Darf man als Amateurmusiker auf mehreren Hochzeiten tanzen?

  • Ich erwähne das gerne immer wieder: Man kann meiner Meinung nach auch aus "Top40" seine "eigene Musik" machen. Es ist leider so, dass die meisten Menschen dann mitfiebern, wenn sie die Songs kennen. Wie man sie aber spielt, ist dann fast egal. Ich bin ein großer Freund von Mashups (Songs mit gleicher Struktur, Beat, Melodieelementen, ... miteinander mixen - auch phrasenweise) oder Stiländerungen ("wenn Iron Maiden Dancing Queen von ABBA geschrieben hätten"). Das gut zu machen, dazu gehört eine ganze Menge. Und dann kann man auch Atemlos von Helene Fischer als intellektuelles Jazz-Stück darbieten.

    Ja das weiß ich, machte ich auch schon des Öfteren und kenne es auch mehr oder weniger vom Musikverein. Vielleicht mag ich deshalb kaum Medleys, das weckt in mir bestenfalls das Gefühl "Super wieso hört ihr vor Stelle XY auf...".

    Ich denke es liegt an meiner Herangehensweise, ich will Musik spielen die mir gut gefällt, nicht die, bei der die meisten Menschen mitfiebern. Ich stelle da auch gar nicht teilweise sehr gutes künstlerisches Handwerk in Frage, nur ist mir meine private Zeit dafür zu schade. Wieso soll ich die damit verbringen Dinge zu machen die anderen gefällt?

    Das jetzt auch bewusst überspitzt formuliert und es macht ja auch hin und wieder Spaß einen Song einfach mal zu covern, klar. Aber ausschließlich? Ne, das ist einfach nix für mich in einem Bandgefüge, was lange halten soll.

    Mashups im Sinne von wie täte es klingen wie von Sepp X sind vielleicht auch kurz interessant, hörs mir einmal an und dann ists mir egal. :D Und weil ich so gern das Wort aber verwende, liegt auch an mir und ich lebe gut damit. :D


    Und falls da jetzt jemand mit der Doppelmoral kommt, ja ich empfinde es im Orchester anders. :P Da wird auch nur "gecovered" aber versucht mal mit über 30 Leuten zu jammen. Das geht wahrscheinlich recht oft nach hinten los. :D

  • Guten Nachmittag,


    grundsätzlich leben wir hier ja noch in einem freien Land, da darf man alles.

    << Ich würde auch niemand nehmen, der/die auf mehreren Hochzeiten tanzt, da ist man als Band immer ein Lückenfüller und bei den Gigs hat man bei den Terminen "außerbandliche" Konkurrenz, was sehr nervig ist. >>

    Den Spruch kenne ich ... von Amateur-Kapellen, bei denen man oft nicht so genau weiß, auf was sich das amare bezieht.


    Eine Kapelle ist keine Hochzeit.

    Das fängt schon damit an, dass ja die Vielehe allgemein eher nicht so mainstream ist. Aber auch die Tätigkeiten innerhalb der Rechtsgemeinschaft (meiner Meinung nach ist die Ehe eine Sonderform der GbR, aber da werden mich alle traditionellen Familienrechtler dafür lynchen wollen) sind doch grundverschieden. Während es bei dem einen Betrieb um Kinderaufzucht und soziale Unterstützung in der Not geht oder gehen soll, müsste der andere Betrieb ja den Fokus auf Musik in irgendeiner Linie haben. Da geht es dann bei den Amateuren schon los: manche Kapellen sehen sich eher als Treffpunkt für Drogenkonsum, Diskussion, Party oder sonstwas und zur Deko wird dann mal eine Viertelstunde Hausmusik gemacht.


    Bei den halbwegs ernsthafteren Vereinigungen geht es dann irgendwann schon mal um die Frage der Außenwirkung, namentlich der Bühnenpräsentation.

    Da ist es natürlich blöd, wenn man fünf Jahre zusammen geübt hat und am Auftrittstag kann einer nicht. Es gibt aber auch Kapellen, wo das Probe-/Auftrittsverhältnis anders ist. Auch die Frage, ob die Kapelle selbst komponiert, ist nicht ganz unwichtig, bei einer reinen Nachspielkapelle ist ja jeder mehr oder weniger Handwerker und eigentlich austauschbar, bei einer Kapelle, wo die Beteiligten das Zeug noch selbst erfunden haben, kann es etwas individueller sein bis dahin, dass es mit einer Person steht und fällt (z. B. Singer-/Songwriter).


    Meiner Meinung nach wird das Thema zu sehr hoch gehängt.

    Wenn man in einer Kapelle Schichtarbeiter hat, kann man auch nicht unbedingt regelmäßig in Vollbesetzung proben. Je größer die Kapelle wird, umso absurder wird das ohnehin. Orchester proben fast nie vollständig.

    Das, was wirklich nervig sein kann, ist, wenn man nie weiß, wer zum Auftritt kommt. Das sollte man rechtzeitig abklären.

    Dass dann die "gute" Kapelle sicherer dasteht als der Lotterclub, ist klar, wer Angst hat, Ersatz finden zu können, muss sich dann halt auch mal selbstkritisch fragen, ob er nicht eher einem nicht so geilen Verein angehört. Je besser die Kapelle ist, umso leichter ist es, einen Ersatz zu finden.


    Letztendlich muss man Prioritäten setzen.

    Entweder eine Kapelle ist Pflicht und der Rest ist halt untergeordnet oder es geht nach dem Prinzip, wer zuerst den Termin genannt hat.

    Sich als Musiker auf nur eine Kapelle beschränken zu wollen, halte ich für ziemlich unmusikalisch. Musik lebt von der Vielfalt.

    Natürlich kann man seine Hauptkapelle haben, aber dass man nicht woanders noch was lernen will, finde ich irgendwie fragwürdig. Wenn man keine Zeit hat, ist das was anderes, aber so als Dogma wäre mir das irgendwie komisch. Da geht es dann doch nicht mehr vorrangig um Musik und mir erscheint das auch ein bisschen ungesund.


    Rein praktisch hatte ich in meinem Amateurleben bislang fast nie eine Terminkollission.

    Mir fällt jetzt genau ein Auftritt ein, als ich parallel in drei Orchestern war.


    Grüße

    Jürgen

  • da das erste Zitat von mir stammt, kleine Anmerkungen. Erst mal ist ist das Zitat kein Dogma, sondern lediglich eine Empfehlung aus persönlicher Erfahrung für ein Mitglied mit einer Band, die sich gerade erst gründet und deren Musiker noch nicht alle gefunden sind. Die ganze Diskussion hier ist daher etwas aus dem Kontext gerissen. Ist aber für mich nicht schlimm, weil ich sie auch interessant finde. Aber mein Input war nicht so allgemein gemeint, wie hier diskutiert


    Da wir in meiner Band nicht covern, gibt es bei uns auch keinen Ersatz, wenn mal einer ausfällt. Ich halte die einzelnen Musiker für nicht austauschbar. Daher spielt Teamfähigkeit und die Identifikation mit der Musik bei uns vermutlich eine größere Rolle als bei Coverbands, bei denen die Leute manchmal gehen und kommen, wie es ihnen grad passt. Um nicht an einen Gig teilzunehmen habe ich in den Coverkapellen wirklich schon viele Entschuldigungen gehört. Die schlimmste war: als wir das mit dem Unisommerfest vor 6 Monaten besprochen haben, habe ich vergessen, es in den Kalender einzutragen. Jetzt steht da schon ein andere Termin drin, deswegen kann ich nicht. Mehr Infos gab es nicht. Was im Kalender stattdessen drin stand, habe ich nie erfahren.


    Aber es hat mich auch gelehrt, dass eine Band, in der ich mitspiele und die den Anspruch hat, ab und zu Gigs zu machen, auch die Einstellung und Anzahl der Bands der Musiker beim Casting checken sollte. Denn eine Band ist vor allem dann Teamsport, wenn man Ansprüche an die Band über den Proberaum hinaus hat. Beim Sport lässt man sein Team ja auch nicht einfach im Stich, wenn man nicht krank ist, so nach dem Motto: ich kann heute nicht bei euch im Tor stehen, weil ich das beim Gegner mache ^^


    Und nochmal, das ist kein Dogma. Es ist mir nur "lieber" und ich freu mich drüber, dass die ganzen hier genannten "Aspekte" oder von mir aus auch Probleme der Abstimmung und Prioritätensetzung, mit welcher Band, man besser verdient oder bei welcher man mehr Spaß auf der Bühne hat etc. bei uns gar nicht vorkommen, weil eben alle nur in dieser Band spielen.


    Hier wird also ein Zitat von mir aus einem nicht so allgemein Kontext wie hier diskutiert und es betrifft mich selbst auch gar nicht.


    Und Lotterclub? Das finde ich ein bisschen daneben, weil das Thema auch im ganz allgemein Sinn keinerlei qualitative Wertung des Niveaus einer Band zulässt. Man wird nicht zwangsläufig besser, nur weil man in mehreren Band gleichzeitig spielt, auch das Gegenteil ist da möglich. Man gibt dann eben überall nur ein bisschen, weil für mehr üben keine Zeit ist. Man lernt dann zwar viel "Vielfalt" zu spielen, aber auch gut bzw. so zu spielen, das man das Beste aus einem Stück rausholt? Vor allem als Anfänger? ich hab da meine Zweifel. Aber ausgeschlossen ist es auch nicht.


    Musikalisches Niveau passt nicht zum Thema. Um besser zu werden braucht man nicht mehrere Bands, sondern einfach nur Noten und die Motivation, die zu üben. Bei uns spielen alle länger als 30 Jahre und jeder gibt alles für diese "eine" Band. Deswegen fehlt auch nie einer bei der Probe, außer bei Krankheit. Das ist halt das, was man gewinnen kann, wenn man sich auf "eine" Sache konzentriert. So denke ich jedenfalls ohne allgemeinen Anspruch

    Einmal editiert, zuletzt von TripHops ()

  • Die schlimmste war: als wir das mit dem Unisommerfest vor 6 Monaten besprochen haben, habe ich vergessen, es in den Kalender einzutragen. Jetzt steht da schon ein andere Termin drin, deswegen kann ich nicht.

    Sowas ist in der Tat das Nervigste überhaupt, und zwar nicht nur im Bandkontext. Zu spät kommen ist nochmal was anderes. Aber nicht mit dem Kalender umgehen zu können, toppt für mich alles. Ist aber leider erstaunlich verbreitet.

    Und nochmal, das ist kein Dogma. [...]

    So wie ich das verstehe, ging es dir darum, dass man sich halt nicht mit zu vielen Hochzeiten verzettelt. Aber das haben ja die allermeisten hier auch durch die Blume gesagt. Dennoch sollte es Bandmitgliedern nicht pauschal zustehen zu bestimmen, dass die Band die einzige ist. Wenn es zu viele Terminkonflikte gibt, dann kommt der ein oder andere vielleicht auch bald selbst drauf, dass es nicht funktioniert.

    Four on the floor sind zwei zu viel. SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 20.07. Motorradtreffen Stegen-Eschbach (FR), 23.11. Lokalität Baumann Heitersheim, 30.11. Heimathafen Lörrach mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Ich sehe keinen Grund, warum das für Amateure nicht möglich sein sollte. In meiner aktivsten Zeit habe ich in drei bis fünf Bands gespielt, also täglich. Ich war und bin kein Berufsmusiker. Als ich begann, zu unterrichten und eine Familie zu gründen, habe ich meinen Drumming-Einsatz etwas reduziert. Für mich war und ist das Thema Drums immer noch meine größte Leidenschaft.

    Infos zu mir und privatem Schlagzeug Onlineunterricht auf: Drumming.de

  • Hier wird von so vielen verschiedenen Standpunkten aus diskutiert…

    Eigentlich geht das gar nicht, weil die Voraussetzungen so unterschiedlich sind. Es ist so wie TripHops schreibt:

    Das Zitat, das trommla genutzt hat, bezog sich auf eine Band in Gründung, die zudem kein besonders hohes Level hat. Ich denke, in dem Fall kann man durchaus hoffen, dass die Kollegen sich erstmal hauptsächlich mit diesem Projekt beschäftigen, damit man sich erstmal finden und festigen kann.

    Ob sich der ein oder andere im Laufe der Zeit nach weiteren Möglichkeiten, Musik zu machen, umsieht, kann ja durchaus sein. Finde ich auch nicht schlimm, solange "meine" Band darunter nicht leidet. (Z.B. dass er schlecht vorbereitet zur Probe kommt, weil er anderweitig gefordert ist)

    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

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