Um die Aussage von Metalfusion zu unterstützen, hier mal ein Beispiel von Israel and the new breed:
http://www.youtube.com/watch?v=nmzygXtbSSI
Ist nicht der gute Aaron und den Drummer sieht man leider selten, aber wie geil man auf diese Mucke donnern kann ist hier gut zu hören.
Manchmal ist weniger (Power) eben nicht mehr
Das bei Israel & the New Breed müsste "Big Mike" Clemmons (oder Clemmens???) sein ... der spielt schon schick ... schauste mal hier
btt:
Man(n) sollte vielleicht nicht übersehen/überhören, dass in der heutigen (US)RnB Musik (die restlichen Stile lasse ich jetzt mal bewusst außen vor) - und da zähle ich Usher mal getrost dazu - der überwiegende Teil der Drums nicht mehr im Studio eingespielt werden, sondern entweder das Ergebnis von (gekonnter) Midi-Schubserei sind, oder von einem mehr oder weniger Begabten an einer MPC o.ä. zusammengedrückt wurden. Diesem Umstand Rechnung tragend könnte man also annehmen, dass die Live Darbietung/Umsetzung jener DrumScores ebenfalls sehr mechanisch daher kommen soll, um den Wiedererkennungswert jenes Musikstückes zu erhöhen; remember: Leute beklatschen ihr Gedächtnis!
Halten wir fest: Dynamik heißt hier: STEADY 127, oder: Lautstärkeunterschiede im Groove gibts nicht! Frei nach dem Motto: Wie Dynamik? Ich spiel doch schon so laut ich kann ...
Jetzt zu den Fills.
Wenn der Basisgroove schon NULL Dynamik aufweist, was ja laut MD, Produzent oder Künstler ja auch so sein soll, warum dann dynamisch differenzierte Fills? Man könnte es als musikalische Auflockerung des Stückes verstehen. Das wäre ein triftiges Argument, allerdings kommt da wieder ein strukturelles Problem zum tragen.
Die US Shows solcher Künstler finden überwiegend in Arenen/Stadien verschiedener Größenordnungen statt. Da kommt jetzt, ähnlich wie bei großen Openair Konzerten, ein akustischen Problem zum tragen. Spiel ich viele Noten und die auch noch in unterschiedlichen Dynamikstufen, kommt es zu akustischem Wischi-Waschi. Man kann nichts (oder besser weniger) differenziert hören und der Effekt des "geballerten" Fills verpufft, oder schlimmer noch, kehrt sich ins Gegenteil um.
Der Effekt solcher Ballereien liegt klar auf der Hand. Pop/RnB Drumming ist immer öfter auch mit einer gewissen Prise an Showmanship verbunden. Oder anders: Die Künstler fordern an bestimmten Stellen eben solches ein. Das in dem oben beschriebenen akustischen Kontext und unter der Prämisse, dass ein bestimmter "WOW!" Effekt eingefordert wird die feingeistige Musikalität auch schon mal hinten angestellt wird ist demnach nur allzu verständlich. Zumal, wen man mal das Consumerverhalten von Popmusik Fans der Alterstufe 13-25 bedenkt, ist ein Schlagzeugsolo erst dann geil, wenn es:
a) LAUT,
b) SCHNELL,
c) VIEL,
d) noch mehr von A,B &C ist und
e) an der Grenze des (für den Otto-normal-Konsumenten) Nachvollziehbaren schwebt.
Niemand, außer fachkundigen Publikum (Muckerpolizei) klatscht für komplexe, dynamische, verschachtelte Fills/Grooves. Und der Applaus ist nunmal das antizipierte Ergebnis eines solchen Fills/Grooves.
Vielleicht sollte erstmal geklärt werden, was wer unter musikalisch versteht?
Rein technisch betrachtet ist das was Herr Spears da vom Leder zieht über meine Zweifel erhaben und ich verneige ehrfürchtig mein Haupt. Der gewünschte Effekt hat also, zumindest bei mir, seine Wirkung nicht verfehlt. Da wir nicht mehr in den 1980er Jahren leben und die Zeit der Hardrock Schlagzeugsolos hoffentlich endlich vorbei ist, ist diese Form des drumorientierten Entertainments also imho vollkommen legitim und zumindest von meiner Seite erwünscht. Besser als 5 Minuten von einem Trommler zugeballert werden und darauf hoffen, dass der Unterhaltungswert irgendwann - mit dem Rest der Band - wieder einsetzt ...
Grüße
René