Hey Leute, hier mal meine Meinung und wie ich es mir erkläre. Ein bißchen Physik gibts dazu, sonst kann man dieses Thema meiner Meinung nach nicht meistern. Und das wäre schade, denn ich glaube viele lassen sich hier von "größer ist mehr", der typischen Männerkrankheit (will mich da garnicht ausschließen, aber so ist es nunmal ), beeindrucken und in die Irre führen. Wer keinen Bock auf die kleine Physikrunde hat, lese bitte unten ab dem Strich weiter.
Ich bin zwar kein absoluter Experte, aber ich behaupte mal, man kann idealisierterweise folgendes sagen:
Ein Ton wird erzeugt, indem z.B. eine Membran die Luft um sie herum in Schwingungen versetzt. Heißt soviel wie: die Luft bewegt sich hin und her. Im Falle der Trommel ist des das Schlagfell, das sich nach oben und unten bewegt. Dabei ist eine Schallwelle eine Longitudinalwelle (http://de.wikipedia.org/wiki/Longitudinalwelle). Diese unterscheidet sich von der Transversalwelle erheblich.
- Transversalwelle: z.B. Wellen eines Meeres, sie bewegen sich um 90° versetzt zur Ausbreitungsrichtung. Oder einfach: die Welle rollt vom Meere auf den STrand (Ausbreitungsrichtung), aber die Schwingung geht von oben nach unten (Wellenberg und Tal)
- Longitudinalwelle: z.B. viele Billiardkugeln, oder stell dir eine Menge Schlauchboot auf dem Wasser vor. Wenn jetzt das hintere Schlauchboot gegen ein benachbartes drückt, dann gibt dieses den "Schub" an das nächste weiter und so weiter und so fort. Dabei passiert das aber nicht zeitgleich sondern nach einander. Die Welle wandert also durch die Boote durch. Dabei ist die Schwingung (der "Schub" eines Bootes) in Ausbreitungsrichtung der Welle (Kettenreaktion der Schlauchboote)
Folgendes passiert nun in einer Trommel:
Man haut auf das Felll -> das Fell bewegt sich nach unten und wieder nach oben, da es ja gespannt ist und eigentlich ganz gerne wieder in die Ausgansposition (Position der geringsten Spannung) möchte. -> die Luft um das Fell herum (drüber sowie drunter) wird angeregt, also in Schwingung gebracht. -> die Welle, also der Ton ist entstanden.
Tiefe Frequenzen haben lange Wellen, brauchen also eine große Auslenkung des Fells. Das geht natürlich am besten in der Mitte des Fells. Während die hohen Töne zum Rand hin entstehen (hier schwingt das Fell in geringerer Höhe auf und ab). Deshalb lassen sich Obertöne von Snares z.B. auch gut am Rand abdämpfen, Tiefen bekommt man dadurch allerdings nicht weg (wer will das schon... und wenn dann ginge das auch nicht durch ein wenig Klebeband). Durch die Stimmung des Fells (Spannung des Fells) kann nun die Art des erzeugten Tons geändert werden. So lassen sich dann störende tiefe Töne doch wieder entfernen. Jazzer haben ja häufig sehr hoch gestimmte Toms, und Snares waren in den vergangenen Jahren auch eher hoch gestimmt als in den 80ern. Wie das geht? ganz einfach: Fell hochstimmen, also härter spannen. Dadurch kann das Fell nun nicht mehr so weit hoch und runter schwingen und erzeugt eben höhere Töne.
Beispielsweise kann man auch eine Tom nur zart schlagen und wird wenige Tiefe Töne bekommen, die Trommel klingt nicht so "voll". Liegt daran, dass sie die tieferen Töne nur erzeugen kann, wenn man das Fell auch zu einer maximalen Auslenkung bringt. Das heißt nun aber nicht, dass man, je härter man drauf schlägt, eine umso tiefere Trommel erhält. Denn die höheren töne werden am Rand ja auch weiterhin erzeugt und durch mehr Power eben auch verstärkt, also lauter.
Generell gibt es da irgendwo ein Maximum, zumindest gefühlt, an dem man das Fell nicht viel weiter auslenken kann ohne Tonnen von Kraft aufwenden zu müssen. Irgendwann wäre dann auch der Punkt erreicht, wo das Fell dann reisst.
Zurück zu den Größen: Ist der Durchmesser größer, so kann das Fell weiter ausgelenkt werden, also mehr cm hoch und runter gehen. Ausprobieren kann man das indem man mal eine grundgestimmte Bassdrum und ein 8er Tom nimmt und versucht, mit der gleichen Kraft, das Fell in der Mitte einzudrücken. Bei der bassdrum gehts leichter tiefer runter...
Somit ist also klar, je größer der Durchmesser der Trommel, umso tiefere Töne können erzeugt werden.
Hat man nun Tom-Toms, also mit zwei Fellen, so regt die Luft im Kessel das untere Fell auch an zu schwingen. Jetzt passiert etwas tolles: idealerweise schwingen die Felle zusammen und erzeugen so einen Ton mit stärkerer Amplitude (also höherer Lautstärke) und mehr Länge. Sie regen sich gegenseitig an, allerdings trotzdem mit abfallender Intensität (Amplitude, man könnte auch vorsichtig Lautstärke sagen)- sonst würde eine Trommel ja nie leiser werden . Das eine gleiche Stimmung der Felle diesen Effekt unterstützt ist ja wohl klar, oder?
Prinzipiell kann man sagen, dass die Lautstärke durch die Energie beeinflusst ist, die der Trommler in das Fell hinein gibt. Allerdings hat eine Trommel wie oben schon gesagt ein gewisses Maximum, wenn das erreicht ist, kann man noch so viel hinzu geben, die Trommel wird kaum lauter, da das Fell nur unter erheblich höherem Energieaufwand weiter/intensiver ausgelenkt werden kann.
Außerdem haben tiefe Frequenzen ein höheres Energieaufgebot, als hohe. Sie brauchen mehr Energie um erzeugt zu werden als hohe Frequenzen und haben auch mehr Energie wenn sie einmal da sind, übertragen diese also auch stärker auf umliegende Gegenstände. Bsp: bei Basstönen vibriert alles und eine Bassdrum mit einem Stick gehauen reicht oft nicht aus, man muss schon das kräftigere Bein nehmen, im Gegensatz zu der 10er Tom...
Nochmal außerdem kann man sagen, dass es Kraft braucht um Material in Schwingung zu versetzen. Eine große Tiefe Tom hat mehr Kessel als eine kleine und auch mehr Luft zwischen den Fellen die mit Energie "versorgt" werden will um zu schwingen.
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Daraus lassen sich viele tolle Sachen ableiten:
- eine Trommel mit großem Durchmesser kann tiefere töne produzieren als eine kleine -> sie braucht aber hierfür mehr Kraft des Trommlers.
- eine tiefe Trommel erfordert auch mehr Kraft des Trommlers um an das "Maximum" zu kommen (mehr anzuregende Luftmasse). Allerdings fördert eine tiefere Trommel das entstehen tieferer Töne, was bei Bassdrums oft erwünscht ist. Eine sehr flache Bassdrum würde auch relativ kurz klingen, die Bässe sind zwar da, aber nicht so lang anhaltend und auch nicht ganz so zahlreich wie bei der tiefen Tom. Ab einer gewissen "Flachheit" werden einige tiefe Frequenzen möglicherweise kaum wieder gegeben (würde ich selbst gerne mal probieren um es bestätigt zu haben)
- hingegen kann man mit Flachen toms auch eine direktere Ansprache und eine kräftigere Amplitude der höheren Frequenzen erwarten, da das Resofell direkter und stärker angesprochen wird(übrigens wird das Schlagfell beim zurückschwingen des Resofells wiederum zum Resofell und so weiter...) und so lautere hohe Töne entstehen. Bsp: Snaredrums, je flacher, desto knalliger und höher der Pitch. Eine 14x3er Snare kann einem aus dichter Entfernung schon ganz schön die Ohren wegbraten.
- mehr Masse kann lautere Frequenzen besser übertragen, ein dicker Kessel kann laut sein, wenn man ihn kräftig schlägt. Allerdings unterstützt ein dicker Kessel die tiefen Frequenzen nicht so stark, da eine dickere und dadurch steifere Masse nicht so stark ausgelenkt werden kann und somit die langwelligen Tieftöne nicht so gut wiedergibt.
Deshalb - vermute ich- hatten in den achtzigern einige Hersteller auch dicke Kessel mit quadratischen Kesselmaßen um die fehlenden tiefen Töne der dicken Kessel durch die zusätzliche Tiefe wieder wett zu machen, denn diese fördert ja (s.o) die tiefen Frequenzen.
Im Gegenzug haben z.B. Snares wie die Earth Snare von sonor oder die bekannten OCDP Snares mit 40 oder sogar 50 Lagen Holz einen sehr knallig aggressiven und sehr lauten Oberton.
-> die Sache mit der Masse kann man auch auf Becken sehr gut übertragen. Im Gegenzug vieler Meinungen haben dicke Becken mehr Obertöne als dünne allerdings können dicke Becken mehr Energie in Ton umwandeln und somit deutlich höher Amplituden und damit Lautstärken erzielen. Ich spiele auch deswegen sehr dünne Bosphorus becken, da sie in kleinen Clubs nicht so drücken, wie z.B. Paiste Alpha, die "tierisch ballern" können...
Abschließend würde ich nun sagen und damit bricht hier hoffentlich kein Krieg aus:
- tiefere, größere Trommeln sind nicht lauter als ihre Gegenstücke.
Zumindest nicht wenn man die Amplituden der lautesten Frequenzen vergleicht. Sonst würde eine Snaredrum ja niemals mit einer Basdrum mithalten können.
Was aber klar ist:
will ich Bässe haben noch und nöcher, brauche ich:
a) einen großen Durchmesser um an die tiefen Frequenzen zu kommen
b)eine gewisse Tiefe um die Frequenzen zu verstärken.
Aber dieser Effekt (b) ist auch endlich. Eine 22er bassdrum mit einer Tiefe von 48" oder sowas... http://www.precisiondrum.com/monster-kick3_copy.jpg ...kriegt man wahrscheinlich gar nicht "auf Touren". Außerdem wird das Resofell sicherlich nicht mehr so stark angeregt, wie bei einer 22x20er. Höhere Frequenzen für Attack und Mitten werden dadurch sicher auch stark minimiert, da diese weniger Energie haben und diese von der Luft leichter absorbiert ("weggesaugt") werden. Eine sehr sehr tiefe bassdrum klingt undefinierter und grummeliger, da weniger Attack (weniger hohe Töne).
Im Gegensatz:
eine flache Trommel kann die höheren Frequenzen mehr verstärken. Flache Snares haben lautere Obertöne als die tieferen counterparts, aber eben kaum Tieftöne.
Will man die Lautstärke trotzdem irgendwie maximieren, so muss man den Trick der 80 wieder anwenden:
Dicke Kessel, starke Arme (oder Technik, denkt an das Trommelmaximum) UND!!!! dicke schwere Sticks. Denn diese sind ja die Masse die wir auf die Felle schwingen.
Wer dann Bässe will, muss natürlich wie gehabt große Durchmesser und tiefe Kessel haben.
Hui, so ich hoffe ich hab mich nicht zu sehr wiederholt.
Alsdenn, Kristof