Durchaus interessantes Luxus/Laber-Thema. Also mal n Kaffee nehmen und in die Tastatur kippen.
Bei Gitarristen sehe ich diese Grundsatzfrage offen gesagt noch viel mehr und es ist leichter auf den Punkt zu bringen:
Spiele ich einen einfachen, hochwertigen zweikanaligen Amp mit 1-3 guten Tretminen und habe für alles eigentlich einen Sound? Oder nehme ich die digitale Modelling-Kemper-Variante und kann für jeden Song einen genau passenden Sound erstellen? Grundsätzlich denke ich, dass es kein richtig oder falsch gibt. Ich tendiere aber aktuell eher dazu, einen guten Sound zu haben und diesen durchgehend zu verwenden.
Bei Drums kenne ich ein paar Kollegen, die zum Gig 2 Beckensätze und 2-4 Snares mitbringen und dann in Abhängigkeit des Sounds der Location die Wahl treffen. Als Tontechniker begrüße ich das sehr. Damit klingt der Drummer nicht an sich anders, aber es bringt eben ein paar Prozentpunkte mehr für den Gesamtsound. Der Hintergrund ist hier aber eher soundtechnisch als künstlerisch. Sich gegen Marshallwände durchsetzen zu müssen halte ich heute für etwas aus der Zeit gefallen. Klar gab es früher nur Gesanganlagen und jeder Instrumentalist musste sehen, dass er irgendwo gehört wird. Aber heute wird doch auch in kleinen Clubs das Drumkit abgenommen und dann verstärkt man im Zweifel etwas; wobei das oft eher ein stützen als ein verstärken ist. Gut klingende Bands haben sowohl was die Lautstärkedisziplin, als auch was das (soundtechnische) Arrangement angeht oftmals eine gute Disziplin. Will sagen: Wenn beide Gitarristen ähnliche (fette) Sounds haben und auch die Keyboards für sich fett klingen, wird das im Kontext meist nicht funktionieren und nur Matsch produzieren. Weniger ist hier doch meist mehr: Weniger laut, weniger Töne, weniger breites belegtes Frequenzspektrum.
Als Trommler habe ich für mich eigentlich immer eine Vorstellung bzw. ein Ziel gehabt, welches ich mit Equipment erreichen wollte. Diese Vorstellung ist natürlich immer in den musikalischen Kontext der jeweiligen Band eingebettet. Ich hab Hardrock-NuRock mit 20er, 22er und 24er gespielt. Hat alles funktioniert und hängt natürlich auch vom Tuning ab. Mein Tuning bewegt sich eigentlich auch in engeren Bahnen. Ich stimme heute etwas höher als früher, bin bei Bassdrum und Toms aber eher bei tieferen Stimmungen. Das hat aber eher was mit Spielgefühl/Rebound und dem Sound des Kits vor dem Kit zu tun als mit meinen eigenen Vorstellungen von Sound. An Trommeln habe ich mit dem eher modern-hifi klingenden DW und einer breiten Spanne (8-18er Toms) und dem eher vintage-klingenden Sonor in klassischem Setup 13-16-18 alles was ich brauche. Wobei der Grund für zwei Kits eher die Faulheit (eins ist immer ready to go) als der Sound ist; wobei der natürlich auch eine Rolle spielt. Ich hatte früher den Ansatz 10-12-14 ist viel besser als 12-13-16, weil es sich symmetrischer und homogener anfühlt. Auch nur mit gehängten Toms zu spielen fand ich mal besser als eine Kombi aus gehängten und gestellten Toms. Dann hatte ich eine Phase wo ich mit 8-12-16 mit drei Toms ein möglichst breites Spektrum abdecken kann. Interessant ist für mich dabei auch immer die Wirkung von Setups auf mein eigenes Spiel zu beobachten.
Schwieriger sehe ich das Thema Becken. Da kann man bekanntlich keinen 4-Kant-Schlüssel anstecken und drehen. Becken sind eigentlich immer laut genug oder sogar zu laut. Rein vom Sound habe ich mit den HHX etwas eher HiFi-mäßiges und den Meinl Byzance etwas eher trocken-trashiges. Die HHX passen letztlich eigentlich immer. Die Byzance sind da schon etwas spezieller wenn cih ehrlich bin. Hat mich aber nicht davon abgehalten, diese in jedem musikalischen Kontext (von NuRock bis Tanzmusik) einzusetzen.
Am Ende müssen sich Musiker und Techniker bewusst sein, dass kein Mensch wegen eines tollen Bassdrumsounds auf ein Konzert geht. Es geht um das große Ganze und wenn da jeder seinen Teil zu beiträgt und dabei Rücksicht auf andere nimmt, trägt das dem Ergebnis in aller Regel zu. Sich in dem Zuge viele Gedanken über den eigenen Sound zu machen und auch Sachen zu probieren ist erstmal vollkommen wichtig und richtig. Nur sollte man dabei nicht nur oder auch nicht primär an sein Instrument, sondern an den Bandkontext denken. Es sei denn man gibt ein Solo-Konzert.
My 7 Cents