Hier kommt er nun - mein angekündigter Test der Sennheiser MD 421 Kompakt am Schlagzeug. Ich hoffe, es wird euch nicht langweilig beim Lesen und Hören/Schauen...
Disclaimer:
Die folgenden Ausführungen geben meine persönliche Meinung zu dem Produkt Sennheiser MD 421 Kompakt wieder, die ich beim Test eines Paares dieser beiden Mikrofone im direkten Vergleich mit einem MD 421-U4 und einem MD 421 HL hauptsächlich an meinem Schlagzeug (aber auch bei der Aufnahme von Sprache und E-Bassboxen) gewonnen habe. Meine hier wiedergegebenen Eindrücke können von dem Abweichen, was andere beim Test dieser Mikrofone erleben oder in ihren Testberichten wiedergeben. Mein Test ist ohne Beeinflussung durch den Hersteller dieser Mikrofone erfolgt. Dieser Test verfolgt keinerlei kommerziellen Ziele.
Generelle Beschreibung des MD 421 Kompakt:
Das 421 Kompakt ist die neueste Entwicklung in der MD 421 Reihe aus dem Hause Sennheiser. Das MD 421 gibt es seit 1960 in verschiedenen Ausführungen (-2, -N, -HL, -HN -2, -U usw.). Den alten Ausführungen bis Baujahr 2002 ist das gleiche Kapsel- und Gehäusedesign gemeinsam und die Versionen mit Tuchelanschlüssen können relativ einfach auf einen XLR-Anschluss umgerüstet werden. Eine solche Umrüstung habe ich kürzlich bei einem 421 HL vorgenommen, dass nun mit der XLR-Buchse mit ganz normalen Kabeln verwendbar ist und keine speziellen Adapter mehr benötigt.
2002 wurde das MD 421 einem größeren Update unterzogen – seitdem trägt es den Namen MD 421 II. Geändert wurde laut Wikipedia das Gehäusedesign und die Kapsel – in erster Linie, um es einfacher montieren zu können (Vermeidung von Klebeverbindungen, selbsdichtende Gehäuse usw.). Das Kompakt, um dass es hier geht, ist wiederum eine Weiterentwicklung des MD421 II – es hat die gleiche Kapsel und den gleichen Mikrofonkorb, aber das Gehäuse hinter der Kapsel und dem Korb ist nur noch halb so lang wie beim Typ 421 II. Der Bass-Rolloff ist weggefallen, dafür hat das Kompakt eine fest am Gehäuse angebrachte Stativhalterung bekommen, was viele als lange überfällig bezeichnen würden. Die alte Halterung hat sich oft ungewollt bei der Montage des Mikrofons auf dem Stativ gelöst und der folgende Absturz des Mikros führte nicht selten zu Beschädigungen desselben. Das dürfte mit der neuen Halterung Geschichte sein. Damit geht es auch schon in den Test:
Halterung:
Die jetzt in das Gehäuse integrierte Halterung besitzt einen Gewindeeinsatz aus Messing, der beide gängige Größen (5/8“ und 3/8“) gleichzeitig ohne einschraubbaren Adapter zur Verfügung stellt. Das an sich ist praktisch, aber die Umsetzung wirft auch Fragen auf: durch das vorgelagerte 5/8“ Gewinde greifen von einem normalen 3/8“ Gewinde auf einem Mikrostativ nur 1 – 1 ½ Gewindegänge in das Gegenstück im Stativadapter. Das mag bei Metallgewinden noch gut und dauerhaft halten, aber beim im Lieferumfang enthaltenen Clip-On Adapter für Trommelspannreifen könnte es auf Dauer kritisch werden: die Schraube in dieser Halterung ist erstens aus Kunststoff und zweitens relativ kurz, so dass nur ein Gewindegang in das Messinggewinde der Stativhalterung eingreift. Hier wird die Zeit zeigen, ob dies zu vorzeitigem Verschleiß führen wird.
Fazit zur neuen Halterung: Eine meiner Meinung nach gute und innovative Verbesserung was die Montage des Mikrofons angeht, aber im Detail für mich nicht ganz bis zu Ende gedacht durch den kurzen Eingriff von 3/8“ Gewinden in der Halterung.
Verpackung:
Die Verpackung ist zum größten Teil aus Pappe, nur eine Folie fixiert das Mikro selber auf einem Pappstreifen. Es handelt sich um eine reine Verkaufsverpackung – für die langfristige Lagerung des Mikros gibt es einen grauen Stoffbeutel. Immerhin kann dieser sich nicht wie früher der Schaumstoff in den Mikrofonkästchen nach Jahren auflösen. Der Schutz in dem Beutel ist aber natürlich nicht so gut wie in einem Case mit passendem ausgeschnittenem Schaumstoff.
Das ist dann nach dem Auspacken drin gewesen: Das Mikro selber, die ClipOn-Klemme für den Spannreifen, zwei BDAs und ein Aufkleber.
Verarbeitung:
Das Mikrofongehäuse besteht aus Kunststoff, der aber ordentlich verarbeitet ist. Der Grill ist aus Metall und wirkt sehr stabil. Alles in allem wirkt die Verarbeitung gut. Langzeiterfahrungen habe ich natürlich noch nicht gewinnen können – sollte hier etwas zu vermerken sein, wird es nachgereicht.
Clip-On Halterung für Trommelspannreifen:
Die Clip-On Halterung für die Montage von Mikrofonen direkt am Trommelspannreifen ist bei Sennheiser nichts Neues (vgl. e603/e604, e904), aber das damit ein 421 direkt an der Trommel montiert werden kann, ist ein Feature, dass dem Kompakt wohl als erstem 421-Typ bei der Schlagzeugabnahme den Weg auf die Bühnen ebnen wird. Zumindest ist Live die Abnahme der Trommeln nun mit einem 421-Derivat machbar, ohne einen ganzen Ständerwald aufbauen zu müssen. Sicherlich hätte man auch eins der großen 421er an einen Clip-On Halter wie z.B. die LP The Claw schrauben können, aber so richtig praktikabel ist das ganz sicher nicht. Die Positionierung von Mikrofonen in der Größenklasse MD 421 (normale Bauform) ist auf z.B. der LP The Claw genauso knifflig wie die Ausrichtung eines EV RE20 oder der etwas kleineren Ibanez TH800, die ich sonst gerne an den Standtoms verwende. Da haben die Kompakt schon alleine durch die Größe und das geringe Gewicht einen erheblichen Vorteil.
Zurück zum Halter des Kompakt: dieser hält sicher auf Triple Flanged Hoops, Gussspannreifen und auch an den nach innen gefalzten Spannreifen einer Tama Starphonic Snare. Die Montage des wirklich aus zähem Kunststoff bestehenden Clip-Ons muss man etwas üben, aber wenn man den Dreh raus hat, geht es erstaunlich schnell und sicher. Das 421 Kompakt lässt sich auf der Clip-On Schiene gut in Position bringen, wobei man bezüglich der Positionierung immer einen Kompromiss aus Abstand und Position eingehen muss. Wenn man z.B. etwas weiter weg vom Fell will, dann wandert das Mikro auch gleichzeitig seitlich von der Trommel weg. Will man nah ran ans Schlagfell, dann ist man auch weiter innerhalb des Fells Richtung Trommelmitte. Für meine 10“ und 12“ Toms konnte ich sehr einfach und schnell eine gute Mikrofonposition finden, bei meinen 14“ und 16“ Floortoms konnte ich eine etwas weiter zur Trommelmitte verschobene Position wie ich sie mit den „normalen“ 421 bevorzugt habe, nicht erreichen. Diesen Einschränkungen muss man sich bei der Verwendung von Clip-On Halterungen jeder Art einfach bewusst sein. Die realisierbaren Positionen sind aber auf alle Fälle sinnvoll und ermöglichen auch einen guten Klang.
Zur Schraube aus Kunststoff habe ich oben schon etwas geschrieben – das Material wirkt wirklich sehr zäh und wertig, aber das nur einen Gewindegang tiefe Einschrauben in das Innengewinde der Mikrofonhalterung ist für ein Plastikgewinde auf Dauer sicherlich eine große mechanische Belastung. Die Zeit wird zeigen, ob hier Abnutzung auf Dauer zu Funktionseinschränkungen führt.
Körperschallaufnahme:
Hier gilt es, zwei verschiedene Wege für Körperschall zu unterscheiden: das eine sind wirkliche Handlinggeräusche durch z.B. Anfassen am Gehäuse – hier ist das Kompakt den alten Modellen 421 U4 und HL etwas unterlegen, d.h. die Griffgeräusche sind beim Kompakt weniger gedänpft – sie sind in meinem Audiobeispiel unten auch tieffrequenter, was auf eine etwas schlechtere Entkopplung der Kapsel vom Gehäuse beim Kompakt schließen lässt. In wie weit diese direkten Handlinggeräusche heute noch kritisch sind, bleibt dahingestellt: jedenfalls wird das Mikro wohl heute eher selten als handgehaltenes Mikrofon zum Einsatz kommen.
Audio Sprache 17cm und tickeln am Gehäuse – erst das 421 Kompakt:
421-Kompakt_Sprache-17cm und Körperschall.mp3
Dann das gleiche vom 421-U4:
421-U4_Sprache-17cm und Körperschall.mp3
Was aber durchaus relevant ist, sind Vibrationen, die durch das Stativ oder noch mehr durch die Clip-On-Halterung übertragen werden. Bei einem normalen Stativ ist mir hier nichts Negatives im Vergleich zu anderen Mikrofonen aufgefallen, beim Clip-On ist jedoch eine deutliche Übertragung von Körperschall festzustellen: Beispiele dafür sind bei meinen Drumset die Schwingungen der Beckenarme, die angeregt von den angeschlagenen Becken über das gemeinsame Stativ auf die Tomhalterung und dann auf die Trommel und weiter ins Mikro übertragen werden.
Die folgenden Beispiele (Achtung! Laute und fiese Töne!) zeigen, was sich so alles zu den eigentlichen Mikrofonsignalen hinzugesellen kann bei ClipOn-Halterungen am Schlagzeug:
Hier das 18“ Crash, das gemeinsam mit dem 12“ Tom auf einem Stativ hängt – zu hören ist nur das 421 Kompakt auf dem 12“ Tom:
421-Kompakt_ClipOn_Körperschall-von-18-Crash-in-12-Tom.mp3
Es folgen zwei Clips mit Körperschall vom 8“ Splash in die 10“ und 12“ Tommikrofone auf ClipOns – das 8“ Splash ist mit dem 10“ Tom auf einem Stativ montiert:
421-Kompakt_ClipOn_Körperschall-von-8-Splash-in-10-Tom.mp3
421-Kompakt_ClipOn_Körperschall-von-8-Splash-in-12-Tom.mp3
Bei den letzten beiden Beispielen ist der Unterschied besonders frappierend zu hören – während das 421 Kompakt auf dem 10“ Tom über das Stativ und die ClipOn-Halterung massiven tieffrequenten „Schmutz“ einfängt, ist auf dem Mikro des 12“ Toms nur der Bleed des Beckens in das Kompakt zu hören. Beide 421 Kompakt waren in etwa gleich weit vom Splash entfernt.
Die Übertragung von Körperschall über die ClipOn-Halterungen in die Mikrofone ist etwas, dass man im Studio so nicht tolerieren würde (und daher dann doch wieder auf einzelne Mikrofonstative ausweichen würde). Live mag es hinnehmbar sein und vor allem werden andere direkt an der Trommel befestigte Mikrofone prinzipiell das gleiche Problem haben. Was ich noch nachreichen werde, ist ein Vergleich von zwei 421 Kompakt an der gleichen Trommel – einmal mit ClipOn, einmal an einem eigenen Stativ aufgehangen. Auch hier würde ich erwarten, dass Vibrationen der Trommel über die ClipOn-Halterung ins Mikrosignal einstreuen – die Frage ist, wie stark und störend dieser Effekt auftritt.
Bitte noch nicht antworten hier! Es folgt erst noch ein Teil 2! Danke!