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Groove und Tightness der Band
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Ich versteh's nicht. Hier werden drölf Obstsorten neben Äpfel und Birnen verglichen. Jazzer, Metler, Blueser. Orchestertrommler, Coverer und Marschierer. Alle mit unterschiedlicher Spiel- und Gigerfahrung. Und fragen tut jemand, der mit seiner Band eiern will.<- Nix für ungut, Piet!
Pauschal den Klick zu empfehlen oder zu verteufeln ist hier nicht zielführend. Vielleicht würde die Band den Klick sogar ignorieren, wie sie sich selbst ignoriert.
Wie wär's denn, wenn Drums und Bass erstmal alleine versuchen, ein gemeinsames Fundament zu legen? Dann haben die anderen etwas, in was man sich einklinken kann.
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Vielleicht mal zur Erklärung meines Geschreibsels aus Post #34:
Ich wurde hauptsächlich in den 70ern und 80ern musikalisch sozialisiert. Deshalb wohl auch mein Beispiel mit Ian Paice / Deep Purple. Das waren natürlich tolle Musiker, wie burned_destroyer richtig bemerkte, trotzdem haben die auf ihren frühen Alben teilweise ganz schön rumgeeiert timing-mäßig. War aber egal, die Mucke war trotzdem geil. Und Zeppelin, Sabbath etc. waren auch nicht besser.
Zweite Hälfte der 70er ging das los mit Disco / Munich Sound etc., da musste der Beat schon mal minutenlang geradeaus gehen. Auch weil das erste mal Maxi-Singles produziert wurden. Findige Toningenieure haben damals gerne die Drumspuren (anfangs noch analog) geschnitten und geloopt. Dafür war ein gleichmäßiges Tempo natürlich wichtig. Also sollten die Drummer nach Click spielen - so fing das an. Wegen der Ton-Ings, nicht auf Wunsch der Drummer oder der Bands. Im Rechner (Fairlight) und mit der Linn Drum war das in den 80ern natürlich noch einfacher.
In den 90ern kamen dann live die rechnergesteuerten Light- und Videoshows dazu, dafür war ein exaktes Timing natürlich auch wichtig. Also etablierte sich Clickfestigkeit als Standard für "gute" Drummer.
Im Bereich Jazz & Blues waren und sind diese Dinge (gerade live) viel weniger wichtig, dort soll es vor allem grooven, funken, swingen und dynamisch zugehen. Ob der Song am Ende 5 Beats schneller ist als am Anfang: völlig egal... Hauptsache, die Band ist zusammen und tight.
Das ist meine Sicht auf das Thema "Click". In bestimmten Situationen absolut sinnvoll und teilweise unverzichtbar. Aber um gut(e) Musik machen zu können nicht das Maß aller Dinge. Zuhören können, musikalisch denken, dynamisch spielen zu können UND eine gute Time zu haben - das macht für mich (!) einen guten Drummer aus. Und einen guten Gitarristen, Bassisten, Keyboarder, Sänger natürlich auch.
Just my 2 Cent...
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Ich versteh's nicht. Hier werden drölf Obstsorten neben Äpfel und Birnen verglichen. Jazzer, Metler, Blueser. Orchestertrommler, Coverer und Marschierer. Alle mit unterschiedlicher Spiel- und Gigerfahrung. Und fragen tut jemand, der mit seiner Band eiern will.<- Nix für ungut, Piet!
Pauschal den Klick zu empfehlen oder zu verteufeln ist hier nicht zielführend. Vielleicht würde die Band den Klick sogar ignorieren, wie sie sich selbst ignoriert.
Wie wär's denn, wenn Drums und Bass erstmal alleine versuchen, ein gemeinsames Fundament zu legen? Dann haben die anderen etwas, in was man sich einklinken kann.
Wie kommst du drauf, dass ich
A. eiern will und
B. den Klick verteufele oder pauschal empfehle?
Bitte um Aufklärung, denn das habe ich nirgends geschrieben. Ich habe geschrieben, dass die einzelnen Musiker meine Band gerne mal weglaufen und alles andere als timingfest sind. Das merke ich natürlich an den drums, wenn ich mal mit klick spiele (ich merke es auch ohne) und das merke ich, wenn ich die Gitarren zb mal ganz alleine spielen lasse, Intros zB. In Summe kann das live für mich sehr anstrengend sein, den Laden zusammen zu halten und es "grooven" zu lassen. Also keine Ahnung, wie du oben genannte Statements ableitest. Ich hatte aber mal geschrieben, dass wenn alle auf den drummer hören (was das Timing angeht), der Laden weniger auseinander driftet. Vielleicht meintest du das?
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Ich sehe es ein, das war zu flappsig formuliert und eher missverständlich, sorry.
A. Offenbar ist allgemein anerkannt, dass die Stones nicht immer gleichbleibendes Tempo spielen. Das hatte ich albern mit "eiern" gemeint. Ihr covert sie, deshalb wollt ihr eiern...Spässle g'macht.
Und dann wurde B. hier in der Diskussion der Klick als Hilfe empfohlen oder eben nicht.
Du schreibst, dass du den Laden zusammenhalten willst, um es grooven zu lassen. Das wird nicht passieren, weil du nicht alleine dafür verantwortlich bist.
Mein Ansatz wäre, die time der anderen eben nicht mit einem Klick festigen zu wollen. Sie werden ihn womöglich einfach ignorieren und das wäre noch frustrierenden.
Viel wichtiger: Die beiden Hauptprotagonisten für den Groove sind der Bass und die Drums. Wenn du mit dem Bass zusammen ein solides Fundament mit einem unwiderstehlichen Groove für einen Song hinlegen kannst, werden sich die anderen im besten Fall einfach einklinken und dann grooven alle von selbst. Daran würde ich arbeiten. Das hat außerdem den Vorteil, dass sich erstmal nur zwei miteinander beschäftigen und mutmaßlich auch schneller zu einem Ergebnis kommen können.
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Ich spiele ja in einer mittlerweile recht gut eingespielten Hobbykapelle. Wenn ich ein Stück lerne, konzentriere ich mich auf den Ablauf und die einzelnen Passagen. Wenn alles sitzt spiele ich das ganze Ding auswendig zum Click, immer wieder, da merke ich dann auch, wo ich tendenziell schneller werden könnte. Wenn das sitzt kann ich das auch mit sehr geringen Temposchwankungen mit der Band spielen. Bei uns gebe ich die Orientierung, da sind wir uns auch einig. Wir haben Aufnahmen Spur für Spur gemacht, die hab ich teils mit Click gespielt, teils ohne. Da habe ich mich sehr aufs Tempo konzentriert, Schwankungen waren maximal 4 bpm. Live spielen wir ohne Click, wir haben ein paar Songs, wo ich für bestimmte Passagen bewusst das Tempo anziehe, Beispiel Rearviewmirror von Pearl Jam im Soloteil. Wir schneiden öfters mit, da reden wir dann von 10 bpm ungefähr. Da wir jede Woche mit voller Kapelle proben, hat sich das ganz gut eingespielt. Bei Plush von den Stone Temple Pilots muss das Tempo gleich bleiben, sonst klingt es nicht wie es soll.
Alleine üben ohne Click mache ich selten, weil gerade bei Fills oder Übergängen das Tempo passen muss. Und das will ich nicht meinen, sondern wissen. Ich habe das Glück, dass ich ein ziemlich gutes Tempogefühl habe. Aber müsste ich andere Musik spielen als unseren Grunge-Kram, da könnte ich mir durchgehend Klick vorstellen. Da gibt es keine einzige Wahrheit. Und für das Zusammenspiel hilft das Aufnehmen. Da hört man es dann, oder man sieht wie man neben dem Metrum von der Software ist. Und auf einen in der Kapelle sollte man sich verlassen können. Sonst hilft nur alle mit Click.
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Hallo allerseits, ich möchte hier noch meinen Senf zum besten geben zu dem Thema Timing, Tightness und Groove der Band. (Verzeiht mir, falls ich etwas wiederhole was in einem vorhergehenden Beitrag schon erwähnt wurde, aber ich hab nicht alles durchgelesen.)
Ich möchte zunächst das Timing unterscheiden in Mikro- und Makro-Timing.
Mit Mikro-Timing meine ich das Timing zwischen zwei Noten innerhalb eines Taktes also die zeitlichen Abstände zwischen zwei einzelnen Tönen. Im Falle eines maximal präzisen Mikro-Timings läge jede Note exakt auf einem Schlag eines auf sechzehntel oder zweiunddreißigstel quantisiertem Metronoms.
Das Makro-Timing ist in meinem Verständnis das Timing über die Takte des Songs hinweg, so dass die vorgegebenen beats per Minute über das gesamte Lied hinweg eingehalten werden. Dies wird erzielt durch ein „grobgerastertes“ Metronom mit z.B ganzen Schlägen, halben oder vierteln, so dass über den gesamten Song hinweg einzelne Teile nicht schneller oder langsamer sind als andere (es sei denn dies ist erwünscht).
In meiner Erfahrung ist für den Groove und das Feel einer Band alleinig das Mikro-Timing entscheidend.
Das ist auf oft gut beobachtbar bei Musik mit Funkelementen, in denen sowohl Bass, als auch Gitarre, Schlagzeug und die Keyboards sechzehntel-basierte Riffs/Grooves spielen. Wenn nicht jeder Instrumentalist für sich präzise auf sechzehntel (oder zweiunddreißigstel) quantisiert spielen kann, geht der Groove mit jedem zusätzlichem Instrument mehr flöten. Das kann man oft hören bei Anfänger-Bands, die versuchen Red Hot Chili Peppers zu covern.
ich glaube dass diese Art von spielerische Präzision zunächst von jedem Band Mitglied für sich selbst verinnerlicht werden muss, und zwar durch üben mit „eng-rastrigem“ Metronom zunächst in sehr langsamen Tempi und dann steigernd, bis man schließlich auch im Original Tempo des Songs genau die sechzehntel des Metronoms „trifft“. Für uns Schlagzeuger ist diese Art des Übens normal und gewohnt. Die anderen Instrumentalisten kennen es in meiner Erfahrung oft nicht in dieser Form.
Das Makro Timing ist in meiner Erfahrung für den Groove einer Band oft nicht entscheidend. Es gibt viele Beispiele, in denen die Songs bewusst oder unbewusst schneller oder langsamer werden, es aber dennoch funky klingt. Beispielhaft sei dieses Video genannt
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Es gibt noch viele weitere Beispiele hierzu und auch für die Stones gilt meines Erachtens das gleiche.
Was ist also mein Punkt?
In meiner Erfahrung müssen wir Schlagzeuger dafür sorgen, dass die anderen Instrumentalisten an ihrem Mikro Timing arbeiten. Und zwar daheim, in Ruhe und mit einem enggerasteten Metronom im Hintergrund. Dann verbessert sich auch der Groove der gesamten Band.
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