Drumming und Long Covid / Post Covid Probleme

  • Hallo zusammen,


    ich habe als Kind mal mit Schlagzeug angefangen und mich vor einem Jahr dazu entschieden, weiter zu machen. Mit Ende 40 zwar spät aber besser spät als nie.

    Ging auch alles gut los. Habe Unterricht ein mal in der Woche und übe recht viel.


    Leider hat mich Ende letzten Jahres Covid ziemlich übel erwischt und seitdem ist einiges nicht mehr wie vorher.

    Ich bin schneller erschöpft wenn ich einen stressigen Tag habe und einfach vom Kopf her nicht mehr so leistungsfähig wie vorher.

    Ich habe auch Probleme, viele Informationen gleichzeitig zu verarbeiten, wie z.B. beim Telefonieren während des Autofahrens.


    Ich meine zwar, dass es ganz langsam besser wird, aber es nervt gewaltig.


    Ganz extrem merke ich das beim Schlagzeug spielen. Bei meiner letzten Unterrichtsstunde hatte ich einen stressigen Tag und bin quasi noch geschäftlich telefonierend auf den Parkplatz beim Schlagzeuglehrer gefahren. Da ging dann NICHTS. Ich habe die Noten auf dem Blatt gesehen und gedacht ja klar... müsste gehen. Aber ich konnte es einfach nicht spielen. Totaler Overload.



    Ich spiele gerne die Klassiker von Metallica. Einige habe ich schon durch und bin gerade bei Sad But True. In dem Song ist nichts was ich nicht spielen kann, aber die Menge an unterschiedlichen Bewegungsabläufen zum richtigen Zeitpunkt abzufeuern überfordert mich gerade.

    Gestern war mir nach 45 Minuten Üben so schwindelig, dass das den ganzen Tag nicht mehr weg ging und ich teilweise dachte ich würde mich auf die Fresse legen.


    Gibt es hier andere, die auch diese Probleme haben und wie geht ihr damit um?


    Viele Grüße

    Dennis

  • Es ist eigentlich ganz einfach. Und zwar unabhängig davon, ob man von übermässiger Erschöpfung/eingeschränkter Leistungsfähigkeit betroffen ist oder auch nicht.


    Sich nicht überfordern und genügend Ruhepausen, ausreichend Selbstfürsorge eben.

    Leichter gesagt als getan, ich weiss. Unsere getriebene Leistungsgesellschaft honoriert das eher nicht und viele von uns wissen nicht mal wie es geht, müssen es erst lernen.

    Es ist schon fast ein subversiver Akt von Systemkritik. 😅

    Es geht nur soviel wie geht. Und wenn man zuweit darüberhinaus geht, geht man.


    Ich wünsche dir gute Besserung. Deine Situation stelle ich mir sehr schwer vor.

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Ja, schätze da hast du recht.

    Das Problem ist da sicher auch mein Ehrgeiz, es unbedingt schaffen zu wollen. Sad But True (um mal bei dem Beispiel zu bleiben) macht einfach so Spaß, dass ich es unbedingt komplett spielen möchte.


    Bevor ich Covid hatte war es kein Problem auch mal zwei Stunden am Abend zu üben. Mit Pausen natürlich.

    Das geht jetzt momentan einfach nicht. Ist aber sehr schwer für mich, mich damit abzufinden.

  • Das Long COVID-Syndrom selbst kenne ich nur aus Erzählungen, nach allem , was ich gelesen und gehört habe, ist es aber von den Symptomen her Absolut identisch mit dem sogenannten CFS, dem Chronic fatigue Syndrom, an dem ich seinerzeit 2007 für rund 2 Jahre gelitten habe - und was dann jedenfalls in seiner akuten Form genauso mysteriös verschwunden ist, wie es gekommen war. Ob man nach circa 3-4 Monaten schon von Long COVID sprechen kann, weiß ich aber auch nicht, vielleicht befindest du dich einfach einfach auch in einer etwas verzögerten Regenerationphase, ab 40 tickt der Körper schon mal anders.


    Die Symptome sind physiologisch und neurologisch bei beiden Erkrankungen offenbar identisch:


    absolute körperliche Schwäche, die durch Regeneration nicht wieder herstellbar ist ( die schwäche ist so stark, dass man teilweise die Kaffeetasse nicht mehr hoch bekommt), ständiges starkes Grippe-Gefühl mit totaler Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen etc, teilweise leichtes Fieber, geschwollene Lymphknoten, immer wieder Husten oder Halsschmerzen, extreme Konzentrationsstörungen: sogenannter "Brain-Fog", Störung des vegetativen Nervensystemsinklusive Blutdrucksystem und des Wärmehaushaltes (ständiges Wärme- starkes Schwitzen), Schwindel, Lärmempfindlichkeit, körperliche Anstrengungen bereits kleinster Natur führen zum absoluten "Crash" für Tage, trotz Tage des ausruhens keinerlei Erholungeffekt, Schlaflosigkeit).


    Auch die Ursache scheint vergleichbar zu sein: ist es bei COVID ein Virus, beginnen auch CFS – Erkrankungen meist im Anschluss an einen grippalen Infekt, eine Zahnentzündung etc. PP (sehr häufig auch bei zusätzlicher Vergabe von Antibiotika gegen sekundär bakteriellen Infektionen.).


    Beim CFS ist man jedenfalls mittlerweile in der Forschung soweit, dass man annimmt, dass der Energiehaushalt in den sog. Mitochondrien gestört ist und dort die Umwandlung in Energie nicht mehr richtig funktioniert.


    Eine Therapie wurde bislang dagegen nicht gefunden, manche gut gemeinte Therapie hat sogar noch bei manchen Patienten die Sache deutlich verschlechtert (siehe Olaf Bodden, einst Nationalstürmer, dann nur noch ein Wrack). Bei anderen wiederum – beispielsweise bei Keith Jarrett – blieb die Krankheit ein paar Jahre und ist dann wieder rückläufig gewesen.


    Ein Arzt aus den USA, der selber an CFS erkrankt war, hat einmal als Therapievorschlag gemacht, dass die Betroffenen hochdosiert Magnesium und Q10 zu sich nehmen sollen und definitiv Schlaf-Hygiene herstellen müssen, gegebenenfalls über einen gewissen Zeitraum mit Schlafmitteln. Dies sei die einzige Möglichkeit, den Energiehaushalt halbwegs wieder zu stabilisieren., hatte aber selber festgestellt, dass es bei einem Patienten wirkt, bei anderen wiederum nicht (unter anderem solche Selbstversuche brachten dann die Forschung auch auf den Trichter, dass die Energie, beispielsweise aus Magnesium, deshalb nicht mehr wirkt, weil eben die Mitochondrien gestört sind, so dass die Leute so viel Magnesium nehmen können, wie sie wollen, es wird einfach nicht verstoffwechselt – trotzdem scheinen maximal-Dosen eventuell hilfreich.)


    Bei mir hat es seinerzeit gewirkt, insbesondere die Schlafmittel haben dafür gesorgt, dass ich nach einem fast ganzen Jahr Schlaflosigkeit wieder durchschlafen konnte, das hat dann nach ungefähr weiteren sechs Monaten zu den ersten Besserungen geführt. Nach weiterem sechs Monaten, in dem ich immer wieder Rückfälle gehabt habe, ist es dann langsam zu Ende gegangen.


    Letztlich habe ich aber wohl auch einfach Glück im Unglück gehabt. Ich hab zwar so fast zwei Jahre meines Lebens verloren, aber bin der chronischen Verlaufsform entkommen, da gibt es andere Schicksale, die möchte man besser nicht kennen lernen.


    Von Selbstversuchen rate ich hier aber wie in allen Fällen natürlich ab. Such dir einen vernünftigen Arzt, mit dem du die Sache durchsprechen kannst, letztlich muss das alles fachlich sauber unterfüttert sein, Schlafmittel kriegst du sowieso nicht ohne Rezept, die wollen auch richtig dosiert sein und die Suchtgefahr ist natürlich auch gegeben. Und Selbst Magnesium hat Nebenwirkungen, man darf das alles nicht unterschätzen.


    Also lass das abchecken und Verlass dich nicht auf Eigen Diagnosen. Es muss ja nicht Long COVID sein, sondern da kann sich auch was anderes hinter verbergen. Lass das in Ruhe von Fachleute abklären.


    Gute Besserung!






    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • Hey vielen Dank für die Mühe das alles zu schreiben. Ich werde mir das nachher noch mal ganz in Ruhe durchlesen.

    Ganz so schlimm wie von dir beschrieben istr es glücklicherweise nicht aber "Brain Fog" beschreibt es schon ganz gut.

    In ärztlicher Behandlung bin ich schon. Blutwerte sind alle ok - was ja schon mal gut ist aber an dem Problem der verminderten Leistungsfähigkeit natürlich auch nichts ändert.

    Meine Ärztin sagte auch ich müsse einfach Geduld haben. Viel kann man da nach derzeitigem Wissensstand nicht machen.

    Guter ausreichender Schlaf ist halt enorm wichtig. Das habe ich aber auch schon herausgefunden. Schlafmittel habe ich hier, benutze ich aber nur im Notfall, wenn ich z.B. weiß, dass ich am nächsten Tag früh raus muss und lange fahren muss aber nicht in den Schlaf komme.


    Wie gesagt... manchmal habe ich etwas zu viel Ehrgeiz und etwas zu wenig Geduld.

    Beim Schlagezug spielen denke ich immer, je öfter ich übe desto besser, aber ich befürchte ich habe es die letzten Tage dann doch übertrieben.

    Heute mache ich auf jeden Fall nichts mehr.

  • Ich hab leider (oder zum Glück!) nix aus Erfahrung beizutragen, aber ich wünsche dir baldige Besserung! 🍀

    Hört sich echt schlimm an und tut mir voll leid für dich 😓

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Wünsche dir ebenfalls gute Besserung und hoffe du kommst schnell wieder zu Kräften.

    Das mit der Grippe (Corona) ist so eine Sache, sie kann kommen und wieder gehen.

    Ich hatte nachweislich 3 mal Corona und habe es locker weggesteckt. Ich habe zum Glück das Immunsystem meiner Oma geerbt.

    Sicherlich habe ich mich mies gefüllt und mich die Zeit danach etwas schwach gefühlt. Meist drei Tage in denen ich denke ich werde sterben.

    Mit Erkrankung war ich nach zwei Wochen wieder fit. Ich schone mich aber noch ein bis zwei Wochen, bevor ich wieder richtig loslegen. Die Zeit nehme ich mir immer auch wenn ich mich schon gut fühle.

    Komisch ist es, dass ich sehr heftig reagiere, sogar die Coronaimpfung hat mich umgehauen. Meine Arbeitskollegen und haben sogar Wetten abgeschlossen, wie lange ich nach dem Picks "gelb" mache würde.


    Dann gibt es die etwas unschöne Seite von Corona. Mein Arbeitskollege hatte Anfang letzten Jahres sich in seiner Reha mit Corona angesteckt. Nach fünf Tagen wieder negativ und sofort mit dem Rehasport weiter gemacht. Er war dann ganze drei Tage wieder auf Arbeit und wäre fast rückwärts die Treppe runtergefallen>einfach umgekippt.

    Zum Glück stand ich hinter ihm. Erster Verdacht war Herzinfarkt. War es zum Glück nicht, aber schon was mit seinem Herzen. Bis vor wenigen Wochen konnte man ihm noch nicht sagen was er genau hat, weil man sich nicht erklären konnte warum das Herz nicht so schlägt wie es sollte. Was ich schon ganz zu Anfang angedacht hatte war non doch die Diagnose>>Longcovid.

    Warum man da erst nach einem dreiviertel Jahr drauf gekommen ist weiß ich nicht. Jedenfalls ist er seit der Treppensachen arbeitsunfähig. Jetzt beginnt er endlich mit der Reha. Ob er wieder kommt steht noch aus.

    Mein Arbeitskollege hat außer den Problem mit seinem Herz auch Diabetes bekommen und wird diesbezüglich auch behandelt.


    Corona kann echt ne richtige Bitch sein.

    Die Symptome-besser gesagt-wie du dich momentan fühlst solltest du nicht einfach ignorieren. Geh bitte zum Arzt und lass die durchchecken.

    Konzentrationsschwäche sind auch Auswirkungen von Long-Covid.

    Da mein Kollege auch Diabetes hat würde ich da auch mal was kontrollieren lassen, gerade weil du auch von Stress sprichst, was dir zu schaffen macht.

    Einmal editiert, zuletzt von Lexikon75 ()

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