Hallo und Tach hier im Drummerforum!
Ich hätte nicht gedacht, dass mein erster Eintrag hier im tollen Drummerforum (Welches mir meine Kaufentscheidung viel leichter gemacht hat) sich mit einer eher alltäglichen Fragestellung meines Berufslebens beschäftigt, als mit meinem neuen TD12!
Wenn ich so manchen Eintrag bzgl. Trittschall hier lese dreht sich mein Bauphysikprofessor im Grabe rum (Ich glaube der lebt aber noch......)
Ich versuche einmal ganz kurz den einen oder anderen Irrglauben zu beseitigen.
Es gibt zwei Wege der Schallübertragung: Trittschall bzw. Körperschall, und den Luftschall. Das sind physikalisch zwei völlig verschiedene Übertragungswege von Geräuschen.
Trittschall bezeichnet man in der Bauphysik als den Schall, der über sämtliche flankierenden Bauteile eines Raumes in den nächsten übertragen wird, und zwar durch direkte Anregung (Klopfen an der Wand, Laufen auf dem Fußboden oder halt Kickpedal auf dem Fußboden).
Luftschall bezeichnet man in der Bauphysik als den Schall, der über sämtliche flankierenden Bauteile eines Raumes in den nächsten übertragen wird, und zwar durch indirekte Anregung (Sprechen, Lautsprecher, Musikinstrumente).
Plausibles Beispiel: Es wird mit einem Hammer auf den Boden geklopft: Ergebnis: Der Nachbar fragt sich ob gerade renoviert wird. Dann wird das Geräusch, welches das klopfen des Hammers verursacht mal aufgenommen und über einen Lautsprecher in gleicher Lautstärke abgespielt. Ergebnis: Der Nachbar hört nichts (Sollte er nicht, in einen "Neubaustandarthaus")
Hier werden oft die beiden Grundlegenden Arten der Schallübertragungsarten vermischt und verwechselt. Ich habe einige Beiträge gelesen, wo versucht wird, den Luftschall durch ein Podest zu reduzieren. Das wird nie gelingen, außer durch einen "Panikroom", wo man einen entkoppelten Raum mit schalldämmenden Maßnahmen baut, da man beim Luftschall die Quelle isolieren muss und nicht einen von mehreren Übertragungswegen.
Die Geräusche, die durch ein Edrumset verursacht werden, also die, die ich selber im Raum hören kann, wenn ich spiele, werden nicht reduziert werden können. Also wenn der Nachbar hört, wie ihr ein Pad anschlagt, trotz Podest: Pech gehabt!
Anders die Geräusche, die durch Trittschall erzeugt werden. Hier ist das Podest ein guter und auch der einzige Helfer! So ein Podest wirkt wie ein schwimmender Estrich, wo der Bodenbelag+Estrich durch Dämmung von dem gesamten Bauwerk abgetrennt werden soll.
Der beste Aufbau (Von unten nach oben) für eine wirksame Trittschalldämmung ist erst eine Lage Dämmung (harte mineralische Dämmung oder weichere auf EPS-Basis - Bei EPS Dämmung unbedingt auf die Bezeichnung DES achten!) von 2-3 cm, dann eine Platte zur Lastverteilung (2 x 19 mm OSB, Sperrholz oder 2 x 12 mm Gipskarton), sowie einen Teppich, um auf einer harten Holzplatte zusätzliche (wohlgemerkt Luft-)Schallquellen zu vermeiden. Zusätzliche Schichten bewirken kein besseres Ergebnis, lediglich die Dämmstärke kann ein besseres Trittschallergebnis liefern, wobei auch hier ab ca. 6 cm keine Nennenswerten Verbesserungen mehr möglich sind. Hohlräume unterhalb der Lastverteilerplatte sind zu vermeiden und gut auszufüllen, da hier ein Resonazkörper geschaffen wird, was das bewirkt kann sich jeder selber erklären. Das Podest (und alles was draufsteht) darf natürlich die Wände nicht berühren. Luftpolsterfolie zur Dämmung halte ich nicht für besonders geeignet.
Eine sehr komfortable Lösung, um z.b. ein Musikzimmer komplett auszustatten sind Trockenbauplatten von Knauf oder Phermacell. Es sind GK-Plattten mit integrierter Trittschalldämmung, man kann diese Platten auch für den Bau eines Podestes benutzen, Teppich drauf, fertig!
Hier ein Link: http://www.knauf.de/content/de…nestriche_1.php?st=4#open
Von Knauf heißt das "Brio 23"
Hier noch mal ein paar Tips zum den vorhandnen Lösungen/Vorschlägen:
Zu Flowermans Lösung (http://www.drummerforum.de/for…ght=&hilightuser=0&page=6 Sehr gut, bis auf die PVC-Platten, da hier keine Lastverteilung passieren kann. Besser wäre hier ein eine wie oben genanntes Plattenmaterial. Insg. würde das Ergebnis noch besser sein (theoretisch)
Zum Threadstarter Nanovarium
Zitat: "
Zunächst geht es darum, den Schall der Drums großflächig und mit schwer anregbarem Material abzufangen. Das durchschnittliche Drumset mit Hocker benötigt in etwa eine Fläche von 2 x 2 Metern, das kann (und wird) jedoch von Drummer zu Drummer variieren. Wir benötigen also eine Gundfläche, auf der unser Drumset später stehen wird. Diese muss möglichst billig und möglichst schwer sein."
Das mit "schwer" ist nicht richtig! Das gilt hauptsächlich für Luftschall. Um die mechanische Energie aufzufangen, wird eine Art "Puffer" benötigt, daher eher weiche (logischerweise daher leichte) Dämmung, siehe Aufbau
Sehr richtig und absolut wichtig ist die Verteilung der Energie, daher möglichst eine Zusammenhängende Platte benutzen, bei Segmenten immer zweilagig mit versetzten Fugen arbeiten!
Der vom User Horus424 vorgeschlagener Trittschallschutz ist sehr gut geeignet http://www.pr1mus.de/pdf/Katal…rittschall_entkoppeln.pdf , gibt es in jedem Baumarkt, aber immer mit Lastverteilerplatte!
Lowbudget wäre 3-4 Lagen alten Teppich zu nehmen, Platte und oben drauf noch mal Teppich. Geht auch und bringt eine beachtliche Verbesserung!
Optimal ist jedoch eine 20 -30 mm dicke Styroporplatte (EPS-Dämmung) speziell für Trittschall geeignet. (z.B. http://www.unidek.de/index.php?id=103) Diese Platten sind weicher als normale Styroporplatten. Im Baumarkt gibt’s diese ab 50 Cent für eine 100 x 50 cm große Platte. Diese werden mittels Doppelklebeband dicht auf eine Lage Spanplatte, OSB-Platte oder Gipskarton geklebt. Kreuzversetzt wird eine zweite Lage des Plattenmaterials verschraubt. Obenauf noch ein Teppich und fertig ist das Sorglos-Nachbar-Paket! Insgesamt sollte dieses Podest mit allen Materialien aus dem Baumarkt und dem Teppichgeschäft nicht mehr als 30-40 Euro kosten.
Ich habe zum Glück keine Nachbarn, sondern "nur" eine Ehefrau, und die muss leiden!