Analog vs. Digital

  • Kaum vorstellbar, was da an Hardware aufgebaut werden muss, wenn es von der ersten bis zur letzten Note mit rein analoger Technik gemacht ist. Wer kann sich das leisten?

    Geile Aufnahme, finde ich. Und trotzdem taugt das nicht zu qualitativen Vergleichen des auditiven Eindrucks. Man hört hier imho lediglich, dass jeder sein Handwerkszeug exzellent beherrscht. Eine großenteils digitale Produktion in den Händen guter Toningenieure, deren Klangideal von alten analogen Produktionen geprägt ist, wird uns ebenso zusagen. Und ich behaupte, ein aufwändiger Blindtest würde (wie so oft) die angebliche Klangcharakteristik wohl eher nicht zuverlässig bestätigen.


    Aber am Mojo ist ja schließlich das schöne, dass man ihn vor allem empfindet 😉

    Der Punkt ist aber interessant zu fragen: Ist das, was ich da künstlerisch mache einfach anders

    In einem Punkt wäre ich sogar bei dir, nämlich wenn es um die künstlerische Leistung von Sänger*innen geht. Dank Autotune und Co. ist es heute vermutlich normaler, Stars aufzubauen, denen in früheren Zeiten schlicht die grundlegenden Skills gefehlt hätten.


    In allen anderen Fällen ist der Kosten- und damit natürlich der Zeitdruck eher höher als in früheren Jahrzehnten, da auch die Monetarisierung dank Streaming für die meisten Künstler schlechter als besser laufen dürfte. Da willst du als Producer sicher keine 100 und auch keine 10 Takes haben. 2 bis 3, vielleicht mal 4 Takes, danach wird's schon nervig. Und auch die Spielräume für Soundexperimente sind nicht mehr wie zu Zeiten der Beatles und Pink Floyd, allen Plugins zum Trotz. Du buchst einfach Leute, die wissen, wie man schnell von A nach B kommt.


    Das trifft auf Profis wie Amateure gleichermaßen zu. Oder lässt ne Amateurband ihr sauer verdientes Geld in nem Studio, wo der Engineer ständig irgendwas wenig zielführendes rumprobiert, während die Uhr läuft?


    Lediglich für das klassische Homerecording mag das relevant sein, nur sehe ich dort häufig keine relevante künstlerische Qualität 😉 Das war zu Vierspurzeiten so und hat sich nicht geändert, weil wenige über die nötigen Skills verfügen. Finde ich allerdings net tragisch, denn wer kann schon alles, sonst bräuchte es ja keine Spezialisten.

  • Geile Aufnahme, finde ich. Und trotzdem taugt das nicht zu qualitativen Vergleichen des auditiven Eindrucks.

    Ja, ich werde mir das Video sicherlich noch öfter mit höchstem Respekt anschauen und vor allem -hören. Das macht Laune! Aber ich habe mich auch gefragt, inwieweit bei Youtube "analog" überhaupt relevant ist. Ist das nicht auch automatisch auf -14 LUFS komprimiert?

    Fragen und Beiträge zu E-Drums können zu heftigen Reaktionen und Nebenwirkungen führen.

  • Aber ich habe mich auch gefragt, inwieweit bei Youtube "analog" überhaupt relevant ist. Ist das nicht auch automatisch auf -14 LUFS komprimiert?

    LUFS bzw. EBU R128 bzw. psychoakustisch wahrgenommene Lautstärke und Normalisation hat nichts mit Kompression zu tun - weder mit Dynamikkompression noch Datenkompression.


    Youtube normalisiert nur "nach unten" bzw. leiser. Material, das bei -18 LUFS liegt, ist dann also 4 dB leiser als der Durchschnitt. Das ist auch der Grund dafür, dass ich für Youtube immer auf irgendwas knapp über -14 LUFS mastere. Und das ist auch noch ein vernünftiges Maß, das relativ einfach zu erreichen ist.


    Man kann sich das in jedem Video anschauen: Rechtsklick ins Video -> "Statistiken für Interessierte". Youtube bearbeitet die Audiospur nicht. Sogar Sachen mit hohem True-Peak-Headroom werden bei sehr geringem Durchschnittspegel nicht lauter gemacht.


    Für die Challenges mastere ich auch auf -14 LUFS und ganz allgemein finde ich das schon ein vernünftiges Maß. Klar muss man dafür bei Material mit perkussiven Anteilen ein paar Transienten schleifen. Aber dafür gibt's verschiedene Möglichkeiten. Limiter sind dafür am wenigsten geeignet ...


    Ein bisschen Kompression und Sättigung braucht man schon bei der Nachbearbeitung - das klingt immer besser. Man sollte es halt nur nicht übertreiben.


    Youtube kann übrigens durchaus eine gute Audioqualität haben. Ich befasse mich gerade zu diesem Zeitpunkt genau mit dem Thema. Steige auf eine andere Software für die Videobearbeitung um, um PCM-Audio in die fertigen Videos integrieren zu können. Wenn Youtube die AAC-Audiotracks aus lossless Material erstellt, ist das dann schon OK. Auf HD sind die Audio-Bitraten auch hoch genug und AAC entsprechend effizienter als z.B. MP3.


    Nur mehrfaches lossy Encodieren klingt halt wirklich nicht gut (wird aber leider sehr häufig gemacht). Das betrifft auch z.B. Bluetooth.

  • Das klingt teilweise so wahnsinnig professionell und abgeklärt. Mir ist es echt langsam egal. Ist ein Hobby.

    Es macht Spaß mit alten Geräten zu experimentieren und neue Technik damit zu verbinden. Und da ich nicht berühmt werden möchte, keine „Skills“ anhäufen kann und auch nicht Geld verdienen will mit meinem Hobby, experimentiere ich weiter mit alter Technik. Jeder wie er mag.


    Den Berufsmusikern hier, kann ich nur empfehlen die Finger von dem alten Schrott zu lassen.

  • Unabhängig davon wie meine Ausführungen hier letztlich rüberkommen - mir geht's dabei vor allem um den Informationsgehalt. Wie man sieht gibts ja genug Mythen und Missverständnisse. Ich hab durchaus Interesse an analogem Equipment und finde vieles, was und wie aktuell produziert wird, auch nicht so gut.

    Kann die Abneigung gegen das, was digital so im Audiobereich läuft (Youtube, Streaming usw. inbegriffen), schon verstehen. Es ist aber auch nicht alles so schlimm, wie manche hier denken. Wie eben z.B. was die Normalisierung von Youtube und Streaming betrifft. Das ist in meinen Augen eher positiv, weil der Lautheitswahn damit ziemlich effektiv bekämpft wird. Hat natürlich auch Nachteile. Ein Album mit ruhigeren und aggressiveren Titeln mit stark unterschiedlich dichten Arrangements ist mit Normalisierung der einzelnen Titel schon halb zerstört. In einem CD-Mastering passt man die Lautstärken der Tracks auch nach Gehör an - sonst wären ruhigere Titel eben viel zu laut. Aber ich schweife ab ...


    Zum Vergleich:

    Eine laut bzw. fast kaputt gemasterte CD bringts so im Schnitt z.B. auf -8 LUFS. Das ist 6 dB lauter als -14 LUFS - und für letzteres müssen i.d.R. schon ein paar Peaks gedrückt werden (vor allem vom Schlagzeug).

  • Das macht Laune! Aber ich habe mich auch gefragt, inwieweit bei Youtube "analog" überhaupt relevant ist. Ist das nicht auch automatisch auf -14 LUFS komprimiert?

    In der Tat. Und wegen der Relevanz das frag ich mich auch. Hab ich Was verpasst.

    Gibts bei YT eine Lounge, mit bequemen Sesseln und HiFi- Anlage, die man besuchen kann wo ein analoger Plattenspieler oder sonstiges analoges Gerät zum abspielen bereit steht. Oder bekomme ich Das, die Musik nur übers Netz nach Hause geliefert.

    Das klingt teilweise so wahnsinnig professionell und abgeklärt

    in der Tat, das/ein Drehen am Lautstärkeknopp dürfte imho noch das kleinste Problem oder besser Übel dabei sein.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • hallo,


    Das macht Laune! Aber ich habe mich auch gefragt, inwieweit bei Youtube "analog" überhaupt relevant ist. Ist das nicht auch automatisch auf -14 LUFS komprimiert?

    In der Tat. Und wegen der Relevanz das frag ich mich auch. Hab ich Was verpasst.

    Gibts bei YT eine Lounge, mit bequemen Sesseln und HiFi- Anlage, die man besuchen kann wo ein analoger Plattenspieler oder sonstiges analoges Gerät zum abspielen bereit steht. Oder bekomme ich Das, die Musik nur übers Netz nach Hause geliefert.

    Das klingt teilweise so wahnsinnig professionell und abgeklärt

    in der Tat, das/ein Drehen am Lautstärkeknopp dürfte imho noch das kleinste Problem oder besser Übel dabei sein.

    ...es sollte ein beispiel einer analogen produktion in der neuzeit sein. das es nerds gibt, die solche technik immer noch anwenden. der ytlink dient nur dazu, um zu hören um welchen titel es z.b. geht. ich denke solche produktionen sind eher die ausnahme im profi geschäft. wer in den genuss des analogen mix kommen will, sollte sich die platte anschaffen, deshalb auch der link dazu. das das auf yt nicht geht sollte jedem klar sein.

    trotzdem, spannende diskussion finde ich!


    mfg

    "Alles was kleiner als 14" ist, sind keksdosen und aschenbecher.", Ballroom Schmitz (RIP)

  • ...wer in den genuss des analogen mix kommen will, sollte sich die platte anschaffen...

    Schlimm nur, dass ich Depp vor über 10 Jahren meinen schönen Plattenspieler vertickt habe. Heute erkenne ich, dass das ein Fehler war. :rolleyes:

    Fragen und Beiträge zu E-Drums können zu heftigen Reaktionen und Nebenwirkungen führen.

  • Das klingt teilweise so wahnsinnig professionell und abgeklärt. Mir ist es echt langsam egal. Ist ein Hobby.

    Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Du stellt hier immer wieder so tolle "vintage-oriented" Projekte vor, denen man nur Beifall klatschen kann. Da glaube ich kaum, dass irgendwer auf die Idee käme, dem die Berechtigung abzusprechen.


    Ich persönlich bin in puncto Workflow und Kosten ein absoluter Fan digitaler Technik. Das, was damit heutzutage überwiegend produziert wird, gefällt mir noch lange nicht. Gäbe es mehr analoges Recording, wäre das aber wohl nicht anders. Ich kaufe schließlich auch keine Kommode, weil ich weiß, dass der Schreiner das Ding nicht mit dem Akkuschrauber, sondern mit der Hand zusammengeschraubt hat. Das Produkt am verwendeten Werkzeug festzumachen, finde ich zu kurz gedacht.

  • ...technisch alles richtig, Praktisch haben sehr viele Studiomusiker in der Tat genau davon gelebt eben nicht den (technisch möglichen) x-ten take zu machen (und dass hier x=100 nicht sein kann...nun ja wer's glauben mag) ...sondern das sehr schnell, kreativ und wertig umzusetzen. Aber auch darum ging es gar nicht (Ich hab übrigens schon auch zu analogen Zeiten Aufnahmen gemacht ... aber danke für den Hinweis mit dem Löschkopf...;-).


    Insofern musst Du da doch einfach anders arbeiten, und dieses anders Arbeiten hat mutmaßlich ja nicht nur Nachteile...genauso wie Du mit eine analogen Spiegelreflexkamera einfach anders fotografierst...that was simply it ! Verstehe nicht ganz, was das zu "solch einer" Idee Macht.


    Gibt Leute, die sich z.B. auch Sounds analog zusammenbauen mit einem (rein technisch betrachtet völlig nutzlosem) Riesenaufwand...das kann reine Neugier (völlig ok) sein oder eben das Interesse über den Prozess ein anderes kreatives Ergebnis zu erzielen (hoffentlich wohl auch völlig ok)...


    Das auch IMHO Nullkommagarnix mit Profimusikern oder Amateuren (wie ich das hier wieder lese) zu tun, sondern mit dem was Musikmachen ist: Ein kreatives Handwerk !

    "If you don't have ability you wind up playing in a rock band" (Buddy Rich)

  • "If you don't have ability you wind up playing in a rock band" (Buddy Rich)

  • Auch in "analogen" Studios wird digital aufgezeichnet. Kein Mensch der damit seine Brötchen verdient kann es sich finanziell und zeitlich leisten mit Bandmaschinen zu hantieren.

    Und 1000 Plugins kann man zwar haben und gerade Anfänger haben die auch, da sammelt man halt noch alles was einem vor die Flinte kommt, aber spätestens wenn man weiss was man tut, reduziert sich das recht schnell wieder aufs nötigste. Wie Marius schon sagte, man kann auch digital nahezu so arbeiten wie damals gearbeitet wurde.
    Das mehr an Möglichkeiten heute, hätten die damals vor 40 Jahren auch gerne gehabt.


    Die Beatleszeiten, wo man Wochenlang im Studio rumlungerte und experimentierte sind vorbei.

    1. weil man heute schneller und besser produzieren kann und

    2. weil man schon alles weiß, was in den 50er bis 90er noch mühsam improvisiert, experimentiert und entwickelt werden musste.


    Produktionen wie das oben verlinkte DeWolf Dingen oder zb. die Volto Incitare, wo sogar alte Geräte extra für die Produktion zusammengetragen und restauriert wurden,

    kann man sich nur Leisten wenn man als Musiker und Produzent schon genug verdient hat um sowas aus Spass an der Sache umzusetzen.
    Geld kann man so heute nicht mehr verdienen.

  • aber spätestens wenn man weiss was man tut, reduziert sich das recht schnell wieder aufs nötigste

    imho

    ja wenns denn immer oder in der mehrzahl der fälle so wär. Und wenn teils grundlegende Dinge vorab einfach nicht beachtet oder ingnoriert werden wirds

    halt teils auch kritisch.

    das Hört dann auch nicht selten, bzw. man hört dann u. U. auch nix (Stereo nur mal ein Bspl.)


    Ja manche Tätigkeiten haben nicht ganz umsonst nen eigenen Ausbildungsberuf oder Studiengang.


    Was natürlich nicht heissen sollte sich auch ohne da mit zu beschäftigen - Wertfrei


    Die Kombatibilitätsprobleme waren bei analoger Technik, imho bei weiten nicht so ausgeprägt, auch noch so ein Beispiel.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Parallel wird die Diskussion „analog und/oder digital“ auch in der Fotografie geführt. Mein Beruf war Fotoreporter einer Nachrichtenagentur. Die Umstellung auf digitale Produktion war bei AP sehr früh in Gang gekommen. Die Anfänge waren mit enormen Qualitätsverlusten behaftet. Anfangs waren die Bilder sogar oft unbrauchbar durch Zeitverzögerungen beim Speichern nach der Auslösung.


    Heute ist das natürlich Geschichte und niemand würde sich mit tonnenweise Gepäck (Entwickler, Vergrößerer, Bildsender, Werkzeuge zur Verdrahtung an „Fernsprecher“ usw.) in einem Hotel einmieten um den Fototermin wahrzunehmen. Man wäre restlos ruiniert.


    Daneben hat sich im Bereich „Kunst“ die analoge Fotografie in Nischen einen Platz gesichert. Ich empfinde das als sehr wertvoll. Das Können und Wissen zum Handwerk bleibt dabei erhalten und ein Foto aus der Dunkelkammer hat einen eigenen Charakter.


    Ein wenig so sehe ich das auch bei Musikaufnahmen.

  • ....Zeitverzögerungen.....

    interessant das auch hier wieder Zeit erwähnung findet.

    Gerade der zeitliche, evtl. besser die zeitlichen Eingriffe auf mehreren Ebene , spielen imho eine ganz entscheidende Rolle.

    Wo da in welcher Form, mittlerweile, durch alle möglichen Futures und Möglichkeiten eingegriffen wird bei der Musikproduktion, vor allem

    teils ohne jegliche Berücksichtigung oder Bedacht auf, die Hörwahrnehmung des Menschen.


    Da braucht man sich imho nicht wundern Was dabei teils dabei so raus kommt.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Ich hoffe es nervt nicht. Vielleicht für diejenigen interessant, die nicht abgeneigt sind, sich mit den alten Kisten zu befassen.


    Eine kleine Auflistung für ein Hybrid-Homestudio (analog und digital vereint) habe ich zusammengestellt. Da ich mit meinem Mini-Studio in wenigen Wochen in einen noch kleineren Raum (Nebenraum einer Holzgarage) umziehen muss, habe ich nur das für micht Nötigste in die Selbstbaukonsole auf Rollen eingefügt.


    Eine Umrüstung auf Stereo mit einer Revox G36 ist geplant. Da muss ich aber noch etwas Geld ansparen. Falls jemand so eine Maschine loswerden möchte, bitte melden.



    Die Konsole erinnert ein wenig an die Telefonzentrale in Ike Godsey's Lebensmittelladen aus der Fernsehserie "Die Waltons". Aber das Ding funktioniert und vom Drumset aus kann man die Aussterungsanzeigen gut im Blick behalten.


    Die Kosten für die Geräte Grundig Springreverb, Telefunken Bandgerät Magnetophon M24 und Echocord, spezielle Kabelanfertigungen sowie die Din-Scale lagen inkusive Reparaturen und Umbauten bei 1.200 Euro.


    Viele Grüße


    Christian

  • Ich finde keineswegs, dass es nervt. Vielmehr schätze ich diese „Nerderei“ sehr. Es ist technisch total unnötig, aufwändig und ineffizient. Liebe an der Sache. Eine Facette des Mensch-Sein. Wunderbar. 😍

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

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