Oder ist das wieder so eine tolle Marketing Geschichte, die das Schlagzeug "neu erfindet" 
Wenn du auf die Kessel haust, wirst du vielleicht einen mehr oder weniger starken Unterschied hören (vllt. „klack, klack vs. klock, klock“).
Wenn du auf´s Fell haust, wirst du mit 99,9% Wahrscheinlichkeit keinen Unterschied hören. Voraussetzung: es handelt sich beide Male um dasselbe Fell in der derselben Stimmung.
Das Marketig der Trommelhersteller hat uns in den letzten Jahren leider sehr viel Unsinn ins Gehirn gepflanzt.
Sowohl, was die Konstruktion der Kessel angeht (Lagen, Dicke, Verstärkungsringe etc.) als auch die Holzsorte: nichts davon hat jemals jemand hier richtig im Blindtest rausgehört. Selbst die Frage: Metall oder Holz konnte beim Snarevergleichstest niemand richtig beantworten. Teilweise wurde dieselbe Snare (unterschiedlich gestimmt) einmal der Holz- und einmal der Metallfraktion zugeordnet.
Wir sind alle seit den seligen Zeiten des Autoquartetts darauf fixiert, Vergleichsmöglichkeiten in den Kategorien „besser/schlechter“ oder „schwächer/stärker“ oder „schneller/langsamer“ etc. zu benennen.
Ein Auto mit 380 PS muss doch einfach besser sein als eins mit 330 PS, oder?! Von Vorzügen wie Fahrsicherheit, Fahrgefühl, Fahrspaß und natürlich Verbrauch, Verarbeitung etc. redet kein Schwein.
Aus der gleichen Denkungsart kommen unsere Vergleiche: Ahorn muss doch einfach besser sein als Birke, oder?!
Interessanterweise sind Ahorn-Sets fast immer teurer als Birke-Sets (Mapex Meridian Maple und Birch, Sonor Essential Force und Selected Force, Yamaha Stage Custom und Yamaha Tour Custom usw. usf.).
Warum? Ist Ahornholz im Einkauf so wesentlich teurer als Birke? Wie ist die Verfügbarkeit der beiden Hölzer? Ist Ahorn schwieriger zu verarbeiten als Birke?
Oder kann man dank jahrelanger Marketingaktivitäten für Ahornsets einfach mehr verlangen als für Birkesets?
Zurück zum Autoquartett: Glaubt jemand im Ernst, ein Auto von BMW oder Mercedes sei substanziell „besser“ als das vergleichbare Modell von VW, Opel oder Ford? Hoffentlich nicht … Warum können dann aber BMW und Mercedes deutlich höhere Preise realisieren?
Die BMW- und Mercedes-Fahrer dürfen wir natürlich nicht fragen. Dass die von ihrem teuer bezahlten Produkt begeistert sind, ist klar.
Die Vergleichstester der Automobilzeitschriften dürfen wir auch nicht fragen. Die schauen nur, welcher Hersteller mehr Anzeigenseiten bezahlt hat. (Das ist übrigens bei Drumherstellern und Drummagazinen nicht wirklich anders …)
Was DW in Sachen Marketing macht, ist ja auch genial: Da werden Kessel kreuz-, quer-, längs- und schrägverleimt und anschließend klopft ein Guru noch auf den Kesseln herum und kritzelt Notenwerte hinein. Angeblich bekommt man so das perfekt passende Set.
Kurze Frage 1: wenn das so toll ist, warum machen es die anderen Hersteller nicht auch? Irgendeinen Knilch, der auf Kessel klopft und was reinkritzelt, werden die doch wohl auch in ihrer Belegschaft finden.
Kurze Frage 2: wenn ich jetzt das „perfekte“ Set von DW habe und durch ein glückliches Geschick bei ebay einen weiteren Kessel im richtigen Finish hinzukaufen kann und er passt tonal laut Kesselkritzelei nicht in die Reihe des „perfekten“ Sets - muss ich ihn dann wegwerfen? Werde ich es nie schaffen, diese Trommel in mein Set zu integrieren, wie immer ich auch hin- und herstimmen mag?
Kurze Frage 3: wird sich das „perfekte“ DW-Set quasi immer „von selbst stimmen“? Hat jemand Erfahrungswerte, wie viel schneller sich das „perfekte“ Set von DW im Vergleich zu teuren Sets von Sonor, Tama, Yamaha, Gretsch stimmen lässt?
Kurze Frage 4: warum spielen aus der Top-Drummer-Liga (die ihr Zeug wirklich von den Herstellern geschenkt bekommen) noch Leute nicht DW? Wie kann jemand das „perfekte“ Set nicht haben wollen? Warum spielt Steve Smith Sonor, Steve Gadd Yamaha, Simon Phillips Tama, Vinnie Colaiuta Gretsch? Und nicht DW?
So viele Fragen, so wenig Antworten … Marketing ist in der Tat ein weites Feld.
Aber hier geht´s ja gottseidank ums Schlagzeugspielen und ums Musikmachen. Oder etwa nicht? 