Sehr interessantes Thema, was mich in 30 Jahren Musik machen immer wieder beschäftigt hat. Aber auch, wie einige schon ausführten, ein komplexes Thema mit unterschiedlichen Sichtweisen.
Mein First-Best-Ansatz: Eine Band aus Musikern, die alle sehr gut menschlich harmonieren, gerne Zeit miteinander verbringen und keine andere Band haben. Da bin ich sehr romantisch unterwegs und war in früheren Jahren auch eifersüchtig zum Teil. Ich finde auch, dass eine Band eine gewisse "Trademark" darstellt und diese wird von den Menschen geprägt, die eben in der Band sind. Wenn dort am Ende alle durch Subs austauschbar sind, verwässert das Ganze zur Beliebigkeit. Und das gilt für mich unabhängig davon, ob das professionell, semi-professionell oder amateurhaft betrieben wird.
Über die Jahre hat sich die Welt geändert und ich und meine Ansicht auch. Mein First-Best-Ansatz hat sich hierbei nicht geändert. Aber ich habe es als normal akzeptiert, dass Subs in vielen Bands Standard sind und das manche Musiker parallel in einer Vielzahl von Bands unterwegs sind.
Professionell sehe ich in dem Kontext primär oder fast nur dahingehend, dass in erster Linie die Musik den Lebensunterhalt sichert und Brötchen und Miete finanziert. Als Profi muss ich dann sehen, dass genug Geld für mich (oder gar meine Familie) reinkommt. Da gibt es vermutlich sehr wenige Bands, die so gut gebucht sind, dass dauerhaft ausreichende Einnahmen generiert werden können. Also muss man wohl zwangsweise in mehreren Bands spielen.
Das führt dann aber auch dazu, dass es zwangsläufig zu Terminkonflikten kommt. In einer befreundeten Band sind 2 Musiker in vorgenanntem Sinne professionell und der Rest ist auf gleichem musikalischen Niveau, hat aber für die Brötchen und die Miete einen anderen Hauptjob. Alle würden gerne 20-30 Gigs im Jahr spielen. Realistisch sind aber 5-10, weil die beiden Profis Terminkonflikte haben und nach First Come - First Served nicht zur Verfügung stehen. Das hemmt die Band und führt zu dauerhafter Unruhe und Unmut.
Andere Beobachtung: Es gibt hier Coverbands die haben 200 Shows im Jahr. Die spielen teilweise an 4 Orten in Deutschland gleichzeitig; mit 4 komplett unterschiedlichen Besetzungen natürlich. Finde ich sehr komisch. Aber der Erfolg gibt dem Konzept recht.
Spruch meines alten Herren, der früher auch 70-80 Gigs im Jahr gespielt hat. "Wenn jeder Musiker in einer 6 Mann Combo sich 2 Wochenenden für Urlaub und 2 Wochenenden für sonstige private Dinge reserviert, kann im schlimmsten Fall die Band keinen einzigen Auftritt spielen."
Und dann noch ein unwissenschaftlicher Aspekte. Wenn man drei überlappende Kreise zeichnet und dort Personen einordnet "Ist musikalisch gut und betreibt es nach professionellen Maßstäben (Pünktlich, Vorbereitet etc)", "Betreibt den Aufwand / Macht es für diese oder jene Gage " und "Ist menschlich angenehm im Umgang.", dann bekommt man meines Erachtens eine überschaubare Schnittmenge, die dann in der Regel bereits in mehreren Bands engagiert ist.
In meiner ersten Band hatte ich für alle Musiker diese Schnittmenge. Und ich habe in 30 Jahren gelernt, wie wertvoll diese Zeit war.