Proberaum-Diskussion um Akustik-Maßnahmen

  • Servus an die Trommlergemeinde,


    ich habe eine Frage bzgl der Akustik-Behandlung unseres neuen Proberaum.

    Ich habe gerade einen Unterhaltung mit dem Gitarristen, ob bzgl der tiefen Frequenzen ( Bassdrum/ tiefes Tom) erstmal Bassfallen oder lieber ein Podest sinnvoller sind.


    Ich würde es erstmal mit "Bassfallen" bzw "Masse" im Proberaum versuchen.


    Er sagte aber, dass das Podest wichtiger ist, da die Bassfallen sonst auch nicht so wirksam sind....!?!


    Wie ist eure bisherige Erfahrung bzgl tiefer Frequenz und dem Thema "stehende Welle"?!


    Vielen Dank schonmal.

  • dass das Podest wichtiger ist, da die Bassfallen sonst auch nicht so wirksam sind

    Frage ihn mal wieso.


    Ich halte das für ein Gerücht.

    Bassfallen mit einem „bremsenden“ Material (Strömungsabsorber) sind da mMn das einfachste Mittel, brauchen aber viel Platz. Steinwolle, Isobond oder offenporige Schaumstoffe wie Basotec sind die gängigsten Mittel.

    Sonst kann man auch mit Helmholzresonatoren entgegenwirken. Sind aber schwieriger zu bauen und wirken nur in einem Band, sprich auf eine bestimmte Frequenz. Gross müssen sie auch sein und erhöhen bei ihrer Arbeitsfrequenz (Resonanzfrequenz) die Nachhallzeit (ausschwingen).

    Plattenschwinger gibt es auch noch, aber auch da ist der Bau und die Berechnung aufwändiger und der Wirkbereich (Frequenz) eingeschränkter als bei Strömungsabsorbern.

    Wenn der Platz da ist, würde ich ganze Steinwollepakete in den Ecken stapeln. Preiswert, einfach und wirksam.

    Man kann es auch aufwändiger machen, es ist ein sehr interessantes Thema, aber auch sehr komplex.

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

    Einmal editiert, zuletzt von dani808 ()

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Podest je nach Machart - insbesondere wenn unten bzw. innen mehr oder weniger hohl - als Resonanzkörper wirken und gerade die tiefen Frequenzen mehr verstärken kann, als eine mögliche Entkoppelung vom Boden evtl. bringen mag. Wenn dann sollte das Podest wohl auch mit Dämmung gestopft werden.

    Hängt aber sicher im einzelnen auch von den individuellen Gegebenheiten ab.

  • Zum Thema Podest...., es ist vielleicht ein bisschen irreführend ausgedrückt.

    Vielleicht eher eine Erhöhung mit MDF Platten und Schaumstoffplatten oder basotec Platten darunter.

    Zumindest etwas was dämpft bzw Schwingungen aufnimmt.


    Das mit der Steinwolle/Mineralwolle habe ich jetzt auch schon öfter gelesen.

    Wäre glaube ich auch meine Wahl... Außer dass man es noch etwas "aufhübschen" müsste ^^

  • Wie groß und wie hoch ist denn der Raum?


    Wenn der Raum nicht extrem klein ist würde ich erstmal die Aufstellung im Raum optimieren. Vor allem Bass-lastige Sachen wie Schlagzeug und die Bassbox von den Raumecken fern halten. Dazu dann ein paar Breitbandabsorber (min. 10 cm dick) und am besten auch Diffusoren für die allgemeine akustische Optimierung.


    Steinwolle als Bassfallen hatte ich auch mal in einem früheren Raum - etwa 50x60cm, in zwei Ecken 2m hoch und in einer 1m. Bevor ich die dann wieder rausgeschmissen hatte (nehmen wirklich viel Platz weg), hatte ich mittels Messmikro und REW mal einen Vergleich gemacht. Da waren noch kleine Unterschiede sichtbar, aber für meine Aufnahmen fand ich es ohne die Steinwolle dann sogar besser.


    Ein Podest fürs Schlagzeug wäre für die akustische Entkopplung eigentlich nur sinnvoll, wenn der Boden selbst mit resoniert und z.B. der Raum darunter besser isoliert werden soll.

  • Also der Raum ist knappe 25m^2 und nahezu quadratisch.

    Deckenhöhe wahrscheinlich zwischen. 2.80m und 3m.

    Es ist ein recht altes großes Gebäude, in das viele Proberäume, durch einziehen von Trockenbauwänden realisiert wurden.


    Gute Frage was es für ein Boden ist....da bin ich tatsächlich überfragt.


    Aber eine Isolierung/Entkopplung des Drumset zum Boden, ist also nicht primär nötig um tiefe Frequenz/ Störfrequenzen auszuschließen?!

  • Aber eine Isolierung/Entkopplung des Drumset zum Boden, ist also nicht primär nötig um tiefe Frequenz/ Störfrequenzen auszuschließen?!

    Nein, die ist eher hilfreich, um ggf den Trittschall für andere "Mitbewohner" zu reduzieren. Gefüllt mit Rockwool funktioniert so ein Podest vermutlich auch als Absorber, aber Bassfallen in den Raumecken dürften da effektiver sein. Um die Anregung des Raums durch Toms und Bassdrum zu reduzieren, würde ich aber als allererstes mit der Position des Drumsets im Raum experimentieren. Raus aus den Ecken und weg von Wänden kann schon einen entscheidenden Unterschied bringen.

  • Also der Raum ist knappe 25m^2 und nahezu quadratisch.

    Deckenhöhe wahrscheinlich zwischen. 2.80m und 3m.

    Damit könnt ihr doch ganz gut arbeiten. Größere und höhere Räume sind akustisch unproblematischer und umgekehrt kleinere und niedrigere Räume akustisch problematischer. Die quadratische Form ist allerdings etwas ungünstig - besser sind quaderförmige und noch besser sind Räume mit nicht parallelen Wänden.

    Es geht dabei um die Raummoden, welche vor allem im Bassbereich auftreten.


    Theoretisch ermitteln kannst du die z.B. hier: https://trikustik.at/raummoden-rechner/


    Wenn du es ganz genau wissen willst, hilft ein Messmikro und diese Software (Wasserfall-Diagramm): https://www.roomeqwizard.com/


    Aber eine Isolierung/Entkopplung des Drumset zum Boden, ist also nicht primär nötig um tiefe Frequenz/ Störfrequenzen auszuschließen?!

    Nicht, dass ich wüsste. Man muss grundsätzlich auch Schallisolation / Dämmung / Entkopplung nach außen und Raumakustik im Innern (bzw. deren Optimierung mit Absorbern und Diffusoren) unterscheiden.

    Mit Raum-in-Raum kriegt man z.B. eine sehr gute Schallisolation hin, die akustischen Eigenschaften des Raums werden aber dennoch von den Maßen und der Beschaffenheit der Innenwände (Boden und Decke inbegriffen) bestimmt.


    Wie gesagt kann man schon vieles über die Aufstellung im Raum regeln. Es hilft auch, ein bisschen zu experimentieren und beim Bass auch die größeren Wellenlängen im Hinterkopf zu behalten. Der Basser wird sich mit ein paar Metern Abstand zu seiner Box wahrscheinlich besser hören als direkt davor - zumindest die tiefen Frequenzanteile.


    Und ein bisschen "normale" Akustikbearbeitung mit Breitbandabsorbern und Diffusoren macht sich auch immer gut. Wichtig ist dabei, den Raum nicht einfach nur zu "töten" - vor allem nicht nur in bestimmten Frequenzbereichen wie man es z.B. mit dünnem Schaumstoff erreicht (das "schluckt" nur Höhen). Sondern viel mehr, dass der Raum durch die Maßnahmen dann auch wirklich besser / runder / schöner klingt.


    Bässe sind zwar wegen den Raummoden am problematischsten und sind auch generell in einem Bandmix problematisch, wenn zu viele Bässe im Spiel sind. In Proberäumen staut sich in einer typischen Rockband-Besetzung oft im Bereich zwischen 100 und 400 Hz einiges. Vom Schlagzeug und Bass sowieso, aber auch von oft zu bassig eingestellten E-Gitarren Amps und vom nicht kompensierten Nahbesprechungseffekt von Gesangs-Mikros. Oder einfacher gesagt von zu viel Mumpf und Mulm, den man in professionellen Mischungen nie hört.


    Die Kehrseite des ganzen ist aber auch, dass Bässe vom menschlichen Gehör wesentlich schlechter wahrgenommen werden als die Mitten. Im Mittenbereich ist unser Gehör am empfinlichsten. Dort liegt auch Sprache und dort wird auch "Musik" gemacht. Daher lohnt es sich, drauf zu achten, dass der Raum im Mittenbereich gut klingt. Und hier helfen die angesprochenen Breitbandabsorber (z.B. eine Matratze an einer Wand) und Diffusoren.

  • Wenn ihr da nur proben wollt, würde ich ein paar Rockwoolabsorber bauen und an die Wände hängen. Das hilft gegen Mitten und Hochmitten bei harte Wänden.

    Optional/zusätzlich auch schweren Molton an 1-2 Wände.

    Mit Bassfallen würde ich nicht anfangen.

    Der Raum wird da schnell 5m kleiner und ausserdem geht das sehr ins Geld.

    Bass stört doch auch gar nicht im Proberaum. Dem kann man gut am Amp und mit EQ und Lautstärke entgegenwirken.

    Mit Messungen und Raumnoden musst du dich in einem Proberaum nicht beschäftigen, das ist ein Thema für die Mixregie im Studio.

    Die Nachbarn die man durch die Rigipswände hört werden euch sicher mehr Sorgen machen als Bass und Gitarre.

    don´t panic

  • Ja dass es ein quadratischer Raum ist, ist nicht super optimal, aber da können wir leider erstmal nichts ändern.


    Um die angesprochenen Raummoden geht's mir.


    Wobei ich sagen muss, dass es aktuell noch alles Theorie ist, da wir erst um Mai den Raum endgültig beziehen können!! :)


    Aber wir suchen uns gerade schon alles soweit zusammen, um den Raum "akustisch angenehm" zu gestalten ;).


    Es geht dabei in erster Linie auch nicht Entkopplung oder Schallschutz nach außen, sondern dass sich die Instrumente im Raum möglichst angenehm anhören.


    Und ja, es ist ja "nur zum Proben", also es soll sich trotzdem gut und gefällig anhören.


    Vielleicht will man in Zukunft ja auch ein paar kleine Aufnahmen machen 😁.


    Aber vielen Dank schonmal für die Tipps.

  • Hallo,


    neben Teppichboden (auf Fliesen) und Steinwolle an der Decke haben wir gute Erfahrungen mit abgehängten "Sauerkrautplatten" gemacht. Dabei aber darauf achten, dass diese "unregelmäßig schräg" sind, so dass keine parallelen Flächen zum Boden entstehen.

    "Wie" das technisch funktioniert kann ich dir nicht sagen, aber wir haben den Tipp von jemandem bekommen der sich damit auskennt und es funktioniert :)


    Gruß

    Ralf

    Bier und die Pfalz, Gott erhalt's ;)

  • Was sind denn Sauerkrautplatten? 🤔🤯🤪😂

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Heraklitplatten bestehen aus langen Holzspänen und Zement,werden am Bau auch gerne als"verlorene,verbleibende Schalung eingesetzt.Ihre Optik erinnert manche an Sauerkraut.

  • Hier ein mE sehr informativer Blogartikel zum Thema Strömungsabsorber (Steinwolle, Isobond, Basotec etc) und deren Eigenschaften.

    Ua wird auch auf den Wandabstand und dessen Auswirkungen eingegangen.

    Lohnt sich zu lesen.


    Steinwolle, Glaswolle, Hanf – welches Material eignet sich am besten für Absorber? — Jochen Schulz
    Du bist entschlossen, die Akustik in Deinem Tonstudio oder Heimkino zu verbessern? Dann ist ein Breitband-Absorber die erste Wahl! Die Frage ist nur, welches…
    www.jochenschulz.me

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Heraklith ist ein weltweit führender Hersteller für Holzwolle Produkte

    RIGPS ist ein Hersteller u.a. Von Gipskartonplatten, und Trockenbauplatten, u. - systemen.

    Knauf ebenso.



    Es ist ein recht altes großes Gebäude, in das viele Proberäume, durch einziehen von Trockenbauwänden realisiert wurden.


    ........

    Das hilft gegen Mitten und Hochmitten bei harte Wänden.

    Trockenbauwände sind i.d. r. eher weniger harte Wände. Beton wäre das krasse Gegenteil dazu.


    Wobei ich sagen muss, dass es aktuell noch alles Theorie ist, da wir erst um Mai den Raum endgültig beziehen können!! :)

    Ja dann zieht doch erst mal endgültig ein. :) (edith smilie)


    Das wichtigste wurde noch nicht gesagt.


    "Höre nie auf Gitarristen!"

    ;)

    ....naja ob manchmal manches einen unterschied macht ;) :/

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    Einmal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Aber wir suchen uns gerade schon alles soweit zusammen, um den Raum "akustisch angenehm" zu gestalten ;) .


    Es geht dabei in erster Linie auch nicht Entkopplung oder Schallschutz nach außen, sondern dass sich die Instrumente im Raum möglichst angenehm anhören.


    Und ja, es ist ja "nur zum Proben", also es soll sich trotzdem gut und gefällig anhören.


    Vielleicht will man in Zukunft ja auch ein paar kleine Aufnahmen machen 😁.

    Dann solltet ihr Breitbandabsorber und auch Diffusoren nutzen. Ein Teppich und eine Couch oder ein Sessel im Raum haben i.d.R. auch positive Auswirkungen auf die Raumakustik.


    Steinwolle ist eigentlich ein Isolier- und Dämmmaterial, das nicht in direkten Kontakt mit der Raumluft kommen sollte. Der Wirkungsgrad für die Schallabsorption ist auch nicht so gut wie bei z.B. Basotect. Weil Basotect so teuer ist, würde ich das auf jeden Fall bei einem Schaumstoffhändler (nicht Thomann o.ä.) bestellen. Je dicker, desto besser.


    Beispiel Basotect: https://www.schaumstofflager.d…50cm-x-10cm-hellgrau.html

    Beispiel Diffusoren: https://www.thomann.de/de/the_…_gr_diffuser_set_8pcs.htm

    (die Diffusoren nutze ich auch, habe noch die weißen und die damals gestrichen)


    Nachdem ich meine Steinwolle als Bassabsorber ja vor einigen Jahren wieder rausgeschmissen hatte, nutze ich in meinem aktuellen ~14m² Raum (~2,4m hoch) eine Kombination aus Breitbandabsorbern (Basotect und eine Matratze) und Diffusoren.

    Basotect lässt sich auch gut befestigen - meine 10 cm Platten habe ich derzeit einfach an Wand bzw. Decke geschraubt. Die Schaumstoffmatratze steht hochkant auf dem Boden (ist nur fixiert) und ist mit schwarzen Laken überzogen.

    Vor den Diffusoren habe ich großflächig auch schwarze Laken aufgehängt, welche auch noch mal einen Einfluss auf die Raumakustik haben. Wände und Decke aus Holz und ein flauschiger Teppich tun der Akustik weiter gut. Die Tür ist in eine Raumecke eingelassen, wodurch der Raum quasi 5-eckig ist und eine nicht parallele Wand entsteht. Und auch die Stahlträger an der Decke tun der Akustik wahrscheinlich gut. Trotz der geringen Raumgröße bin ich mit der Akustik da z.Z. echt zufrieden - und das ganz ohne Bassabsorber und Steinwolle.

  • Alte Schaumstoffmatratzen sind auch ne prima Möglichkeit, zunächst mal das richtige Maß und die richtigen Stellen für Absorber herauszufinden. Sie "entdröhnen" ganz passabel, man kann sie gut und kostengünstig besorgen, und sie lassen sich gut hochkant an die Wand stellen, währenddessen man beispielsweise mit dem Tom in der Hand durch den Raum wandert und hört, wo sich die Anschläge am besten anhören. Dort kann dann, sofern praktikabel, das Schlagzeug aufgebaut werden.

    Je nach Budget und Anspruch bleiben die Matratzen so lange stehen, bis ne ansprechendere Lösung gefunden und bezahlt ist.

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