Eben. Musikverrückt ist er, in gesteigertem Maße. Und was will man Backstage, außer reden und evtl nochmal Dinge durchsprechen, sonst machen?
Habe mir übrigens die Blu Ray zu Anesthetize gekauft. Hier mal meine Einschätzung:
Fear of a Blank Planet
Mit Fear of a Blank Planet hat sich Steven Wilson thematisch an ein heißes Eisen unserer Zeit gewagt. Die Verrohung der Jugend und Gesellschaft, die Ideen- und Interesselosigkeit, alles in allem gipfelnd in einer einzigen Depression. Geplagt von Ängsten irrationaler Zukunftsvisionen einer schattenwerfenden Generation. Kennzeichnend dafür, ist der gleichnamige Track [Fear of a blank planet], der den trostlosen Alltag eines Teenagers der Moderne erzählt. Der Fernseher gilt in der heutigen Zeit als Elternersatz, läuft den ganzen Tag und unterhält in stupider Zombiemanier. Der Verstand wird getrübt und ein Nebel, hervorgerufen durch halluzinogene Substanzen, legt sich auf den Gedankenapparat. Eindrucksvoll erstreckt sich diese Thematik in konsequenter Form über eine Spieldauer von ca. 50 Minuten.
Anesthetize
Nun gibt es dieses Werk nicht länger nur mehr zu hören, sondern auch zu sehen. Mit Anesthetize hat die Band nach [Arriving somewhere..] das zweite Live-Konzert aufgenommen und offiziell veröffentlicht.
[Dem geneigten Hörer und Kenner ist klar, das es noch zahlreiche weitere Liveproduktionen gibt, unter Anderem die Aufnahmen für den Rockpalast 2005 in Köln, die jedoch noch kein offizielles Release erfahren haben und wohl auch in nahender Zukunft nicht werden.]
Das Intro gestaltet sich diesmal anders als beim Vorgänger. Man sieht die Band im Backtagebereich des 013 in Tilburg. Langsam bewegen sich alle Mitglieder der Band in Richtung Stage, alles in schwarz/weiß gehalten. Als die Band die Bühne betritt gibt es für die rund 2200 Fans kein halten mehr. Dann geht es los- Die ersten Noten von Fear of a blank Planet dringen einem in die Ohren. Steven Wilson spielt routiniert auf. Der Sound ist großartig. Die Blu Ray beinhaltet den DTS HD Surroundsound und eine Auflösung in Stereo LPCM48k. Beide sind wirklich gut gelungen. Es folgen alles Tracks von Fear of a blank Planet. Im Anschluss geht es mit älteren, Live eher selten vorgetragenen Songs weiter. Unter anderem sind das: Dark Matter (Signify), Sever (Signify) Drown with me (In Absentia), The sleep of no dreaming (signify)
Wehrmutstropfen, wenn auch kleine, gibt es doch. Ein authentisches Erleben der Liveatmosphäre, sofern das bei Konzert DVDs/Blu Rays überhaupt möglich ist, will sich einfach nicht einstellen. Der Sound wirkt zu perfekt, fast Studioluft atmend. Auch fehlt die lockere Interaktion mit dem Publikum. Wenn man selbst schon auf einem Porcupine Tree Konzert war, weiß man, dass Steven Wilson sonst redseliger ist. Aber auch auf der 2005 in Chicago geschossenen Livescheibe, kann man das sehr gut nachvollziehen
[Als bei dem Song Trains eine Saite reißt, improvisiert der Entertainer Wilson und plaudert absolut ungezwungen mit der Menge. Und alle haben trotzdem Spaß]
Solche ganz eigenen Momente fehlen bei Anesthetize fast gänzlich. Man hat das Gefühl, alles musste noch perfekter sein als sonst . (Geht das überhaupt? Wie soll man ständige Genialität toppen?) Das Ergebnis ist eine technisch einwandfreie, ja perfekte Darstellung, der es allerdings etwas an Charakter fehlt.
Das Bild der Blu ray ist technisch in Ordnung jedoch nicht mit Kinoproduktionen zu vergleichen. Filtereinsätze wie Sepia, S/W oder mit Artefakten zur künstlichen Alterung, gibt es nicht.
Vom ohnehin schonmageren Bonus profitieren nur die Blu Ray Besitzer. Hier gibt’s, ähnlich wie auf der Arriving somewhere DVD, die Liveprojektionen einzeln zu sehen.
Fazit: Als Fan muss man die haben, als Ottonormalhörer kennt man die Band eh nicht. Ich persönlich mag die Scheibe von 2005 und das Rockpalast-Konzert etwas mehr.
G.H.