Live Soundcheck - warum erst Close-Mics und dann OH?

  • Moin,


    eine Frage, die ich mir in den letzten Jahren immer wieder mal gestellt habe:

    Warum ist der typische Ablauf eines Live-Soundchecks eigentlich nahezu immer "(1) Bassdrum, (2) Snare, (3) Toms, (4) Hihat, (5) OH"?


    Beim Bassdrum Mikrofon kann ich diese Vorgehensweise noch nachvollziehen, insbesondere bei Snare/Toms finde ich sie aber sehr befremdlich.


    Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich im bescheidenen Homestudio in dieser Reihenfolge vorgehe, dass ich - sobald ich bei den Overheads angekommen bin - dann wieder jedes Close-Mic erneut einstellen muss, da sich durch die Overheads der Gesamtsound ja immens ändert und man dann von den Close-Mics teilweise deutlich weniger oder ein anderes Signal benötigt (insbesondere bei lauter, ungedämpfter Snare oder auch durchsetzungsstarker 13er Hi-Hat o.ä. - eben alles, was grundsätzlich stark in die Overheads "blutet").


    Wäre ich Live-Mischer würde ich wohl eher folgendermaßen vorgehen: (1) Bassdrum, (2) OHs, (3) restliche Close-Mics.


    Ich hoffe, mein wirrer Gedankengang lässt sich einigermaßen nachvollziehen, und freue mich auf eure Rückmeldungen.

  • imho

    OH`s wie schon oft angesprochen, notfalls weglassen,

    je nach gegebenheiten, nicht selten eben auch gerne live.


    und die becken, wenn wir schon bei dem begriff bluten bleiben wollen , überbluten , überströmen, ja nicht selten , meist

    zumindest nicht selten (je nach räumlichkeit), unabgenommen schon den ganzen rest.


    Und den möglicherweisen "schmutz" von den Bandkollegen, fangen die ja OH`s auch gerne mit auf.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Grundsätzlich gebe ich dir recht, das ist etwas widersprüchlich. Einerseits würde ich sagen, das hat sich einfach so eingebürgert. Andererseits hängt es aber auch vom Musikstil ab. Bei Pop, Rock, Hardrock oder Metal geht es meist weniger um die dynamische, räumliche Übertragung des gesamten Sets über die Overheads. Hier sind meist durchsetzungsfähige, saubere, separierte und knackige Einzelsignale von Bassdrum(s), Toms und Snare durch das Closemiking gewünscht und die Overheads dienen dann eher zur Verstärkung der Becken. Natürlich kommen auch dann Signale der Trommeln durch die Overheads, aber darauf liegt dann nicht das Hauptaugenmerk bzw. das ist dann oft gar nicht so gewünscht, weil Kontrolle verloren geht. Da werden die Overheads dann gerade so weit hochgezogen, dass der Beckensound gut in den Gesamtsound passt bzw. nicht untergeht.

    Das hängt aber natürlich alles stark von der Bühnensituation ab und trifft sicher so eher auf große Bühnen zu, bei denen es überhaupt erst eine (hörbare) Verstärkung der Becken braucht. Anders herum kann ich es mir auf kleinen, engen Bühnen in kleinen Räumen oft gar nicht erlauben, die Oberheads so weit hoch zu ziehen bzw. abzumischen, dass ich damit das Schlagzeug als ganzes räumlich abbilden kann und die restlichen Mikros wie von dir beschrieben quasi nur noch als Ergänzung nutze. Zumindest nicht bei lauter Musik oder wenn da noch Gitarrenverstärker neben dem Set stehen... ;) Ein weiteres Problem ist oft, dass ich die Signale aus Monitorboxen über die Overheads verstärke und es zu Rückopplungen kommt.


    Bei ruhigerer Musik hoher Dynamik wie z.B. Jazz oder Fusion ist es aber wohl tatsächlich sinnvoll, erst mal zu schauen, was ich mit den Oberheads alles vom Gesamtset einfangen kann und die Kesselmikros dann nur noch ergänzend dazu mische. das ist dann oft schöner... :)

  • Zwar mische ich nicht live (sondern spiele lieber selbst), aber trotzdem mal ein paar Gedanken von mir dazu:


    Live ist grundsätzlich eine andere Baustelle als Recording. Und zunächst geht's bei den Einzelsignalen ja erstmal ums Einpegeln und Einstellen von diversen Effekten (EQ, Gate, evtl. Kompressor). Werden alle Trommeln nah mikrofoniert, würde ich die Overheads live hauptsächlich für die Becken nutzen und untenrum entsprechend ausdünnen. Und besonders wenn der Natursound von der Bühne dann noch 'ne Rolle spielt, sind die Trommelmikros besonders wichtig und stellen den Löwenanteil, während die Overheads (nach meiner Einschätzung) nur leicht für die Becken dazugemischt werden müssen.


    Anders gesagt: die übliche Reihenfolge hat auch einfach den Hintergrund, dass es erstmal noch gar nicht um die Lautstärkeverhältnisse geht, sondern um das Optimieren der Einzelsignale. Nach meiner Erfahrung werden die Overheads zum Schluss beim Spielen des gesamten Sets eher nur noch dazu gemixt, wobei auch gleich die Lautstärkeverhältnisse gemacht werden.


    Und ich hab auch schon ein paar fragwürdige "Hacks" beobachten dürfen. Das Absenken der Höhen auf den Overheads bei Fehlen von Tom-Mikros war ja noch halbwegs nachvollziehbar. Aber den Becken-Bleed auf Tom-Mikros als Ersatz für Overheads zu nutzen war mal echt 'n Ding. Und das bei einem Open Air mit einer Bigband - die hätten da auch nicht mal ein HH-Mikro aufgestellt, wenn ich nicht drauf bestanden hätte.


    Was auch oft vernachlässigt wird ist das Ride. Wenn man schon ein Mikro an die Hi-Hat stellt, die je nach dem auch schon gut übers Snare-Mic und die Overheads kommt, dann doch am besten auch gleich noch eins ans Ride.

  • Hallo zusammen,


    meiner Meinung nach muss man unterscheiden zwischen einer Live Situation wo in der Regel mit den Overheads primär die Becken abgenommen werden und einer Recording Situation wo meist ein komplettes Schlagzeug aufgenommen werden soll.


    Bei der Live Situation, wo Mitmusiker auf der Bühne sind und Krach machen… versuche ich durch entsprechendes EQing nur die Becken aufzunehmen und den Rest nicht. Dadurch habe ich ich keine Bassdrum und kaum Toms auf den Overhead Signalen.


    Beim Recording eines einzelnen Schlagzeugs im Studio Keller sieht es anders aus. Hier möchte ich ja im Ideafall den Gesamtsound des Sets im Raum aufnehmen. Also das volle Frequenzspektrum.


    Daher halte ich es wie folgt: bei Live Setup, klassisches Vorgehen: Bassdrum, Snare, etc…

    Beim Recording im Studio genau umgekehrt: erstmal die OV/ Raummikros anhören und dann schauen was ich noch dazu packen/ stützen muss.


    …und wahrscheinlich gibt es noch 100 weitere Vorgehensweisen die auch alle zu tollen Ergebnissen führen. :)

  • Ich sehe da zwei Gründe:

    - Wir Tonleute sind ja schon ein bisschen einfach gestrickt. Die Kanalnummerierung ist also so wie sie immer schon war. Und dann fangen wir halt bei der 1 an…

    - Im kleineren Bereich, also da, wo es keinen Systemtechniker gibt, die PA ausreichend dimensioniert sein könnte, aber nicht muss, der letzte Stecker erst zum Soundcheck eingesteckt wird und ich noch keine Chance hatte, das PA zu Leveln:

    Wenn Lead Vocals, Kick und Snare pegelmäßig funktionieren, funktioniert der Rest auch. Das Lead Vocal Mic teste ich vorab höchstpersönlich. Das kann ich gleich überall auf dem Monitor und im Saal hörbar machen und die Ausspielwege grob EQen. Und dann eben Kick und Snare. Wenn das durchs System passt, ohne dass der Rauch aufsteigt, kann die Show stattfinden…

    - Was ich dagegen ärgerlich finde: Kollegen, die sich länger als 30 Sekunden mit der Kick aufhalten. Ich bin in 30 Jahren noch NIE dafür gebucht oder bezahlt und auch nur selten dafür gelobt worden, dass die Kick geil klingt. Den 99% des Publikums, die weder Trommler noch Tonmann sind, ist es nämlich komplett egal, wie die klingt. Also so richtig egal.

  • Bei der Gelegenheit mal 'ne andere Frage:


    Ich bin gerade mit der Situation konfrontiert, mein Set für meine "neue" Band live selbst mikrofonieren zu müssen. Find ich eigentlich ganz gut. Das ganze sollte aber immer möglichst schnell gehen. Weil die Overheads live ja nun eh eine ganz andere Rolle spielen und i.d.R. nur in Mono für die Becken dazu gemixt werden, würde ich das mal anders angehen: mit kleinen Stativen und zwei Kleinmembranern so von unten oder seitlich mikrofonieren, dass ich jeweils die Hi-Hat + Crash und Ride + Crash gut einfange (ggf. noch ein China). Könnte man das so machen? Vielleicht sogar besser als Overheads + extra Mikros für Hi-Hat und Ride?


    Meines Wissens werden FOH-Mixe ja sowieso immer eher in Mono gehalten. Wäre ja blöd, wenn die Leute links direkt vor der Bühne was anderes hören als die rechts direkt vor der Bühne.

  • Bei klassischer Overhead Aufstellung drehe ich die schon hart auseinander. Die beiden Mikrofone nehmen da ja mehr oder weniger beide alles auf, der von dir befürchtete Effekt kommt also weniger zum tragen. Dafür fängt man sich massive Kammfilter ein, wenn man die Mono zusammenmischt. Das was du vorhast, wird in Tourproduktionen oft so gemacht, funktioniert gut und da kann und sollte man das natürlich auch Mono machen. Oft wird da dann auch jedes Becken einzeln mikrofoniert. Ich persönlich mag es überhaupt nicht, wenn ich die Hihat nicht einzeln habe, die ist je nach Genre oft wichtig für das Funktionieren der Musik und wird auch oft auf dem Monitor gebraucht. Und ich mag mich nicht entscheiden müssen zwischen „Hihat zu leise“ und „23 Crashes und etliche Splashes zu laut“.

  • Für Jazz setze ich öfter mal x/y Anordnungen ein. Für die große Menge der Rock/Pop Shows funktioniert das nicht so gut:

    - Mikrostativ vor dem Trommler sieht doof aus; Mikrostativ hinter dem Trommler scheitert regelmäßig an Riser-zu-Ende oder Bühne-zu-Ende. Auch bleibt ein Standardstativ mit komplett zur Seite aufgefahrenem Galgen und Stereoschiene nur mehr mit Sandsack stehen.

    Der andere Hinderungsgrund ist, dass von dieser Position aus vielleicht eine Abbildung des gesamten Sets inklusive Kesseln gelingt. Die Overheads auf Rock’n’Roll Bühnen werden aber oft als getarnte Close Mics insbesondere für das Ride verstanden.

  • - Was ich dagegen ärgerlich finde: Kollegen, die sich länger als 30 Sekunden mit der Kick aufhalten. Ich bin in 30 Jahren noch NIE dafür gebucht oder bezahlt und auch nur selten dafür gelobt worden, dass die Kick geil klingt. Den 99% des Publikums, die weder Trommler noch Tonmann sind, ist es nämlich komplett egal, wie die klingt. Also so richtig egal.

    .....das ist schade und bedauerlich, ich werde teils immer wieder überrascht, was so mancher ugs. "Mischer" selbst aus Kleineren rausholt.

    imho ne gute "Show" besser Musikgenuss steht und fällt halt doch trotzdem, auch zum ziemlich großen teil, mit einem guten, engagierten Mann auch am Pult.


    Je länger und mehr Erfahrung, mit unterschiedlichsten Gegebenheiten desto besser.


    Imho: Wie gesagt die Gegebenheiten sind so vielfältig und unterschiedlich das man da wirklich pauschal, nicht einfach schnell nen tipp bzw. richtig/falsch geben könnte.

    Schön finde ich immer, wenn selbst bei Bandeigenem Mann (am Pult), mit dem vor Ort und den Gegebenheiten vertrauten Mann, der die möglichen anderen Bands,

    ohne eigenen Mann betreut,

    dann gut Hand in Hand gearbeitet wird.


    Das ist nicht immer so.

    Oft wird da dann auch jedes Becken einzeln mikrofoniert. Ich persönlich mag es überhaupt nicht, wenn ich die Hihat nicht einzeln habe, die ist je nach Genre oft wichtig für das Funktionieren der Musik und wird auch oft auf dem Monitor gebraucht. Und ich mag mich nicht entscheiden müssen zwischen „Hihat zu leise“ und „23 Crashes und etliche Splashes zu laut“

    :thumbup: Das mit der und dem Hihat sehe ich genauso, entgegen dem was oft behauptet wird, geht die imho teils wirklich oft zu sehr unter.

    und weils neulich erst Thema war in einem Anderen Thread, die Mikrofonierung waagrecht auf das Paarbecken und nicht senkrecht von oben,

    hatte ich auch schon des öfteren gesehen - und kam gut.


    Wäre ja blöd, wenn die Leute links direkt vor der Bühne was anderes hören als die rechts direkt vor der Bühne.

    nicht nur direkt vor der Bühne auch Aussen vor eher seitlich der Bühne.


    Es gibt immer wieder Situationen, wo das Publikumsfels, quer zur Bühne Platz findet (also breiter ist wie lang)

    entsprechend kann sich auch eine Situation ergeben wo zusätzlich nach vorne, auch extra in die Randbereiche PA seits beschallt wird.


    Manchmal auch mit dem Wunsch des Veranstalters, diese "Randbereiche" ugs. etwas "leiser" zu gestalten als den mittleren Bereich des Publikumsfeldes.


    Wie gesagt Gegebenheiten und Ansprüche gibts da Vielerlei, genauso wie Herangehensweisen - imho Erfahrung heisst das Zauberwort.


    Vor allem nicht dogmatisch auf dinge bestehen, sondern mal ganz praktisch, über selbst unbekannte Dinge die einem, im ersten Augenblick, als absurd vorkommen nachdenken, und unvoreingenommen in Ruhe drüber nachdenken.


    l.g


    l.g.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    Einmal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Den 99% des Publikums, die weder Trommler noch Tonmann sind, ist es nämlich komplett egal, wie die klingt. Also so richtig egal.

    Das mag bei einigen Konzerten so sein, vielleicht besonders im Coverbereich. Es gibt aber durchaus auch andere Szenarien; kleinere bis mittelgroße Venues, die gerade vom lokalen musikaffinen Publikum leben, welches auch oft zu großen Teilen aus Musikern besteht. Die werden auch nicht jedes Mikrofonsignal auf die Waagschale legen, aber denen fällt dann vielleicht schon auf, wenn etwas besonders gut oder schlecht klingt. (Ausgenommen hier natürlich die Musikerpolizei, die sowieso immer was zu meckern findet ;) )


    Und auch im Coverbereich kann man sehr wohl die Situationen unterscheiden und ich finde es ist nichts verkehrt daran, einen gründlichen Soundcheck zu machen, wenn man am Abend auf ner richtigen Bühne für mehrere Hundert Leute über ne ordentliche PA spielt. Außerdem ist auch das Laienpublikum wohl mittlerweile, was den Klang betrifft, sehr "verwöhnt" von überproduzierten, oft elektronisch generierten und aalglatten Popproduktionen und kennt das auch von vielen Livebands (Playbacks, E-Drums oder Trigger etc.).

    Und auch wenn die Leute nach dem Konzert nicht bei dir Schlange stehen, um dir zu deinem spitzen Bassdrumsound zu gratulieren, denken sich vielleicht doch einige nach dem Konzert, dass es entweder irgendwie nicht so geil war oder eben doch, auch wenn sie vielleicht gar nicht so genau sagen können warum dem so ist.


    Klar muss man's nicht übertreiben und ein Tontechniker kann auch nur mit dem Drumsound arbeiten den er geliefert bekommt. Aber wenn die BD zu checken aus irgendeinem Grund dann halt mal 2 min dauert, dann ist es eben so. Auf der anderen Seite muss man's auch nicht übertreiben, wenn's nach 10 sec schon spitze klingt - dann on to the next.

  • Bei der Gelegenheit mal 'ne andere Frage:


    Ich bin gerade mit der Situation konfrontiert, mein Set für meine "neue" Band live selbst mikrofonieren zu müssen. Find ich eigentlich ganz gut. Das ganze sollte aber immer möglichst schnell gehen. Weil die Overheads live ja nun eh eine ganz andere Rolle spielen und i.d.R. nur in Mono für die Becken dazu gemixt werden, würde ich das mal anders angehen: mit kleinen Stativen und zwei Kleinmembranern so von unten oder seitlich mikrofonieren, dass ich jeweils die Hi-Hat + Crash und Ride + Crash gut einfange (ggf. noch ein China). Könnte man das so machen? Vielleicht sogar besser als Overheads + extra Mikros für Hi-Hat und Ride?


    Meines Wissens werden FOH-Mixe ja sowieso immer eher in Mono gehalten. Wäre ja blöd, wenn die Leute links direkt vor der Bühne was anderes hören als die rechts direkt vor der Bühne.

    Das mit den zwei kleinen Stativen von unten oder auf halber Höhe bzw. von vorne oder der Seite für alle Becken hab ich auch schon gemacht, wenn ich den Materialaufwand so gering wie möglich halten wollte. Das kann gut funktionieren, hängt aber meiner Meinung nach dann tatsächlich auch stark von den Crashes und Chinas und deren Positionen ab, also wie hoch oder tief diese hängen, wie laut diese sind bzw. wie diese gespielt werden. Gerade Chinas können viel versauen, da sie oft noch mal lauter als der ganze Rest des Sets sind. Es wäre ja z.B. ärgerlich, wenn ich das Kondensatormikrofon auf der Seite mit dem China nur so weit hoch ziehen kann, dass dieses (sowohl über die PA auf auch auf dem InEar!) nicht zu laut ist, dafür dann aber das Ride vollig untergeht. Das gleiche kann natürlich auch auf der anderen Seite mit Crash und Hihat passieren. Man kann so etwas mit geschickter Positionierung von Becken und Mikro in den Griff bekommen, aber als Universallösung für alle erdenklichen Livesituationen würde ich das daher nicht haben wollen.


    Ich verwende daher in der Regel für das eigene als auch fremde Sets und Drummer je ein normales Galgenmikrostativ pro Seite, für die Overheads je nach Aufbau weit genug ausgezogen, an denen auf halber Höhe jeweils noch mal zusätzliche Galgenarme am Rohr ahgebracht sind.

    Z. B. so was hier: https://www.thomann.de/de/km_24010_mikrofonarm.htm


    Daran sind dann die Kondenser für Hihat und Ride (und evtl. X-Hat) befestigt und ich bin mit dennoch nur zwei Stativen flexibel für alle Situationen.

    Denn ich möchte ja nicht nur über die PA einen ausgewogenen Mix haben, gerade beim EInsatz von In Ear-Monitoring ist es mindestens genau so wichtig, Kontrolle über die Lautstärkeverhältnisse zu haben. Hihat und Ride gut zu hören, ist für das eigene unverkrampfte Spiel ja extrem wichtig und wenn ich beim Einsatz von nur zwei Kondensatormikros nicht mehr die Möglichkeit habe, mir diese ausreichend laut bzw. sauber auf die Ohren zu geben, weil der Rest der Becken schon zu laut ist, hab ich ein Problem und spiele unbewusst vielleicht auch viel lauter, als es sein müsste.


    Aber Du kannst die Abnahme mit zwei Kondensern in deinem Übungsraum ja mal testen, ob du damit zu zufriedenstellenden Ergebnissen kommst;)


    Was auch noch für vier Mikros für die Beckenabnahme spricht: Ich kann Hihat und Ride Mono fahren, damit sie auf beiden PA-Seiten hörbar sind, die Overheads für eine gewisse Räumlichkeit aber trotzdem pannen.


    Ich persönlich mag es überhaupt nicht, wenn ich die Hihat nicht einzeln habe, die ist je nach Genre oft wichtig für das Funktionieren der Musik und wird auch oft auf dem Monitor gebraucht. Und ich mag mich nicht entscheiden müssen zwischen „Hihat zu leise“ und „23 Crashes und etliche Splashes zu laut“.

    Dito... ;) Aber das Gleiche gilt auch für das Ride! Nicht alles Rides sind laut genug, um auch für die Overheads hörbar zu sein.


    Den 99% des Publikums, die weder Trommler noch Tonmann sind, ist es nämlich komplett egal, wie die klingt. Also so richtig egal.

    Das mag bei einigen Konzerten so sein, vielleicht besonders im Coverbereich. Es gibt aber durchaus auch andere Szenarien; kleinere bis mittelgroße Venues, die gerade vom lokalen musikaffinen Publikum leben, welches auch oft zu großen Teilen aus Musikern besteht. Die werden auch nicht jedes Mikrofonsignal auf die Waagschale legen, aber denen fällt dann vielleicht schon auf, wenn etwas besonders gut oder schlecht klingt. (Ausgenommen hier natürlich die Musikerpolizei, die sowieso immer was zu meckern findet ;) )

    Das finde ich allerdings auch ziemlich befremdlich und glaube auch nicht, dass das so egal ist. Und dabei auch bitte immer ans Monitoring denken! Gerade auch wieder bei In Ear und wenn es keinen separaten Monitormix gibt. Mit einer sauber gemixten Bassdrum spielt es sich zwecks Ortung wesentlich entspannter, gerade auch bei lauteren bzw. härteren Genres oder akustischen Umgebungen.

  • Ich meinte damit nicht, dass mir das egal ist. Nur wenn ich 5 Minuten Zeit für einen Soundcheck habe und der Kollege vom Haus muss mich nach 10 Minuten darauf hinweisen, dass es jetzt Zeit für Kanal 5 wäre (1: Kick In, 2: Kick Out, 3: Subkick, 4: Kick Trigger), dann stimmt was nicht. Auch mir macht es Spaß, Kanal 1 so richtig geil zu machen. Mit modernen PAs geht das gewöhnlich ja auch ziemlich gut.

    Und auch ich muss mich manchmal ziemlich disziplinieren, diese geile, fette, schmatzende, druckvolle Kick jetzt einfach wieder 10dB leiser zu machen, weil die Musik es erfordert.

  • Ich sehe da auch einen gewissen Pragmatismus, wenn es (vor allem in meiner favorisierten Musikrichtung) um die komplette Signalbearbeiting geht: Die Kick und die Snare haben (abgesehen davon, dass sie auch am schnellsten EQ't sind bzw. werden) oft die wenigsten Probleme mit Übersprechungen, das Kick-Mic befindet sich a) weit weg vom Rest des Sets und b) oft im Inneren der Trommel, die Snare ist häufig a) die lauteste Trommel und b) die mit am "höchsten frequentierte", sprich die beiden kann man einfach gut unabhängig vom Rest, vorab in der knapp bemessenen Zeit, zurechtbiegen und dementsprechend auch komprimieren/gaten. Bei den Toms sieht das anders aus, nicht nur dass das EQ'en potenziell gerne mal länger dauert, die Toms werden vergleichsweise sporadisch angeschlagen und die Kompression/das Gaten sind ein viel anstrengenderer Drahtseilakt, weil man die Fett hinkriegen will und trotzdem nicht möchte, dass z.B. Becken da so nervig reinzischeln. Während Snare und Kick stehen, fummelt man da halt eher im Nachgang noch dran rum, zur Not auch, wenn die Band schon spielt. Und wie schon öfter gesagt: Oft werden die Overheads dann nur noch für die Becken genutzt. Da wird halt kurz noch der Hochpass reingeknallt und wenn's losgeht die Fader angepasst.


    Das ist aber jetzt nur meine beschränkte Rock- und Metal-Erfahrung. Für andere Stile und Bühnen gelten da natürlich auch andere Sachen. Aber ich denke die Rock ( und Pop)musik bildet einfach Häufigkeitsbedingt "Brot und Butter" bzw. damit viele Routinen für die meisten Ton- und Bühnenmenschen, die überhaupt mit so viel Technik arbeiten.

  • Das mit den zwei kleinen Stativen von unten oder auf halber Höhe bzw. von vorne oder der Seite für alle Becken hab ich auch schon gemacht, wenn ich den Materialaufwand so gering wie möglich halten wollte. Das kann gut funktionieren, hängt aber meiner Meinung nach dann tatsächlich auch stark von den Crashes und Chinas und deren Positionen ab, also wie hoch oder tief diese hängen, wie laut diese sind bzw. wie diese gespielt werden. Gerade Chinas können viel versauen, da sie oft noch mal lauter als der ganze Rest des Sets sind.

    Ich hab das vorhin mal getestet mit zwei Rode M5 (nicht NT5). Vorher den Aufbau angepasst bzw. auf 12+16" Toms und zwei Crashbecken reduziert. Das laute 20er Zildjian FX Oriental China Trash habe ich hängen lassen. Das würde ich aber eh nicht für die Band / Tour benutzen, sondern ein leiseres 18er. Wenn überhaupt.


    Der erste Anlauf hat auch gleich ganz gut hingehauen. So kamen Hi-Hat und Ride vordergründiger und filigraner rüber als die Crashes und das China war auch nicht zu laut. Ein Vergleich mit einem M5 als Mono-Overhead in ca. 170cm Höhe mittig über dem Set über dem Master-Pedal (bzw. zwischen Snare und Toms) hat mich aber zu dem Schluss gebracht, dass ein Overhead einfach besser klingt.

    Zumal auch nach starkem Ausdünnen untenrum ohne Panning noch Kammfilter bei den beiden Mikros zu hören sind. Klingt jedenfalls unsauber.


    Daher bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir noch ein Kleinmembran-Kondensator als Mono-Overhead besorge und die beiden M5 für Hi-Hat und Ride nutze (jeweils von unten abgenommen, so wie ich's auch für meine Aufnahmen mache). Ich denke, das ist unabhängig von der Größe der Location eine runde Sache, die ich dem jeweiligen Mischer dann anbiete. Wenn das Mono-OH so ausgerichtet ist, dass es die Crashbecken und ggf. das China ausgewogen einfängt, reicht's ja. Dass bei allen Beckenmikros (OH inbegriffen) ein beherztes Ausdünnen unter 1 kHz mittels Shelf angebracht ist, brauch ich dann sicher nicht mehr zu sagen ...

  • Laut der im Eingangspost verfassten Theorie "Wieso erst die OHs am Ende, dann passen ja die closemics nicht mehr" müsste man eigentlich grundsätzlich immer mit den Vocals anfangen, denn die stehen selbst bei mittelgroßen Gigs (so bis paar tausend Leute) eigentlich auch nie weiter als 2-3m von den Drums weg und Aufgrund der geringeren Lautstärke der menschlichen Stimme (im Vergleich zu allem anderen was sonst noch so auf der Bühne steht) hat man dort die allermeiste Gesamtsoundveränderung sobald man diese mit einbezieht. Und Vocals sind immer das, was im Mix später am lautesten gefahren wird, besonders live.


    Natürlich liegt es für den Threadersteller nahe, im Kontext des gesamten Drumsets zu denken, allerdings sollte man solange sich alle Signale eine (akustische) Bühne teilen eher im Gesamtkontext von ALLEN Signalen gedacht werden - und da sind die OHs halt oft die unwichtigsten Signale von allen. Bei kleineren Clubshows bau ich persönlich schon gar keine mehr auf (nur HH + Ride closemic), weil man dort aus allen Vocals sowieso unweigerliche Overheads macht, wo man den Sound aber nicht kontrollieren kann. Strenggenommen müsste man die Vocals dann auch zeitlich verzögern, denn die Drum Closemics sind immer "früher" als die selben Instrumente in den Vocalmics. Mach ich auch bei ernsthaften Live Mixen so.


    Dazu kommt noch der Fakt, dass man live so gut wie nie erfolgreich die Thoerie "Die OHs bilden das ganze Set ab, und die Closemics sind nur zum stützen da" verfolgen kann, da einfach viel zu viel Bühnenmüll von den anderen Instrumenten mit in den OHs sind, und dann in Kontext mit der spielenden PA (die dann auch wiederrum da einstreut) zu einem großen Matsch führt. Deshalb werden in professionellen live mixen, besonders bei lauterer Mucke die OHs eigentlich immer super hart gefiltert, nicht selten bis 600hz oder noch höher....


    So bei ner Crowd von 10k Leuten befasse ich mich dann auch mal ernsthaft mit den Overheads, weil da ist die Bühne dann groß genug, dass ich das Signal vermutlich ernsthaft brauche....

    sieg natur.

    Einmal editiert, zuletzt von slo77y ()

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