Beiträge von Ixkeys

    Ich habe seit längerem hier mal wieder hineingeschaut und will ein paar Bemerkungen dazu machen. Die Gerüchteküche ist tüchtig am brodeln. Da werden von Leuten irgendwelche Behauptungen in die Welt gesetzt und dann ungeprüft weitererzählt.


    Völliger Quatsch ist, man müsse mit der Bahn oder dem Fahrrad nach Bern fahren, um ein Hang zu kaufen. Ich habe zwei Hanghang in Bern gekauft, 2007 und 2010. Beides mal war ich mit dem Auto dort. Das ist überhaupt keine Thema. Richtig ist, dass man in Bern persönlich erscheinen musss. Das würde ich aber auch jedem Käufer im ureigensten Interesse raten, denn die aktuellen Hanghang sind klanglich sehr individuell. Ich würde nicht darauf verzichten wollen, mir eines auszusuchen, das mich anspricht.


    Dann dieses Gerücht, man müsse lange Begründungen verfassen, um ein Hang zu bekommen. Auch das ist frei erfunden. Richtig ist, dass der einzige Weg zur Kontaktaufnahme der Brief ist, wenn man sich für ein Hang von PANArt interessiert. Was man da hineinschreiben möchte ist jedermanns eigene Angelegenheit. Da gibt es keine Anforderungen.


    Zum Preis: Die allerersten Hanghang kosteten 200 bis 300 Euro. Bis 2004 waren es dann 460 Euro. 2005 kostete ein Hang in hoher Stimmlage 460 und eins in tiefer Stimmlage 590. 2006 kostete ein Hang der zweiten Generation 600 Euro, 2007 kostete es 880 Euro inklusive Doppelschutzschale. Seit 2008 kostet das Hang (Integrales Hang, Freies Integrales Hang) konstant 2000 CHF inklusive Koffer. Die Preisanstieg in Euro ist allein dem Kursverfall des Euro gegenüber dem Schweizer Franken zu verdanken (2008: 1200 Euro - 2009: 1300 Euro für EU-Käufer deutlich subventioniert, eigentlich hätte der Europreis schon in diesem Jahr höher sein müssen - 2010 und 2011: 1600 Euro).


    Keiner der besser verfügbaren Nachbauten klang für mich überzeugend oder hatte auf mich und andere auch nur annähernd die Wirkung einer Hang!
    Es ist schwierig das in Worte zu fassen, denn der Unterschied macht sich manchmal erst live bemerkbar!
    Es gibt zwar diverse Aufnahmen, aber viele bringen den Charakter einer Hang meines Erachtens nach nicht richtig rüber!
    Man muss einen Hang einfach mal live gehört, das ist was ganz anderes!


    Das ist ein wichtiger Hinweis. Die Qualität lässt sich wirklich nur einschätzen wenn man ein Hang direkt im selben Raum hört. Außerdem ist natürlich auch von Bedeutung ob der Spieler etwas vom Hangspielen versteht. So ist beispielsweise die große Mehrheit der Straßenmusiker mit Hang nicht gerade eine gute Referenz, was Hangspielen ist. Die Leute werden durch die laute Umgebung und den Zwang, Geld einnehmen zu müssen, dazu verleitet, auf dem Hang herumzutrommeln. Damit schlagen sie den Hangklang jedoch kaputt, verzerren ihn, machen ihn eng und grell. Ein Hang gekonnt gespielt klingt völlig anders. Auch auf der Mehrzahl der YouTube Videos präsentieren sich Spieler, die sich (noch?) nicht mit den spezifischen Eigenschaften des Hang vertraut gemacht haben und es daher auf recht eingeschränkte Weise spielen. Der häufigste Fehler ist, dass die Leute versuchen, durch stärkeren Anschlag mehr Intensität zu erzeugen, was beim Hang nicht funktioniert. Und kaum einer der YouTube-Protagonisten versteht die Gu-Ding-Integration, die seit den Instrumenten der zweiten Generation sehr wichtig für die Klangentfaltung ist, und seit dem Integralen Hang als Schlüssel zum Hangspiel gelten kann.


    Obwohl ich durchaus die Intention der Hang-Bauer, bezüglich des Kaufs und seiner Schwierigkeiten, verstehen kann, finde ich es sehr schade dass sie einem so großartigen Instrument, solche Steine in den Weg legen, sich auf der Welt zu verbreiten!!!


    Du hast in deinen Bemerkungen davor schon die Begründung gegeben, weswegen sich das Hang nicht massenweise auf der Welt verbreitet: Die von dir aufgewiesene Klangqualität verhindert dies. Seit 35 arbeitet Felix Rohner an klingendem Blech, seit 26 Jahren arbeiten Sabina Schärer und er mit den von ihnen erfundenen Rohformen aus tiefgezogenem und gasnitriertem Stahlblech und dem von ihnen entwickelten Stimmprozess, seit 11 Jahren arbeiten sie am Hang. Diese langwierige und mit Hingabe betriebene Arbeit ist der Hintergrund für die Klangqualität. Das eine ist Wissenschaft und Technologie, die man weitergeben kann. Aber das reicht nicht. Der wichtigere Teil ist, wenn der Hangtuner mit dem Hammer den Klang in die Schale einarbeitet. Dies ist ein zum großen Teil intuitiver Prozess, der nach Aussage von Felix Rohner täglich geübt sein muss. Damit neue Hangtuner nachwachsen können, bedarf es Menschen, die bereit sind sich langfristig an diese Arbeit zu machen und nicht auf den schnellen Erfolg aus sind. Die Hersteller der Nachahmerprodukte wollen jetzt sofort eine bestehende Nachfrage bedienen und damit Geld verdienen. Das geht nur mit klanglich deutlich abfallenden Produkten. Schnell und gut geht hier nicht zusammen. Die Hangbauer der PANArt haben kein Interesse klanglich minderwertigere Instrumente in der Welt zu verbreiten. Deswegen gibt es nur wenige.


    Ich habe jahrelang in einer Band mit Hang gespielt. Das geht bis Genaration 2 einwandfrei. Die neuen freien Integralen sind tatsächlich nur noch therapeutische Klangskulpturen.


    Klangskulpturen ja, therapeutisch nein. Das Hang ist meiner Ansicht nach kein Therapiemittel. Im Gegenteil sollte man damit sehr vorsichtig sein, denn durch den faszinierenden Klang steht der Therapeut sehr in der Gefahr, manipulativ zu wirken und den Klienten abhängig zu machen. Auch kann er ihm ja kein eigenes Hang vermitteln und entlässt ihn so mit einer zwangsläufigen Frustration.


    Das Hang ist ein sehr sensibler und facettenreicher Klangkörper, der einen sehr persönlichen musikalischen Ausdruck ermöglicht. Dies geht am besten, wenn man sich allein auf das Hang und sich selbst konzentriert. Weil die Hangbauer der PANArt das Hang für für diesen Zweck bauen, stärken sie die Eigenschaften des Hang, die diesem Ziel dienen. Die neue freie Einstimmung ohne Stimmgeräte lässt ein für den intuitiven persönlichen Ausdruck deutlich stärkeres Instrument entstehen. Ich selbst spiele ein Hang der zweiten Generation (2007) und ein Freies Integrales Hang (2010) und der Unterschied ist beeindruckend. Für diesen Vorteil muss man zwangsläufig Nachteile an anderer Stelle in Kauf nehmen. Es geht eben nicht beides mit einem einzigen Instrument. Ein gut in eine Band integrierbares Instrument braucht völlig andere Eigenschaften als ein Hang. Es muss in der Tonhöhe standardisiert sein und es muss vor allem durchsetzungsfähig sein. Beides kann das Hang nicht.


    Zum Thema "vergleiche sind kaum möglich" hänge ich mal ein Video dran, wo jemand gleichzeitig ein Hang und eine Bali Steel benutzt.


    http://www.youtube.com/watch?v=3xWCwSjgiPE&feature=related


    An diesem Video kann man einiges Interessantes nachvollziehen. Zunächst ist zu sagen, dass der Spieler nicht viel vom Hangspielen versteht. So stellt er das Hang auf einen Ständer, und das ist schon mal die beste Voraussetzung für einen schlechten Klang: Das Hang klingt so blechern und kalt. Dadurch wird der Klangunterschied zum Bali Steelpan Handpan deutlich nivelliert. Dann benutzt er den Ding überhaupt nicht, obwohl das im Zusammenhang mit dem Gu der zentrale Klang des Hang ist. Der Spieler spielt also gar nicht Hang, sondern er spielt eine Reihe von 8 isolierten Tonfeldern, die er mit weiteren isolierten Tonfeldern auf dem Bali Steelpan Handpan kombiniert. Man fragt sich, warum er nicht Steelpan spielt, die wäre chromatisch und gäbe ihm viel mehr musikalische Möglichkeiten. Außerdem ist noch zu beachten, dass es sich um ein Hang der ersten Generation handelt.


    Trotz all dieser Einschränkungen kann man aber, wenn man aufmerksam zuhört, den Qualitätsunterschied immer noch gut heraushören.


    Der Grund dafür ist u. a., dass das Bali Steelpan Handpan mit traditionellen Steelpan-Methoden hergestellt wird. Es gibt im Internet Fotos, auf denen man das Grooving rund um jedes einzelene Tonfeld sehen kann, das für die Steelpan typisch ist. Die Kuppeln in der Mitte der Tonfelder haben beim Bali Steelpan Handpan keine Funktion - jedenfalls nicht die, die sie für den Klang beim Hang haben. Sie sind dort einfach nur, um das Aussehen des Hang nachzuahmen. Mit der Funktion der Kuppeln beim Hang haben sich die Erbauer des Bali Steelpan Handpan nicht auseinandergesetzt.


    Wer sich näher für das Hang interessiert, sollte mal einen Blick in die Hangbibliothek werfen.


    Ixkeys