Hallo zusammen,
habe in den letzten Tagen eifrig im Forum gestöbert, da ich - Überraschung - derzeit über die Anschaffung eines E-Drum-Sets nachdenke.
Dazu bin ich heute in einem größeren Musikgeschäft gewesen, wo ich die meisten Sets antesten konnte. Weil ich soviele brauchbare Tipps aus diesem Forum ziehen konnte, gebe ich Euch gerne eine (völlig subjektive) Zusammenfassung meiner Testergebnisse. Vielleicht ist sie ja für den einen oder anderen brauchbar.
Testen konnte ich: Roland HD-1, TD-9KX, TD-9KS, TD12-KV, TD-20K mit Extension. Das TD-4K war als Set nicht da, ich konnte aber das Modul testen an einem mit Meshheads bespannten Akustikset.
Mein Fazit: Alles unter TD-12 ist als ernstzunehmender Akustikersatz nicht zu gebrauchen. Und zwar nicht so sehr wegen der Sounds an sich (die finde ich sogar ganz ok, v.a. bzgl. Preis-Leistung beim TD-4), sondern hs. wegen des Trigger-Verhaltens. In Anbetracht der "Benutzungshäufigkeit" habe ich mein Augenmerk dabei v.a. auf das Testen von Snare, Hi-Hat, Bassdrum und Becken gelegt. Mit der Bassdrum war ich eigentlich bei allen Sets ganz zufrieden, bei den anderen Komponenten allerdings weniger.
Problemfall Snare
Testprogramm: Open Roll (von leise bis laut), Closed Roll (dito), Akzente mit Double Ghostnotes als "Teppich", Flam Taps
Ich habe für die Snare nur Meshheads getestet. Von Spielverhalten finde ich Sie zwar nicht überragend, aber schon einigermaßen nah an das Original herankommend und v.a. leiser als gedacht.
Die Dynamik-Auflösung der Snare bei HD-1 und TD-4 ist nicht ausreichend. Es gibt nur wenige Lautstärke-Stufen, die für eine differenzierte Spielweise nicht ausreichen. Klingt unnatürlich. Besser ist das bei >TD-9. Gerade bei den Ghostnotes (also im sehr leisen Bereich) ist aber auch hier die Unterscheidung nicht scharf genug. Bzgl. der Dynamik-Unterschiede konnte ich keinen großen Unterschied zwischen TD-9 und TD-12 feststellen und zwischen TD-12 und TD-20 gar keine. Ab TD-12 gibt's ja bekanntermaßen Positional Sensing oder wie der Quatsch heißt. Das macht die Snare nochmal eine Ecke natürlicher. Klingt für mich aber in Summe so, als gäbe es nur zwei Sounds: In der Mitte und nicht in der Mitte. Gerade am Rand klingt eine Akustiktrommel ja sehr hoch, das ist bei den E-Drums aber nicht so. Die größere Snare beim TD-20 ist natürlich netter, aber aufgrund des beschriebenen Spielverhaltens Mitte zu Rand eigentlich überflüssig.
Problemfall Hi-Hat
Testprogramm: Open Roll mit langsamen Öffnen und Schließen, Achtel mit je Halboffen, Rand-Top, und Top Anschlag, Splashs
Die VH-11 fand ich bei beiden Sets enttäuschend. Die HiHat war vor allem unglaublich leise, was sich auch beim TD-12 mit den Schiebereglern nicht voll ausgleichen ließ (vielleicht war da ja was software-mäßig verstellt?!?). Den Verkäufer drauf angesprochen, und der erklärt mir: "Kein Wunder, die Hi-Hat ist verdreht!". Man lernt doch nie aus: Auch die teuren Hi-Hats und Becken haben nur auf ca. 1/3 der Fläche den direkten Trigger-Kontakt. Spielt man auf dem Rest, ist's deutlich leiser. Nur leider hat das auch nicht viel genützt, insbesondere wenn die HiHat offen war, war's aus meiner Sicht viel zu leise... Die Offen-Geschlossen-Auflösung war beim TD-12 minmal besser als beim TD-9.
Die VH-12 fand ich etwas besser, bin aber nicht sicher, ob das den hohen Preisunterschied rechtfertigt...
Problemfall Becken
Testprogramm: Crashes in verschiedenen Lautstärken, Single Rolls; Kante, Top und Kuppen Anschlag, Open Roll Top
Bei >TD-12 war ich mit dem Trigger-Verhalten der Becken ganz zufrieden. Bei den TD-9 Sets gabs v.a. beim Ride einige Fehl-Triggers (Kante-Sound obwohl ich Top gespielt habe). Bei <TD-12 war ich auch mit dem Abstoppen nicht zufrieden (war verzögert).
Sounds
Wie schon gesagt, fand ich die Sounds eigentlich bei allen OK. Das HD-1 hat natürlich nur sehr wenige Kits, beim TD-4 ist das schon besser. Der Vergleich TD-12 vs. TD-20 ergab bei mir ein leicht (!) besseres Gefühl beim TD20, was aber den Preisunterschied leider nicht rechtfertigt...
Lautstärke
Das HD-1 ist zwar in den meisten Disziplinen Mist, hat aber bei Lautstärke-Entwicklung die Nase vorn, weil es keine echte FuMa besitzt. Das ist für das Spielgefühl nur semigeil, für die Nachbarn aber umso besser. Die Meshheads für die Snares und Toms fand ich angenehm leise. KD-8 ist aus meiner Sicht für Mietwohnungen zu laut, v.a. wenn man Heel-Up und Doublebass spielt. Die Meshhead-KDs sind schon deutlich leiser, bleibt das Problem des Trittschalls der FuMa...
Sind E-Drums was für Anfänger?
Klare Antwort: Wenn überhaupt, dann nur ab TD-12 (es sei denn, man plant für den Rest des Lebens nur auf E-Drums zu spielen).
Grund: E-Drums sind zu einfach und klingen selbst bei ungenauer Spielweise verhältnismäßig gut. Das ist paradoxerweise insbesondere bei den billigen der Fall.
Beispiel Open Roll: Einen sauberen Open Roll bekommt man auf einem TD-4 ohne weiteres hin, selbst wenn man "pfuscht". Durch die geringen Lautstärkeabstufungen braucht man nur ganz grob gleich laut zu spielen. Das ist selbst bei TD-12 und TD-20 noch bei leisen rolls / double ghost notes der Fall. Das böse Erwachen kommt dann, wenn man zum ersten Mal an einem richtigen Set sitzt.
Beispiel Back Beat. Wer schon mal in einem professionellen Recording-Studio war, der weiß, wie schwierig es ist, einen konsistenten Back-Beat zu spielen. Ein bisschen zu leise oder ein wenig von der Mitte entfernt, schon klingt's total anders. Bei E-Drums (speziell den günstigen) klingt es immer gleich und klingt nach Studio-Qualität. Positional Sensing bei >TD-12 schafft nur wenig Abhilfe.
Daher: Entweder in ein teures E-Drum investieren oder besser gleich auf einem Akustikset lernen (vorausgesetzt man will auf Akustiksets spielen können, möchte ein guter Amateur werden und nicht nur Thrash-Metal-Style auf 'ner Schießbude rumkloppen).
Abschließendes Fazit:
Nach dem Test bin ich etwas ernüchtert. Wenn ich mir überhaupt ein Set zulege, dann werde ich ws. mit einem TD-12-Modul beginnen und mir nur Bassdrum und Snaredrum als Meshheads holen. Eventuell die VH-11 als Hi-Hat, das muss ich aber nochmal checken. Dann sukzessive ausbauen. Ein vergleichbar teures Komplett-Set taugt aus meiner Sicht zum ernsthaften Üben nicht.
Cheers and Keep on Drummin'!