Wie schafft man ein "musikalisches Metronom" in klassischer Musik?

  • Zur Erklärung des Thread-Titels folgende Situation: Wir spielen im Akkordeonorchester das Stück "Palladio" (Allegretto) von Karl Jenkins. Ist übrigens das Stück, das momentan im Teaser von GNTM (Heidi Klum) läuft. 8o

    Das Stück ist vom Tempo her scheinbar dermaßen anspruchsvoll, dass es unsere Instrumentalisten nach mehreren Wochen Probe noch immer nicht schaffen, das Tempo zu halten. Die Paukenstimme, die ich spiele, bietet zu wenig rhythmische Grundlage und hat zu viele Pausen, sodass das Orchester regelrecht zum Stillstand kommt und der Dirigent verzweifelt rudert. Seine Verzweiflung geht so weit, dass er nun möchte, dass ich irgendetwas "durchklopfe". =O Nun, was könnte das sein, und da frage ich euch nach einer musikalischen Möglichkeit, die das Ganze nicht zu arg verschandelt. Ich denke, beim Charakter dieses Stücks wären es wohl Ostinato-Achtel mit Akzenten auf den Vierteln. Wie macht man das nun? Shaker? Becken? Ich dachte aber auch schon an ein klassisches Metronom, so ein mechanisches mit Zeiger, das einfach mitläuft. Ein Gag wäre es allemal... :D

    Hattet ihr mal so eine Situation und die Lösung war nicht nur, dass die Orchesterspieler zum intensiven Üben mit Metronom verdonnert werden?

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 22.03.25 Heimathafen Lörrach, 17.05.25 Mehlsack Emmendingen mit >> Blackwood Mary

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  • Irgendwas „durchklopfen“ würde die etwas mystische Grundstimmung des Stücks wohl zerstören. Guckt denn da keiner nach vorne? ;)

    Eine Stimme scheint doch einen Viertel bzw. Achtelpuls immer durchzuspielen, könnte man sich nicht daran orientieren, z.B. daß die vielleicht etwas lauter spielen?


    Andere schaffen das doch auch ^^

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    EDIT:

    Vom Gefühl her würde ich das Stück eigentlich eher doppelt so schnell an/-durchzählen. Wenn euer Dirigent Viertel dirigiert, so wie im zweiten Video unten, finde ich es auch schwierig. Da müsste man Achtel „durchwinken“, das wäre etwas treibender, würde alle besser zusammenhalten und mehr Orientierung geben. Würde auch dieses etwas Unruhige und nach vorne Drängende der Musik besser ins Orchester transportieren. Anders lehnt man sich innerlich doch eher etwas zurück, finde ich.


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  • Dieses Stück hab ich noch nicht gespielt, wohl aber diverse andere, von denen Freizeitorchester überfordert waren. Der Goldstandard wäre in meinen Augen, solche Stücke nach der dritten misslungenen Probe vom Programm zu nehmen, aber leider ist eine realistische Eischätzung der eigenen Fähigkeiten und der Belastbarkeit des Publikums eher selten. Lieber setzt man sich wohl der kollektiven Peinlichkeit aus.


    Zur Lösung deines Problems fällt mir nur ein, vergiss jeglichen musikalischen Anspruch (das Orchester tut's ja auch ;) ) und bau rechts und links die stabilste Leitplanke, die du bauen kannst. Frag nicht, wie oft ich in Proben gelangweilt das Metronom gespielt und einfach die Hihat durchgeklopft habe, damit die Leut üben können. Und kaum hab ich die mal weg gelassen, waren die Mitmusiker wieder völlig lost.

    Zur Not weg mit den Pauken, und ihr macht so ne Art Rondo-Venetiano-Fahrstuhlklassik draus mit Drumset und Uff-Knack. Die Nummer hat ja nen echten Groove ohne Agogik, da lässt sich ne poppige Adaption draus basteln.


    Shaker wird euch nichts bringen, der ist zu leise und auch nicht gerade leicht wirklich tight zu spielen, wenn der Rest stolpert. Es ist ja nicht der unklare Takt, der die Nummer schwer macht, sondern die vielen rhythmisierten Noten je Takt. Und dann sind Akkordeonisten ja meist nicht als Rhythmiker sozialisiert und tun sich mit Synkopierung schwer.


    Edit: hab erst nach dem Posten die Links von sixstrokeroll gesehen. Finde speziell die zweite Aufnahme auch nicht gerade tight gespielt, aber irgendwie schaffen sie es, die Kurve zu bekommen und als Ganzes nicht auseinanderzubröseln. Ob ein "falsches" Dirigat da irgendwas besser macht, käm auf den Versuch an. Glaube ich eher nicht, denn häufig verstehen die Spieler meiner Erfahrung nach gar nicht, wie Noten auf dem Blatt rhythmisch zu klingen haben. Da kann man als Dirigent wohl nur helfen, wenn man Basisarbeit leistet und erst mal Takt für Takt erklärt.

  • Guckt denn da keiner nach vorne? ;)

    Eine Stimme scheint doch einen Viertel bzw. Achtelpuls immer durchzuspielen, könnte man sich nicht daran orientieren, z.B. daß die vielleicht etwas lauter spielen?

    Doch, aber für die "Rhythmus-Stimme" gilt exakt das, was Jan sagt:

    Und dann sind Akkordeonisten ja meist nicht als Rhythmiker sozialisiert und tun sich mit Synkopierung schwer.

    Der Goldstandard wäre in meinen Augen, solche Stücke nach der dritten misslungenen Probe vom Programm zu nehmen, aber leider ist eine realistische Eischätzung der eigenen Fähigkeiten und der Belastbarkeit des Publikums eher selten. Lieber setzt man sich wohl der kollektiven Peinlichkeit aus.

    Genau richtig. Die Situation ist halt: Das Programm ist schon seit Monaten geplant (es ist das "Jahreskonzert"), die Programme sind gedruckt, und man dachte, bis zum Konzert wird das ausreichend geprobt. Leider geht es dann am Ende wieder an den üblichen Baustellen aus, die einfach nicht behoben werden. Ich finde auch nichts peinlicher, als am Ende wirklich die HiHat durchzuzimmern. Viel weniger (dafür ansatzweise musikalischeres) wird nicht helfen, weil schon die Passagen, wo die Pauken in Vierteln durchgehen, zu wenig Impuls geben. Das Orchester hat da dann so eine Macht, dass man es als Pauker auch nicht schaffe, den Hebel rumzureißen.

    Ich möchte es da halt immer wenigstens den 2-3 Musikern recht machen, die dann doch im Publikum sitzen.

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  • Ich möchte es da halt immer wenigstens den 2-3 Musikern recht machen, die dann doch im Publikum sitzen.

    Genau das ist das Problem. Man könnte da einfach mittun, wenn einen im Publikum keiner kennt und man sich zur Not für's heimgehen ne Tüte über den Kopf ziehen könnte. Aber vor heimischem Publikum gilt dann "mitgefangen, mitgehangen" :D

    Letztens bei einem meiner Gospelchöre war die Leitung wirklich cool und hat bei der Generalprobe noch ein Stück kurzfristig vom Programm genommen, was gar nicht klingen wollte. Wenn es nur eine Nummer ist, kann man das schon mal machen. Das Publikum zahlt ja den Eintritt nicht nach Stücken.

  • Schwierig, aber die Aussage mit dem zum Dirigenten schauen finde ich da wichtig, wenn alle ein Auge vorne haben müsste das funktionieren. Natürlich muss jeder seine Stimme und vor allem die Rhythmik darin können, sonst hilft das alles nix. Kann man irgendwo was entschärfen, damit es zumindest nicht falsch klingt? Ansonsten hilft nur Satzproben (weiß nicht wie genau das bei Akkordeonorchestern ist), in der jeweiligen Stimmengruppe, damit das im Satz (oder glaube ich von manchen auch Register genannt) funktioniert. Da reichts oft wenns einer vom Satz kapiert hat und die anderen mitschleift (Stichwort Stimmführer). Analog auf das Blasorchester wäre das zB Trompeten/Flügelhörner, Tuben, Tenöre, etc. oder eben auch Holz, hohes Blech und tiefes Bleck gemeinsam um mal mit dem Kompass zu verstehen was da im Stück passiert. Diese geteilten Proben haben gerade bei anspruchsvollem Programm den meisten Lernerfolg und sind mMn am effizientesten. Allein schon weil man konzentriert an gewissen Dingen arbeiten kann ohne das sich 20 andere langweilen.


    Alles nicht einfach, aber es ist auch die Aufgabe des Orchesterleiters bzw. Dirigenten die Stückauswahl oder das Arrangement auf das Level der Musiker anzupassen. Ich kann nicht verlangen, das zB ein böhmisches Orchester das Originalarrangement von Glenn Miller spielt. Da würde ich nach einfacheren Arrangements suchen. ;)


    lg

  • Schwierig, aber die Aussage mit dem zum Dirigenten schauen finde ich da wichtig, wenn alle ein Auge vorne haben müsste das funktionieren.

    Vom Gefühl her würde ich das Stück eigentlich eher doppelt so schnell an/-durchzählen. Wenn euer Dirigent Viertel dirigiert, so wie im zweiten Video unten, finde ich es auch schwierig.

    Schlag das mit dem "doppeltes Tempo denken" (Achtel- statt Viertel-Raster) dem Dirigenten doch mal versuchsweise vor, wenn er es nicht eh schon macht. Ich könnte mir vorstellen, daß das schon hilft. Kannste ja nix kaputtmachen.

  • Das Problem ist ja nicht meins und wenn der musikalische Leiter ein Cowbell-fff fordern würde, dann sollte es so sein. Dass ich nun "durchklopfen" soll, wurde am Wochenende beim Probetag entschieden, bei dem ich nicht dabei war. Mittwoch ist Generalprobe, Samstag Konzert. Ich möchte nun einfach den Schaden noch irgendwie begrenzen, aber ich rechne mit dem Schlimmsten.


    Meine Frage war ja, ob ihr speziell bei dem Stück eine musikalische Lösung seht. Beat im Stil vom venezianischen Rondell wäre möglich, aber unschön. Dazu kommt, dass ich ja eigentlich auch Pauken spielen soll. Wir karren die für insgesamt 2 Stücke in die Kirche - das Palladio ist bei den 2 Stücken schon dabei, und das 2. Stück hat ca. 17 von 317 Takten Paukenwirbel. Da hinterfrage ich sowieso schon den ganzen Aufwand, wenn der musikalische Anspruch am Ende auch den Phil Rudd beim Palladio erlaubt.

    Mein angestrebtes Ziel ist, die Pauken trotzdem zu spielen und zwischendrin was stückdienliches durchzutätscheln.


    im Zweifelsfall die Cowbell im ffff durchachteln

    Es gibt ja auch Pedallösungen für Cowbells. Da könnte ich ein Doppel-Cowbell-Ostinato unter die Paukenstimme hämmern. :D

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  • Man könnte doch schön einen Achtelgroove durchklöppeln ;) Hab ich glaube ich sogar schonmal gehört, weiß nur nicht mehr wo...

    So in der Art könnte man es mE machen. Ist dann halt eher Rockoper als Klassik


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  • Was ich damit sagen wollte: wenn ich in @MoM Jovis Lage wäre und der Dirigent was "durchgeklopft" haben möchte, würde ich die Pauken Pauken sein lassen und sowas anbieten. So ein Akkordeon-Orchester hat es doch auch gerne "fetzig", wie ich aus eigener Erfahrung weiß (über 10 Jahre im Akkordeon-Orchester meiner Mutter ;) )

  • Guten Nachmittag,


    ich kann da leider auch nicht helfen, erinnere mich, nachdem ich nun die Noten gefunden habe, daran, dass das auch mal irgendwo auf dem Pult lag. Es kann sein, dass ich bei der Aufführung schon nicht mehr dabei war.

    Aber das Problem bei (manchen) Akkordeonorchestern ist, dass (manche) Dirigenten es fürchterlich übertreiben mit dem Niveau, das sie selbst nicht haben. Das ist inzwischen wohl auch der Hauptgrund, warum ich aus diesem Sektor so langsam verschwinde (oder schon verschwunden bin).


    Ansonsten hilft nur Satzproben

    Das war seinerzeit durchaus üblich, allerdings nicht ein paar Tage vor dem Konzert, hier scheint ja schon alles auf Fluchtplan hinzudeuten.


    Tatsächlich erscheint mir da die Idiotenvariante im Video (Beitrag #12) noch das Machbarste in der Kürze der Zeit.


    Rock on!

    Jürgen

  • Doubletime denken / dirigieren klingt für mich auch vielversprechend. Ansonsten hilft vielleicht auch eine durchlaufende HiHat oder Ähnliches bei einigen Proben, um die Kapelle für das Timing zu sensibilisieren und das zu üben. Später kann man es möglicherweise wieder reduzieren und dann ganz weglassen. Für den Ansatz bräuchte man aber vermutlich einige Proben.

    Man könnte doch schön einen Achtelgroove durchklöppeln ;) Hab ich glaube ich sogar schonmal gehört, weiß nur nicht mehr wo...

    Kann man eigentlich ruhig machen.

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    Geht auch mit Doublbass :D

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    oder mit E-Drums

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    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Doubletime denken / dirigieren klingt für mich auch vielversprechend. Ansonsten hilft vielleicht auch eine durchlaufende HiHat oder Ähnliches bei einigen Proben, um die Kapelle für das Timing zu sensibilisieren und das zu üben. Später kann man es möglicherweise wieder reduzieren und dann ganz weglassen. Für den Ansatz bräuchte man aber vermutlich einige Proben.

    Klingt ja doch besser als gedacht mit diesem sparsamen Groove aus deinem ersten verlinkten Video. Vielleicht so in der Art, oder nur mit der HiHat…?

  • guten Morgen

    ich könnte mir vorstellen das eine passende Handpfanne, (notfalls sogar abgenommen) evtl. mit Klöppel

    mit entsprechend , ausgewählten Ding und Chor sich klanglich harmonisch dezent, musikalisch gut

    einfügen könnte und gleichzeitig vom Schlagzeuger als auch Schlagwerker gut bedienen ließe.


    Alternativ vielleicht auch auf Blockflöte wechseln.

    Palladio (Karl Jenkins) Berliner Blockflöten Orchester

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



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