Ich bin Jetzt kein erfahrener Lehrer, aber vieleicht mal 2 Denkanstöße (ohne Garantie auf Richtigkeit)
1. Normalerweise ist es doch die Musik, oder Das schlagzeug im Bandkontext, welches den üblichen Verdächtigen dazu bewegt sich Drumsets aus eimern und Zeitschriften zu basteln, bis die eltern genervt nachgeben . So war es bei mir und diese Geschichte ist ja nun nicht ungewöhnlich. Er hört Musik, hat aber keinen Antrieb dazu zu Spielen? Ich würde vermuten, dass das Problem dannn ganz woanders liegt. Vielleicht hat Olaf das Schlagzeug für sich entdeckt als Ventil für andere Dinge. Weist du vielleicht, warum er Schlagzeug Spielen wollte? Also der auslösende Urtrieb sozusagen. Es wirkt so, als hätte er irgendwo eine Blockade, die man nur Lösen kann, wenn man genau weiß, warum der Jung vom Schlagzeug angezogen wurde.
Musik ist eine Sprache und jedes instrument spricht die Sprache in seinem eigenen Dialekt. Man wird irgendwann durch ein instrument angezogen, weil man irgenwie eine Identifikation damit erfährt. Sozusagen fällt das auge auf die Stimme, die man versteht und mit der man sich am besten so in der musik ausdrücken kann. In Alter von 11 konnte ich das auch noch nicht so genau erklären, warum es Schlagzeug war und ich habe heute nur so 2 Schlüsselerlebnisse, wo das schlagzeug auf meinen Schirm getreten ist. Ab da hab ich unbewusst angefangen mich damit auseinanderzusetzen. Ich weiß zwar nicht warum es gerade das Schlagzeug war (Psychologen vor! ), aber ich hab das schon gelernt um Musik mit anderen machen zu können, auch wenn die ersten Unterrichtsjahre mich erstmal haben im Proberaum verschwinden lassen (es gibt so viel zu lernen!). Mich hat das so erschlagen in der Masse, dass ich erstmal garnicht an eine Band dachte und merkte, dass noch viel fehlt bis ich das in Angriff nehmen kann. (Etwas überzogen in der Rückschau). Zur musik hab ich aber imer gerne gespielt. Auch wenn ich das begrenz gehalten habe, da sich alles mit mehr trockenübungen auf der snare viel einfacher und besser anfühlte. Da war eben der Genuss bei weniger eben mehr .
Aber ok. Selbstreflexion hilft da auf jedenfall.
Ich wollte den Post jetzt schließen, aber mir fällt ein konkretes Beispiel dazu ein, was ich meine:
Ich war im Auslandssemester regelmäßig und intensiv in einer Sprachschule. Zum ende hin habe ich einen Kurs besucht, der mich auf den DELE (spanisches Sprachzertifikat) vorbereiten sollte. Ich hatte riesen Spaß in diese Sprchschule und habe riesen Spaß an der Sprache. Über die gesamte zeit hatte ich wunderbare Lehrerinnen, die Pädagogisch wirklich fantastisch waren. Sie wussten wie sie mich kriegen und das in Motivaion umzuwandeln. Als ich also diesen Kurs belegt hatte bekam ich eine neue Lehrerin (einwandfrei). Ich merkte recht schnell, dass dieses Zertifikat irgendwie weit von der Sprache entfernt war, die ich im realen Alttag erfahren habe. Eigendlich war das ein System, wo man das gefühl hatte, dass man bestimmte Antworten zu geben hat und gewisse Ausdrücke fallen müssen. Das erinnerte mich wieder an das Uni Leben in Deutschland mit dem Ganze auswendig Lernen. Ich lerne zum Verständnis und kann mich für vieles begeistern, aber sobald ich das gefühl habe, dass ich 10 mal durchgekaute Antworten auf 1000 mal durchgekaute Fragen zu gebe habe verliert das für mich seinen Reiz. (man ist demotiviert und blockiert innerlich). Das ist halt nicht das, wofür man die Sprache lernt.
Das ist mir aber erst nach folgender Situation bewusst geworden:
Eines tages begann der Unterricht. Die Lehrerin Kam rein und begann einen Smalltalk (so wie eigendlich immer). Diese konversation dauerte ungewöhnlich lange und man hat sich angergt über das Wochenende ausgetauscht. Nach 15 min meldete sich mein Gewissen: Quatschen kann man den ganzen tag.... Ich fragte also ob sie heute noch vorhatte Unterricht zu machen , denn es gibt ja viel auswendig zu lernen (mit der nötigen Portion Humor ). Die Lehrerin nickte: Ja "Olaf" wir fangen sofort an. Du hast jetzt 15 min mit mir ganz locker in perfektem Spanisch und ohne irgendeinen Fehler mit mir gesprochen. Ich vertehe, dass dich die ewig gleichen, künstlichen fragen zu "Rauchen oder Nichtrauchen", "Gleichberechtugung der Frau", "Leben in der Stadt vs. Leben auf dem Land" langweilen. Wenn sowas kommt, dann such was, was dich zum Sprechen bringt. Augen zu und die sache ist gegessen.
Da merkte ich warum ich die Sprache lernen wollte. Ich habe eine eigene Meinung und bin interessiert an anderen Kulturen und möchte mich mit diesen austauschen können. Ich möchte sie aber nicht lernen, um in einer anderen Sprache die Meinungen und Antworten anderer kritiklos runterzubeten. Und schon garnicht für den lebenslauf, sondern zu bereicherung meines eigenen lebens und erweiterung meines Horizonts. Wenn man so will ist es eine Art Ventil unserem geregelten Alltag mal ein Stück weit entfliehen zu können.
Am ende kann man in dingen, die einem Spass machen dann doch an gewissen Stellen blockiert sein. Dass ein 11 Jähriger diese Zusammenhänge nicht sieht ist völlig logisch. Es passieren so viele dinge in diesm Alter und das ist bis zum ende des Teenie Alters auch noch nicht abgeschlossen. Deshalb kommt dem Lehrer die Aufgabe zu diese Dinge zu sichten, um Ansatzpunkte zu finden solche Blockaden lösen zu können. Da ist sicher viel geduld gefragt. Zwang geht nach hinten los. In solchen siuationen habe eigendlich immer die Personen Gehör bei mir gefunden, die mich auf intelligente Weise so bloßgestellt haben, dass ich hinterher selbst drüber lachen musste. Das funktioniert immer, wenn gleichzeitg auch die Stärken des Schülers würdigt. Eine ehrliche Anerkennung der Leistung an der einen Stelle öffnet Türen für kritik an einer anderen Stelle. Die kritik kommt dann auch an und wird ernst genommen und dient als Denkanstoß.
Fazit: Wenn deine Schilderungen richtig sind, dann sind "Nicht zählen wollen" und "Nicht zur Musik Spielen wollen" lediglich Symptome. Die Ursache liegt wahrscheinlich ganz woanders.
Wenn du diese Ursache findest, dann wirst du sicher eine ganze Reihe von ideen finden, die ihn den sinn erkennen lassen und ihn dazu bringen selbständig eine Motivation in diesen dingen zu finden. Zählen ist kein muss, sondern ein temporäres Werkzeug. Am ende soll man ja ohne auskommen, sobald das ganze ins Unterbewusstsein gesackt ist.
Sorry für den langen Post, aber es gibt genug Anhaltspunkte, dass bei Olaf Hoffnung besteht. Musik ist so wichtig für die Entwicklung von Kindern und vermag zu heilen, was Eltern verbocken
LG