Groove und Tightness der Band

  • Ich habe mich bisher nicht getraut, im Proberaum mit einem für alle hörbaren Click zu kommen. Wäre evtl. doch mal einen Versuch wert.

    das solltest du aber schleunigst machen. Lass die auch mal Solo zum Klick ihren Kram spielen und hört euch das an.
    Ich spiele überweigend mit Klick und muss nicht versuchen gegenzusteuern.

    Das ist auch schwer man keinen gemeinsamen Bezugspunkt hat.
    Der Bezugspunkt bin ich. Die anderen brauchen keinen Klick (mehr)

    Ohne Klick hat der Drummer auch keine Sicherheit, 100% das Tempo zu halten wenn die anderen weglaufen.

    Man kann sich zwar anpassen und versuchen gegenzusteuern, löst aber das Problem der anderen nicht.

    Ich habe mir damit meine beiden Bands zu sehr timingstabilen und tighten Musikern gepimt.
    Jetzt klappt es auch ohne Klick deutlich besser, weil alle konditioniert sind, auf die Drums zu achten.


    Fragt mal im Musikerkreis wer mit Klick übt.
    Das Ergebniss ist erschreckend. :)

    don´t panic

  • Es gibt eine "Übung" die wir in meiner Band in den Proben regelmässig durchziehen, wenn wir merken, dass es ein Problem mit weglaufenden Tempo oder dem Groove gibt: Wir spielen das Stück bei deutlich niedrigerem Tempo, also 10 oder 20 Bpm langsamer als normal, ich nach Metronom, die anderen folgen mir. Alle sind dann gezwungen, auf mich zu hören, sich darauf einzugrooven und das Tempo bewusst wahrzunehmen. Nebenbei müssen auch Feinheiten, zB in Übergängen, die sonst bei höherem Tempo hingepfuscht werden, plötzlich sauber ausformuliert werden.

    Wenn man das ein paar mal macht, und dann wieder zum richtigen Tempo zurückkehrt, ist es meist spürbar besser.

  • Bewusstes Zusammenspiel und Aufeinanderhören ist natürlich der Schlüssel. Wo da die Schwierigkeiten liegen und mit welchen Übungen man daran arbeiten kann, wurde ja schon genannt.

    Für mich ganz wichtig ist auch, dass die Band aus dem Vorzählen nicht nur den gemeinsamen Startzeitpunkt zieht, sondern eben auch das Tempo und das Feel. Da hilft es sehr, z.B. etwas länger anzuzählen und dabei den ersten Takt oder was vom Refrain anzusummen oder so. Und auch deine Körpersprache kann helfen, richtig reinzukommen. Wichtig ist auch, zwischen den Liedern zumindest so viel Zeit zu lassen, dass sich alle auf das neue Lied einstellen können. Bei einer Ballade nach einer Uptempo-Nummer ist es zum Beispiel wahnsinnig schwer, nicht zu treiben. Da sollte jeder ganz bewusst durchatmen und das neue Lied in den Kopf kriegen, bevor es losgeht.


    Ich würde also genau das bei der Band ansprechen: Konzentriert euch auf das Lied, das kommt. Fühlt euch vor dem Start schon rein und hört ganz bewusst auf das Einzählen, damit alle mit dem richtigen Feel starten.


    Ansonsten mein Tipp: Wenn das Tempo nicht wegen Loops, Samples oder so unverhandelbar ist, gib live ruhig 1-3 bpm nach, wenn alle treiben. Besser etwas zu schnell aber alle zusammen und alle im momentanen Wohlfühltempo, als krampfhaft versuchen, alle zu bremsen und zusammenzuhalten.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Man kann auch ein Click programmieren mit einem Takt Viertel (oder zwei), dann einem oder zwei Takten Pause und dann wieder <die Eins>.

    Dann stellen sich alle mit dem Rücken zueinander oder schließen die Augen … und versuchen klatschend <die Eins> zu treffen. Kann man auch einzeln üben.

    Wird sicher oft lustig.

  • Das Spielen von Bands mit Click muss gesetzlich verboten werden.


    Die Musik ist Gefühl, Genuss, Spaß, Freude, Meditation.

    Selten so einen Blödsinn gelesen. Wieso soll sich Gefühl, Genuss, Spaß und der ganze andere Text mit einem Metronom schlagen? Es gibt Musik die funktioniert besser mit Click und welche wo mehr Agogik gemacht werden kann und soll. Aber auch bei zweitem kann man den Click so programmieren, dass das dann auch passt. ;)

    Außerdem sind die meisten großen Produktion wo vielleicht gewisse Effekte oder sonstige Dinge zeitlich genau passen müssen, ohne Metronom kaum möglich. Ob den Click jetzt nur der Schlagzeuger hat und damit die absolute Autorität ist oder alle ist dann völlig egal.

    Aber die Aussagen habe ich oft nur von Leuten gehört die mit einem Metronom oft nicht zurecht kommen (ohne dir jetzt was unterstellen zu wollen).


    lg

  • ...der Tip von oben die Nummern mal signifikant im Tempo abzusenken ist auch meiner Erfahrung nach der beste Weg :


    1. Allein der Vorschlag macht viele Mitspieler schon "nervös", weil genau wie bei jedem von uns natürlich bestimmte Temporanges lieber adressiert werden als andere. Wenn da Diskussionen aufkommen weist Du schon, dass da was im Kollektiv nicht passt.


    2. Das (Nicht) Zuhören hat meiner Meinung v.a. mit den nicht gemachten Hausaufgaben zu tun. Das wird oft dann gerne als Ignoranz (Nicht-Zuhören-wollen) ausgelegt aber ist (bei mir persönlich auch) immer dann das Problem, wenn meine Prozessorkapa mit dem was ICH spiele ausgelastet ist. Das bekommen alle in der Band aber nur durch Vorbereitung "wegautomatisiert", so dass dann wieder Platz für Zuhören und Achtsamkeit auf das Tempo stattfinden kann.


    1. und 2. sind obendrein noch gekoppelt: Bin ich ich nicht gut vorbereitet, achte ich auf mich und versuche eine Komfortzone zu finden u.a. im Tempo.


    Die Root-Cause ist aus meiner Sicht, dass da eine Gruppe von Leuten ein Bewusstsein (und auch die Bereitschaft) haben muss, dass individuelle Vorbereitung zu Kontrolle und damit zum Zusammenspiel führt. Die Führungsaufgabe die Leute in der Band auf dieses Ziel hin einzuschwören/zu "disziplinieren" ist das eigentlich Problem ! --> Einer der Kernpunkte an anderer Stelle warum Leute aus Bands aussteigen, weil Ziele in einer Band nicht kohärent sind...


    Insofern ist das im Grunde eigentlich auch gar kein "technisches" Problem.

    "If you don't have ability you wind up playing in a rock band" (Buddy Rich)

  • Trainieren allein zuhause. Mit Click wenn nötig.


    Aber nicht mit der Band.

    Ich finde, dass dabei eine Sache untergeht.

    Mein üben zum Klick verbessert mein Mikrotiming und stabilisiert mein Makrotiming. Das ist gut. Und bei meinen Mitmusiker*innen auch.

    Das gemeinsame Spiel zum Klick hilft dann, dies zusammenzubringen.


    Dann klappt es auch eher damit:

    Die Musik ist Gefühl, Genuss, Spaß, Freude, Meditation.

    Ohne Fleiss kein Preis. 🙂

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Immer wieder spannend, dass es offenbar Leute gibt, die einem Ian Paice sagen würden: "Alter, wenn du damals 'Smoke on the water' mit Click gespielt hättest, dann wäre es ein noch größerer Hit geworden." =O


    Diese Leute würde ich fragen: "Jungs, habt ihr das eigentlich mal erlebt, wie eine gut eingespielte Band einen Song OHNE CLICK zum atmen, zum leben bringt?" Und wie toll das klingen und sich anfühlen kann?!

  • Immer wieder spannend, dass es offenbar Leute gibt, die einem Ian Paice sagen würden: "Alter, wenn du damals 'Smoke on the water' mit Click gespielt hättest, dann wäre es ein noch größerer Hit geworden." =O


    Diese Leute würde ich fragen: "Jungs, habt ihr das eigentlich mal erlebt, wie eine gut eingespielte Band einen Song OHNE CLICK zum atmen, zum leben bringt?" Und wie toll das klingen und sich anfühlen kann?!


    Die meisten haben das leider nicht... und das merkt man sehr oft bei Aufnahmen, Gigs, Videos.

    Das alles merkt man auch bei den Gesuchen von Schlagzeugern für Bands: " Clickfester Schlagzeuger gesucht".


    Aber eine Diskussion darüber wird nichts bringen.

  • eine gut eingespielte Band

    Um dahin zu kommen, kann der gemeinsame Klick ein wunderbares Hilfsmittel sein. Gerade auch für Amateure.

    Und wenn dann mit ohne das Zusammenspiel passt, dann wird es um so schöner.

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Mogila

    Hast du denn schon mal erlebt, wie eine im Timing unsichere Band nach einigen Übesessions zum Click mit der Zeit OHNE Click tighter und grooviger wurde? Ich schon.


    Natürlich hast du recht, jeder Musiker sollte für sich alleine daheim gelegentlich zum Click üben. Der Ausgangspunkt hier und in vielen Amateurcombos ist aber leider gerade die fehlende Bereitschaft, dies zu tun. Und wer sich dann auf Gefühl, Genuss, Spaß, Freude, Meditation beruft, statt als Band an der Tightness zu arbeiten, nimmt sich vielleicht dadurch die Chance, zu wachsen.

  • Zumal es ja auch noch einen ganz anderen Grund gibt, auch live mit Click zu spielen: Tracks. Entweder weil die Band Backing-Tracks hat oder Licht- und Nebelsteuerung per MIDI oder Samples zum richtigen Zeitpunkt im Song automatisiert abgespielt haben will. Oder automatisiertes Umschalten zwischen Effekten, etc...


    Und kommt jetzt bloß nicht "Mit Backing Tracks oder MIDI-Steuerung spielen ist aber Cheaten und eines echten Musikers nicht würdig!!!". Bei solchen Vorurteilen erübrigt sich dann auch jede weitere fruchtbare Diskussion.

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