Hi, ich komme vom TD-7 übers TD-10, und spiele jetzt seit einigen Jahren das TD-20.
Auf der Musikmesse hatte ich Gelegenheit, mich insgesamt dreimal an das große TD-30-Set zu setzen. Ich glaube, es war dieses ´KV´. Hier meine Eindrücke in Kurzform und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Vorteile
1) Die Sounds finde ich insgesamt besser als beim TD-20, vor allem die Toms sind mir aufgefallen. Dass mir die Sounds aber besser gefallen, liegt auch daran, dass das Triggering besser ist. Man fühlt sich einfach wohler und bekommt mehr von dem zurück, was man ins Set hineingibt
2) Das ´Behaviour Modelling´ konnte ich zumindest bei den Becken sehr genau feststellen, und durch dieses Feature ist es mir jetzt auch als durchschnittlichem Drummer viel leichter möglich, Becken-Swells zu spielen, denn das Modul erkennt auf Grund des verhältnismäßig leichten aber schnellen Anschlags, dass ich das tun will und passt die Sounds so an, dass der Swell sehr leicht gelingt. Das finde ich klasse.
3) Die Hihat finde ich besser als bei meinem jetzigen Set. Ich spiele dort das bisherige Topmodell (VH-12?) und konnte von der Ansprache her einiges an Verbesserungen feststellen, ohne dass ich das jetzt näher beschreiben könnte. Auch hier gibt es einfach mehr Feedback
4) Es werden voraussichtlich dieses Jahr noch goldene Beckenpads auf den Markt kommen. Das hat zwar konkret nichts mit dem TD-30 zu tun, aber ich finde, sie sehen klasse aus und verstärken gerade im Zusammenhang mit dem jetzt noch etwas authentischeren TD-30 das Gefühl, an einem echten Set zu sitzen. Bei Roland meinten sie, die Pads wären ab Mai erhältlich, aber irgendwie bezweifle ich das.
5) Das Design des TD-30 gefällt mir besser als das des TD-20- Es sieht in meinen Augen moderner und vor allem ernsthafter aus, auch wenn ich ein Monochromdisplay in der heutigen Zeit ein bisschen fad finde
Nachteile
1) Es gibt leider noch immer keinen digitalen Multichannel-Anschluss per Adat. Auch glaube ich nicht, dass die Ausgänge symmetrisch sind. Das finde ich sehr schade, denn Roland baut die besten E-Drums, macht sie aber nicht professionell fürs Studio, wo lange Kabelwege genauso die Regel sind wie Live. Ich hatte auch beim TD-20 ziemlich mit den Einzelausgängen zu kämpfen. z.B. war der vierte mit dem Ride immer sehr unsauber und hatte ein deutliches Pfeifen.
2) Alles ist sehr spitz und harsch abgestimmt. Hier fehlt mir die Wärme eines Superior Drummer beispielsweise
3) Ich hatte mehrfach zu leise Trigger auf dem linken Cymbal, obwohl ich es voll erwischt hatte. Eine Fehlinterpretation des Behaviour Modelling?
4) Der Songteil, jetzt links oben, schien mir komplizierter zu bedienen zu sein als früher.
5) Das Bleeding ist besser geworden, aber dennoch stehen die einzelnen Instrumente noch immer tonal weiter auseinander als bei Superior Drummer oder BFD2
6) Die eingebauten Effekte, Ambiences, Kompressoren und Filter finde ich leider unverändert schlecht, genauso schlecht wie beim TD-20. Jetzt hat man noch dazu einen weiteren Effekt mit den Overhead-Mikes, aber das klingt alles nach Plastik. Ich habe mal alles abgeschaltet, und was da übrig blieb, war nicht schlecht. Es schien mir deutlich besser zu sein, als noch beim TD-20. Hier sehe ich trotz der bereits beschriebenen zu weiten Distanz der Instrumente einen Zugewinn im Vergleich zum TD-20. Und deswegen werden die Einzelausgänge wieder so wichtig, denn ich kann mir gut vorstellen, dass man da mit analogem Outboard oder auch einfach nur mit tollen Effekten und Kompressoren bzw. Filtern der DAW vieles verbessern kann, was Roland leider in meinen Augen nicht hat einbauen können
7) Ich finde, die Playbacks könnten ein bisschen moderner sein. Ich habe mir nur ein paar angehört, aber es ist im Grunde dieselbe Nummer wie im TD-20. Auch gibt es welche, die schon im TD-20 vorhanden waren. Das finde ich prinzipiell klasse, denn da gibt es einige, die viele Drummer immer wieder mal gerne hernehmen. Dann hätte ich es aber besser gefunden, es hätte einen Bereich gegeben, in dem alle ´alten´ drin sind. Auf den ersten Plätzen waren zudem nicht so spannende Sachen dabei. Das war beim TD-15 ganz anders. Da ist schon die erste Nummer so mitreißend, dass man sie gar nicht mehr abstellen möchte.
8 ) Das große Set kostet 7.000 Euro. Das ist viel Geld für eine in meinen Augen 20-30%ige Verbesserung. Aber da es keine Alternative gibt, werde ich wohl in den sauren Apfel beißen müssen, denn 20-30% sind eben auch 20-30%
Bitte - das ist alles komplett subjektiv. Jeder mag das TD-30 einschätzen, wie er es für richtig hält. In meinen Augen ist es das mit Abstand beste System, das Roland je auf den Markt gebracht hat, und es hat keine Konkurrenz. Nicht einmal im Ansatz. Aber es hätte ein paar Nummern besser ausfallen dürfen, was die Anschlüsse angeht, das Bleeding und vor allem die Effekte, die dem Gerät nach wie vor so viel Plastik einhauchen, wie es nie im Leben verdient hat.
Philip