Guten Morgen zusammen,
ich stelle immer wieder fest, dass gerade junge/jüngere Drummer sich auf eine/n Drummer/in einschießen und diese Person dann als "The one and only" ansehen.
So weit, so gut...
Ich hatte diese Phase in den 80ern mit Anfang 20, als ich Queensrÿche entdeckt habe.
Als die "Operation:Mindcrime" dann herauskam, habe ich das Album im Proberaum hoch- und runtergespielt.
Dafür besorgte ich mir eine zweite Bassdrum sowie ein zweites China und baute mein Set möglichst ähnlich auf.
Die Fills, Chops und was da sonst so war, sollten natürlich dann auch möglichst schnell in die eigenen Songs eingebaut werden.
Irgendwann dachte ich dann: "Was würde Scott Rockenfield jetzt an dieser Stelle spielen?".
Und da habe ich mich gefragt, ob das der richtige Weg sei.
Zum Einen haben wir damals gar keine ähnliche Musik gemacht und ich fühlte mich irgendwie hinter dieser Ballerburg auch gar nicht so wohl, wie ich dachte.
Zum Anderen habe ich mich dann auch verstärkt mit anderen Drummern beschäftigt und Interviews gelesen (ja, damals gab es keine Shorts und Reels und so einen zeitraubenden Quatsch).
Und so habe ich durch Jeff Porcaro, Phil Rudd und natürlich John Bonham einen ganz anderen Blick auf die Sache bekommen.
Gerade durch Jeff, der immer genau das Richtige für den jeweiligen Song gespielt hat - sei es einen "simplen" Beat wie "Africa" oder eben das legendäre "Rosanna".
Musikalisch eben, für den Song, als ein Teil der Band - und egal ob Heavy Hitter oder eher filigran, die Überzeugung macht es dann.
Und das vermisse ich heutzutage bei vielen jüngeren Drummern.
Genau das gleiche Equipment kaufen und das Set so aufbauen wie XY, dazu noch die Signature-Sticks spielen, weil das ja einfach die besten sind.
Ja, für XY, aber auch für Dich oder mich?!
Und btw: Muss ich als allererstes trainieren, wie ich mit den Sticks dann zirkusreif jonglieren kann?!
Dabei verkümmert aus meiner Sicht zu oft die musikalische Empathie - eben das Gefühl, was braucht jetzt dieser Song.
Und wie bekomme ich das Gefühl transportiert?
Und nicht, wie hätte es XY gespielt und kann ich noch was aus dem antrainierten XY-Werkzeugkasten rausholen?
Versteht mich nicht falsch, jeder muss seinen Weg suchen und gehen, aber wer braucht denn den 30. Chad Smith, Travis Barker, Joey Jordison, Ray Luzier, Cozy Powell, Tommy Lee u.v.m.?!
Ja, ok, wenn Ihr in einer Chili Peppers, blink182, Slipknot, Korn, Rainbow oder Mötley Crüe-Coverband Eure Bestimmung seht.
Aber wenn daraus ein - sowie ich es nenne - "musikalisch ungesunder" Personenkult entsteht, dann ist das nicht meine Vorstellung von Musik und dem Gefühl, was dahintersteckt.
Just my 2 cents - wie seht Ihr das?