Dann die Lautstärke und die Resonanz an sich, alles eine neue Welt. Wo vorher Kopfhörer saßen hämmert jetzt der reale Sound ins Ohr
Da möchte ich mal kurz einhaken. Vorab, die E-Drum-Technik verteufle ich nicht und ich begrüße und spiele Hybridlösungen, um die Soundvielfalt zu erweitern.
Die Interaktion mit dem Schlagzeug als Gesamtinstrument, dessen Einzelkomponenten und den Wechselwirkungen kann ein E-Drum nicht leisten. Das Gleiche gilt für E-Piano und A-Piano. Ich beobachte bei vielen Einsteigern und jahrelangen E-Drummern oder E-Pianisten, deren der rein akustische Weg fehlt, dass sie ein massives Interpretationsdefizit in der Klangerzeugung haben. Es ist etwas völlig Grundverschiedenes, ob der Spieler ein insgesamt zu lautes E-Drum (iSv hartem Anschlag bei vollen Velocity) einfach in der Gesamtlautstärke reduzieren kann, oder er an einem akustischem Set sitzt, bei welchem jede Zurücknahme von physikalischer Energie immer mit deutlich wahrnehmbaren Lautstärke- und Dynamikschwankungen innerhalb des Spielflusses einher geht und damit der Spieler in seiner Ausdrucksweise selbst verantwortlich ist und sich nicht der Übersetzung eines Moduls unterordnen kann. Daher kann man also völlig locker mit einer superleichten Jazzer-Hand ein E-Schlagzeug spielen und trotzdem vollends nach "Haudrauf" klingen. Setzt man diese Leute dann ans A-Set, merkt man recht schnell, dass schon der erste Rimshot wie ein Kanonenschuss durch Mark und Bein fährt. Gleiches kann man auch bei reinen E-Pianisten-Einsteigern beobachten. Das Verständnis und das Wissen, wie laut das A Piano tatsächlich wäre, fehlt meinst, weshalb viele Leute, die auf einem E-Piano das Spielen erlernt haben, auf einem akustischen Piano einen deutlichst zu starken Anschlag haben und mit viel weniger Energieeinsatz ans Ziel kämen. Und genau dieser Moment, wenn diese mal am akustischen Klavier sitzen - und sei es noch so schlecht gestimmt und im miserablen Zustand-, ist jener, an dem die Reise erst beginnt. Das kann keine noch so ausufernd aufwendige und teure Piano-Library auf der Sample-Basis eines Bösendorfer C 290 Imperial oder Steinway Concertflügel leisten. Gleiches gilt auch für ein E-Drum. Die Frage ist, ob es das denn muss. Es wäre jedoch vermessen anzunehmen, dass es das kann.
Darüber hinaus interagiert und reagiert ein akustisches Instrument jedweder Art immer mit dem Raum in dem es gespielt wird. Schall, der rechts außen produziert wird, gelangt immer auf beide Ohren. Bei Hard-L/R-Pannings in den E-Drum Modulen oder auch bei E-Pianos passiert das nicht in der natürlichen Form. Es fehlt jeder Kleber, der den Gesamtsound zusammenhält. Die dadurch erzeugte Sterilität, die gerade bei Einsteiger-Sets wohl am ausgeprägtesten zu Tage tritt, ist für viele Einsteiger also der Moment, wo sie erleben "Aha, so ist also Schlagzeug". Ich möchte nicht sagen, dass die Drumsounds "fertig produziert" klingen, aber Anfänger und (Dauer-)E-Drumspieler gewöhnen sich an einen aus ihrer Position idealisierten Klang, und kämpfen mit dieser Erwartungshaltung beim Umstieg. Beim Verständnis dessen wird es auch ein 10-jähriger Umsteiger schwerer haben, als erheblich ältere Semester.
Beobachtbares gibt es aber auch anderorts. Für mich fängt das Verständnis eines Instruments mit dem Stimmen an - an dieser Stelle hinkt etwas der Pianovergleich, denn das ist dann doch eine etwas andere Hausnummer und man braucht einige Zeit, um das zu können. Nichtsdestotrotz hat man irgendwann zu Schulzeiten im Musikunterricht hoffentlich die wohltemperierte Stimmung im Zusammenhang mit Bach wenigstens mal gehört. Letztlich kann der Spieler einfach, schnell und unkompliziert mit einem Wisch/Knopfdreher aber am E-Set einfach die Trommel pitchen wie er will. Am A-Set ist das nicht einfach so möglich. [Andersherum ists aber auch einfach interessant, mit der Pianolibrary in der Lage sein zu können, Stücke völlig unkompliziert und schnell in der jeweiligen Originalstimmung spielen zu können. Das wäre am Flügel weitaus schwieriger umsetzbar. Für mich gehört die Stimmung aber zum Grundverständnis dazu, auch beim Trommeln. Das mag jeder anders sehen, aber bspw. einem Gitarrenschüler die Stimmung des Instruments nicht zu erklären, wird auch in erheblichen Schwierigkeiten münden. Tatsächlich gibt es aber Leute, die die Gitarre zum Saitenaufziehen und sogar zum bloßen Stimmen in den Musikladen um die Ecke bringen. Warum man dem Gitarrenlehrer da überhaupt irgendetwas bezahlt, hat sich mir nicht erschlossen. Beim Schlagzeug gibt es das auch! Glaubt ihr nicht? Dann schaut doch einfach mal die A-Sets an, die bei Ebay Kleinanzeigen zu erwerben sind: Das gibt es gerade an den günstigen Sets miese Umstände. Da wird mit Tempo, Gaffa und Decken der letzte marianengrabentiefe Krater in zig Jahre alten Fellen bearbeitet, um dann am völlig unergonomischen Aufbau irgendwas aus dem Teil durch Antippen rausstreicheln zu können, weil sonst im Nebenzimmer das Bild von der Wand fällt. Oder es wird so totgedämpft, dass es irgendwie eine für Außenstehende erträgliche Lautstärke hat, weil jenen das Verständnis fehlt und zudem der Trommelnde vielleicht gar nicht in der Lage ist, das zu beurteilen. Wie kommt es denn dazu? Wo sind da denn die entscheidenen Stellschrauben verstellt worden?
Gleichzeitig kann man aber auch manche Dinge von A auf E nicht 1:1 übertragen. Würde mich jemand an irgendein reines E-Schlagzeug setzen, würde man wohl folgendes beachten können: Einen Wirbel auf der Snare vom Spannreifen an Richtung Fellmitte würde ich auf dem E-Set genau so wie auf dem A-Set spielen, völlig egal ob das E-Set tatsächlich positional sensing wiedergeben kann oder nicht, vermutlich sogar dann, wenn ich um das Fehlen dieser Funktion wüsste. Genauso würde ich auch am E-Piano ein dreipedaliges Klavierpedal benutzen (es erweitert das rechte Forte-Pedal (Sustain) nach links um Sostenuto- und Piano-Pedal), selbst wenn das das mit ihm verbundene E-Piano gar nicht unterstützt. Warum? Weils ich das immer mitgeübt hatte, auch wenn das Piano die weiterführenden Pedale möglicherweise gar nicht hatte.
Im Ergebnis wird man mit beiden Instrumenten spielen können, aber nicht, weil es ein E- oder A-Set ist, sondern weil man gelerntes Wissen anwendet. Soweit kämen die allermeisten Laien wohl noch mit. Schwierig wird's nur dann, wenn das (potenzielle) Ausgangsmaterial dies nicht ermöglicht. In diesen Bereich hat der anfangende Laie schlicht und ergreifend keinen Einblick, sonst wäre er ja auch kein solcher. Entweder steht man dann als Laie den Lösungen offen gegenüber, oder eben nicht. Aber was, wenn durchaus Interesse am A-Set bestehen würde, es aber vielleicht das aufgrund der räumlichen Gegebenheiten einfach nicht geht? Kaum jemand wird erwarten können, sich als blutiger Anfänger einen Proberaum zu mieten - erst recht nicht, wenn andere Leute (Eltern) den Spaß auch noch bezahlen müssen. Soll man diesen Anfängern den Weg des Erlernendes eines Instruments deshalb verwehren? Das kann man nicht wollen! Letztlich muss man aber das Bewusstsein schaffen.