frage ich mich ernsthaft, warum es von dir noch keine Snare aus baumwollverstärktem Phenoplast gibt?
Weil das eben, sowohl optisch als auch von den mechanischen Kennwerten, nicht so spannend ist. Baumwollfasern haben durchaus respektable Festigkeitswerte, sind aber aufgrund ihres inneren Aufbaus nicht sehr steif. Am Ende erhält man einen verbesserten Kunststoff, der etwas schlagzäher und fester als sein unverstärktes Pendant ist. Dabei aber auch kaum schwerer. Aber eben keinen Kunststoff, der völlig neue oder erheblich verbesserte Eigenschaften besitzt.
Ist das Material steif genug
Man kann daraus auf jeden Fall eine Trommel bauen. Ein Trommelkessel aus so einem Kunststoff wäre aber nicht wesentlich dünner als ein Holzkessel, da die Verstärkungsfaser keinen besonders hohen E-Modul besitzt. Das betrifft übrigens auch fast alle anderen Pflanzenfasern wie Flachs, Hanf, Sisal, Kokos... Das liegt wie gesagt an der Inneren Struktur. Die einzelne Faser besteht aus mindestens 3 Schichten. Wobei die äußeren Schichten die eigentlichen Faserbündel enthalten, diese sind Helixförmig und entgegengesetzt um die inneren Schichten gewickelt. Dieser Winkel definiert maßgeblich die STeifigkeit. Bei Baumwolle ist der Winkel relativ groß, bei Flachsfaser mit am geringsten. (genaue Literaturwerte müsste ich in meiner Studienarbeit nachschlagen, da hatte ich das mal recherchiert)
es würde mich schon interessieren, was eine solche Snare kann
Schwierig zu sagen. Die "Rennpappe" hatte ja keinen besonders hohen Faservolumengehalt, auch wenn ich die genaue Zusammensetzung nicht kenne. Das ist ja auch eine ganz andere Fertigungstechnologie. Daraus resultiert, auch in Verbindung mit der Baumwollfaser, eine relativ große innere Dämpfung. Was zur Folge hat, dass der Sound tendenziell auch eher trocken sein wird.
Das ist einer der Aspekte, warum ich mich für Glas entschieden habe, da GFK den geringsten Dämpfungskoeffizienten, verstärkte durch den hohen Faservolumengehalt durch Vakuuminfusion, bietet.
Was man am Ende auch betrachten sollte: Baumwolle ist ein Naturprodukt. Da gibt es gute und schlechte Qualitäten/ Jahre. Bei Flachs bspw. sind die Erntebedingungen enorm wichtig für die mechanischen Eigenschaften, da die grünen Stengel auf dem Feld noch fermentieren müssen, um die Fasern besser vom Holzanteil trennen zu können. Das geht auch in der Fabrik, ist aber logischerweise teurer. Auch müssen Pflanzenfaser penibel getrocknet werden, da hygroskopisch.
Bei anderen Verstärkungsfasern wie bspw. Carbon, Glas oder Basalt haben die Ingenieure die Herstellungsbedingungen besser im Griff, und können deshalb wesentlich bessere Qualitäten produzieren, da es sich um ein System handelt, in denen man die Parameter im Griff hat. Das geht beim Wetter ja (leider) nicht.
Jetzt schweif ich schon wieder aus. Aber auf die letzte, vielleicht versteckte, Frage will ich noch antworten:
Der Trabbi hatte in Bezug auf seine Karosserie nun wirklich nicht das dümmste Konzept
Da streiten sich seit Jahren die Experten. Eigentlich wird seit Erfindung der selbsttragenden Karosserie in der Großserie nichts anderes mehr gebaut. Ist ja auch logisch, denn hier werden zwei Funktionen: Verkleidung und Tragwerk in einem Bauteil integriert. Das ist prinzipiell integrativer Leichtbau und daher, Gewichts-, als auch Kostenseitig vorzuziehen. Das gilt zumindest, wenn die gesamte Karosse aus einem Werkstoff, in diesem Fall Stahlblech, gefertigt wird. Wenn ich nun aber verschiedenste Werkstoffe einsetze, kann es sein, das eine andere Bauweise Vorteile verspricht. Audi macht es mit seinem Spaceframe ja vor. Ich kann aber natürlich auch beide Bauweisen kombinieren, sodass bspw. die Verkleidung aus einem Kunststoff (bspw. das Dach) den Rahmen versteift, indem es ein Schubfeld bildet.
Um jetzt die Kurve zu kriegen: das wurde beim Trabi zum Teil angewandt. Von daher ist das Konzept des Trabi mittlerweile wieder modern. Auch wenn die Beweggründe damals durchaus andere waren. Ich denke, das versteht sich von selbst.
Interessanterweise arbeite ich seit einem Jahr an der Entwicklung eines E-Fahrzeuges mit, dass genau dieses Konstruktionsprinzip aufgreift. Inwieweit das gelungen ist, mag ich allerdings nicht zu beurteilen
Grüße Marcus