Und aktuell läuft es ja tatsächlich sehr gut, ich bin meinem alten Traum im Moment näher als je zuvor. Die Band passt menschlich super, weil wir uns alle seit über 20 Jahren kennen und so ziemlich auf der gleichen Wellenlänge sind, wir sind musikalisch sehr kompatibel zueinander, jeder bringt sich ein, wir veröffentlichen echte, selbstgemachte Musik (ganz frisch unsere erste EP auf Spotify) und haben in den ersten 14 Monaten unseres Bestehens schon 11 Gigs hinter uns und für 2025 sind die ersten 5 Gigs auch schon fix, darunter ein Slot auf einem bekannten lokalen Festival.
Das hast du neulich schon mal erzählt und das ist natürlich der Ideal-Zustand, wenn es so läuft und alle mitziehen!
Im Amateurlager ist das ja eher unkritisch, obwohl meine Ex damals extrem unglücklich war, als ich aus ner Band ausgestiegen bin, die musikalisch wenig anspruchsvoll, aber eben extrem familiär war. Da erstreckte sich die soziale Komponente sogar auf die Familienmitglieder, die Frau des Gitarristen brachte im Lauf der Proben immer Kaffee und Kuchen vorbei, und zu den wenigen Konzerten kam man mit Kind und Kegel.
Das ist auch eine idyllische Annahme, solange alles läuft und nicht...
Ein weiterer Grund, weshalb mir der Gedanke einer Exklusiv- oder Hauptband wohl nicht so liegt, ist meine fehlende Geduld mit chronisch insuffizienten Bandmitgliedern. Wenn beispielsweise in der Band der Basser nicht tight spielt oder der Gitarrist sich nie an seine Parts erinnern kann, weil daheim nix getan wird, nervt mich das extrem.
...einer anfängt hinterherzuhinken oder gar einen befreundeten Musiker mitbringt, den man dann aus freundschaftlichen Gründen nicht abweisen kann, der aber dann alles ausbremst.
Das soll wieder nichts gegen "Anfänger" sein. Im Gegenteil ist es großartig, wenn jeder was macht. Aber es müssen sich immer alle im klaren sein, auf welcher "Hochzeit" sie gerade tanzen. Die "Profis", die es mit Amateuren aufnehmen sollten die Situation nicht zu lange ausnutzen und ihre Energie aufwenden, wenn es ihnen widerstrebt. Dagegen sollten Amateure auch nicht für sich beanspruchen, dass niemand noch auf einer weiteren Hochzeit tanzt, finde ich.
Ganz schwierig finde ich immer, wenn vorausgesetzt wird, dass man auch spielfreie Wochenenden, Urlaube oder gar Nächte miteinander verbringt. Kann man tun, wenn alles andere passt und läuft, aber eine Band ist zunächst mal eine geschäftliche Beziehung, wenn man vorhat auch nur wenigstens einen einzigen öffentlichen Auftritt spielen möchte. Es kommt jetzt ja auch bald die Zeit, wo jeder Verein und jeder Arbeitgeber meint, noch irgendwo seine Weihnachtsfeier in die eh schon vollen Terminkalender der Leute zu drücken. Das ist ja ganz ähnlich. Nicht falsch verstehen, aber ich möchte mir halt für die Ausübung eines Hobbys nicht auch immer gleich die volle soziale Palette einkaufen und anhängen müssen. Doch das wird im Amateurbereich leider immer selbstverständlicher und schlimmer, je weniger ambitioniert das musikalische Niveau ist, finde ich.
Für mich wären zB dauerhaft eine Top40 Coverband einfach nix, aber ich verdiene auch meinen Lebensunterhalt nicht mit Musik.
Ich erwähne das gerne immer wieder: Man kann meiner Meinung nach auch aus "Top40" seine "eigene Musik" machen. Es ist leider so, dass die meisten Menschen dann mitfiebern, wenn sie die Songs kennen. Wie man sie aber spielt, ist dann fast egal. Ich bin ein großer Freund von Mashups (Songs mit gleicher Struktur, Beat, Melodieelementen, ... miteinander mixen - auch phrasenweise) oder Stiländerungen ("wenn Iron Maiden Dancing Queen von ABBA geschrieben hätten"). Das gut zu machen, dazu gehört eine ganze Menge. Und dann kann man auch Atemlos von Helene Fischer als intellektuelles Jazz-Stück darbieten.