Ein denkwürdiges Konzert gestern Abend in Köln, in vielerlei Hinsicht.
Zum einen einfach nur beeindruckend. Über ganze 3 Stunden, die man heutzutage eigentlich von keiner Band mehr geboten bekommt, ziehen 8 perfekt abgestimmte Ausnahmemusiker ihr Programm sowas von souverän ab. Was da teilweise an Passagen kam, da hing meine Kinnlade regelrecht am Boden! Pridgen hat keineswegs die ganze Zeit ein "Drumsolo" gespielt, sondern nicht mehr als auf der neuen Platte gemacht, vereinzelt halt etwas anders. Aber wie locker flockig der Kerl die krassesten Sachen da runtergroovt, das ist schon abartig.
Manche Songs wurden originalgetreu abgespult (Day Of The Baphomets, Agadez...), andere bis zum Erbrechen ausgeschlachtet, was dann schon zu 1-2 Längen geführt hat. Cygnus wurde sogar fast auf eine halbe Stunde erweitert. Cedric hat zwischendurch mal den ein oder anderen Verstärker bestiegen oder ein Crash inklusive Ständer ins Publikum befördert. Was der wohl so nimmt vor den Konzerten? Irgendwann wars dann aber zu viel, das hat richtig genervt. Drunkship of Lanterns ging mir dann gar nicht mehr rein. Zum Glück gings danach wieder bergauf.
Der Sound war leider ziemlich schlecht, da sehr matschig. Der Bass war eher ein tiefes Gewummer, die Acrylkarre vom Pridgen klang ziemlich metallisch und die Snare hat trotz der 7" Tiefe eigentlich nur geknallt, völlig ohne Bauch. Der Gesang, der mich übrigens überaus positiv überrascht hat (der war wirklich exzellent!) war verhältnismäßig viel zu laut und den Bläser habe ich teilweise trotz intensiven Beobachtens einfach nicht wahrnehmen können. Wie auch die 20 verschiedenen Percussioninstrumente und das Keyboard schwer rauszuhören waren.
Der absolute Tiefpunkt war aber das höchst arrogante Verhalten der beiden Frontmännchen:
Beim komplett akustischen Asilos Magdalena kam vom Publikum wohl irgendein dummer Kommentar, den die beiden Vögel vorne gehört haben. Darauf kam von Omar Rodriguez nur ein "Fuck Off" ins Publikum, wilde Diskussionen mit Cedric Bixlar und dem zweiten Gitarrero folgten. Nach dem Lied gab Omar seine Klampfe gefrustet seinem Guitartech, Cedric krallte sich das Mikro und meinte, dem Publikum erstmal eine Moralpredigt halten zu müssen. Von wegen "ihr könnt stolz auf euch sein. Es sollte euch eine Ehre sein, solchen Musikern zuhören zu dürfen. Im Kino geht auch niemand vor die Leinwand und redet mit dem Film. In den USA quatscht auch niemand während dem Konzert. So, und jetzt bekommt ihr endlich wieder euren Rooock Sooong". Eigentlich sollte dann noch Miranda als Akustiksong kommen, wie sich später aus der Setlist, die irgendeiner gefangen hatte, herausstellte. Das wurde aber kurzerhand rausgestrichen, die Stimmung der beiden war im Arsch und Cedric stand beim letzten Lied, Day Of The Baphomets, nur noch angewurzelt und genervt da, um danach die Bühne ohne jeglichen Kommentar und mit mahnendem Blick zu verlassen.
Das geht wirklich gar nicht. Das war kein Kinofilm, sondern ein Konzert, und dazu gehören Emotionen. Wie kann man denn von 3000 Leuten erwarten, dass alle mucksmäuschen still sind? Idioten gibt es überall, das sollte eigentlich weitgehend bekannt sein und mit der Erfahrung dieser Band sollte man da eigentlich drüber stehen.
Was dann aber auch ganz deutlich zur Geltung kam: der Rest der Band sieht das alles bei weitem nicht so exzentrisch. Die hat sich nach dem Konzert nämlich ernsthaft bedankt und gefeiert. Auch wenn Cedric gerade seine "Ich-raste-jetzt-mal-aus-und-gehe-allen-damit-auf-den-Sack-Phase" hat, kann einem die Band nur Leid tun, weil die wirklich einiges über sich ergehen lassen müssen. Das war ganz lustig, als Bixlar sich wieder ein Crash krallen wollte und Pridgen demonstrativ darauf gewechselt und so richtig schön draufgeschmettert hat, als der Hand anlegen wollte.
Nichtsdestotrotz: musikalisch ein Feuerwerk. Sowas gibts wirklich nur von denen, und das in dieser Länge. Davor muss man wirklich den Hut ziehen.
Edit: Setlist:
1. Roulette Dares
2. Viscera Eyes
3. Wax Simulacra
4. Goliath
5. Ourosborous
6. Tetragrammaton + irgendein Cover
7. Agadez
8. Cygnus...Vismund Cygnus
9. Aberinkula
10. Drunkship Of Lanterns
11. Asilos Magdalena
(12. Miranda...)
13. Day Of The Baphomets
inklusive Nr. 12 wärens wohl 3h10min Spielzeit gewesen...Wahnsinn!