hatte ich meine Zweifel ob das mit Jay Z bei Rock im Park gutgehen würde. Vor 3 oder 4 Jahren gabs ja mal den Bushido-fail, als das Konzert wegen Steinewerfens abgebrochen werden musste.
Dieses Jahr hatte man vorgebeugt und mit Cypress Hill und Jay Z zwei HipHop Acts hintereinander gelegt, wobei ich mir eben nicht sicher war, ob Jay Z genauso angenommen werden würde, wie Cypress Hill, da sein HipHop ja dann doch etwas...kA...weniger "rockt" (Cypress Hill - Rise up, Trouble, alles so ne Art Nu Metal / Crossover-Songs wohingegen Jay Z ja dann doch eher klassische elektronische Beats bevorzugt).
Aber ich hatte mich getäuscht; das Konzept der Veranstalter ging auf und das Konzert war 1A! HipHop live, mit Band geht für meinen Geschmack wunderbar. Die Mädls hatten was zum Tanzen, die Jungs was zum gucken. Meine hat auch getanzt, trotzdem hab ich öfter Mal auf die Bühne geguckt um Hr. Royster mal aus der Nähe zu beobachten. Mir fiel es dabei allerdings relativ schwer sein Getrommel von dem des Percussionisten und den Beats des DJs zu trennen, deshalb hake ich das einfach mal unter "Hat er gut gemacht der Junge" ab und freue micha auf sein nächstes Solo-Video. Insgesamt war die Show cool, man hat irgendwo einfach gemerkt dass Jay-Z dann doch schon relativ lang dabei ist und dementsprechend souverän und routiniert an die sicherlich nicht ganz einfache Sache rangegangen ist.
Highlight waren New York mit extriger Sängerin für den Alica Keys-Part (ging unter die Haut) und Encore, instrumental an die Colabo mit Linkin Park angelehnt, aber ohne den Gesang von Chester Bennington. Ging trotzdem gut ab.
Als letztes war dann Kiss an der Reihe.
Darüber will ich nicht alt zu viele Worte verlieren, weil ich es auch Tage später nicht fassen kann, was da passiert ist.
Nur soviel...das Konzert ging los und mit einem Schlag war sämtliche Skepsis "ob die das noch bringen" verflogen. Im Gegensatz; die Band hat sich für mich von Lied zu Lied gesteigert; die Solis mögen alle nach heutigen Maßstäben nicht besonders anspruchsvoll gewesen sein, aber das ist auch nicht der Anspruch. Für mich war es das Erlebnis "Kiss live zu sehen". Diese 4 Männer sind lebende Legenden, haben quasi mit den Grundstein gelegt für alles, was danach kam. Ich fand es ziemlich ergreifend das erlebt zu haben. Ich habe außerdem meinen Frieden mit all den ältern Mitpostern hier im Forum geschlossen, die ständig "an die gute alte Zeit" erinnern usw. Ja, die Zeit damals war tatsächlich auch gut und jeder Künstler sollte mit Respekt von dieser Zeit und ihren Musikern sprechen (wie häufig man das dann tut, bleibt natürlich jedem selber überlassen), denn damals wurden die Grundsteine gelegt für all das was wir heute Post-Psychodelic-Trash-War-Hardcore-Metal oder was auch immer nennen.
Es war ein wunderbares Erlebnis und allein die Tatsache, dass auch 4h danach auf dem Zeltplatz "God gave Rock n' Roll to you" angestimmt wurde, spricht Bände. Ich habe noch nie so viele lachende Menschen nach einem Konzert gesehen. Es war wirklich einfach nur gut.
Sonntag:
Nachdem wir beschlossen hatten abends die Kurve zu kratzen und uns das Erlebnis vom Vorabend nicht losließ bzw uns daran zweifeln ließ, ob es eigentlich noch besser werden könnte, ham wir am Sonntag tagsüber nur gepackt und Zeug zum Auto getragen.
Abends dann noch auf die Center geschaut und 30seconds to mars und Muse angeschaut.
30seconds to mars ham sich wirklich wacker geschlagen. Dafür dass nach 3,8 Tagen Festival bei so ziemlich jedem die Beine und Rücken vom vielen Stehen, Warten usw geschmerzt haben und die Stimmung deshalb eher gedämpft denn euphorisch war, ham sie wirklich alles probiert um die Leute mitzunehmen. Auch wenn Jared Leto und sein Bruder am anfang ziemliche Selbstdarsteller zu sein schienen, ham sie nach 3 Liedern begriffen, dass ne typische "Rockshow" das Publikum nicht vom Hocker hauen würde und dann in der Folge mit einigen Aktionen probiert, das Publikum doch noch für sich zu gewinnen (die ganzen kreischenden Mädels im 1. Wellenbrecher mal ausgenommen, die waren schon überzeugt als die Herren die Bühne betraten^^). Höhepunkt war, als der Sänger durch die Wellenbrecher zum linken Delaytower gelaufen is und da das Gerüst hochgeklettert ist. Offenbar war das mit den Securities nicht wirklich abgesprochen, deswegen war auf einmal im und um den Techniktower helle Aufregung und es kamen aus allen Türchen und Löchern in der Plane Männer in schwarz mit Sonnenbrille um den guten Herren da wieder heil runterzukriegen. Die Aktion mit dem "Wieviele Frauen kriegt ihr in 10sec auf die Schultern?" und "Die ersten 10 crowdsurfer dürfen auf die Bühne" ham ebenfalls dazu beigetragen, dass aus einem ziemlichen trägen Konzert dann doch noch was lustig anzuschauendes mit guter Musik wurde.
Danach wurds dann ziemlich schnell ziemlich bedeckt und wir beschlossen, die ersten 3-4 Lieder von Muse anzuschauen und dann zu fahren um dem gröbsten Sturm/Chaos zu entgehen.
Daher nur kurz eine Einschätzung: Muse ham das bestätigt, was sie schon 2007 ausgezeichnet hat: Druckvoller Sound & eine bombastische Lichtshow überrollen einen. Gesang und Bass sind der Wahnsinn, die Gitarre sowieso; auch fand ich das Schlagzeug dieses Jahr um einiges präsenter und "interessanter" als die letzten Jahre. Supermassive Blackhole war schon ziemlich beeindruckend, aber eben leider auch der einzige mir wirklich bekannte Song den wir sehen konnten.
Danach gings auf die Autobahn und durch Sturm und Gewitter ab in die Heimat.
Insgesamt wars nach all der Skepsis im Vorfeld, ein wirklich gutes Festival und ein tolles Erlebnis mit allen Höhen und Tiefen.
Uff..doch so lang. Naja, wer das alles liest, kriegt nen Keks^^
Gruß,
Patrick
Ahja P.S.: God gave rock n' roll to you, in dem Sinne bis 2011!