Modifikation eines Tonbandgerätes zum Röhrenkompressor – Ein Experiment

  • Mein Traum war es bisher das kleine "Stompology" Homerecording-Studio um einen "echten" Röhrenkompressor zu bereichern.


    Neugierig wurde ich, als ich vor längerer Zeit einemal mit der Aufnahmeautomatik eines Transistor-Tonbandgerätes aufgenommen hatte. Es war eines dieser Mini-Geräte von Uher; ich meine es war ein Uher Report. Die Schlagzeugaufnahme klang so, als hätte man einen Tonstudiokompressor falsch eingestellt.


    Das freute mich. Denn so hatte ich die Idee mit einer passend gemachten Automatik aufzunehmen und damit eine manchmal erwünschte "sanfte" Begrenzung des Dynamikbereiches zu erzeugen. Und wie würde das erst klingen und funktionieren, wenn man das mit einer Automatik eines Röhrentonbandgerätes anstellen könnte?


    Ohne die Hilfe eines sehr erfahrenen Technikers wäre es nicht gegangen. Jetzt hatte ich diese Hilfe und ich hoffe, ich habe die technischen Erklärungen (von denen ich nicht die Bohne kapiere) richtig in meinem Artikel wiedergegeben.


    Hier ist der Bericht:


    Modifikation eines Tonbandgerätes zum Röhrenkompressor – Ein Experiment
    „Das Schlimmste was Du tun kannst, ist die Nutzung der Aussteuerungsautomatik!“ So hieß es, als die Tonbandgeräte der frühen 70er Jahre zum Mitschnitt der…
    stompology.org


    Viele Grüße aus Kiel


    Christian

  • Ich verstehe das nicht so ganz.
    Die Aufnahmeautomatik pegelt doch nur das Signal? Niedrige Pegel werden verstärkt, hohe abgesenkt.
    Der Kompressor senkt nur die Pegel oberhalb des Arbeitspunkts ab.
    In deinem Hörbeispiel höre ich nur Pegeländerungen, aber keine Kompression?
    Oder sind diese so gering das man sie nicht hört und auch in deiner Waveformdarstellung nicht sieht?


    In deinem Soundbeispiel sehe ich einen Dynamikumfang von >30dB wo greift denn da wann welche Kompression?

    und wie stellst du den Pegel ein ab wann die Kompression greift?

    Das Schaltbild hilft mir da auch nicht :) Ich sehe zb. keinen Komparator.


    Im Grunde verstehe ich nur Bahnhof :)

    don´t panic

  • Hallo Beeble,


    möglicherweise irre ich mich in der Begriffserklärung "Kompressor" und so stimmt der Vergleich nicht zur "Aussteuerungsautomatik". Dieser unterstelle ich in dem Artikel, dass sie vom Prinzip wie ein sehr einfacher Kompressor funktioniert.


    "Ein Kompressor ist eine Regeleinheit, die nach bestimmten Vorgaben, die man am Gerät einstellen kann, die Dynamik eingrenzt. Vereinfacht kann man sich das als einen automatischen Fader vorstellen, der mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit das Signal ab einer gewissen Lautstärke zurückregelt, und, sobald das Signal wieder unter diesen Schwellenwert fällt, genau so schnell wieder voll aufmacht."

    Eisner, Uli; Mixing Workshop, 2. Auflage 1998, Seite 144; PPV Presse Project Verlags GmbH, Bergkirchen


    Ich gehe bei dem beschriebenen "Selbstbau" davon aus, dass die Regeleinheit "automatische Aussteuerung" des Tonbandgerätes Telefunken Magnetophon Automatik II nach dem oben zitierten Prinzip funktioniert. Den Schwellenwert kann man bei der Konstruktion des Automatik II im inneren des Gerätegehäuses mit einem "Trimmer" manuell (kleiner Schraubenzieher erforderlich) einstellen.


    Messungen hierzu und weitere Versuche zur Einstellung des Trimmers abweichend von der Werkeinstellung hat es jedoch nicht gegeben. So gesehen ist mein Artikel mehr eine Behauptung als eine belegbare Sachinformation.


    Dank für das Lesen und Deine kritischen Anmerkungen. Eine Begriffserklärung "Kompressoer" habe ich in den Artikel aufgenommen.


    Viele Grüße

    Christian

  • Ich denke auch das die Regeleinheit einfach nur den Pegel nachregelt. Im Gegensatz zum Kompressor aber eben auch die kleinen Pegel anhebt.
    Daten wie schnell und wie genau sie das macht wird es beim Hersteller sicher nicht geben?

    Da sie das ganze augenscheinlich mit Röhren statt mit Transistoren erledigt, ist davon auszugehehen, das sie trägheitsbedingt die Hüllkurve
    unschön verbiegt, was dann auch die Unbeliebtheit dieser "Automatik" erklärt.
    Sowas ähnliches gabs ja später in den Casettenrecordern. "Aussteuerautomatik", was nichts anderes war als ein Limiter, mit ebenfalls festen Parametern

    und bestenfalls für Sprache taugte.

    don´t panic

  • Wie gut oder schlecht das Gerät für Musikaufnahmen funktioniert muss sich noch genauer zeigen.


    Es gibt von Grundig ein Gerät mit der Bezeichnung TK 19 L (Röhrengerät) und zur Automatik dieses Gerätes gab es auch einen ausführlichen Artikel in einer Fachzeitschrift. Mit Messungen und allen Schikanen. Das sah recht gut aus. Leider kann ich den Artikel nicht wiederfinden.


    Die ausgesprochen schlechte Erfahrung habe ich mit einem professionellen Reportergerät auf Transistorbasis, einem "Uher Report" https://bandmaschinenseite.de/uher-report-4000/ gemacht. Hier war die Automatik deutlich hörbar "am arbeiten". Bei den Röhrengeräten, die ich bisher hatte, klang es deutlich anders und sogar recht gut.


    Wie auch immer: Weitere Tests mache ich auf jeden Fall und werde berichten.


    Viele Grüße

    Christian

  • Aufsatz gefunden und hier nachgetragen:


    https://stompology.files.wordpress.com/2024/04/neu-grundig-technische-informationen-1963-aussteuerungs-automatik.pdf


    Sehr umfangreiche technische Informationen zur Konstruktion von Aussteuerungsautomatiken bei Röhren-Tonbandgeräten. Mit einer einfachen Aussteuerungsautomatik eines Diktiergerätes hatte sogar das günstigste Röhren-Heimtonbandgerät von Grundig (das TK 19 Automatik) wohl nur wenige Gemeinsamkeiten.

    Viele Grüße, bis bald


    Christian

  • Ein Wahnsinn was früher so Elektro- mechanisch, und mit welchem Aufwand konstruiert wurde- Meisterleistung.

    Auch die ganzen technischen Dokumentationen dazu. Allein die Einstellungs- Nachjustiergeschichten, u. Messdokumentationen.

    :thumbup:

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Darüber bin ich auch erstaunt und beeindruckt nach dem ich die Dokumentation wiedergefunden habe. Grundig, Telefunken und die vielen weiteren Unternehmen der frühen „Unterhaltungselektronik“ waren wahnsinnig stolz auf ihre Produktionen. Es war nicht nur Marketing, glaube ich.


    In den 70er Jahren änderte sich das. Telefunken Tonbandgeräte waren nur noch ein Schatten der vorangegangenen Modelle für Amateure. Die Produktion hatte zuvor von der Profi-Sparte profitiert. Gusseisen und solide verlötete Bauelemente. Nun wurde alles ausgelagert in spezielle Werke und auf „günstig“ gebaut.


    Eigentlich konnte nur Revox den Wandel des Marktes in den 70er Jahren mit Qualität überleben. Der Unterschied zwischen den frühen Revox Röhren-Kisten (zB dem G36) zu den späteren Transistorgeräten ist allerdings auch deutlich in der Verarbeitung zu sehen, finde ich.


    Interessant sind die Röhren-Geräte der DDR übrigens. Inzwischen verschmähte Schätze der Röhren-Tontechnik. Man bekommt diese Geräte für wenig Geld. Werden sie Instand gesetzt, hat man Rundfunk-Studio-Norm der 60er Jahre.


    Aber wer will das haben?


    Herzliche Grüße

    Christian

  • Ich denke das der Begriff Kompressor hier in Deutschland noch gar nicht gebräuchlich war.
    Man spricht von Aussteuerungsautomatik. Ende 1963 wird das wohl gewesen sein?

    Der LA-2A kam Anfang der 60er Jahre auf den Markt und war der erste Röhrenkompressor speziel für die Musikproduktion.

    Die Grundig "Aussteuerungsautomatk" kam etwa zeitgleich.

    Wäre der erste erfolgreiche serienreife Kompressor in Deutschland entwickelt worden, träge er heute sicher den Namen "Aussteuerautomat" :)

    Im Gegensatz zu einem Röhrenkompressor mit fester Ratio kann man hier beim Grundig nicht die Stärke der Kompression selbt beeinflussen.
    Das übernimmt eine ziemlich durchdachte Schaltung. Wohl auch weil es sich um ein Consumergerät handelt und man die Bedienung einfach halten wollte.

    don´t panic

  • Ein Wahnsinn was früher so Elektro- mechanisch, und mit welchem Aufwand konstruiert wurde- Meisterleistung.

    Auch die ganzen technischen Dokumentationen dazu. Allein die Einstellungs- Nachjustiergeschichten, u. Messdokumentationen.

    Da gebe ich dir recht - das ist irre, was die damals entwickelt haben mit der Steinzeittechnik. Und heute: spätestens seit 24 bit ist Aussteuern total unkritisch, bei 32 bit Floating sogar völlig unnötig. Trotzdem hat das Ping-Pong-Aufnehmen mit meinem alten Grundig-Radiorekorder über das Mikrofon irren Spaß gemacht!

  • Eigentlich konnte nur Revox den Wandel des Marktes in den 70er Jahren mit Qualität überleben.

    Revox war die Cunsumermarke von Studer. Allerdings sehr hochwertig. Die gesamte Erfahrung und technische Entwicklung der Studer Studiomaschinen wurde mit absoluter Qualität ohne Kompromisse übernommen. Will Studer war halt Schweizer und die können gar nicht anders :)


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    don´t panic

  • Der Fairchild 660 war doch noch eher, aber ich glaube der war nicht rein, speziell, in den Anfängen, nur für die Musikproduktion gedacht.


    btw. "Steinzeittechnik" ist solide Technik, bei mir hängt alles wie zu Bell`s zeiten an zwei dünnen drähten aus metall.

    die aus der wand kommen (letzte meile)

    nicht ohne grund heute noch in der "luft"

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    Einmal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Oh Ha! Die Dinger mit der Bezeichnung Fairchild gibt es ja sogar als aktuelle Geräte für rund 30.000 Euro!!!! Habe ich gerade „gegoogelt“. Das ist wirklich ein heftiger Preis.


    Dann bleibe ich mal lieber bei dem Gerödel der Heimtonbandgeräte und halbprofessionellen Geräte von Telefunken.


    Das nächste Projekt ist ein historisches Echogerät „Klemt“ oder „Dynacord“ zu erwerben und von einem Fachmann für Röhrentechnik überholen zu lassen. Mit Glück bekommt man so ein gut erhaltenes Gerät für 300 Euro. Danach geht es dann natürlich erst richtig los mit den Kosten der Instandsetzung der Elektronik.


    Wenn es klappt, habe ich bis auf ein Mischpult aus den 50er/frühen 60er alles für ein kleines Röhren-Homerecording-Studio zusammen. Vielleicht komme ich dann auch endlich wieder zu Musikmachen. :)


    Viele Grüße

    Christian

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