Bin heute zufälligerweise mal wieder ins Forum gestolpert und auf diesen Thread gestoßen. Für mich als Linkshänder, der Spiegelverkehrt gelernt hat und so auch viele kleine Konzerte spielt, natürlich sehr interessant was hier, teilweise auch äußerst kontrovers, diskutiert wird. Ich möchte euch ebenfalls gerne an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und das Thema auch mal was Auftritte und so angeht beleuchten. Ich werde also einfach mal schreiben, wie das alles so bei mir war und wie so meine Erfahrungen sind, was ich so mache, um damit Verbunde Probleme zu umgehen und so weiter. Wird also quasi so ’nen Abriss aus meinem »Linkshänder-Drummer-Leben«.
Als ich meine »Schlagzeug-Schülerkarriere« startete, stellte sich gar nicht die Frage wie rum ich spiele. Das Set wurde auf links gedreht. Ein Problem war das nie. Und auch der Vorgang an sich wird hier maßlos überschätzt. Wir reden bei einer "handelsüblichen" Musikschule ja nun mal von Standard-Sets die dort stehen. Wenn das 5 Minuten gedauert hatte, das Drumset umzukrempeln, war das lange. Da ein regelmäßiger Umbau des Schlagzeugs bei einem Linkshänder meiner Meinung nach sehr routiniert vonstattengehen muss, ist das aber noch nicht mal schlecht oder von Nachteil. Wenn der Schüler mit Auftritten anfängt, wird das bei einer spiegelverkehrten Spielweise eh dazu gehören und ist dann auch schon reichlich trainiert worden.
(Nachträgliche Anmerkung: Ich hatte in jungen Jahren insgesamt bei ca. 5 oder 6 verschiedenen Lehrern Unterricht. ALLE haben mit mir das Schlagzeug auf Links gestellt.)
Ich bin der spiegelverkehrten Spielweise treu geblieben, auch wenn ich immer mal den Gedanken hatte umzulernen. Das hat aber weniger mit dem zusätzlichen Aufwand bei Auftritten zu tun als mit der Neugier "was wäre wenn". Das Umbauen des Schlagzeugs ist für mich so normal wie morgens eine Hose anzuziehen oder Schuhe zu binden. Gehört eben dazu. Sorgen machen sich meistens nur andere Schlagzeuger, die meisten lernen mit mir den ersten Linkshänderschlagzeuger kennen und waren noch nie in der Situation, was dann scheinbar oft zu Unbehagen führt. Bisher hatte ich nur einmal Probleme mit dem Aufbau, da war der Besitzer des Schlagzeuges nicht sehr kooperativ und hat mir aberwitzige "Vorschriften" bezüglich des Umbaus gemacht.
Um solchen Problemen vorzubeugen haben wir natürlich eine entsprechende Zeile im Tech-Rider, um die Crew des jeweiligen Venue zu informieren. Wie viele von euch sich sicherlich denken können, nimmt das nicht immer jeder wahr, der sich den Rider anschauen sollte, weswegen ich natürlich bei Ankunft immer erst mal alle informiere, für die der Umbau eine Rolle spielt. Da sich die Backline ja sehr oft geteilt wird und somit das Drumset auch nicht immer mein eigenes ist, werden die Drummer die das Set stellen von uns auch immer im Vorfeld darauf hingewiesen, das das dann eben so ist, bisher war abgesehen von dem einem Kerl auch immer jeder cool damit.
Für den Umbau an sich hab ich mir natürlich über die Jahre eine "Strategie" entwickelt und auch viel ausprobiert. Anfänglich hatte ich immer alles daran gesetzt mein eigenes Set für den Abend zu stellen und auch viel mit verschiedener Hardware rumprobiert. Zum Beispiel hatte ich mal 'ne ganze weile immer ein Rack mit, um das dann einfach fertig auf die Bühne zu stellen und so. Für mich hat es sich herausgestellt, dass der beste und schnellste weg für den Umbau der ist, meine eigene Hardware mitzubringen.
Der Changeover sieht also wie folgt aus:
Ich baue meine Hardware samt Becken noch vor dem eigentlichen Umbau auf. Je nach Veranstaltungsort muss ich halt immer schauen, wo und ob Platz ist und ob ich das schon vor dem Einlass mache und die Sachen iwo deponiere oder ob ich das z.B. kurz vorher im Backstage erledige... da muss man halt schon sehr flexibel sein.^^ Den Drummer der vor und auch den der nach mir dran ist, unterweise ich entsprechend. Der nach mir macht es am besten genauso wie ich, der vor mir, nimmt bitte Becken samt Hardware einfach von der Bühne und fängt nicht auf der Bühne an die Becken abzuschrauben. Wenn der vor mir sich dran hält - meine Hilfe dabei sehe ich als selbstverständlich - sind wir meistens mit dem Umbau fertig bevor die Seitenschwinger ihre Instrumente gestimmt haben. Gemessener Rekord waren 9 Minuten. Da kann glaube echt keiner meckern, da der Changeover ja meistens auch für min. 15 Minuten angesetzt ist. Als super entspannt kann man das natürlich nicht bezeichnen, man arrangiert sich aber damit... Dieses auch hier erwähnte "gucken das der als Erstes oder letztes spielt" halte ich für absoluten Blödsinn - auch bei Vollmikrofonierung. Zeitlich ist das alles kein Thema. Ab und an kommt es natürlich vor, dass ich nach dem ersten Song noch mal das ein oder andere Becken ein wenig verrücke aber im Großen und Ganzen hat das noch nie den Ablauf eines Events gestört (Mal die absoluten beginner Tage außen vor gelassen.^^).
Das mal so über meinen Drummer-Alltag...
Was das Lernen auf Links oder Rechts und Open-Handed oder nicht angeht, sehe ich das glaube anders als viele hier.
Meiner Meinung nach sind wir als Schlagzeuger ja eigentlich immer sehr daran interessiert keine schwache Hand und auch keinen schwachen Fuß zu haben. Also, dass wir ja eigentlich immer daran Arbeiten die schwächere Seite der Stärkeren anzugleichen. Demnach sollte die Frage sich ja eigentlich nicht stellen... Was ja nicht sowas heißen soll wie: "jeder Drummer muss auch auf dem Spiegelverkehrten Drumset perfekt zurechtkommen" das ist ja blödsinn... Ich mein, die HiHat wird halt meistens nur auf einer Seite stehen und demnach bedient der entsprechende Fuß die halt einfach besser als der andere... Ein Fill-In allerdings sollte ja in beiden Handsätzen gleich gut klappen. (Das ist natürlich der optimale Fall, das ist mir klar. Ich hab da auch meine Defizite.)
Ob das jetzt dem ein oder anderem eine größere Hürde stellt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich kenne ja nur meinen Leidensweg.^^ Wenn wir jetzt aber den optimal Fall voraussetzen, sollte es Jacke wie Hose sein, wie rum das Drumset zu Anfang aufgebaut ist.
Ich hatte übrigens auch Open-Handed angefangen, das hatte sich bei mir aber leider nicht durchgesetzt. Ich hatte aber immer einen "klassischen" Aufbau nur halt spiegelverkehrt. Hatte dann das Ride mit Links und die HiHat mit rechts gespielt. Was ich auch für den sinnvolleren Ansatz bei OHP halte. Wo wir dann auch wieder bei der Beidseitigkeit wären...
Ich hoffe das war für einige interessant auch wenn's streng genommen viel Off-Topic war.