Hallo zusammen,
da ich mich von Berufs wegen mit dem Thema beschäftige, hier mal ein paar Anmerkungen bzw. Ausführungen zum Thema "Becken reinigen und ähnliches". Da geistern immer wieder Fragen und Vermutungen durch diverse Foren und keiner scheint was genaues zu wissen.
Punkt 1: Materialien
- gundsätzlich sind fast alle Becken entweder aus Messing oder Bronze, sprich Kupferlegierungen gefertigt. Die genauen Anteile und Feinheiten und Spurenelemente der Legierungen verrät niemand, wobei die Legierung noch lange nicht das Geheimnis guter Becken ist. Die hochwertigeren Cymbals sind eigentlich alle aus verschiedenen Bronzen (also Kupfer-Zinn-(+ z.B. Silber)- Legierungen) hergestellt.
Punkt 2: Oxidation...
- wenn man Becken nicht schützt laufen sie durch Umwelteinflüsse, Handschweiß, Ausgasungen aus Bags usw. an, d.h. sie oxidieren, werden dunkler, bekommen die typischen Fingerprints
- je nach Zeitdauer und Aggressivität der Einflüsse prägen sich die Spuren mehr oder weniger tief ins Material ein
- "Oxidation" heißt nicht einfach "Reaktion mit Sauerstoff", sondern nur Veränderung der "Oxidationsstufe" der enthaltenen Metalle, allen voran Kupfer. Die entstehenden Schichten sind komplexe Gemische aus Sulfiden, Hydroxiden, Chloriden, Sulfaten usw. und werden in Summe gern Patina genannt. Das kann man mögen oder eben nicht... Unschön ist es eben v.a. dann, wenn sich die Patina auf wenige Stellen wie Fingerabdrücke beschränkt.
- Becken wie die Rude-Serie von Paiste haben eine künstliche Patina ab Werk, die schön gleichmäßig ist aber trotz Beschichtung WEITER "wächst"
Punkt 3: Was tun...?
- wer keine Patina haben mag, dem bleibt nur immer wieder Putzen oder man bringt als Hersteller eine Beschichtung auf
- fast alle großen Hersteller (Paiste, Sabian, Meinl,...) beschichten wenigstens einen Teil ihrer Becken mit mehr oder weniger großem Erfolg
- das Dilemma ist nur, das bisher alle Hersteller eher konventionelle "Lacke" verwenden und diese extrem dünn auftragen um den Klang möglichst wenig zu verändern
- die Beschichtungen haben damit bisher leider ALLE das Problem, dass sie 1. entweder mechanisch mit der Zeit abgetragen werden durch das Bespielen oder das Putzen denn 2. bieten sie aufgrund ihres Aufbaus und der extrem dünnen Schichten zwar einigermaßen Schutz aber die Barrierewirkung nicht so groß ist, dass nicht doch eine gewisse Diffusion/Permeation erlauben d.h. sie laufen immer noch an, wenn auch langsamer...
- zudem nagen an so dünnen Lacke UV-Strahlung und Ozon (was z.B. auch Autoreifen porös werden lässt)
- leider hat damit der arme Drummer doppelt die Brille auf, denn die Becken laufen zwar langsamer an, aber um sie zu putzen muss man zwangsläufig die Beschichtung mit wegputzen, denn die Patina ist unter dem Lack (der mögl.weise extra noch schon vergilbt ist) !
Punkt 4: Putzen aber wie ?
- wenn man ein angelaufenes Becken (wohlgemerkt kein einfach nur dreckiges) wieder sauber bekommen möchte gibt es nur 3 Möglichkeiten und trotz vieler Munkeleien von Hobbyalchemisten def. keine weiteren:
1. mechanischer Abtrag
- sprich man poliert die Schicht mit einem mehr oder weniger abrasiven Mittel runter, wobei polieren nicht ganz korrekt ist, denn man schleift MIT Materialabtrag ! hier fällt der Kochfeldreiniger genauso drunter wie Fissler, der Paiste-Reiniger, Poliererde, Wiener Kalk usw. usw.
- hier ist es nur eine Frage der Zeit, bis auf die Labels mit weggeputzt sind (der Sieb- oder Schwammdrucklack ist einfach nur ein vielfaches dicker als der Schutzlack)
- wie schnell das ganze geht und wie schonend es ist, ist eine Frage der Zusammensetzung des Produktes und beides meist umgekehrt proportional. Entweder eben 80er oder 1000er Sandpapier. Dazu kommen meist noch ein paar Hilfsstoffe, Tenside ("Seife"), Duftstoffe und evtl. etwas für den temporären Anlaufschutz, z.B. Wachse.
2. Auflösen der Patina
- hier werden die schwer löslichen Verbindungen der Patina in leicht wasserlösliche überführt, meistens durch mehr oder weniger starke Säuren, z.B. Zitronensäure oder Carbonsäuren, die
- das funktioniert in aller Regel nur dann gut, wenn keine Beschichtung drauf ist oder die alte schon wieder ab oder sehr dünn nur noch. Dann meist mit erstaunlicher Geschwindigkeit (hierunter fallen alle "Spray-on - rinse off" Reiniger)
- schade nur, dass die Becken in aller Regel nicht so glänzen, als wären sie poliert, denn die Reiniger lösen nur die Patina und zurück bleibt eine ziemlich unebene, unregelmäßige Oberfläche
- durch das Herauslösen wird zudem die Oberfläche des Beckens im mikroskopischen extrem vergrößert und geradezu aktiviert, sie läuft also umso schneller wieder an
3. Zurückreduzieren
- mit starken Reduktionsmitteln könnte man die Schicht auch wieder zurück zum reinenMetall reduzieren, aber das macht bei Bronzen wenig Sinn und dauert zu lange, wir arbeiten bei unserer Silberpolitur nach dem Verfahren (kombiniert mit einem Poliereffekt)
Punkt 5: Und nu... was ist die Lösung
- aus unserer Sicht ist die sinnvollste Lösung ein wirksamer Schutz
- die bisher verwendeten Lacke sind nicht das Gelbe vom Ei, um wirksam zu sein, müssten sie ein vielfaches dicker sein, was niemand aus optischen und akustischen Gründen will
- Lösungen wie Autopolituren mit Silikonen oder Wachsemulsionen (wie der Paiste Cymbal Protector) bieten maximal einen temporären Schutz nach dem Putzen...
- wir haben deshalb schon vor einiger Zeit ein Produkt entwickelt, was man als Endkunde auftragen kann (HEYDAY'S-tarnosh protection), den passenden schonenden Reinger (HEYDAY'S-clean brass&bronze) gibt's natürlich auch. Alles bei einschlägig bekannten und gut sortierten Händlern oder über unsere Webseite... einfach mal googlen.
- aktuell laufen bei uns Bemusterungen für einen der größten Hersteller von Cymbals für eine absolut neue Lifetime - Beschichtung - die glasklare Beschichtung zeichnet
sich durch eine sehr hohe Barrierewirkung gegenüber aggressivem Handschweiß und
anderen schädlichen Einflüssen aus. Aufgrund der extrem geringen Schichtdicke
von gerade einmal ca. 1/1000mm und einer echten chemischen Anbindung an das
Metall sind akustische Veränderungen am Instrument ausgeschlossen. Beschichtete
Becken sind so über Jahre geschützt und lassen sich mit geringstem Aufwand
reinigen
Wenn die Bemusterung erfolgreich ausgeht, gibt es vielleicht über kurz oder lang dann mindestens einen Hersteller mit "wartungsfreien" Cymbals im Angebot
- die eben erwähnte permanente Beschichtung (auf Wunsch mit vorheriger Reinigung je nach Geschmack) bieten wir ab sofort auch über unsere Partner-Händler Drummern als innovative Dienstleistung an. Los geht's preislich ab 39,-€. Fragt einfach Euren Händler des Vertrauens oder wendet Euch direkt an uns...
Ich hoffe, das hat etwas für Entwirrung und Klarheit gesorgt...
Falls noch Fragen offen sind oder auftauchen, dann versuche ich gern zu antworten.
Keep on drummin' friends !