Wie schwer haben's Profis auf der Bühne?

  • Wenn ich an einem Konzert bin frage ich mich manchmal wie schwer es die Drummer (eigentlich alle andern auch) gerade haben. Wenn ich zu Hause einige Songs nachspiele muss ich mich ziemlich konzentrieren, verkacke die eine oder andere Stelle und am Ende eines Songs beginnen manchmal die Unterarme etwas zu schmerzen...

    Da frage ich mich ob die Musiker während eines Konzerts konzentriert wie die Sau am Werk sein müssen, um es nicht zu vergeigen oder ob der Drummer mal einfach easy-peasy ans Set sitzt und seine Songs aus dem FF runterschüttelt. Klar, die haben die Songs ja entwickelt und 1000 mal gespielt, das sollte für die keine Hexerei sein. Müssen die sich so gut wie gar nicht mehr anstrengen wenn sie auf der Bühne sind? Oder müssen die schon an ihre Grenzen gehen um 2 Stunden am Stück ein ordentliches Konzert abzuliefern?
    Oder sind die durch das jahrelange Spielen so spezifisch trainiert, dass Kondition für die kein Thema mehr ist? Und Fehler machen die auch im Schlaf kaum noch?

  • Bin sicher weit von einem Profi entfernt, aber bei meinen Auftritten habe ich die Stücke dermaßen viel geübt, dass Ausdauer und Abläufe kein wirkliches Thema mehr sind. Ausdauer sogar eher im Gegenteil, da ich durch das Adrenalin aufgeputscht bin (ich merke erst nach dem Auftritt, dass ich meistens viel mehr Gas gegeben habe als bei den Proben).


    Trotzdem mache ich natürlich Fehler, sicher viel mehr als ein Profi. Aber wir haben meist durch das viele Üben alle Fehler schon etliche Male gemacht und schaffen, darüber hinwegzuspielen ohne dass es (die meisten) merken.

    Nix da.

  • Bin sicher weit von einem Profi entfernt, aber bei meinen Auftritten habe ich die Stücke dermaßen viel geübt, dass Ausdauer und Abläufe kein wirkliches Thema mehr sind.

    Ok, das heisst für Lampenfieber gäbe es eigentlich keinen wirklichen Grund, weil das was auf dich zu kommt nicht wirklich schwierig wird...?

  • Richtig. Dass es dafür keinen rationalen Grund gibt, heißt aber natürlich nicht, dass ich nicht trotzdem nervös bin 8o . Wobei ich bei unserem letzten Auftritt tatsächlich relativ ruhig war.

    Nix da.

  • Eine der Fragen, die den "Profi" - etwas naiv vielleicht - auf ein Podest stellen, auf das 99% aller Profimusiker gar nicht gehören...

    Klar, die haben die Songs ja entwickelt und 1000 mal gespielt, das sollte für die keine Hexerei sein.

    Profi heißt erstmal nur, dass sie ihre Brötchen damit verdienen. Die wenigsten davon tun das heutzutage mit nur einer Band, sondern man hat ständig wechselnde Programme, die man zuhause vorbereitet und dann meist mit überschaubarem Probenaufwand, je nach Job auch ungeprobt überzeugend auf die Bühne bringen sollte. Als Amateur ist man in "seinem" Programm vermutlich in der Regel sattelfester als mancher Profi. Der Profi hat dafür einen viel umfangreicheren "Werkzeugkasten", aus dem er sich bedienen kann, und wer 7 Tage die Woche Musik macht, weiß in der Regel exakt, wie er welches Werkzeug benutzt.

    Am Ende ist es für die meisten Profis ein Handwerk, hinter dem die Kunst zurücksteht. Und wie es beim Handwerk eben so ist, besteht ein Großteil aus Routine, und wie in bürgerlichen Berufen auch verlässt man sich in vielen Situationen auf seine Routine. Wäre ja auch anstrengend, wenn der ganze Arbeitstag dauerhaft nur aus Herausforderungen bestünde.

    Müssen die sich so gut wie gar nicht mehr anstrengen wenn sie auf der Bühne sind?

    Das hängt von so vielen Aspekten ab, dass man Profi und Profi nicht vergleichen kann. Wer mit klassischem Jazz sein (bisschen) Geld verdient, geht da vermutlich entspannter dran als jemand, dessen Schwerpunkt im Progmetal liegt. Wer wie Vinnie Colaiuta Noten liest wie du und ich die Tageszeitung, hat vermutlich kaum Stress, ein ausnotiertes Programm ad hoc auf den Punkt abzuliefern. Da ein normaler Profi, ich rede nicht von den Topstars, sich in der Regel nicht aussuchen kann, wofür er gebucht wird, sind natürlich auch die Anforderungen jedes Mal unterschiedlich.


    Ich selbst betreibe die Musik nebenbei, bin existenziell also nicht davon abhängig, arbeite aber an sich eher "professionell", auch mit anderen Profis, und spiele nicht in klassischen Amateurbands. Stilistisch sind das meist Jobs, die ich mit meinem Werkzeugkasten gut und meist entspannt bedienen kann. Deshalb zu sagen, man müsste sich weniger anstrengen auf der Bühne als reine Amateure, wäre aber imho falsch. Man konzentriert sich eher auf andere Dinge, versucht beispielsweise als Drummer seinen Groove noch "deeper in the pocket" zu spielen und tighter mit der restlichen Rhythmusgruppe zu interagieren. Oder man konzentriert sich darauf, mit den Mitmusikern gemeinsam gute Laune zu verbreiten, um sein Publikum mitzureißen. Die Basics, also die Rhythmen und Fills, die ich spiele, sitzen natürlich schon, denn was ich nicht souverän beherrsche, gehört einfach noch nicht auf die Bühne.


    Das ist vielleicht auch der gewisse Unterschied zwischen Amateuren und Profis. Ein Amateur hat keinen großen Druck, wirklich auf den Punkt zu spielen, und ich habe oft genug Bands erlebt, deren Haltung war "ist doch egal, perfekt ist eh niemand". Zuhause geübt wurde dementsprechend wenig bis typischerweise gar nicht.

    Als Profi lebst du davon, deinen Auftraggebern zuverlässig Qualität abzuliefern. Wenn ein Profi unvorbereitet zum Job kommt, reicht das eine Mal, um beim nächsten Mal u.U. nicht mehr gebucht zu werden. Deshalb konzentriert sich jeder Profi darauf, ordentlich abzuliefern, man will ja schließlich gebucht und weiterempfohlen werden.


    Edit: Weil Lampenfieber angesprochen war, das habe ich so gut wie nie wegen des Publikums. Man muss sich klar machen, das Publikum hat selten Ahnung, und die wenigsten hören und schauen auf mich als Drummer. Wozu also nervös sein? Nervös macht mich eher, mit für mich neuen Leuten zu spielen, deren Ansprüche ich nicht kenne. Das kann schon zur ersten Probe Thema sein, wenn aber mal wieder Probe=Konzert gilt, beschleicht mich gelegentlich leichtes Unwohlsein. Die gute Nachricht: ein fröhliches Auftreten hilft mir dagegen, so merke ich es nicht so stark, und der Rest oft gar nicht.

  • Eine der Fragen, die den "Profi" - etwas naiv vielleicht - auf ein Podest stellen, auf das 99% aller Profimusiker gar nicht gehören...


    Ok richtig - ich meinte mit "Profi" tatsächlich nicht Leute die mit Schlagzeugen ihr Geld verdienen, sondern die Leute die am Schlagzeug sitzen wenn ich an ein überrissen teures Konzert meiner Lieblingsbands gehe...

    Ich meine, es gibt ja grosse Bands, die nicht gross wurden weil sie alle so extrem talentierte Maestros ihres Instrumentes sind, sondern sich einfach in jungen Jahren zusammentaten und zusammenblieben. Leute wie Josh Freese werden ja gecastet weil sie Maestros sind. Aber Leute wie Will Champion wurden ja nicht wegen ihrer Fähigkeiten so gross, sondern weil sie einfach in einer Band waren die es dann geschafft hat. So muss es ja eigentlich unzählige "Profis" geben die grosse Konzerte geben aber nicht besonders versierte Musiker sind...

  • Wenn ich zu Hause einige Songs nachspiele muss ich mich ziemlich konzentrieren, verkacke die eine oder andere Stelle und am Ende eines Songs beginnen manchmal die Unterarme etwas zu schmerzen...

    Das liegt an mangelnder Übung :)

    oder ob der Drummer mal einfach easy-peasy ans Set sitzt und seine Songs aus dem FF runterschüttelt.

    Das sicherlich nicht, aber...

    Müssen die sich so gut wie gar nicht mehr anstrengen wenn sie auf der Bühne sind? Oder müssen die schon an ihre Grenzen gehen um 2 Stunden am Stück ein ordentliches Konzert abzuliefern?

    ...das nun auch wieder nicht. Konzentration ist natürlich immer notwendig. Die Kondition bekommt man aber auch durch Übung. Du musst mal dran denken, ein Hobbyschlagzeuger wie wir spielt vielleicht 6-10 Gigs pro Jahr (manche mehr). Der Drummer deiner "großen" und international bekannten Lieblingsband spielt aber wahrscheinlich 100+ Auftritte im Jahr. Über mehrere Jahre also über 1000 Gigs.

    Wenn man jetzt nicht grundsätzlich an krankhaftem Lampenfieber leidet (also nicht bloß ein bißchen aufgeregt sein, sondern richtig! ich bemitleide alle, denen es so geht, denn das ist wirklich hart. Manche müssen sich vor den Konzerten besaufen oder sonst was einwerfen, um das überhaupt ertragen zu können. Ich habe damit zum Glück kein Problem), stellt sich hier zwangsläufig auch eine gewisse Routine ein, die einen dann entspannter werden lässt.

  • So muss es ja eigentlich unzählige "Profis" geben die grosse Konzerte geben aber nicht besonders versierte Musiker sind...

    Da hast du glaube ich ne völlig falsche Vorstellung vom Rockbusiness. Schau dir mal die Biografien bekannter Bands an, da gab es oft schon in der Frühzeit Umbesetzungen, und viele der Gründungsmitglieder kennt kein Mensch, weil sie entweder zu schlecht waren für die Ansprüche der Band, oder weil sie den Sprung ins Profilager nicht mitgehen wollten. Nachbesetzt wurde dann natürlich gleich mit versierten Profis aus dem Umfeld der Bands.


    Die wenigen bekannten Namen, die trotz mäßiger Skills über Jahrzehnte mit Bands in Verbindung gebracht werden, kannst du glaube ich an einer Hand abzählen, und die haben in ihren Bands vermutlich andere wesentliche Aspekte abgedeckt. Wirklich einfallen tun mir da aber eigentlich auch nur Charlie Watts, Ringo Starr und Nick Mason, aber die 60er waren auch noch ne andere Zeit. Und alle 3 haben einen sehr eigenen Stil entwickelt, der unabhängig vom Level des Drummings den Sound mit geprägt hat.

  • Mike Mangini hat in einem Interview mal gesagt, dass er ein Job zu erledigen hat.

    Er hat in der Band seine Aufgaben.

    Auf der Bühne, auf Proben und was man noch alles so zu tun hat, um gut in dem zu sein was man tut.

    Ich denke mal, dass sich dies nicht viel von einem anderen Job unterscheidet.

    Klar spielen auf der Bühne noch andere Dinge eine Rille z.B. Lampenfieber, dem Publikum gefallen usw.

    Was man aber auch bedenken könnte, dass Musik oder auch Sport machen, im Gegensatz zu Büroarbeit, auch ein Hobby sein kann. Etwas was man in seiner Freizeit macht. In der Freizeit geht man halt nicht ins Büro.

    Manchmal beneide ich diejenigen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben.

    Sicherlich gibt es zw. teinem Hobby und dem Part das es auch ein Job ist noch Unterschiede.

    Ich kenne selbst das Gefühl wie es ist auf der Bühne zu sein, auch wenn rs nur im kleinen Rahmen gewesen ist. Ich ear in meinem Sport relativ erfolgreich. Ich war zwar nie Deutscher Meister ( nur einem Nord-Deutscher Cup Sieger) aber ich bin dabei gewesen. Wie schwer es ist nur mitzufahren, ohne abzustinken, war enorm. Dreimal die Woche ins Trainingsgelände um zu trainieren. Nahezu jeden Tag habe ich meine Freizeit damit verbracht mich fit zu halten.

    Ein Punkt der in vieler Hinsicht wichtig ist.

    Ist man fit, so kann man die Konzentration länger auf einem hohen Niveau halten. Ma meistert besser schwere Momente, wo die körperliche Fitness gefragt ist.

    Fitness und gute Vorbereitung beim Training ist ein Garant dafür, dass man dich weniger weh tut. Was natürlich nie ganz ausgeschlossen werden kann.

    Übertage ich dies nun auf das was ich hinter meiner Rumpelkiste tue, sehe ich viele Parallelen. Nur kann ich persönlich mehr aus sportlicher Sicht berichten


    Das Thema Fitness, geistig und körperlich, sollte man nicht unterschätzen.

    z.B. Wie fit muss ein Snookerspieler sein um auf Weltniveau bestehen zu können? Wie fit muss da ein Schlagzeuger sein?

  • Die wenigen bekannten Namen, die trotz mäßiger Skills über Jahrzehnte mit Bands in Verbindung gebracht werden, kannst du glaube ich an einer Hand abzählen, und die haben in ihren Bands vermutlich andere wesentliche Aspekte abgedeckt. Wirklich einfallen tun mir da aber eigentlich auch nur Charlie Watts, Ringo Starr und Nick Mason, aber die 60er waren auch noch ne andere Zeit. Und alle 3 haben einen sehr eigenen Stil entwickelt, der unabhängig vom Level des Drummings den Sound mit geprägt hat.

    Lars Ulrich wäre noch so ein Beispiel. Der war und ist auch heute noch halt auch das absolute Business-Mastermind hinter Metallica. Vor allem deren früher Erfolg geht zu einem guten Teil auf seine Hartnäckigkeit zurück, was das ganze Networking mit Promotern, anderen Bands und Labels angeht. Und seinen Input zum Songwriting. Es gibt glaube ich nur einen einzigen Song in der kompletten Metallica-Diskografie, an dem er keinen Songwriting-Credit hat.

  • Die wenigen bekannten Namen, die trotz mäßiger Skills über Jahrzehnte mit Bands in Verbindung gebracht werden, kannst du glaube ich an einer Hand abzählen, und die haben in ihren Bands vermutlich andere wesentliche Aspekte abgedeckt. Wirklich einfallen tun mir da aber eigentlich auch nur Charlie Watts, Ringo Starr und Nick Mason, aber die 60er waren auch noch ne andere Zeit. Und alle 3 haben einen sehr eigenen Stil entwickelt, der unabhängig vom Level des Drummings den Sound mit geprägt hat.

    Lars Ulrich wäre noch so ein Beispiel. Der war und ist auch heute noch halt auch das absolute Business-Mastermind hinter Metallica. Vor allem deren früher Erfolg geht zu einem guten Teil auf seine Hartnäckigkeit zurück, was das ganze Networking mit Promotern, anderen Bands und Labels angeht. Und seinen Input zum Songwriting. Es gibt glaube ich nur einen einzigen Song in der kompletten Metallica-Diskografie, an dem er keinen Songwriting-Credit hat.

    Naja, mein Beispiel war ja Will Champion. Ich bezweifle stark, dass der eine grosse Musikerkarriere gemacht hätte, wenn er nicht mit seinen Mates eine Band gegründet hätte. Und Chris Martin war offensichtlich gnädig genug um lieber seine Mates als Spitzenmusiker in der Band zu haben...

  • joop, das alte Thema... -> Musik ist zum allergrößten Teil Handwerk. Kann man lernen!

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Moin, auch ich bin kein Profi, habe in der Summe schon einige hundert Gigs hinter mir.

    Ich denke es ist eine Mischung aus trainieren/üben, Erfahrung, Routine und einem gewissen Grad an Fitness.

    Wenn man einen Titel schon Dutzende male gespielt hat kennt man den "in und auswendig" und selbst wenn man mal einen "Fehler" macht, kann man diesen eben mit Routine und Erfahrung gut "überspielen".

    Der Unterschied zwischen Profi und Amateur ist m. E. das der eine damit seinen Lebensunterhalt verdient und deshalb "abliefern" MUSS. Wenn der einen Gig richtig " verhaut", z.B. weil er sich schlecht vorbereitet hat ist er, zumindest in der lokalen Szene, "raus".

    Und neben dem Drummen sind auch andere Punkte wichtig.....Pünktlichkeit, Teamfähigkeit,

    Persönlichkeit usw.

    Es kann jemand der beste Drummer der Welt sein... wenn er zu jedem Gig 30 Min zu spät kommt oder ein arroganter Ar... wird er sich nicht lange "halten" können

    Bier und die Pfalz, Gott erhalt's ;)

  • mein Beispiel war ja Will Champion. Ich bezweifle stark, dass der eine grosse Musikerkarriere gemacht hätte, wenn er nicht mit seinen Mates eine Band gegründet hätte.

    Naja, der gute spielt aber auch diverse andere Instrumente wie Geige, Klavier und Gitarre. Würde ich jetzt nicht zwingend als perspektivlos ansehen, auch wenn er am Drumset kein Magier sein mag ;)

    Achtung Halbwissen - Aber ich glaube, Will Champion ist eigentlich schon Pianist und hat das auch studiert? Ist also durchaus "Musiker". Er kam eher zufällig zu Coldplay, weil der eigentlich vorgesehene Drummer keine Lust oder Zeit hatte...

    Eine "Musikekarriere" hätte er wohl schon gemacht, aber weniger als Drummer. Er mag nicht die größten (technischen) Skills haben, spielt aber das was er spielt sicher und ist dabei bestimmt nicht auf 100% von dem, was er kann.

    Ich glaube, Benny Greb sagte mal, man solle seine "CPU Leistung" kennen und vor Publikum maximal zu 80% auslasten.

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 30.11.24 + 22.03.25 Heimathafen Lörrach, 10.01.25 Markthalle Freiburg, 17.05.25 Mehlsack Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Also ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass es ganz auf den Gig und die äußeren Umstände ankommt.

    Ganz grundsätzlich ist es ja auch eine Frage der Musik an sich, wie schwer man sich ins Zeug legen muss. Da macht es ja schon einen Unterschied, ob ich jetzt z.B. seichten Classic-Rock spiele, oder Technical Death Metal.

    Aber grundsätzlich ist es - zumindest bei mir - so:
    Wenn ich z.B. mit meiner eigenen Band spiele, mit der ich seit langem regelmäßig probe, wo ich ggf. die Songs mitgeschrieben und arrangiert habe etc., dann fällt mir auch der Gig leichter und ich kann mich eher gehen lassen weil ich die Strukturen und Abläufe verinnerlicht habe.
    Ich denke, in dieser Hinsicht ist es dann einfach reine Übungssache, dass man relativ blind durchs Set kommt.

    Wenn ich hingegen als Sub oder für einzelne Sessions gebucht werde, oft auch sehr kurzfristig, sieht die Situation in der Regel so aus, dass ich mir die Songs vorab selber draufschaffen muss und man vorher ggf. nicht mal eine Probe hat, manchmal nicht mal die Leute kennt mit denen man da auftritt. Bei Coverbandgeschichten sind das dann teils auch mal 3-4 Stunden Nettospielzeit nach Sheets und/oder mit Talkback (also kurze Cues aufs Ohr).
    Da ist es inhaltlich dann in der Regel einfacher, man muss aber viel mehr auf die Abläufe, besondere Arrangements oder spontane Mitmachteile aufpassen und dabei die Konzentration hochhalten, die über den Abend schon allein aufgrund der schieren Menge an Material sehr belastet wird.

    Ein Beispiel vom letzten Monat, wie das dann in etwa aussieht: Ein Freund und Kollege (Gesangslehrer), hat ein Klassenvorspiel organisiert. Liveclub angemietet, Band (Dr., Bass, Keys, Gtr.) gebucht und wir sollten als Band seine Schüler:innen begleiten, das waren insgesamt knapp 25 Stücke, querbeet von Rock, über Pop, zu Soul, Funk, Metal und Jazz, verteilt auf zwei Sets, zusätzlich noch ein paar Ensemble-Stücke. Ca. 90 Minuten Programm.
    Leadsheets und Setlist gabs nen Monat vorher, am Tag selber war dann mit allen nach dem Aufbau und Soundcheck eine Durchlaufprobe (also jedes Stück angespielt, Problemstellen besprochen, und weiter zum nächsten) und nach einer kurzen Pause wurde das Programm gespielt.

    Dazu muss man sagen, dass wir als "Band" so auch sonst nicht zusammen spielen, wir mussten also erstmal unseren Sound finden, uns abstimmen und Arrangementfragen klären, bzw. on the fly überlegen wie wir z.B. umsetzen, dass eine Schülerin halt ein Bigband-Arrangement samt Streichermelodien aufführen wollte.

    Und dann hat man es ja nicht Profi-Vocalisten zu tun, sondern teils mit Kindern, und die meisten sind natürlich schrecklich nervös, haben teilweise noch nie auf einer Bühne gestanden, erst recht nicht mit einer Band - da muss man zualledem also auch manchmal jemanden einfangen (Ablauf/Tempo/Einsätze geben) zu Stücken, die man eben selber erst das erste mal gespielt hat.

    Am Ende hat alles gut geklappt und vorne hat sicher niemand gemerkt, wenn wir uns mal verdaddelt haben, aber um auf den Punkt zu kommen: Das sind dann die Jobs, die schon eher an die Substanz gehen (Aufbau 12h, Probe 14:00, Konzert 18:00-20:00) als ne schnelle 30-45 Minuten Rutsche z.B. auf einem Festival oder im Club mit der eigenen Band.

    Generell gibt es, ob Profi oder nicht, ganz elementare Skills die einem helfen durch den Gig zu kommen - und das wären in meinen Augen: Routine, Entspanntheit und Kommunikation, nicht zuletzt aber natürlich eine hohe Sicherheit am eigenen Instrument.

    Sobald ich in der Lage bin, auf der Bühne mit den anderen Kontakt aufzunehmen und Unsicherheiten zu klären oder Einsätze abzuchecken, nimmt man viel Luft raus. Schaut mal Livekonzerte an, in denen z.B. viel soliert wird und achtet kurz vorm Ende mal auf die Gitarristen. Das is meistens ein kurzer Blick über die Schulter, manchmal nur ein kurzes Heben der Gitarre - aber dann ist die Sache für die Band klar.

    Und wenn ich die Routine habe, locker zu bleiben und nicht gleich die Krise zu kriegen wenn ich mich mal verspielt habe, finde ich vermutlich auch schnell wieder rein und kann meinen Murks überspielen, so dass es vorne gar nicht auffällt. Frei nach dem Motto "Lächeln und Winken" (da wären wir dann auch wieder bei Lars Ulrich :)).

    Hilfreich ist dann natürlich, wenn man sich nicht übernimmt und - das hat jemand weiter oben schon sehr gut gesagt - die Songs im Proberaum schon nur hart an der Grenze fehlerfrei spielen kann. Hier hilft z.B., die Songs mal von vorne bis hinten ohne Band aus dem Kopf zu spielen (also nur Drums, samt mitsingen) oder als Band (oder allein) mal 10-15% schneller zu lernen. Beides trägt dazu bei, dass man dann auf der Bühne, wenn man sich oder andere nicht gut hört und ggf. nervös ist, sicherer wird.

    Hoffe das hilft :)

  • Grundvoraussetzung ist natürlich erstmal das eigene Instrument gut zu beherrschen. Die nächste Voraussetzung, die Gigs körperlich und psychisch durchstehen zu können. Schlagzeug ist grundsätzlich ein anstrengendes Instrument, wobei das natürlich auch von der Spielweise abhängt.


    Dann geht's weiter mit einer guten Vorbereitung. D.h., man muss die Songs drauf haben. Spielerisch und die Abläufe.

    Und wie das genau aussieht bestimmt dann auch, wie stressfrei bzw. stressig der Gig ist. Kann man die (kurze) Setlist im Schlaf spielen - easy. Spielt man eine Aushilfe oder steigt irgendwo neu ein und ist von Notizen abhängig, wird's besonders mit langen Sets stressiger.


    Alles in allem bauen stressfreie und gut oder nahezu perfekt abgelieferte Gigs immer auf viel Übung, Erfahrung und Fleiß auf. Das betrifft das Spielerische, die Routine und auch die Setlist.

  • Spielt man eine Aushilfe oder steigt irgendwo neu ein und ist von Notizen abhängig, wird's besonders mit langen Sets stressiger.

    Und wenn dann noch direkt neben dir ne Nebelmaschine steht, auf die der Techniker ständig draufdrückt und du deine Aufzeichnungen nicht mehr erkennst, wirds derb.

    Seitdem gilt bei mir für Aushilfsgigs, checken wo der Nebel herkommt und ggf vorher dem Beleuchter ein Bier ausgeben :D

  • Da frage ich mich ob die Musiker während eines Konzerts konzentriert wie die Sau am Werk sein müssen, um es nicht zu vergeigen

    Ehrlich gesagt denke ich, dass volle Konzentration die Grundhaltung beim Musizieren in der Öffentlichkeit sein sollte, ganz unabhängig vom Status "Profi" oder "Amateur".


    Wenn man Profi definiert als "verdient den Lebensunterhalt mit Musik", dann war ich auch mal einer, kann also aus Erfahrung sprechen. Auch wenn ich meinen Lebensunterhalt schon lange anders verdiene, darf ich immer mal wieder mit den Profis spielen und versuche dabei, möglichst nicht als der Hobbymusiker aufzufallen, der ich mittlerweile eigentlich bin.


    Grundsätzlich: Man sollte seinen Kram schon können (Dienstleistungsaspekt: die Leute bezahlen mich und ich bin daher vorbereitet) und, aus meiner Sicht das wichtigste überhaupt, man sollte auch seinen Werkzeugkasten kennen. Versucht man auf der Bühne Dinge, die man (noch) nicht richtig kann, geht es schnell mal schief. Es braucht Vertrauen in das eigene Können und Wissen um die Grenzen. Bewegt man sich innerhalb, sind die Voraussetzungen gut, dass es ein ordentlicher Gig wird.


    Für mich ist es dabei ein Unterschied, ob man in der Unterhaltungsbranche aktiv ist, also Covermucke, Tribute und dergl. macht (hier gilt für mich: Original oder originell, gewollt und nicht gekonnt ist ganz schlecht), oder ob man mit eigener Musik unterwegs ist, also als Künstler. Unterhalter werden an der Vorlage gemessen, Künstler haben größere Freiheiten, erst wenn man als Künstler SEHR bekannt ist, wird man am eigenen Original gemessen. Das ist mir persönlich noch nicht passiert.


    Dann gibt es noch ein Zwischending zwischen Unterhalter und Künstler: die Künstlerbegleitung, ein Segment, in dem ich immer mal aktiv bin. Ich werde quasi gebucht, um Künstlern die Bühne zu bereiten, spiele Originale, die aber nicht unbedingt den Bekanntheitsgrad des Materials von Coverbands haben. Derzeit arbeite ich am Material vom Piet Gorecki Trio, wo ich möglicherweise als Trommler einsteige und von Rockwark, wo ich möglicherweise als Sub für den eigentlichen Trommler aktiv sein werde. Ersteres würde mittelfristig auch die Mitarbeit an Kompositionen bedeuten, letzteres ist mit Click und Backingtracks und erlaubt daher kaum kreative Freiheiten, aber in beiden Fällen geht es im Wesentlichen um Kompositionen anderer Menschen, die ich lediglich umsetze. Dabei gehe ich selbstverständlich konzentriert zu Werke, ich will ja kein Störfaktor sein, siehe weiter oben.


    Spielt man eine Aushilfe oder steigt irgendwo neu ein und ist von Notizen abhängig, wird's besonders mit langen Sets stressiger.

    Absolut, ich arbeite auch gelegentlich mit Aufzeichnungen, versuche aber immer, diese so schnell wie möglich loszuwerden.


    Letzten Monat war ich Teil der Begleitband einer Theaterproduktion. Abgesehen von einigen Coversongs, die Teil des Stücks waren (Deichkind, Dota Kehr und Faber), haben wir die Musik in den Proben mit dem Schauspielensemble selbst geschrieben. Dazu gehörte u.a., Übergänge zwischen Szenen musikalisch zu gestalten, damit keine Löcher entstehen, aber auch Szenen stimmungsmäßig zu unterstützen. Das erforderte einen großen Dynamikbereich, weil wir die Sprache nicht überdecken durften, aber an Stellen ohne Sprache auch mal Vollgas geben mussten, etwa in einer Prügeleiszene. Um den Überblick zu behalten, was genau wann dran ist, hatte ich entlang des Regieplans zu den Szenenbeschreibungen jeweils Hinweise zur Musik notiert. Auch solche Sachen wie, welche Schlegel ich wann einsetze bzw. wann ich sie o bereitlegen muss, um sie zum richtigen Zeitpunkt parat zu haben.

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