Darf man als Amateurmusiker auf mehreren Hochzeiten tanzen?

  • Angeregt von Drum Bee 's Bandgeschichte und dem Feedback eines Mitforisten interessiert mich eure Meinung zu folgender Aussage:

    << Ich würde auch niemand nehmen, der/die auf mehreren Hochzeiten tanzt, da ist man als Band immer ein Lückenfüller und bei den Gigs hat man bei den Terminen "außerbandliche" Konkurrenz, was sehr nervig ist. >>


    Zugegeben, ich falle vielleicht selbst ein wenig aus dieser Frage raus, da ich im Grunde eher professionell (= Engagement für Geld) Musik mache, aber davon nicht leben muss. In meinem Umfeld käme daher niemand auf den Gedanken, eine Festlegung zugunsten einer bestimmten Band zu fordern.


    Allerdings fand ich diese Haltung für mich schon immer eher "schwierig". Eine Band ist doch keine Ehe, und selbst in Ehen und Beziehungen gehen manche heutzutage offener mit Exklusivität um als noch vor 30 Jahren. Warum sollte man in einer Band so eine restriktive Haltung vertreten? Man teilt seine Band doch auch selbstverständlich mit anderen Hobbies, und wer als aktiver Sportler an Wettkämpfen teilnimmt, muss genauso mit Terminkollisionen umgehen wie der, der in zwei (oder mehreren) Bands spielt.


    Hinzu kommt, dass meiner Erfahrung nach die deutlich (!) besseren Musiker die sind, die durch ihre Aktivitäten ein hohes Maß an Stilsicherheit, schneller Auffassungsgabe, strukturierter Arbeitsweise und Flexibilität entwickelt haben. Insofern könnte doch jede Band davon profitieren, eins oder bestenfalls mehrere Bandmitglieder mit diesen Skills zu haben. Somit würde sich auch der benötigte Zeitaufwand reduzieren, ein Konzertprogramm bühnenreif zu erarbeiten.

    Und selbst wenn mal ein Gig terminlich schwierig ist, kann man auf ein Netzwerk erfahrener Kolleg*innen zurückgreifen, die zur Not sogar kurzfristig einspringen können.


    Jetzt interessiert mich natürlich, wie andere Mitforisten das so sehen. Feuer frei!

  • Von mir aus kann der jeden Abend in einer anderen Band spielen, hauptsache er kommt regelmäßig zu unseren Proben und erfüllt sein Pensum. Soll heißen, er hat geübt (oder kann es einfach) und wir kommen voran!


    Was mir auch noch wichtig wäre ist, dass er sich mit der Band identifiziert. Dass es nicht nur ein Job unter vielen ist. Ich brauche da auch eine gute Portion Gemeinschaftsgefühl.


    Zu Termin-Kollisionen bezüglich Gigs kann ich nichts sagen. Das ist für uns noch Zukunftsmusik.

    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

    2 Mal editiert, zuletzt von Drum Bee ()

  • Was mir auch noch wichtig wäre ist, dass er sich mit der Band identifiziert. Dass es nicht nur ein Job unter vielen wäre. Ich brauche da auch Gemeinschaftsgefühl.


    genau darum geht es mir auch. Die Band als Gemeinschaft und die Identifikation mit der Musik.


    Ich glaube aber, es gibt da einen großen Unterschied bei Covermusik und eigenen Sachen. Bei letzterem ist die Identifikation durch die eigene Schöpfung einfach höher. Wenn dann einer noch in zwei, drei Coverbands spielt, finde ich das eher ein schlechtes Zeichen.


    Wenn man nur in Coverbands spielt, können sich Stücke auch überschneiden oder es gibt neue Inspiration, das ist auch von Vorteil.


    Dann spielt sicher noch eine Rolle, wie viele Erfahrung man als Musiker hat. Je weniger Erfahrung die Band insgesamt hat, desto störender sind Mehrfachplayer, die dann auch oftmals kurzfristig ganz weg sind, weil sie immer Alternativen haben. Das passiert nach Murphys Law vor allem dann, wenn es der Band gerade besonders schadet, z. B. kurz vor einem der seltenen Gigs

  • Spielt man in einer SemiPro oder Profiband und geht noch einem Job nach, und hat >30 Gigs/Jahr und produziert jedes jahr eine Platte, dürfte der Platz für weitere Bands eng werden.


    Ich spiele nur in 2 Bands, wo alle noch einen Hauptjob haben, mit zusammen weniger als 30 Gigs,
    maximal mit einer Platte pro Jahr und Band, die nebenbei produziert wird. Da wird es schon eng.
    Daneben wenn es zeitlich passt noch einige Studioprojekte oder Aushilfsgigs.


    Allerdings wurde das mit den Bands besprochen, was möglich ist und wo die Prioritäten liegen.
    Kollisionen gab es bisher nur einmal. In der Regel werden Gigs viele Monate im Vorraus geplant, so das dies vermeidbar ist.


    Spielte ich in einer Profiband und würde dafür bezahlt, wären die Prioritäten klar und alle weiteren Projekte stünden hinten an.


    Allerdings in einer "Hobbyband" die maximal 2x pro Woche probt und einmal jährlich auf dem Strassenfest spielt, sehe ich kein Problem das jeder noch ernsthaftere Projekte fährt. -Kenne auch so so Aussagen nicht, wie in dem Zitat oben.

    don´t panic

  • Ich kann eigentlich alles von trommla exakt so unterschreiben. Zu meiner aktiveren Zeit (insb. im Rhein-Main-Raum) hatte ich eigentlich immer mehr als eine Band und nie ein Thema mit Loyalitäts- oder Terminkonflikten. Auch jetzt könnte ich mir wieder vorstellen, in noch eine zweite Band einzusteigen.


    Als ich gerade frisch nach Köln gezogen war, habe ich in einer Band vorgespielt, die so drauf war bzgl. „die Band geht immer vor!“ (selbst dem Job. Und das als Amateurband die damit kein Geld verdient). Als ich das mitgekriegt habe, hab ich denen schnell abgesagt.

  • Ich finde es völlig ok in verschiedenen Projekten engagiert zu sein. Es erweitert den Horizont. Und ich sehe auch keinen Grund für Exklusivität.

    Wichtig ist nur, dass man das für sich selbst alles geregelt bekommt und jeweils voll bei der Sache sein kann.

    Andere Dinge teile ich auch mit verschiedenen Menschen, warum nicht auch das musizieren?

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Diese Frage ist kaum sinnvoll zu beantworten, weil es darauf so viele richtige und gleichzeitig falsche Antworten gibt wie Musiker bzw. Konstellationen derselben, zzgl. noch Musikeranhang/-background, aka Ehe-/Partner, Familie, Arbeitssituationen etc., der/die auch in der Regel eine ganz gewichtige Rolle spielt oder zumindest spielen kann.


    Anders gesagt: Was für eine Konstellation gut sein kann, beflügelt und passt, ist für eine andere destruktiv. Da spielen die jeweiligen Charaktere, Wünsche, individuellen Vorstellungen, Sachzwänge usw. rein, dann alles miteinander multipliziert bzw. vielmehr potenziert mit der Anzahl der Betroffenen, das ist quasi der Inbegriff von „komplex“. Oder anders ausgedrückt und wie so oft: Kommt drauf an.

  • Paßt!



    Ich habe lange und viel Musik gemacht auf Profi-Niveau ohne davon leben zu müssen.

    Wir hatten auch eher keine festen Bands, sondern waren "Musikerhaufen", die die passende Besetzung (durchaus auch sehr kurzfristig) zusammentelefoniert haben. Da waren ziemlich viele Berufsmusiker beteiligt.


    Auch habe ich nie verstanden, warum ich mit Musikern befreundet sein sollte, um zusammen Musik zu machen. Der der liefern kann bekommt den Job.

    Ich habs schon öfters geschrieben..., ich habe lange und gerne mit einem Bassisten gespielt, weil er schlicht genial war musikalisch - menschlich war er Gottes größtes Arschloch. Wenn wir auf Tour waren, war er oft in einem anderen Hotel untergebracht, ansonsten ist man ihm großzügig aus dem Weg gegangen.


    Außerdem ist kein Musiker unersetzlich, wer Jobs hat, hat auch min. einen Sub - man muß halt seine Unterlagen auf dem Laufenden haben, daß jederzeit jemand übernehmen kann.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Wenn ich länger drüber nachdenke, kommt da doch noch eine anderer Aspekt:


    Bestimmt spielt das Niveau eine große Rolle.


    Wenn man - so wie ich - noch am Anfang steht, ist man vielleicht eher auf ein festes Bandgefüge angewiesen. Auf Loyalität und Identifikation mit der Band. Auf Zuspruch durch die Kollegen, an dem man wachsen kann.

    Man ist oft noch unsicher, ob man gut genug ist, ob die anderen zufrieden sind mit dem, was man abliefert, ob alle tatsächlich einen gemeinsamen Weg sehen. Und das gilt dann eventuell für alle Beteiligten. Man orientiert sich aneinander. Und man feiert gemeinsam einen Take, den man gerade super hingelegt hat, nachdem der Weg dahin holprig und anstrengend war.


    Vielleicht würde es mich verunsichern, wenn da jemand dabei wäre, der sich praktisch verschiedene Optionen offen hält. Vielleicht würde ich denken, dass er ja gar nicht so wirklich dazu gehört.


    Ich denke aber, wie oben bereits angedeutet, dass das bei einem höheren Spielniveau der Vergangenheit angehört. Jeder weiß, was er kann. Man braucht dieses sentimentale Miteinander vielleicht gar nicht mehr, und kann die ganze Sache nüchterner angehen.

    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

  • Alles eine Frage der Erfahrung(en).


    Am Anfang war es DIE EINE BAND, der ALLES untergeordnet war (alles Andere war "böse Konkurrenz")....

    Dann kam die Neugier/Einsicht, dass die "Konkurrenz" auch gute/bessere Musik macht und/oder umgekehrt: man bekam selber Angebote.


    Letztendlich war es ein Netzwerk von ca. 200 Musikern, mit dem ich in über 50 Jahren zu tun hatte. Da gab es immer pragmatische Lösungen.


    BTW: Mit dem Begriff "professionell" bin ich immer sehr vorsichtig umgegangen; dazu habe ich im Verlaufe der Zeit zu viele selbsternannte "Profis" kennengelernt, mit denen man keine gerade Furche ziehen konnte. Andererseits habe ich mit einigen klasse Leuten gern gespielt, die ihren Lebensunterhalt mit richtig üblen Tanzmucker-Bands bestreiten mussten.


    Fazit trommla: alles gut gemacht.

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Mit dem Begriff "professionell" bin ich immer sehr vorsichtig umgegangen; dazu habe ich im Verlaufe der Zeit zu viele selbsternannte "Profis" kennengelernt,

    In meiner Jugendband wurde ich ersetzt, weil ich den Begriff der Professionalität infrage gestellt hatte: wir hatten viele Gigs und es war ein schönes Zubrot im Studium. Dort hatte ich allerdings bereits einen Job nebenbei an der Uni, der hat regelmäßig mehr als 1000 DM pro Monat sicher auf das Konto gebracht.

    Das haben wir mit den Auftritten auch in renommierten Clubs nie hinbekommen.


    Bezogen auf den Verdienst habe ich damals den Leuten klargemacht, dass diese Musik immer Hobby bleibt und vermutlich nie mein Lebensunterhalt bestreiten kann. Das wollten die „Profis“ nicht hören.

    Nummer eins hat nebenbei auf dem Bau Steine geschleppt,

    Nummer zwei hat das Instrument an den Nagel gehängt und verkauft jetzt Wein,

    Nummer drei ist Jurist geworden…


    Die Bereicherung durch verschiedene Musikrichtungen und Ensembles hat mich selber sowohl musikalisch als auch persönlich jedesmal in neue Richtungen blicken lassen. Und selbst/gerade die Major Acts leben davon sich mit neuen Eindrücken zu inspirieren (z.B Sting, der nach Police mit Bring on the Night die Kombi Pop mit Profi-Jazzern ein spannendes Beispiel für den Einfluss verschiedener Jazzmusiker auf seine weiteren Alben bis heute ist)


    Fazit für mich: da wo es zeitlich geht und sowohl musikalisch wie menschlich spannend ist, bin ich ernsthaft dabei.

  • ....Ich denke aber, wie oben bereits angedeutet, dass das bei einem höheren Spielniveau der Vergangenheit angehört. Jeder weiß, was er kann. Man braucht dieses sentimentale Miteinander vielleicht gar nicht mehr, und kann die ganze Sache nüchterner angehen...

    vielleicht ist es ja auch eine Frage des Alters...?


    "zu meiner Zeit" hatte man am Anfang eher keine Band, sondern man kam durch Lehrer, Bekannte, etc. zu Aushilfen - das war durchaus ins kalte Wasser geschmissen, wer sich bewährt hat wurde häufiger angefragt.

    Oft war es auch so, daß man in einer Band als häufiger Sub gespielt hat und irgendwann dann den Platz komplett übernommen hat.


    Es war eine andere Zeit, die meisten "Alten Hasen" haben ihr Wissen und auch Tricks/Kniffe gerne weitergegeben, die Toleranz war bei Nachwuchsmusikern gegeben, man bekam Zeit zu wachsen.

    Das war die Zeit, als Musiker noch eine Sozialgemeinschaft waren, die aufeinander angewiesen waren, weil ziemlich viel Livemusik am Laufen war.

    Kein Vergleich mit der heutigen Kellerkultur, die auch noch dafür zahlen, daß sie überhaupt auf die Bühne dürfen.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Zitat

    ich habe lange und gerne mit einem Bassisten gespielt, weil er schlicht genial war musikalisch - menschlich war er Gottes größtes Arschloch. Wenn wir auf Tour waren, war er oft in einem anderen Hotel untergebracht, ansonsten ist man ihm großzügig aus dem Weg gegangen.

    Das wäre für mich völlig undenkbar, egal ob Hobbykapelle oder darüber. Und das gilt auch für Hauptberuf, Partnerschaft etc.
    Ich hab absolut keine Lust und Energie mich mit Leuten abzugeben, die ich nicht leiden kann.

    Mehrfache Kapellen, Polybeziehung... bin da ansonsten für vieles offen. :Q
    Von Stacheldrahtzaun-Mentalität halte ich nicht so viel.
    Wer 20 Jahre lang ausschließlich mit denselben 2 Kollegen musiziert, läuft u.U. auch Gefahr, musikalisch zu verblöden.

    Das ist fein beobachtet!

  • Was mir auch noch wichtig wäre ist, dass er sich mit der Band identifiziert. Dass es nicht nur ein Job unter vielen ist. Ich brauche da auch eine gute Portion Gemeinschaftsgefühl.

    genau darum geht es mir auch. Die Band als Gemeinschaft und die Identifikation mit der Musik.

    Aber wer sagt denn, dass man sich einer Band nicht auch verbunden fühlt, nur weil es daneben andere Projekte gibt? Ich spiele beispielsweise mit einem Trio gelegentlich live und fast immer im Studio, bin aber nicht Teil der Band, sondern "hired guy". Trotzdem sind wir auch zu viert wie alte Freunde, und unsere Zusammenarbeit ist immer was ganz besonderes.


    Wichtig ist, sich im Moment des Zusammenspiels auf die Musik und die Menschen einzulassen, dann kann was gutes draus werden. Diese Fähigkeit gehört beim Profi sogar noch viel mehr dazu als beim Amateur, sonst bekommst du keine Jobs.


    Ich verstehe euer Bedürfnis gut, gar keine Frage. Die Sorge, dass dieser Wohlfühlfaktor von der Anzahl der Bands abhängt, halte ich aber in den meisten Fällen für unbegründet.

  • Bei mir ist die Sachlage (ich rede ausschließlich vom Amateur/Hobbybereich), dass die "Hauptband", die seit ewigen Zeiten existiert und durchaus menschliche und musikalische Heimat ist, seit genauso ewigen Zeiten quasi auf der Stelle tritt.

    Seit Jahren wird von Aufnahmen ebenso gefaselt wie von 20 neuen Songs, die in der Schublade liegen. Die jährlichen Gigs kann man an drei Fingern abzählen.

    Da hab ich mich irgendwann nach Alternativen umgesehen, hier mal ne Aushilfe, da mal ein Projekt.

    Wenn es mal zeitliche Konflikte gibt, kommuniziere ich klar, dass die Hauptband warten muss, da eh nix passiert.

    Das wird mir auch immer wohlwollend "genehmigt" , aber ich spüre, daß es nicht gern gesehen ist, und das hat einen ziemlich schalen Beigeschmack.....

    An meine CDs lasse ich nur Haut und Wasser... !


    "E.F. stört wiederholt durch unqualifizierte Bemerkungen und widerspricht fortwährend!"
    (Klassenbucheintrag 1983)

  • Aber wer sagt denn, dass man sich einer Band nicht auch verbunden fühlt, nur weil es daneben andere Projekte gibt?

    das stimmt natürlich und letztendlich ist es immer ein sehr individuelle Angelegenheit. In meiner ersten Band haben wir 18 Jahre zusammen gespielt, keiner hat woanders noch was gemacht. Das war für uns "ein Wert an sich" nach dem Motto, wir wollen "unsere" Musik so weit bringen wie möglich und uns darauf zu 100% konzentrieren. Wir haben allerdings nur eigene Songs geschrieben, hatten tolle Auftritte und es war sehr familiär. Aber es war auch nicht professionell, ab und zu mal ein Gig für ein paar hundert Deutsche Mark.

    Am Ende hat es uns beruflich weit auseinander gestreut, telefonieren aber heute immer noch ab und zu und treffen uns sogar hin und wieder. Die Band würde es wohl immer noch geben, wenn die Distanzen nicht wären.


    Mit einem Umzug von Nord nach Südwest aus beruflichen Gründen vor ca. 20 Jahren kamen dann ganz andere Bandgeschichten. Eigene Songs hat in dieser Region kaum eine Band geschrieben, es hieß auch immer: mit eigener Musik findest du hier keine Auftritte. Daher habe ich nur noch gecovert. Die 4 Coverbands in den letzten 18 Jahren, in denen ich nacheinander getrommelt habe, waren auch immer auf sehr hohem Niveau, aber es kam zwischenmenschlich nie wieder so ein Miteinander auf wie in meiner ersten Band und wirklich jeder außer mir spielte da auch noch irgendwo anders. Das war daher immer ein Thema, weil es nicht um Auftrittstermine von 2 Bands ging, die man koordinieren musste sondern immer von 4 oder 5. Und die Fluktuation der Musiker war immer schrecklich hoch. Entweder sucht man immer nach Ersatz oder es drohte fast immer, dass einer ausstieg.


    Seit einem halben Jahr spiele ich endlich wieder in einer Band mit eigenen Stücken und siehe da, die Stimmung ist klasse, keiner würde da aussteigen und keiner in der Band spielt auch noch woanders. Das hat mich von der Stimmung sofort an früher erinnert. Die Band gibt es auch schon seit gut 25 Jahren. Der Drummer ist ausgestiegen, weil er nach 20 Jahren mal was anders machen wollte. Also hat er die Band gewechselt und kein zweites Projekt aufgemacht. Weswegen ich dankbar bin. :)


    Für mich war auch immer klar, ich muss mit der Musik kein Geld verdienen und eine Band reicht mir vollkommen, um mich wohl zu fühlen. Wenn das bei allen Bandkollegen so ist, ist es meiner Erfahrung nach einfach viel stressfreier und als Band stabiler. Aber man muss sich das auch leisten können, was Profis normal nicht können. Ich hab es nie anders gemacht, immer nur in einer Band gespielt, gut 40 Jahre

    Ich finde es völlig ok in verschiedenen Projekten engagiert zu sein. Es erweitert den Horizont.

    Also ich war auch in sehr verschiedenen Projekten engagiert, nur nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. ;)


    Mein Horizont erweitere ich auch dadurch, dass ich mich coachen lasse (Drummercircle Karlsruhe) und auch an Masterclasses teilnehme. Erst neulich z. B. bei Patrick Metzger, was einfach genial war. Eine Band + Unterricht ist auch eine sehr coole Möglichkeit zur Erweiterung des musikalischen Horizonts. Außerdem hole ich mir Feedback zu meiner Trommelei 1000mal lieber bei einem professionellen Lehrer als zum Beispiel von einem Gitarristen, der kein Schlagzeug spielt und bei der Probe damit anfängt: spiel doch mal... Obwohl ich wenigstens noch Gitarre spiele, sage ich dem Gitarristen ja auch nicht, er könnte an der einen Stelle auch mal auch ein Fis versuchen oder ohne Plektrum spielen usw....


    Was ich nicht so ganz verstehe, dass auch für viele Nichtprofis, bei denen es also reines Hobby ist, eine Band trotzdem oft nicht ausreicht. Liegt es am Covern? Ist das nicht ausreichend um ein starkes gemeinsames Bandgefühl zu entwickeln oder ist man dann immer auf der Suche nach was Besserem oder langweilt man sich irgendwann einfach wenn man nur nachspielt und holt sich woanders deswegen noch Abwechslung?


    Was sind die genauen Gründe dafür, in mehreren Bands zu spielen, wenn es nur Hobby ist (also weder professionell noch semiprofessionell). Das würde ich gern mal wissen

  • Mal zum Covern von Songs, weil TripHops das jetzt explizit angesprochen hat:


    Es kommt doch drauf an, was man draus macht. Ob man einen Titel zu einem eigenen Song machen möchte. Das geht nämlich wunderbar, und schneller als man denkt. Irgendwann kann der Original-Song nur noch der Ideen-Geber gewesen sein. Man ändert den Rhythmus, das Tempo, die Orchestrierung, baut Soli und Breaks ein, ändert den Text oder sonst was.


    Ein Beispiel für jemanden, der mit Cover-Songs eine musikalische (und gesellschaftliche) Revolution ausgelöst hat, ist der gute alte Elvis Presley. Er hat zeitlebens nicht einen Titel selbst geschrieben. Er hat bereits vorhandene Songs verändert - und wurde damit zum Weltstar. Die Originale, die er sich heraus gegriffen hat, waren oft sehr anders, manchmal auch sehr ähnlich, auf jeden Fall wurden sie zum Elvis-Song.

    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

  • "Professionell" definiert im Sinne von: Der Lebensunterhalt wird durch Musikmachen bestritten:

    Hier kenne ich einen einzigen langjährigen Bandkollegen und sehr guten Freund, der ein Exklusiv-Engagement vertraglich geregelt hat. Damit einher geht eine entsprechend hohe Auftrittsdichte und eine Verdienstmöglichkeit deutlich oberhalb der Armutsgrenze, inklusive Altersvorsorge.


    Alle anderen mir persönlich bekannten "professionell" arbeitenden Musiker(innen) tanzen auf jeder Hochzeit mit, welche Einnahmen generiert. Ganz einfach weil Applaus zwar das Brot des Künstlers ist, aber keine Mieten bezahlt oder Kühlschränke füllt. Ergänzend dazu Schüler/Unterricht.


    Ich bin Hobby-Trommler. Ich lebe nicht "von" der Musik, aber gerne "dafür". Ab und zu bekomme ich bezahlte Engagements - die nehme ich sehr gerne an, egal ob es "meinen" musikalischen Geschmack trifft oder nicht. Bislang waren diese Gigs immer wie Klassenfahrten für Erwachsene, mit viel Spaß und Herz.

    Ich würde mich auf eine "Band", oder "Projekt" nur dann festnageln wollen, wenn entsprechender Aufwand betrieben wird = musikalisch/stilistisch (und zwischenmenschlich!!!) nahezu ideal, häufiges Proben und eine Auftrittsdichte, welche den Terminkalender schon ausreichend, aber stressfrei füllt. In dem Fall auch weniger wichtig, ob es Einnahmen generiert, oder man sich ideell identifiziert und Quality-Freizeit mit tollen Menschen und Musikern verschafft.


    Ansonsten bin ich unter Umständen gerne in mehreren "Projekten" aktiv. Es fördert/fordert den musikalischen Horizont. Das ist auch dem schlichten Umstand des fortschreitendem Alters geschuldet, wo die Freizeitgestaltung durch Job, Familie oder anderen Dingen zeitlich eingeschränkter ist und mehr Vorausplanung erfordert. Genau so handhaben das auch meine Freizeit-Musiker-Kollegen/Freunde. So kommt jeder auf seine persönliche "Auslastung", ist aber völlig frei von Konkurrenzdenken.

  • Was sind die genauen Gründe dafür, in mehreren Bands zu spielen, wenn es nur Hobby ist (also weder professionell noch semiprofessionell). Das würde ich gern mal wissen

    Ne sehr gute Frage. Ich denke, ich kann es besser andersrum erklären, warum es mir nie gereicht hat, in nur einer Band zu spielen. Seit meiner Jugend träumte ich davon, Musik zu studieren. D.h. ich gehörte als junger Bursche zu denen, die viel Zeit am Instrument verbrachten und mit nem gewissen Anspruch an die Musik drangegangen sind. Schon damals schien mir, dass sich dabei unter uns "Jungrockern" ein wenig die Spreu vom Weizen trennte und leider die meisten nicht solchen Enthusiasmus entwickelten, wie ich es mir in einer Band gewünscht hätte.


    Gleichzeitig galt und gilt für viele Amateurbands bis heute das Schreiben eigener Songs als anstrebenswerte Königsdisziplin und jede Form des Coverns als Bäh. Klar haben wir damals auch eigene Songs "komponiert", aber ich empfand das ehrlicherweise regelmäßig als die einfallslose Aneinanderreihung von Gitarrenriffs ohne nennenswerte Songwriting-Qualitäten, und ne ordentliche Hookline wäre echt n Glückstreffer gewesen. Das geht mir im übrigen bis heute oft so, wenn ich Amateurbands höre. Ich hab halt schon damals für mich entschieden, lieber gute Musik nachspielen oder bearbeiten zu wollen, als schlechte zu komponieren.


    Und wenn man wie ich (und gaaanz viele andere ;) ) nur durchschnittliches Talent und keine handwerklich-kompositorischen Skills hat, lernt man beim Covern wenigstens, wie gute Musik klingen kann, wenn man sie ordentlich spielt. Und je mehr davon man macht, umso mehr lernt man. Während man also beispielsweise in einer DeepPurple-Tribute Band lernt, wie klassischer Hardrock funktioniert, bekommt man in einer Blues- oder Jazzband eher mit, was großenteils improvisiertes Zusammenspiel ausmacht, und ne typische Partyband hilft dir, eine große stilistische Bandbreite zu bekommen.


    Kurz (und vielleicht ein bisschen hart) gesagt, ich bin Drummer und kein Komponist, und als Drummer meine Zeit in einer Amateurband mit schlechten Songs zu verschwenden, ist mir zu wenig. Ich will mich als Musiker weiterentwickeln, und das kann ich nicht, wenn ich nur der Rumpelhannes für die Selbstfindung anderer bin.

    Obwohl ich wenigstens noch Gitarre spiele, sage ich dem Gitarristen ja auch nicht, er könnte an der einen Stelle auch mal auch ein Fis versuchen oder ohne Plektrum spielen usw....

    Siehst du, auch da ticke ich anders. Wenn es um gute Musik gehen soll, halte ich es für selbstverständlich, dass jeder die Parts der anderen wahrnimmt und sich dazu auch äußern darf. Ich selbst "entscheide" auch nicht, was ich als Drummer spiele, sondern ich mache ein Angebot, und die Band entscheidet, ob es passt.

    Schließlich ist gute Musik das Zusammenwirken aller Elemente, und wenn sich jeder autistisch nur um sein Instrument kümmert, spielt jeder nur zur synchronisierten Zeit sein eigenes Stück, aber keiner spielt wirklich zusammen.

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