danyvet
Punkrocker*InnenX!!! Wenn schon denn schon
drumrumköln
Es wäre schön, wenn du nicht allen, die mit der Aktion nix anfangen können, erstmal Ignoranz unterstellst oder mit Totschlag-Argumenten ablenken würdest. Tatsache ist doch offenbar, dass 4 von 5 Jazzmusikern Männer sind. Warum ist das denn so? Und wer qualifiziert sich denn hier als Jazzmusiker? Meldet man sich irgendwo im Zentral-Jazzmusiker-Register, oder wie ermitteln die das?
Wenn es daran liegen sollte, dass Frauen im Jazz systematisch unwillkommen sind, dann sollte man daran was ändern. Aber nicht, indem man an Konservatorien oder Lehrstühlen zwanghaft Quoten für Frauen einrichtet, die dann von den vermeintlichen Frauenverhinderern eh nicht ernst genommen werden ("hihihi, unsere Quotenjazzerin!"). Das geht aber aus dem Bericht der UDJ gar nicht hervor. Da steht zunächst nur, dass aus dem Musikunterricht verhältnismäßig weniger Frauen in Ensembles kommen, und dass sich das in der weiteren Professionalisierung fortsetzt. Liegt das nicht vielleicht eher an den Hürden, die ein hochqualifizierter Jazzmusiker nehmen muss, um sich überhaupt für solche Stellen professionell zu qualifizieren? In der verlinkten Youtube-Doku über diese junge Musikerin, die zum Echo nominiert war, gibt's eine Passage, wo einer erklärt, warum das Mädel so gut ist: Weil sie alle 12 Kirchentonleitern von vorne bis hinten kann, ein tolles Gehör hat, toll auf ihre Mitmusiker reagiert und und und. Die Leute, die so gut ausgebildet sind, haben sich dafür bewußt entschieden, diese Ochsentour zu gehen. Und vielleicht ist die Motivation bei Frauen, so etwas zu machen, in Summe nicht so hoch, zumal man im Jazz schwieriger an Verdienstmöglichkeiten kommt als im Rock- uind Pop-Bereich. Jazz ist ja (auch wenn er laut der Jazzstudie 2016 einen unverzichtbaren Beitrag zur Kulturlandschaft in Deutschland erbringt (Selbsteinschätzung der Verfasser!!)) in der öffentlichen Wahrnehmung und der kommerziellen Verwertung eher ein akademisch angehauchtes Nischending (oh, Sie sind Jazzmusiker!). Sicher muss ein ensemble-tauglicher Jazz-Drummer an seinem Instrument komplexere musikalische Sachverhalte abbilden als ich, der in einer Grunge-Coverband spielt, oder der Drummer einer Top40- oder Partyband. Und dann ist es ein reines Rechenexempel, dass wenn von 100 Leuten da 5 in irgendwelche hohen Positionen kommen, wenige Frauen überbleiben, da von den 100 Startern ja wohl 80 Männer waren.
Wenn die UDJ ein Programm auflegen würde, das zum Ziel hat, Frauen für Jazzmusik zu begeistern, würde ich das OK finden. Es geht hier nämlich um Musik, und um die spielen zu wollen, muss man sich dafür begeistern, gerade am Anfang. Und da krankt es ja offenbar. Und wenn eine Frau lieber Popmusik oder Klassik singen will, anstatt auf der Posaune stundenlang Tonleitern zu üben, damit sie in 10 Jahren improvisieren und interagieren kann, dann ist das so. Statt hier die Quotenkeule zu schwingen, sollte die UDJ lieber mal analysieren, ob und warum gerade Frauen sich vonn improvisierter Musik im Verhältnis weniger angezogen fühlen. Die Initiative bietet hier eine Lösung an, ohne das Problem zu kennen.