Hi Beeble,
Woher nimmst du an das der bezahlte Trommeldienstleister nicht weiss das der Produzent mit dem Track machen kann was er will?
aus dem Umkehrschluss, dass ich nicht so recht glauben kann, dass er das so ohne Weiteres akzeptieren würde.
Aber: Ich räume gerne ein, dass ich die Gepflogenheiten im professionellen Musikgeschäft eben nicht kenne. Und von daher lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. Gar kein Problem.
Mein Verwunderung stammt aus anderen Bereichen kreativen professionellen Schaffens: Fotografen geben gerne fertige Bilder heraus, die ganz hervorragend bearbeitet sind. Die Originale bekommt der Kunde in den seltensten Fällen. Warum wohl, der Kunde hat doch bezahlt. Änderungen laufen hier einfach fix in Absprache ab: Hey, kannste mir das nicht ein bisschen am Rand aufhellen (etc.)?
Same mit Textarbeit: Natürlich bestimmt der Auftraggeber, wo es bei der Zulieferung von Texten langgeht. Und er kann sogar den Text vollständig umschreiben (so lange der Autor nicht explizit genannt wird, sonst wird der sich bedanken). Aber erstens ist es höchst verwunderlich, sich von ausgezeichneten Leuten zuarbeiten zu lassen, um es dann nahezu ganz zu verwerfen und zweitens dies ohne Absprache zu tun.
Aber wie gesagt: Ich bin kein Profimusiker, hier können ganz andere Spielregeln gelten.
Und ab wann ist ein Trommeldienstleister Top Liga? Und bei den restlichen Unterliga Musikern ist es dann egal?
Zur ersten Frage: Ich würde sagen, wenn er (oder sie) über mehrere Jahre zumindest in einem Musiksegment zu den international am häufigsten Beschäftigten gehört. Und sich zudem, in der internationalen Fachwelt durch Originalität einen Namen gemacht hat. Das heißt nicht, dass es nicht tausende Drummer gibt, die einen ähnlichen Platz verdient hätten, sie sind halt nur nicht bekannt geworden. Und unbekannte Top-Drummer kann ich leider nicht kennen und benennen.
Zur zweiten Frage: Selbstverständlich nicht. Ich hab hier den Eindruck, Beeble, Du möchtest mich gerne falsch verstehen. Dieser Bezug zur "Liga" dient doch gerade dazu, meine Verwunderung noch zu betonen. Es ist schon ziemlich dämlich, sich einen Semi-Profi zu holen, einen Tag mit ihm das Zeug aufzunehmen und dann nochmal einen Tag so hinzubiegen, dass es in jeder Hinsicht extrem sauber ist. Warum dann nicht einfach mit der Sample-Bibliothek das Ding selber zusammendengeln?
Es wird nicht besser, wenn man sich einen der vielen, vielen großartigen (aber schon national unbekannten und nicht für internationale Acts arbeitenden) Profis ins Studio holt, um hinterher seine Arbeit zu verschlimmbessern.
Sich die Chance entgehen zu lassen, ein außergewöhnliches musikalisches Talent (und so werden ja die Top-Drummer erst zu den bekannten Größen) einen Beitrag zum eigenen Projekt liefern zu lassen, sondern das auf Normal-Null runter zu normieren ... das ist für mich halt der Gipfel.
Ich hoffe, es ist klar geworden, dass ich jede musikalisch gute Leistung würdige, egal, wie bekannt oder "groß" die Person als Musiker ist. Und das es mich eben schmerzt, wenn so eine Leistung verwässert wird, nur um einem industriellen Produktmaßstab gerecht zu werden. (Den ich halt - ganz subjektiv - fragwürdig finde.)
Gruß
Hajo K
P.S.: Ich bin ja ein "langfristiger Optimist" - ich glaube fest, dass irgendwann auch mal wieder Musik produziert wird, die atmen darf. Den Loudness-War hat man irgendwann auch die Sackgasse erkannt, das wird man hoffentlich beim Quantisierungswahn ebenfalls tun.