Hallo,
Was man bei In Ear-Monitoring grundsätzlich immer braucht, ist ein Kopfhörerverstärker. Beim kabellosen IE übernimmt das der Empfänger, aber als Drummer kann man natürlich auch kabelgebunden spielen, und da ist wie erwähnt ein kleines Mischpult mit z.B. vier Kanälen neben dem Schlagzeug bestimmt die günstigste und auch flexibelste Lösung. So mache ich das z. B. auch. Signale, die nur Du hören sollst (wie z.B. der Klick), lassen sich so einfach für Dich einspeisen. Ein Belt Pack braucht es nicht unbedingt.
Aber damit ist es natürlich längst nicht getan, denn irgendwie musst Du die Signale ja auch auf die Ohren bekommen. Eine Möglichkeit wäre, dass Du Dir wie erwähnt Dein Monitorsignal vom FOH mischen lässt und diese(n) AUX-Weg(e) (Stereo oder Mono) dann in das kleine Mischpult einspeist. Das hab ich mangels Digitalpult auch lange so gemacht, aber so richtig befriedigend war das eigentlich nie, da Du eben voll vom FOH-Mischer abhängig bist und nachträgliche Korrekturen der Pegel während des Gigs nur schwer möglich sind. Auch nachträgliche Korrekturen am EQ wärend des Gigs wirken sich unmittelbar auf dein IE-Signal aus, viel direkter als bei einer Monitorbox. Und je nach dem, wer da am Mischpult steht, kann das funktionieren, muss aber nicht... Und wie ich das verstehe, steht bei euch jedes mal jemand anderes hinterm Pult?
Auch sollte man bedenken, dass dies mehr Zeit benötigen kann als ein "normaler" Soundcheck.
Die mittlerweile erschwingliche Digitaltechnik bietet tatsächlich die Möglichkeit, sich seinen eigenen Mehrkanal-Monitormix per App auf einem Tablet oder Smartphone selbst zu erstellen. Das ist sehr komfortabel, aber auch bis dahin sind ein paar Hürden zu meistern.
Die erste Möglichkeit: Wenn am Veranstaltungsort ein Digitalpult zum Einsatz kommt, welches die Möglichkeit der Steuerung per App bietet, kann man sich die entsprechende App installieren und sich (theoretisch) den Zugang zu den Aux-Wegen des eigenen Monitorsignals geben lassen und dieses dann selbst mischen. "Theoretisch" deshalb, weil der Techniker vor Ort dazu bereit sein muss. Also vorher mal lieb fragen...
Je nach Pult bzw. der Konfiguration vor Ort wäre hier aber evtl. nur eine Regelung der Pegel und nicht der EQs der Einzelkanäle möglich.
Die komfortabelste Variante wäre sicher die mit einem bandeigenen Digital-(Rack)Mixer auf der Bühne. So kann man sich die IE-Signale selbst pegeln und sogar die EQs wären unabhängig vom FOH, was zusätzliche Fexibilität bedeutet. Aber um dies zu realisieren, müssen die Einzelsignale vor ihrer Verarbeitung sowohl zum FOH- als auch zum Monitormixer aufgeteilt, also gesplittet werden. Das kann auf zwei Arten passieren:
Entweder mit einem Splitter: Das ist ein Gerät, das die analogen Signale, die von den Intrumenten und Mikrofonen kommen, aufsplittet. Also salopp gesagt: EIn Kabel rein, zwei raus...
Die andere Möglichkeit: Man bindet den eigenen Digitalmixer in das örtliche Mixer-Netzwerk ein. Dann können die gewandelten Digitalsignale der Einzelkanäle zusätzlich auf den Monitormixer verteilt und dort separat und unabhängig verarbeitet und gemischt werden. Das geht aber nur, wenn alle beteiligten Geräte das selbe Netzwerkprotokoll nuzten. Und da gibt es je nach Hertsteller auch verschiedene. Wenn aber als FOH-Pult z.B. ein Behringer X32 am Start ist und die Band z.B. ein Xair18 anschleppt, dann sollte das gehen. So sind z.B. auch Behringer und Midas untereinander kompatibel. Wie es mit Soundcraft oder Allen&Heath aussieht, kann ich gerade nicht sagen.
Aber auch für diese Varianten gilt: Die (Fremd)Techniker vor Ort müssen dazu bereit sein, und daran kann es tatsächlich scheitern.
Wenn man sich also dazu entschließt, auf IE umsteigen und an vielen verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Technikern spielt, ist es wichtig, rechtzeitig mit denen Kontakt aufzunehmen und die Möglichkeiten zu besprechen.
Ein Vorteil wäre es sicherlich, wenn die komplette Band auf IE umsteigen würde. Denn es ist etwas anderes, wenn man sagen kann, "die komplette Band spielt mit In Ear", als wenn es "nur" der Drummer möchte...
Aber wenn man sich als Band dazu entschließen sollte, dann braucht es auf jeden Fall jemanden aus der Band oder dem Umfeld, der sich mit der Materie auseinandersetzen will und auch Hilfe leisten kann. Denn nicht jeder in einer Band wird gleich "begeistert" von In Ear-Monitoring sein. Zumindest nicht am Anfang. Das weiß nicht nur ich aus eigener Erfahrung...