Das war bei uns in der Zeitung.
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26.3.2002
MARKTREDWITZER WOLLEN INS GUINESS-BUCH
Trommeln für den Weltrekord
Sieben Schüler der Marktredwitzer Musikschule trommeln seit dem gestrigen Montag um 10 Uhr mit ihrer Schlagzeug-Lehrerin ohne Unterlass. Bis zum heutigen Dienstag um 12 Uhr möchten sie durchhalten, um ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen.
MARKTREDWITZ - Der bisherige Rekord amerikanischer Studenten liegt bei 24,5 Stunden. Um auf Nummer sicher zu gehen, wollen die Marktredwitzer in der Städtischen Turnhalle ihn um eineinhalb Stunden überbieten, erklärte gestern Musikschulleiter Erwin Jahreis. Alle sieben Schüler, Tobias Schubert aus Bindlach, Sascha Heinl aus Speichersdorf, Bernhard Müller aus Heinersreuth, Saskia Jahreis aus Marktredwitz, Ulrich Kohler aus Marktredwitz, Jochen Rußig aus Tröstau, Jan-Erich Wurst aus Marktredwitz und Schlagzeug- Lehrerin Beatrix van de Bovenkamp aus Bayreuth müssen miteinander die gesamte Zeit über an ihren Sets trommeln. Das Spielen darf nicht einmal zum Essen oder beim Gang auf die Toilette unterbrochen werden. Wenn ein Teilnehmer doch mal muss, steht ein Groove-Mobil auf Rädern bereit, das sich mitnehmen lässt. Lediglich alle acht Stunden ist eine Viertelstunde Pause erlaubt.
Ärzte, Sanitäter, Masseure, Physiotherapeuten betreuen die Schlagzeuger rund um die Uhr. Auch für die Öffentlichkeit ist die Turnhalle jederzeit zugänglich.
Geschummelt werden kann nicht: Notar Christoph von Edlinger, unabhängige Zeugen sowie eine Video-Aufzeichnung protokollieren den Rekord-Versuch. Gespielt werden Aufwämübungen, Stücke nach Noten, Einspielungen über Kopfhörer zur CD und zu pysiotherapeutischen Übungen sowie Spontanes am Set. BRIGITTE NEUMANN
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27.3.2002
Sieben Marktredwitzer Musikschüler und ihre Lehrerin kämpften 27 Stunden um den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde
Das längste Schlagzeug-Konzert der Welt
VON BRIGITTE NEUMANN
MARKTREDWITZ - Zum Schluss kam die Energie zurück: Mit einem großen Trommelwirbel endete gestern um 13 Uhr das längste Schlagzeug-Konzert der Welt: 27 Stunden lang hatten sieben Schüler der Marktredwitzer Musikschule und ihre Lehrerin Beatrix van de Bovenkamp an den Drums in der Städtischen Turnhalle durchgehalten. Damit dürfte ihnen die ersehnte Eintragung ins Guinness-Buch der Rekorde sicher sein. Der bisherige Rekord amerikanischer Studenten lag bei 24,5 Stunden.
Der Startschuss fällt am Montag pünktlich um 10 Uhr. Am Dienstag um 11 Uhr brechen die Jugendlichen mit ihrer Lehrerin nach 25 Stunden den bisherigen Rekord. Immer mehr Menschen strömen in die Städtische Turnhalle. Viele Besucher klatschen im Takt mit und feiern mit den Drummern ihren ersten großen Sieg.
Das motiviert. Trotz großer Müdigkeit, Kreislaufproblemen und Schmerzen im Rücken, am Hintern oder an den Handgelenken drehen die acht Musiker noch einmal auf und trommeln zwei Stunden weiter. Wahrscheinlich säßen sie heute noch da, wenn Musikschulleiter Erwin Jahreis nicht vorgeschlagen hätte, aus gesundheitlichen Gründen um 13 Uhr endgültig Schluss zu machen.
Der Wunsch, einmal im Leben etwas Verrücktes zu machen
Um einen neuen Rekord aufzustellen, hätten drei Schlagzeuger ausgereicht - ,,aber es ist wunderschön, dass wir alle acht durchgehalten haben'', freut sich Schlagzeug-Lehrerin Beatrix van de Bovenkamp: ,,Es war mein Ziel, es als ganze Gruppe zu schaffen.'' Von dem 44-jährigen Energiebündel aus Bayreuth stammt die Idee zum Dauer-Trommeln. ,,Es ist das Verrückteste, was ich in meinem ganzen Leben gemacht habe'', antwortet der 16-jährige Sascha Heinl aus Speichersdorf auf die Frage, warum er mitmacht. Die anderen Musikschüler sehen es ähnlich. ,,So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben - das lasse ich mir nicht entgehen'', meint der 15-jährige Bernhard Müller aus Heinersreuth. ,,Wir machen Marktredwitz bekannt'', fügt der 14-jährige Jan-Eric Wurst aus Marktredwitz hinzu.
Nicht zuletzt trommeln die Jugendlichen auch ihrer sympathischen Schlagzeug-Lehrerin zuliebe bei dem Rekord-Versuch mit: ,,Für die Beatrix würden sie alles machen - und wenn's Unterwasser-Trommeln wäre'', meint Vater Harald Rußing, der wie andere Eltern, Geschwister, Großeltern oder Freunde seinen Sohn rund um die Uhr betreut.
Rührende Szenen: Ihre Oma massiert der 17-jährigen Saskia Jahreis aus Marktredwitz die Schultern. Kraft gibt auch eine kleine Stoff-Ente und ein Bild vom Freund. Papa bringt selbstgekochte Suppe und hilft so dem 16-jährigen Ulrich Kohler aus Marktredwitz über den Durchhänger hinweg. Bernhard Müller bekommt von der Mama einen Lutscher in den Mund gesteckt, Jan-Eric Wurst ein Kissen in den Rücken.
Neben der familiären Unterstützung betreuen rund um die Uhr auch Ärzte, Masseure und Mitarbeiter des Roten Kreuzes die Rekord-Teilnehmer. ,,Der Geist muss über den Körper siegen'', sagt der Marktredwitzer Masseur und Krankengymnast Roland Müller, der ebenfalls rekordverdächtig lange nicht nur entzündete Handgelenke mit Eis kühlt, mit gezielten Griffen verspannte Schultern und Hinterteile lockert, sondern auch mit Fitness- Nahrung und gutem Zureden zum Durchhalten motiviert. Besonderes Augenmerk richtet er darauf, dass sich Thomas Schuberth aus Bindlach nicht übernimmt. Denn für ihn ist die Belastung aufgrund verkürzter Arme und einer Behinderung der Hände ungleich größer als für seine Freunde. Doch auch er schafft es. Nach den Pausen - alle acht Stunden eine Viertelstunde - halte er fünf Stunden lang gut durch - ,,aber dann wird's zäh'', erzählt der 24-Jährige.
Während vieler gemeinsamer Treffen trainierten die Teilnehmer vor dem Rekordversuch ,,das körperliche und geistige Durchhalten'', erzählt Beatrix van de Bovenkamp. Und trotzdem lassen sich Phasen der Mutlosigkeit nicht vermeiden. Um drei Uhr nachts ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. In der Halle stinkt's nach Sportsalbe und verbrauchter Luft, auf einer großen Leinwand läuft tonlos MTV. Müdigkeit und Mutlosigkeit steht einigen Trommlern ins Gesicht geschrieben, die ersten Handgelenke sind verbunden. Nur Beatrix van de Bovenkamp sieht erstaunlich frisch aus und verbreitet gute Laune. Während sie trommelt, trinkt sie eine Dose ,,Red Bull'' und liest eine Zeitschrift mit dem Titel ,,Drums & Perkussion''. Was sonst.
Dienstag, 9 Uhr morgens, nach elf Stunden Trommeln. ,,Es macht keinen Spaß mehr'', sagt Jochen Rußing. Er sieht mitgenommen aus. ,,Ich hab's mir leichter vorgestellt'', verrät Ulrich Kohler. Auch Jan-Eric Wurst möchte nie wieder so lange trommeln. Aber keiner gibt auf. Je dichter sich die Besucher am Vormittag in die Halle mit den Schildern ,,Betreten auf eigene Gefahr - Gehörschutz tragen'' drängen, desto mehr kehren die Lebensgeister der Trommler zurück.
Um 12 Uhr wollten die Jugend- Um drei Uhr nachts ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt
lichen ursprünglich aufhören. Sie verlängern, bis Musikschulleiter Erwin Jahreis mit dem Notar
Christoph von Edlinger und zahlreichen Besuchern um 13 Uhr den Countdown zählen: zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei - eins. ,,Das war's'', kommentiert der ebenfalls erschöpfte Musikschulleiter die Meisterleistung lapidar.
Das Trommelkonzert ist zu Ende, es beginnt ein Klatschkonzert des Publikums. Eltern und Organisatoren stoßen mit Sektgläsern an. Nicht so die Jugendlichen. Sie werden sofort von zahlreichen Medienvertretern umlagert. Die grellen Kameras leuchten in übermüdete, aber stolze Gesichter. Und jetzt? ,,Endlich schlafen, nur noch schlafen'', sagt Sascha Heinl. Vielleicht auch das rekordverdächtig lange.
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Also: nächstes Jahr auf der Musikmesse? Natürlich mit ein paar Special-Guests (dürften ja genung dort sein).