Helden und Vorbilder: Inspiration oder irgendwann "musikalisch ungesunder" Personenkult?!

  • Guten Morgen zusammen,


    ich stelle immer wieder fest, dass gerade junge/jüngere Drummer sich auf eine/n Drummer/in einschießen und diese Person dann als "The one and only" ansehen.

    So weit, so gut...


    Ich hatte diese Phase in den 80ern mit Anfang 20, als ich Queensrÿche entdeckt habe.

    Als die "Operation:Mindcrime" dann herauskam, habe ich das Album im Proberaum hoch- und runtergespielt.

    Dafür besorgte ich mir eine zweite Bassdrum sowie ein zweites China und baute mein Set möglichst ähnlich auf.


    Die Fills, Chops und was da sonst so war, sollten natürlich dann auch möglichst schnell in die eigenen Songs eingebaut werden.

    Irgendwann dachte ich dann: "Was würde Scott Rockenfield jetzt an dieser Stelle spielen?".

    Und da habe ich mich gefragt, ob das der richtige Weg sei.


    Zum Einen haben wir damals gar keine ähnliche Musik gemacht und ich fühlte mich irgendwie hinter dieser Ballerburg auch gar nicht so wohl, wie ich dachte.

    Zum Anderen habe ich mich dann auch verstärkt mit anderen Drummern beschäftigt und Interviews gelesen (ja, damals gab es keine Shorts und Reels und so einen zeitraubenden Quatsch).


    Und so habe ich durch Jeff Porcaro, Phil Rudd und natürlich John Bonham einen ganz anderen Blick auf die Sache bekommen.

    Gerade durch Jeff, der immer genau das Richtige für den jeweiligen Song gespielt hat - sei es einen "simplen" Beat wie "Africa" oder eben das legendäre "Rosanna".

    Musikalisch eben, für den Song, als ein Teil der Band - und egal ob Heavy Hitter oder eher filigran, die Überzeugung macht es dann.


    Und das vermisse ich heutzutage bei vielen jüngeren Drummern.

    Genau das gleiche Equipment kaufen und das Set so aufbauen wie XY, dazu noch die Signature-Sticks spielen, weil das ja einfach die besten sind.

    Ja, für XY, aber auch für Dich oder mich?!

    Und btw: Muss ich als allererstes trainieren, wie ich mit den Sticks dann zirkusreif jonglieren kann?!


    Dabei verkümmert aus meiner Sicht zu oft die musikalische Empathie - eben das Gefühl, was braucht jetzt dieser Song.

    Und wie bekomme ich das Gefühl transportiert?

    Und nicht, wie hätte es XY gespielt und kann ich noch was aus dem antrainierten XY-Werkzeugkasten rausholen?


    Versteht mich nicht falsch, jeder muss seinen Weg suchen und gehen, aber wer braucht denn den 30. Chad Smith, Travis Barker, Joey Jordison, Ray Luzier, Cozy Powell, Tommy Lee u.v.m.?!

    Ja, ok, wenn Ihr in einer Chili Peppers, blink182, Slipknot, Korn, Rainbow oder Mötley Crüe-Coverband Eure Bestimmung seht.


    Aber wenn daraus ein - sowie ich es nenne - "musikalisch ungesunder" Personenkult entsteht, dann ist das nicht meine Vorstellung von Musik und dem Gefühl, was dahintersteckt.

    Just my 2 cents - wie seht Ihr das?

  • Gibt es denn wirklich so viele, die so einen "Personenkult" durchziehen?


    Wenn ich, vor allem im Hobbybereich, auf ein Konzert gehe, sehe ich oft eisern an ihrem Platz auf der Bühne festgewachsene Musiker, die zwar technisch bisweilen richtig gut sind, aber von Bühnenshow oder gar Personenkult kann ich da nicht viel erkennen.

  • Machen das wirklich so viele? Das kommt doch wohl eher, weil man manche Leute in Youtube (die legendären Youtube-Drummer) sieht, die zum Beispiel ihre Hütte so hinstellen wie Travis Barker, weil sie da Blink-Songs covern und das dann auch so aussehen soll. Das ist aber doch stark rückläufig, und lässt wohl auch mit dem Alter nach. Das waren so ein paar Drumheroes in den letzten 20 Jahren, wie Jordison oder Barker, wo die Kids das auch haben wollten. Aber sonst fällt mir da keiner ein.


    Das ist doch im Sport auch so. Ich komme vom Tennis, und da wollten alle die Murmel so schlagen wie Federer, Nadal, Agassi, wer auch immer, inklusive Schläger und Klamotten. Irgendwann stellt man dann fest dass das gar nicht geht, dann gibt sich das doch von selber.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Ich würde das nicht so negativ bzw. kritsch sehen. Wenn man als Jugendlicher bzw. junger Mensch mit einem Intrument wie dem Schlagzeug beginnen möchte, dann braucht es Begeisterung, Idealismus, Euphorie, Motivation, nicht selten Überredungskunst (bei den Eltern...;)) und eben Durchhaltevermögen. Dabei können Vorbilder bzw. Idole durchaus hilfreich sein.

    Dass bei der Wahl eines oder mehrerer Idole dann zumindest am Anfang oft auf die extrovertierteren bzw. vermeintlich spektakuläreren Vertreter zurückgegriffen und dabei nicht selten auch ein "musikalisch ungesunder" Personenkult entwickelt wird, liegt glaube ich in der Natur der Sache.


    Aber bei wem liegt denn die Entscheidung, was "gesund" und was "ungesund" ist?;) Bei mir selbst, würde ich sagen. Denn es muss mir Spaß machen...


    Was man an Deinem eigenen Beispiel aber auch gut sehen kann: Wenn man die Begeisterung und Motivation, die man am Anfang vielleicht auch mit Hilfe von "ungesunden" Vorbildern entwickelt hat, behält und am Ball bleibt, will man irgendwann auch mal über den Tellerrand schauen und was "neues" bzw. anderes entdecken. Das kann dann z.B. die von Dir erwähnte Songdienlichkeit sein, vielleicht aber auch ein neues Vorbild...;)


    Aber letztlich reguliert sich so etwas meist von selbst und man wird versuchen, am Instrument mehr man selbst zu sein. Was aber gar nicht so einfach ist, denn letztlich wurde doch fast alles irgendwie schon mal gespielt und aufgenommen. Und so gut wie jeder Drummer, egal ob Anfänger, Hobbytrommler, Amateur, Profi oder Superstar bedient sich aus irgend einem antrainierten Werkzeugkasten. Wo wir auch wieder bei den Vorbildern wären...;)


    Und das mit der Songdienlichkeit ist so eine Sache. Die ist natürlich extrem wichtig, kann aber auch langweilig sein. Und wer entscheidet denn eigentlich, was das genau ist? Das ist doch durchaus recht individuell je nach Musikgenre und auch dem persönlichen Empfinden. Es gab schon immer Songs und Bands, denen etwas "mehr" gut zu Gesicht gestanden hat, der Erfolg gab bzw. gibt ihnen Recht.



    P.S.: Als Du vor einiger Zeit mal das Cover von "Eyes Of A Stranger" auf Youtube veröffentlicht hattest, da hatte ich micht wirklich gefreut und dachte: "Endlich mal einer, der weiß was gut ist..."8o^^

  • Ja, das sollte jetzt auch nicht superkritisch oder übertrieben negativ klingen, aber ich habe alleine drei Leute im erweiterten Bekanntenkreis, auf die das zutrifft.

    Und bei denen - ja, klar, für meinen ganz persönlichen Geschmack - das Ganze zulasten der Musikalität in den Vordergrund tritt.


    Wenn mein Umfeld aber aus Eurer Sicht gar keine repräsentative Statistik zulässt, dann liegt es vielleicht auch einfach an mir ;)


    Andererseits muss ich sagen, dass ich selbst trotz eindeutig vorhandener (und mir auch bewusster) technischer Unzulänglichkeiten vor allem wegen meiner songdienlichen Spielweise bzw. Musikalität geschätzt werde. Und das wiegt für mich deutlich schwerer als alles andere.


    Aber ja, das hat natürlich auch mit dem Musikstil zu tun und keiner verlangt ernsthaft von Portnoy: "Spiel mal weniger!" ^^


    Und am Ende soll es auch eher ein kleiner Denkanstoss sein - mir hat es immer sehr geholfen, mal rechts und links des Weges zu schauen.

    Andere Musik, anderes Setup usw...

  • Vielleicht ist das einfach eine Spielart des "golden Bullet" Syndroms - also dem Bedürfnis, eigene Unzulänglichkeiten durch Kauf von Equipment und sonstige Annäherung an das Vorbild zu überwinden. Sich der Illusion "es liegt an der Ausrüstung, nicht an meinem mangelnden Können" hinzugeben.

  • Ich für meinen Teil habe, erstmal ganz wertfrei, auch gar nicht so den Eindruck, dass den großen Namen immer noch so nachgeeifert wird, im Gegenteil, ich erlebe das persönlich auch als eher rückläufig.


    Der Hang zur Selbstdarstellung und-inszenierung wird m.E. mittlerweile deutlicher, als das Bedürfnis, sich mit etwas bzw. jemand Größerem zu identifizieren und sich entsprechend zu bekennen. Das hat halt mit den sozialen Medien zu tun.


    Auch kommt es mir so vor, als wäre der Markt nicht mehr ganz so voll mit explizit dedizierten Signature-Instrumenten, das war gefühlt mal mehr. Wenn ich da an Leute wie Joey Jordison denke... und dann fällt mir auf, dass die Gesichter zu den aktuellen vertriebenen Produkten viel den Altgedienten gehören, Lombardo, Copeland, Van Halen, Carey, um nur bei Paiste zu sein.


    Da gibt es sicher einige weitere Beispiele. Und gerade diese Dauerbrenner gibt es heute auch nicht mehr so wirklich, oder?Wer bringt mit den jüngeren, angesagten Bands schon prominente Personennamen in Verbindung?


    Mir fällt das Ganze gleichermaßen übrigens auch für den Gitarren-Sektor auf, für den ich mich auch interessiere.


    Letztlich bin ich aber persönlich ein Fan davon, sich an Vorbildern zu orientieren. Wenn es bestimmte Bands und ihre Drummer nicht gegeben hätte, hätte ich vermutlich gar nicht angefangen zu spielen. Und bis heute sage ich in Bandproben Sachen wie "Jawoll, dazu lässt sich hervorragend Nicko McBrainen!"


    Edit:

    Bin sträflich wenig auf den Aspekt des musikalisch ungesunden Personenkults eingegangen.

    Ich finde musikalisch ungesund wird es dann, wenn man sich, wie gesagt, nicht mehr wohlfühlt. Wenn man seine authentischen Bedürfnisse aufgibt, um einem externen Ideal zu entsprechen.


    Das hatte ich auch schon, da kam der Druck aber eher vom Genre.

    Metal=Doublebass-Pflicht. Und drei TomToms. Dem beugte ich mich eine Weile, bis ich merkte, nein, ich muss an meinem kleinen 3-4 Piece Kit mit einfacher FuMa sitzen. Ich muss mich zu Hause fühlen und wissen, was wo ist. Ich möchte auch kein China und kein Splash haben. Also eher Phil Rudd oder John Bonham, oder oder oder...


    Ich denke auf solche inneren Stimmen muss man hören.

    Und so betrachtet gibt es bestimmt Leute, die die entsprechenden Erfahrungen noch nicht gemacht haben und sich deswegen an dem orientieren, was sie woanders sehen.

    Es gibt aber auch die, die niemals über den Tellerrand ihres eigenen Setups hinausgeblickt haben - da wundert man sich dann auch gerne, was die da stehen haben. ^^


    Auf jeden Fall spannendes Thema, je mehr ich drüber nachdenke.

    Von einem total festgelegten, dogmatischen Drummer, der es strikt wie sein Vorbild haben muss, wäre ich definitiv auch genervt.

    Einmal editiert, zuletzt von CataBOOZEta ()

  • Ich denke vieles hat mit der Persönlichkeitsentwicklung zu tun.

    Als Kind oder Heranwachsender gefallen einem manche Dinge so sehr, dass man ihnen manchmal nach-eifert. Das sehe ich zunächst nicht abwertend sondern wertfrei als Fakt. Darauf basiert ein Kernbaustein menschlicher Lern- und Kulturgeschichte ;)


    Je stärker die eigene Persönlichkeitsentwicklung voranschreitet um so eher a.) hinterfragt man andere, b.) wird man sich des eigenen Selbst bewußter c. ) schielt nicht mehr so stark nachlinks und rechts sondern verfolgt die eigenen Motive und Ziele vorrangig etc. etc.


    Das von Schdaeff erwähnte gab es vielleicht immer und wird es vielleicht immer geben?

    Interessant finde ich aber (was zum Teil belegt wie recht Schdaeff womöglich doch hat) dass manche Drummer (nicht nur Kinder oder heranwachsende) sich motorisch Lernfortschritte verhindern weil sie zu früh youtube- etc. Vorbildern nacheifern und die didaktisch erwünschte Lockerheit (und Verletzungsfreiheit) brutalster Verkrampfung opfern, um erzwungen und unter selbstgesetztem Leistungsdruck z.B. in Hochgschwindigkeitsbereiche zu kommen. Hier kann man mitunter noch so fundiert und argumentativ-sachlich begründet thematisieren warum dies jetzt oder mit jener Technik kontraproduktiv ist. Man redet bei einzelnen dann wie gegen eine Wand. Es belegt also wie groß die Rollenmodell-Wirkung ist, selbst wenn trotz des inhaltlichen Verstehens, die "schnelle Nacheiferung" (Im Sinne von "es muß doch eine Abkürzung geben von 0 auf 100 in einer Sekunde?") des Idols obsiegt.

  • Spätestens wenn man mit anderen Leuten Musik macht, stellt sich heraus, dass man mit so einem festem Soundideal/Vorbild nicht immer so toll klar/weiter kommt, da muss man sich schon etwas anpassen, sonst klingt es im eigenen Kontext nicht so toll...

  • Ich bin extrem von den Drummern der "Big 4" Thrash Bands (80er Phase) beeinflusst worden. Ich wollte Double Bass und schnell spielen. Habe mir ein entsprechendes Set mit zwei Bassdrums und vielen Toms und Becken gekauft. Mit der Zeit wurde ich immer schneller und so wurde das Equipment angepasst. Die Becken wurden dünner und kleiner, die Toms und Becken hängen tief, damit ich kurze Wege habe. 16 und 18 Floortoms mit Pinstripes sind da auch Pflicht. Bis heute spiele ich vier Tomtoms vor mir. Es ging sogar so weit, dass ich nur noch X-Hat spiele und gar keine Hi-Hat-Maschine mehr besitze. Zwei Chinas über den viel zu vielen Crash-Becken sind auch am Start und das Rude-Ride aus den 80ern. Ich bin bis heute total zufrieden damit und so ein Setup zu besitzen und nur zu betrachten, ist für mich schon extrem befriedigend. Natürlich habe ich viel zu viel Zeit in Double Bass spielen investiert, aber dieses Gefühl dabei kann mir Jazz-Drumming nicht bieten.

  • Spätestens wenn man mit anderen Leuten Musik macht, stellt sich heraus, dass man mit so einem festem Soundideal/Vorbild nicht immer so toll klar/weiter kommt, da muss man sich schon etwas anpassen, sonst klingt es im eigenen Kontext nicht so toll...

    na ja, manche kommen aber nie zu diesem Schluß...



    Ich hab mal einige Zeit in einem Jugendclub Bands "gecoacht", heißt, ich war zu bestimmten Zeiten da, habe mir Bands angehört und mit denen dann anschließend drüber gesprochen, wenn gewünscht auch etwas gearbeitet.


    War nicht so das Gelbe vom Ei..., die Jugendclubverantwortlichen haben mich bewußt als total fremden (sehr jazz-affinen, klassisch ausgebildet) Charakter gewünscht, weil sie gehofft hatten, ich würde Bands/Musikern/Musik neutraler gegenüber stehen.


    Eines meiner Hauptprobleme war, daß ich auf Musiker traf, die sich als Klone von irgendjemandem sahen/entwickeln wollte/entwickelt haben, aber das total gegensätzlich zu dem, was ihre eigene Musik als Handwerk gebraucht hätte.

    Und nur sehr wenige waren überhaupt bereit sich darüber Gedanken zu machen.

    Und vor allem war das keine "Kernkompetenz" der Schlagzeuger, viel mehr waren da noch Gitarristen und auch Sänger betroffen.


    Lange Rede, sehr kurzer Sinn: ich weiß nicht, wie das augenblicklich aussieht, vor 20 Jahren gab es ziemlich viele, die ausschließlich an einem einzigen Vorbild hingen.

    Klingt vielleicht hart, aber davon haben viele den Schritt zu einem handwerklichen Musiker nicht geschafft, wahrscheinlich auch, weil Äußerlichkeiten, Ausrüstung, Sounds, etc. für diese wichtiger waren als gutes Handwerk für "gute Musik".

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Nun schdaeff, jetzt bist auch ein wenig älter geworden.

    ich stelle immer wieder fest, dass gerade junge/jüngere Drummer sich auf eine/n Drummer/in einschießen und diese Person dann als "The one and only" ansehen.

    Wäre es nicht möglich, daß " gerade junge/jüngere Drummer" exact einfach nur DEINEN Entwicklungs - ( Reife?) Prozess durchmachen ??

    Mit immer noch idolbehafteten, nie erreichten Grüßen

    Christian

  • Vorbilder zu haben halte ich für wichtig. Und auch die "Großen" hatten Vorbilder, als sie noch jünger waren. Ein Vorbild von Gavin Harrison war z.B. Jeff Porcaro.

    Besonders in der Anfangszeit am Instrument ist das m.E. die beste Quelle für die nötige Begeisterung, die "Aha"-Erlebnisse ("so macht man's also richtig") und auch die Motivation, sich zu verbessern.


    Der springende Punkt ist halt einfach das Maß, wie bei so vielen anderen Dingen auch. Schafft man es, das Vorbild nur Quelle für Inspiration sein zu lassen und sich auch selbst am Instrument zu verwirklichen?

    Ich persönlich hab nach wie vor mehrere Vorbilder. Hatte mich aber auch nie davor gescheut, eigene Wege zu gehen und es an bestimmten Stellen einfach laufen zu lassen. Letztendlich ist Schlagzeugspielen ein künstlerisches Handwerk und damit auch ein Mittel des persönlichen Ausdrucks. Fängt man an ein Vorbild zu "kopieren", verbaut man sich diese Möglichkeit und kastriert seine eigene Authentizität am Instrument.


    Mich persönlich beschäftigt z.Z. auch immer wieder, dass ich als Schlagzeuger nicht nur noch Dienstleister sein will. Klar ist vieles im Allgemeinen schon beinahe standardisiertes Machwerk und ich halte es auch für wichtig, auf dem Teppich zu bleiben. Es gibt m.E. aber Grenzen, die da aufhören, wo man selbst den Spaß verliert.


    Auf der anderen Seite ist es aber auch immer schwieriger, mit der eigenen Authentizität aus der Masse rauszustechen. Weil einerseits die Skill Levels in der heutigen Zeit von einigen Leuten sehr auf die Spitze getrieben werden und es andererseits halt mittlerweile auch schon sehr viel Musik gibt, die Akustik-Schlagzeug in den verschiedensten Formen beinhaltet.

    Wenn jemand versucht, ein bekanntes Vorbild möglichst gut zu kopieren, sieht er das möglicherweise als einzigen Weg für Aufmerksamkeit und Erfolg. Was im Kern eigentlich ziemlich traurig ist.

  • Mich persönlich beschäftigt z.Z. auch immer wieder, dass ich als Schlagzeuger nicht nur noch Dienstleister sein will. Klar ist vieles im Allgemeinen schon beinahe standardisiertes Machwerk und ich halte es auch für wichtig, auf dem Teppich zu bleiben. Es gibt m.E. aber Grenzen, die da aufhören, wo man selbst den Spaß verliert.

    Das ist für mich z.B. auch ein zentraler Punkt. Ich sehe das Schlagzeugspielen aber auch nicht unbedingt als Selbstzweck. Mein Antrieb ist und war immer in einer Band zu spielen. Vorzugweise in einer, die eigene Songs schreibt. Daran mache ich auch so ziemlich mein ganzes Musikerdasein fest.


    Hätte ich keine Band und würde sich auch länger keine Gelegenheit ergeben, sich einer anzuschließen oder eine zu gründen, würde ich sehr viel weniger Schlagzeug spielen. Zumindest nicht, solange ich dafür immer erst mal in den Proberaum eiern muss. Hätte ich ein freistehendes Haus und mein Equipment im Keller stehen, wo ich Tag und Nacht mal eben ran kann, sähe das wohl auch anders aus.


    Was ich mir dagegen gar nicht vorstellen kann: Sessiondrummer zu sein, oder eben besagter "Dienstleister", der gegen Einwurf von Münzen dann auf Volksfesten oder Tanzverstaltungen ein gebuchtes Programm runterspielt. Ich sehe mich in erster Linie als Bandmusiker und erst an zweiter Stelle als Drummer.

  • Vielleicht muss man da doch mehr differenzieren.

    Vorbilder sind wichtig und gehören zum Entwicklungsprozess - egal, ob beim Drumming, in der Familie, im Job oder wie auch immer.

    Grenzwertig wird es aus meiner Sicht eben genau dann, wenn man darüber hinausgeht und möglicherweise sein eigenes Ich irgendwo aus den Augen verliert.

    Fängt man an ein Vorbild zu "kopieren", verbaut man sich diese Möglichkeit und kastriert seine eigene Authentizität am Instrument.

    Das meine ich damit.


    Nun schdaeff, jetzt bist auch ein wenig älter geworden.


    Ein wenig - haha, danke :S

  • Das ist für mich z.B. auch ein zentraler Punkt. Ich sehe das Schlagzeugspielen aber auch nicht unbedingt als Selbstzweck. Mein Antrieb ist und war immer in einer Band zu spielen. Vorzugweise in einer, die eigene Songs schreibt. Daran mache ich auch so ziemlich mein ganzes Musikerdasein fest.


    Hätte ich keine Band und würde sich auch länger keine Gelegenheit ergeben, sich einer anzuschließen oder eine zu gründen, würde ich sehr viel weniger Schlagzeug spielen. Zumindest nicht, solange ich dafür immer erst mal in den Proberaum eiern muss. Hätte ich ein freistehendes Haus und mein Equipment im Keller stehen, wo ich Tag und Nacht mal eben ran kann, sähe das wohl auch anders aus.


    Was ich mir dagegen gar nicht vorstellen kann: Sessiondrummer zu sein, oder eben besagter "Dienstleister", der gegen Einwurf von Münzen dann auf Volksfesten oder Tanzverstaltungen ein gebuchtes Programm runterspielt. Ich sehe mich in erster Linie als Bandmusiker und erst an zweiter Stelle als Drummer.

    Das kann ich gut nachvollziehen, denn In so einer Phase war ich auch mal. Und mit Top40-Cover und dergleichen hatte ich lange Zeit auch nicht viel zu tun.


    In der Zwischenzeit hat sich für mich aber rausgestellt, dass meine Leidenschaft für Schlagzeugspielen selbst diese für Bandaktivitäten im Allgemeinen übersteigt. Damit zusammenhängend auch die Entscheidung, Profi zu werden und Unterricht zu geben. In letzterem kann ich übrigens mehr Sinn finden als in Top40-Cover.


    Dazu kommt bei mir, dass die Thüringer Szene nicht so wirklich berauschend ist und ich wohl wieder hier wegziehen muss, bevor ich die "Nadel im Heuhaufen" finde. Also bis ich wieder leidenschaftlich viel Zeit und Energie in ein Bandprojekt investiere, ohne dass viel dabei rumkommt, muss das für mich schon musikalisch und menschlich echt gut passen.


    Derweil begügne ich mich damit, dass man mit Livemusik - auch abseits von Top40-Cover - durchaus auch Geld verdienen kann. Mehr noch ... denn ich bin sogar der Meinung, dass qualitativ hochwertige Livemusik durchaus was kosten sollte. Bzw. auch ordentlich produzierte Musik im Allgemeinen (Stichwort Streaming usw. - aber das wäre an der Stelle noch mehr Offtopic). Es ist schon traurig genug, dass Top40-Bands in direkter Konkurrenz zu DJs stehen. Auf der anderen Seite gibts natürlich auch viele Coverbands, die die Songs einfach nicht richtig rüberbringen.


    Kürzlich hatte ich einen Aushilfs-Gig abgesagt, weil das zwei Monate Vorbereitungsaufwand mit wöchentlichen Proben wäre, wo ich mich auf eine 1,5h-Setlist mit eigenen progressiven Songs (und entsprechenden Songstrukturen) hätte vorbereiten müssen. Produktion mit programmiertem Schlagzeug, übrigens.

    Ich hätte zwar eine Gage aus der Bandkasse dafür kriegen können, aber sowas ist eben zum einen reine Dienstleistung (kann mit der Musik nicht viel anfangen) und mir zum anderen den Aufwand für einen kleinen Gig einfach nicht wert.


    Aber zurück zum Thema. ;)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!