@ Drumstudio
Dein Beitrag ist wirklich sehr interessant, vor allem weil du deine Infos anscheinend aus sehr naher und zuverlässiger Quelle hast bzw. selbst die Erfahrungen gemacht hast.
Dennoch, ich glaube, dass deine Schilderung vor allem auf den deutschen Raum zutrifft, aber dass es gleichzeitig international anders aussieht.
Erstmal zu Deutschland. Mal ganz ehrlich, welche Bands gibt es denn hierzulande, denen man ernsthaft den internationalen Durchbruch, beispielsweise in den USA, zutrauen würde (aus rein musikalischer Sicht)? Mir fallen vielleicht 2-3 Bands ein, mehr nicht. Als nächstes frage ich mich, warum das so ist. An mangelndem Potenzial bei einem 82Mio Einwohner Land kann das nicht liegen, definitiv. Sogar aus Klein-Skandinavien hört man mehr als von uns Deutschen. Schon sind wir bei deiner Erläuterung angelangt.
Und dann schaue ich nach England und lese mir mal die endlos lange Liste an Bands durch, die ihre Tour hier und in den USA durch ausverkaufte Hallen ziehen. Als Beispiele wären da Radiohead, U2, Franz Ferdinand, Travis, Muse, Oasis u.s.w.u.s.f. zu nennen. Dann schaue ich mir die Charts dortzulande an und bin erstaunt wie viele hierzulande als alternativ geltende Bands dort wiederzufinden sind. Ein ganz wichtiger Faktor wurde hier bisher nämlich noch nicht genannt:
Die Leitkultur.
Hier in Deutschland wird die Jugend größtenteils durch diesen gottverdammten Kommerz-"HipHop" (der Name HipHop darf im Zusammenhang mit dieser "Musik" eigentlich nicht fallen, ist ähnlich wie mit "Punk", aber ich benutze ihn trotzdem mal ) dominiert. Ob das jetzt am nahen Bezug von Deutschland zu den USA liegen mag...keine Ahnung, ist jedoch eine Tatsache.
Wenn man dann mal in England ist, laufen dort die meisten (ich war wirklich erstaunt) im "Indie-Style" rum. Zum Beispiel Chucks an allen Ecken und Enden. Man sieht fast niemanden in HipHopper-Schlafanzügen und -Nachthemden. Die ticken einfach ganz anders dort. Deswegen verkaufen sich, sagen wir das jetzt mal ganz allgemein, Rock- und Indie-Platten dort viel besser. Was hier wirklich nur in Szenen-Kreisen in aller Munde ist, mischt in England ganz oben in den Charts mit.
Dass immer mehr unbekannte Bands dort erfolgreich werden spricht doch für eine gesunde Plattenfirma, die es sich leisten kann, junge Bands mit lukrativen Verträgen auszustatten und gescheit zu vermarkten.
Wenn es da klappt, warum dann nicht auch hier? Das ist mir nicht ganz klar. Ob es wirklich nur am Musikgeschmack liegt? Sicherlich, kennt ihr wirklich Erwachsene, die sich den Kommerzmüll in Deutschland anhören? Indie und Rock kommen glaube ich bei einer größeren Zielgruppe an. Ich kenne genug, die noch Led Zeppelin, ACDC, Deep Purple und die ganzen anderen Altrocker hören, und HipHop nun wirklich nicht. Aber daran alleine kann es doch nicht liegen...
Und was die Situation bei Labels hier in Deutschland angeht:
Du zielst da eher auf kleine, deutsche Labels ab, oder? Wenn ich mir das Sony/BMG-Center auf dem Potsdamer Platz so anschaue, dann glaube ich eigentlich, dass es denen ganz gut geht. Zumal die Majorlabels wie Warner etc. ja eigentlich alle aus den USA kommen und von dort gesteuert werden. Deren Einnahmen kommen ja vom weltweiten Verkauf, und die regeln die Preise.
Warum schaffen die es einfach nicht, sich kundennäher zu orientieren und sich mit Konsumenten kurzzuschließen?
Vielleicht auch einfach mal die Promotion für diese HipHop-Affen (auch/vor allem deutsche...) zurückfahren oder ganz einstellen (schön wärs) und mehr auf Rock setzen, der zweifellos auch älteres Publikum anspricht.
P.S.:
Ich weiß, ich habe den Pop jetzt mal völlig außen vor gelassen, aber den gibts in jedem Land in einem gewissen Maße. So krass wie die Unterschiede bei Rock ist das in diesem Genre bei weitem nicht.