Ich habe das Glück, einer befreundeten Hörakustikerin in den vergangenen Monaten als Versuchsobjekt für ihre Meisterprüfung dienen zu dürfen und konnte so (fast) alle gängigen Kombinationen von Ultimate Ears und Mitbewerbern (Shure, Hearsafe etc.) in Verbindung mit angepaßten Ohrteilen und als "Custom Personal Monitor" ausgiebig live und im Studio ausgiebig probieren.
1. Variante: Die Ultimate Ears Standard Hörer, also ohne angepaßte Otoplastik, halten bei normalem Aktionsradius sehr ordentlich im Ohr, sofern nicht durch übermäßige Bewegung des Oberkörpers das Kabel unter Zug gerät. Mein Tipp: Unbedongt das längere Kabel verwenden, vor allem, wenn man etwas über 175 cm groß ist, um immer genug kabelreserve zu haben. Ich habe die Hörer sowohl mit den Schaumstoff als auch den "Tannenbaum" Gummi Paßstücken probiert. Man darf allerdings beim Einführen der Hörer nicht zu zimperlich sein und sollte bis zum völligen Abschluss des Gehörgangs drehen, schieben, drücken. Belohnt wird man durch einen sehr guten Sound und prima Außendämpfung. Getestet mit UE SF 5 Pro und UE 10 triple.fi, wobei der 10" er wegen der drei Treiber Bässe deutlich besser überträgt. Live hat das System leichte Tücken, denn sobald ich den Sänger angrinse, verändert sich der Sound, da sich die Ohreneingänge weiten, der Hörer nicht mehr 100% an der ihm zugedachten Position bleibt und kurz nachjustiert werden muss. Aufwand gering, kurzer Druck genügt, doch auf Dauer stört das. Stellt sich übrigens auch ein, wenn man wie ich oftmals mitsingt oder beim Anzählen auch einmal brüllt. Preis für die Hörer: UE 5 ca. 150 €, UE 10 ca. 275 €
2. Variante: die beiden genannten Hörer in Verbindung mit einer Otoplastik, d.h. anstelle des Filters meines Elacin Gehörschutz stecke ich die Hörer ein. Die Paßform ist erheblich besser, die Hörer bleiben auch beim Grinsen & Brüllen an ihrer Position. Bei Bedarf: Hörer raus und Filter wieder rein und schon habe ich meinen gewohnten Gehörschutz.
Der Sound ist nicht nur spürbar druckvoller und spielt sich mehr "im Kopf" ab, sondern er bleibt durch die bessere Paßform auch über Stunden konstant. Zudem habe ich weniger Probleme, den passenden Sitz zu finden, denn ist sie einmal ins Ohr eingeführt, flutscht die Otoplastik durch die Maßanfertigung an Ort und Stelle ... und sie bleibt dort. Für das Ohr ist das außerdem schonender, habe keine Druckstellen mehr. Durch die bessere Paßform ist die Außendämpfung spürbar besser - kann ein Vorteil sein, wenn die Band sehr laut ist, aber auch ein Nachteil, wenn Feinheiten nicht mehr wahrgenommen werden. Grundsätzlicher Nachteil ist für mich die Optik, denn durch das Aufstecken steht der Hörer etwas weiter vom Kopf ab. Preis für die Otoplastik: rund 150 €, dazu noch der Hörer wie oben beschrieben.
3. Variante (der Monitor Himmel auf Erden): der Hörer wird in die Otoplastik eingearbeitet und füllt die die Concha komplett aus: Beste Paßform, bester Sitz, bester Sound. Zudem verfügt das Teil über eine sog. Ambience Funktion, d.h. eine kleine Öffnung, die ich mit verschiedenen Filter bestücken oder aber vollends dicht machen kann. So läßt sich der Grad der Außendämpfung zu einem guten Teil selber bestimmen. Leider ist das auch die teuerste Variante und die Otoplastik läßt sich nicht als Gehörschutz verwenden. Preis zusammen ca. 700 € (UE 5 Pro)
UE habe ich zum Einen wegen der robusten Kabel verwendet, die sich zudem leicht tauschen lassen. Wem ein unbedarfter Techniker schon einmal das Kabel gekappt hat (drum Riser verschoben, schwupps war das Kabel durch), ohne die Möglichkeit dies zu wechseln, der weiß wie wichtig das ist. Soundmäßig sind die Hörer ganz weit vorn, denn sie übertragen sehr gleichmäßig in allen Frequenzbereichen und selbst Feinheiten anderer Instrumente waren weitaus besser zu hören als bei anderen Hörern. Ich bin zum Fan meiner Bass Drum geworden!
Gespielt habe ich die einzelnen Varianten übrigens immer über meinen Fischer In Ear Amp in Kombination mit dem Buttkicker-Mini oder Buttkicker Concert, sowohl Live als auch im Studio und beim Üben. Sehr angenehm ist die deutlich geringere Lautstärke, die gefahren werden muss, um wirklich alles gut und differenziert zu hören. Selbst stundenlanges Play-Along spielen oder proben belastet die Ohren viel weniger. Anfangs hatte ich zudem sehr oft so meine Aha Erlebnisse, wie gut unser Gitarrist ist, weil ich viele Details seines Spiels erstmals wirklich wahrgenommen habe. Also auch musikalisch macht In Ear für mich Sinn, denn nur das, was ich höre, kann ich auch musikalisch begleiten.
Alles in Allem möchte ich nie wieder ohne In Ear spielen und selbst die hier beschriebene mit 150.- € günstigste 1. Variante schlägt die Sidefills um Längen. Unter einen 2-Wege Hörer würde ich hierbei allerdings nicht gehen, es sei denn, man mag seine Bass Drum nicht Gavin Harrison und sein Sennheiser Hörer machen für ihn Sinn, weil er den Hörer zusätzlich zu mindestens zwei Monitorboxen verwendet. Das erwähnte Teil unterscheidet sich nur unwesentlich von einem schlichten Hifi Kopfhörer und wer weiß schon, welches Monitorsignal er darauf erhält?
Hth,
Sebastian.