Alles anzeigen@ didi
es gab sehr wohl eine große amateurszene.
mit einstufungen.sowas wie ne live-prüfung...
bei einer sog. einstufungskommission.
grundstufe-mittelstufe-oberstufe-sonderstufe.
mit dem dazu passenden stdl.vergütungssatz.
und den profi-status mußte man auch nich unbedingt haben,
um geld zu verdienen.
glaub mir.
ich hatte so eine pappe ("spielerlaubnis", sonderstufe)
ich würde allerdings nicht so weit gehen, zu behaupten, dass besitzer dieser ausweise "bessere musiker" sind/waren. dass eine musikalische ausbildung oder zumindest eine gehörige portion eignung voraussetzung für eine "staatliche spielerlaubnis" war, hatte allerdings - zumindest oberflächlich betrachtet - vorteile für musiker und veranstalter gleichermaßen:
musiker profitierten von einer gewissen planungssicherheit betreffend der gage. gsüchd erwähnte es ja bereits, dass der vergütungssatz (stundenlohn) mit der einstufung gekoppelt und festgeschrieben war. auch war das gründen und ausbauen einer band und der erfolg der unternehmung nicht in erster linie eine frage des musikalischen vermögens der einzelnen musiker sondern im idealfall "nur" eine frage der stilistischen vorlieben und ob man zusammenpasste und die "richtigen" musiker zusammen kamen . daher schlußfolgern auch heute noch einige, dass die musiker besser waren als im westen. darüber kann man sicherlich streiten, messbar jedoch ist das nicht an verkaufszahlen und anzahl produzierter tonträger. das hat der staat genauso reguliert, wie er kontrolliert und zensiert hat, was auf der bühne veranstaltet wurde.
ein weiterer "vorteil" war, dass bands in aller regel keine aufwendigen demo-aufnahmen produzieren mussten, um überhaupt jemals irgendwo auftreten zu können. ein paar telefonate bei den veranstaltern der republik und der terminkalender war voll für das ganze jahr. das einzige, was die mehrzahl der veranstalter nämlich interessierte, war die musikalische ausrichtung und die einstufung der band. denn kultur war voll subventioniert vom staat. der veranstalter trug daher auch kein finanzielles risiko. zumindest konnte er sich aufgrund der einstufung darauf verlassen, dass da nicht plötzlich ein haufen musiker auf der bühne standen, die von tuten und blasen keine ahnung hatten. ein garant für tolle musik war das aber nicht - wie man sich unschwer vorstellen kann.
die damalige "auftrittsgarantie" war für musiker eigentlich ideal. da genügte ein auftritt für die wohnungsmiete (ich hatte damals eine 2 1/2 zimmerwohnung für 18 mark im monat) und der nächste auftritt fürs essen
man konnte sich eigene techniker mitsamt anlagen und fahrzeugen leisten - weil auch das mit festen vergütungssätzen erstattet wurde vom veranstalter.
um so schlimmer kam es für sehr viele musiker dann mit dem mauerfall: kaum jemand wollte den alten mist noch hören, geld für jetzt teurere eintrittskarten war nicht ausreichend vorhanden, viele clubs wurden geschlossen. die bands - sofern sie durch spontane übersiedlungen von bandmitgliedern - nicht sowieso schon zerrissen waren, mussten ums überleben kämpfen. aus manch einem ach so "besseren musiker" wurde dann ein versicherungsvertreter. das waren wirklich keine einfachen zeiten.
das musiker im osten damals mit "unterirdischem equipment" auskommen mussten, ist auch nur halb richtig. denn ich erinnere mich noch sehr genau, wie ich mir am schaufenster eines staatlichen kontrollierten musikhauses die nase plattdrückte, weil es da so eine "an- und verkauf"-ecke gab, wo eine gebrauchte und fast vergammelte sonor fussmaschine für 1.900 mark oder keyboards jenseits der 20.000 mark herumstanden. oft jahrelang. wer das geld und manchmal auch die nötigen beziehungen hatte, konnte sich durchaus vernünftig ausstatten. der professor, der mich geschliffen hat, bezog beispielsweise aus irgendwelchen quellen ludwig drumsticks, die er für 50 mark je paar an uns weitervertickte. die dinger dann überhaupt in die hand zu nehmen, bedurfte ganz besonderer momente
dass klaus selmke aufgrund der mieserablen hardware zum spielen im sitzen auf dem fussboden gezwungen war, ist eine nette legende
allerdings kam das damals richtig cool rüber und nicht wenige drummer dürften das heimlich probiert haben, um mit schmerzenden gliedern anschliessend festzustellen, dass selmke entweder total bescheuert oder ausserirdisch ist