Rentabilität ist natürlich das A und O in der Kindererziehung...
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Jedes Kind ist anders.
Ich beginne gerade meine Tochter selbst zu unterrichten.
Sie wird vier. Von Schlagzeug ist noch gar nicht die Rede.
Mein Ansatz ist "Lass uns gemeinsam Spass mit Musik haben."
Was ich mir zunutze mache ist, dass sie sehr neugierig ist, und versucht viele Dinge nachzumachen.
Wir haben im Moment eine intensive Phase des gemeinsamen Singens. Das ist hochinteressant, geht es doch darum ein Gefühl für das gemeinsame Musizieren zu bekommen. Tempo, Einsätze, Dynamik.
Gerade versuche ich auch zu Zweistimmigkeit zu kommen. Das Ganze als mehr als die Summe seiner Einzelteile. Spannend für mich - meine Tochter ist begeistert. Wir klatschen dazu und nehmen das auf (zu Weihnachten gibts dann die "Best of" CD für Oma und Opa. Oma muss immer fast weinen, wegen der Niedlichkeit, sagt Opa.)
Seit wir singen, ist ihre Art zu Musik zu tanzen viel ausdrucksstärker und differenzierter geworden.
Überhaupt löst die Körperbewegung beim Singen viele Blockaden. Musik ist etwas körperliches - am Schlagzeug dann ja sowieso.
Naja, und dann gehe ich beim Klatschen mal auf den Offbeat. Der schönste Moment ist immer wenn der Groschen fällt und der vermeintliche "Fehler" vom Papa als etwas Zusätzliches/ Erweiterndes begrifffen wird (analog der zweiten Stimme). Das vermittelt die Erfahrung "Ich muss einfach mein eigenes Ding weitermachen, darf mich nicht irritieren lassen - damit gemeinsam etwas neues entsteht." Diese Erfahrung geht weit übers "nur musikmachen" hinaus.
Ganz oft am Ende ein strahlendes "Nochmal!!"
Ja und dann zeig ich ihr, dass diese Strukturen auch verlassen werden können.
Wir improvisieren mit der Sprache, dem Text, der Melodie, der Rhythmik. Dabei lernt man wo die Grenzen sind (und was passiert, wenn man sie überschreitet - und wie man zurückkommt.)
Von aussen sieht das aus, wie ein grosser Ulk, aber sie saugt diese Sache auf wie ein Schwamm und ihre Entwicklung und ihr wachsendes Verständnis sind fast ein bisschen unheimlich.
Man darf keinen Stress machen und man muss immer schauen, was als nächstes "Spass macht".
Wir kommen gerade in den Bereich beim tanzen die Einzelgliedmassen gezielt zu bewegen. Also mit den Beinen, dem Po, den Ellebogen "klatschen" sozusagen.
Auch hier wieder - der schnellste Fortschritt stellt sich ein, wenn man einfach ohne Erklärungen vormacht - die Wänster finden dann mit schlafwandlerischer Sicherheit allein weiter und zu eigenen Varianten. Und dann wird es richtig lustig. Tanz als Kommunikationsform.
Und - ganz neu - weil der Papa, beim Essen immer mal auf den Tisch "trommelt" versucht sie das nachzumachen. Ein kleines Echo sozusagen. Und dann beginne ich leicht zu variieren. Dynamik, Rhythmik, mitsprechen, rappen, verschiedene Sounds ... .
Im Moment denke ich, dass wir das erweitern werden - Alltagsgegenstände "betrommeln" - auf die Sounds hören, auszuprobieren was man aus aus den Sachen herausholen kann.
Kleine, kurze Duette improvisieren. Den Takt mit dem Fuss halten. Klatschen, schnipsen, muhen, ... .
Wenn wir dabei bleiben, werde ich Ihr irgendwann, wenn sie grösser ist, an eine Erfindung setzen auf der man enorm Spass haben kann, weil sie genau darauf ausgelegt ist zu klopfen, zu kratzen, zu klingeln, zu wummern, zu kloppen, zu scheppern, zu rascheln ...
Und dann geht es vielleicht auch los in Richtung "Billy Jean" (mit Papa am Bass). Mal sehen. Vielleicht aber auch richtiger Gesangsunterricht. Oder Tanzunterricht.
Ich finde zwei Sachen wichtig.
1. Man muss mit Kindern arbeiten wo sie sind. Sie an Dinge heranführen. Ich brauche ein Kind nicht an ein Schlagzeug zu setzen, wenn es keinen Dunst hat, was es damit soll. Wenn es keinerlei Vorbildung und Vorgefühl hat. Dann wird ein bisschen rumgekloppt, aber das wird dann schnell langweilig. Kein Groove, kein Flow - kein Spass. Hat es aber eine Vorstellung und vor allem eigene Erfahrungen, was passieren kann, wenn man Gegenstände betrommelt, wird es superschnell merken, wie cool es ist an "darauf spezialisierten" Gegenständen (bass, hihat, snare) zu experimentieren. Gibt man dann einen "Anfangslink" dazu - kann die Reise losgehen.
Also für mich ist es kein Wunder, dass das so selten funktioniert, wenn man (kleinere) Kinder ohne Vorkenntnisse an die Schiessbude setzt und dann anfängt mit 8teln, 16teln, Triolen.
Es bleibt oft im mechanischen stecken. Und das macht einfach Kindern keinen Spass. Weil es auch niemals "klingt". Kinder sind Experten im Spielen. Und es heisst auch SPIELEN, Schlagzeug spielen! (Das wird mir dabei gerade auch selbst für mich mal wieder klar.)
Es ist klar, dass ich vom Ansatz "erstmal Grundlagen auf der Snare" für Kinder gar nichts halte - das hat nur was von "fleissig sein" und wenig von "Spass haben".
Mir hat es damals den Einstieg vermasselt, heute mach ich es freiwillig und weiss den meditativen Aspekt zu schätzen. Also alles zu seiner Zeit.
2. Ich finde es, wie soll ich es sagen - bedenklich - dass so wenig Bereitschaft, Wille, Vermögen besteht, seinen eigenen Kindern SELBST etwas beizubringen.
Es wird immer ausserhalb ein Lehrer oder Vermittler gesucht, der dann "gegen Geld dem Kind etwas beibringt". Und wenn das nicht klappt ist er schlecht, oder das Kind zu doof und dann muss man was anderes suchen. Ich mein, man kann ja auch zusammen lernen irgendwie. Es liegt doch auf der Hand, dass da was von den Eltern kommen muss. Singen und tanzen kann jeder. Entscheidend ist doch nicht, dass man ein Meister darin ist (das ist man sowieso nirgends nie), sondern dass man es tut. Dass man es mit seinen Kindern gemeinsam einfach tut. Kinder sind nicht kritisch - denen geht es nur darum gemeinsam Spass zu haben und auszuprobieren - lässt man sich darauf ein, kann man selbst irsinnig viel lernen und lachen. Ich habe den Eindruck, das fällt heute oft unter den Tisch, wegen "kann ich nicht", "keine Zeit", "keine Lust". Dabei macht das mehr Spass als Fernsehen, Computer und iPhone zusammen. Interessierte Eltern = interessierte Kinder - so einfach ist das. Glaube ich.