Guten Tag,
soweit es die Strategie von SB Drums International betrifft, gibt es in der Geschichte des Trommelbaus eigentlich Beispiele dafür, dass eine Firma, die zum allerersten Mal am Markt erscheint, ausschließlich Produkte im Hochpreis- respektive High-End-Segment anbietet? Craviotto zählt nicht, da Herr Craviotto weithin bekannt war, bevor er unter eigenen Label zu produzieren begann. Mir ist spontan sonst nur OCDP eingefallen, aber möglicherweise gab's OCDP auch schon, bevor sie meine Wahrnehmung mit diesen Clownssets und dem Travis Barker-Set erreichten. OCDP hat sich, so oder so, nicht in diesem Segment gehalten, die Custom-Zeiten sind vorbei. Der Guitar Center, der OCDP irgendwann gekauft hat, lässt jetzt nur noch in China produzieren, außer vorkonfigurierten Sets gibt's so gut wie nichts mehr. Mir erscheint SB Drums Internationals Strategie auf einem ohnehin völlig unübersichtlichen und rammelvollen Markt schon sehr verwegen.
In diesem Zusammenhang finde ich den Namen SB Drums International auch besonders unglücklich, um es milde zu formulieren. Wahrscheinlich wissen es nur noch die Älteren (ich bin 1972 geboren), aber "SB" war ein Synonym für "Selbstbedienung" und damit für "billig". Supermärkte hießen in Deutschland zuerst "SB-Märkte", Billigtankstellen Ende der 70er Jahre "SB-Tankstellen". Die Restaurants in den großen Kaufhäusern hießen "SB-Restaurants", die billigen Autowaschanlagen "SB-Waschanlagen". Der Mann, der SB Drums International ist, war zu dieser Zeit natürlich noch nicht auf der Welt, er muss das nicht wissen. Aber die Klientel, die seine hochpreisigen Trommeln ansprechen soll, und die auf keinen Fall jung und hip ist, weil sie es sich weitgehend nicht leisten kann, tausende Euro für ein Schlagzeug auszugeben, verbindet mit dem Begriff "SB" wahrscheinlich Ähnliches wie ich.
Letztens würde ich gern noch anführen, dass es sich eine Firma leisten können muss, Spitzenpreise zu verlangen. Wer viel Geld für Instrumente ausgibt, tut das sehr selten nur aus rationalen Erwägungen, sehr oft aber aus emotionalen. Ich sage nur Ludwig, Gretsch oder Zildjian, mit diesen Firmen assoziiert jeder Trommler etwas, auch wenn er selbst nur Billigsets spielt. Mit SB Drums International assoziiert niemand etwas. Trotzdem erlaubt es sich SB Drums International, ähnlich teuer zu sein wie Ludwig oder Gretsch. Dann auch noch mit zugekauften Kesseln - aus teils nicht mehr zu vertretenden Hölzern - zu hantieren, zeugt sowohl relativer Unkenntnis des Marktes als auch von einem gewissen Maß an, tja, Größenwahn.
Insofern sind dann Marketing und Unternehmensstrategie vielleicht doch in sich schlüssig.