Wie heizt ihr kostengünstig euren Proberaum?

  • Guten Abend allerseits,

    Ich muss mir mal neben dem Musikalischen mal technische Tipps holen, wie wir unseren Proberaum auf lebensfähige Temperaturen bringen können. Ich habe ein Proberaum in einer ehemaligen Bundeswehrkaserne gemietet. Eine Heizung ist dort nicht mehr vorhanden. Es gibt dort lediglich eine Stromversorgung.

    Ich habe damals Elektroheizkörper besorgt aber nicht gewusst, wie teuer der Betrieb dieser Heizkörper ist (ich hatte nach drei Monaten der Nutzung circa 600 € Stromkosten verursacht!).

    Aktuell ist es so, dass ich am Tag unserer Probe mittags in den Proberaum fahre, die Heizkörper einschalte, damit es einigermaßen erträglich ist, wenn wir abends dort proben. Aber die restliche Woche ist dort bärenkalt (1-2 Grad)

    Darum sitzt unsere Sängerin auf einer mitgebrachten Wärmflasche, in eine Elektroheizdecke eingewickelt und mit einer Thermoskanne heißem Tee auf den Knien und friert…

    Zusätzlich hält unser Bassist circa zwei Lieder durch und muss danach die Finger wieder aufwärmen, weil er sonst die schnelleren Bassläufe nicht mehr spielen kann. Auch ich habe immer Angst, dass eins meiner Schlagfelle beim Spielen reißt, wenn wir bei so kalten Temperaturen spielen.

    Hat jemand eine Idee, wie man kostengünstig, dauerhaft warme Temperaturen für Mensch und Instrument im Proberaum schaffen kann??

    Wäre um gute Tipps sehr dankbar!

    Beste Grüße

  • Vorneweg, ohne Ironie: das sind knallharte Probebedingungen.


    Zitat

    Auch ich habe immer Angst, dass eins meiner Schlagfelle beim Spielen reißt, wenn wir bei so kalten Temperaturen spielen.

    Diese Angst ist unbegründet. Das wird nicht passieren.


    Ängstlicher wäre ich wann die Sängerin und/oder der Bassist weg sind. Da muß bald eine Lösung her.

    Könnt Ihr nicht zumindest wärend der Probezeit 2 Elektro-Heizgeräte auf mittelre Kraft oder Volllast laufen lassen und zwar dicht an den frierenden?

    Nicht irgendwo im Raum sondern dicht an den Akteuren? Ich würde auch die Band ganz dicht beieinander postieren, damit die Heizkörper möglichst alle nahe erfassen aber eben nicht stundelang der Gesamtraum geheizt wird bzw. lange Vorglühzeit nur unnütze Kosten verbraucht.


    Diese 2 Heizgeräte nur! einmal die Woche an jeweils einem Abend für die Proben (vielleicht etwas früher einschalten) wird nie und nimmer 600 Euro verbrauchen, wird aber womöglich verhindern das die Band sich auflöst. ;)


    Dauerhaft warme Bedingungen und günstig! auch für die Instrumente halte ich bei einem großen Raum ohne Heizung bzw. nur mit Elektroheizung für ausgeschlossen. Das ist ein Widerspruch in sich, zumindest 2024. Was und wie bald die Zukunft an Innovaationen bringt, weiß ich natürlich nicht.

    Insofern läuft alles auf einen anderen Proberaum hinaus, oder den Verbleib nur weniger Instrumente dort oder ein günstiges Zweitset (eine Schrottmühle). Aber wenn die Musikanten da sind, dann muß! warm sein, sonst sind sie bald nicht mehr da.

  • Ich nutze z.Z. eine Garage als Probe- und Unterrichtsraum und habe demnach das selbe Problem. Teilweise gelöst habe ich es mit der Anschaffung einer Infrarotheizung. Da gibts moderne Bauweisen, die mit einem ausgewählten Motiv bedruckt auch als Bild an der Wand montiert werden können. Ich nutze die mobile Variante auf Rollen bzw. Ständern. Das ist dabei unumgänglich, weil man möglichst nah an der Heizung sein sollte. Spiele ich bspw. Schlagzeug, stelle ich sie zum Schlagzeug. Gebe ich Unterricht, stelle ich sie zum Schülerschlagzeug usw.


    Infrarotheizungen sind deutlich effizienter, weil sie direkt als Wärmestrahlung ähnlich wie beim Lagerfeuer spürbar sind. Es muss also nicht erst die Luft aufgeheizt werden, die dann sowieso nach oben steigt und u.U. sogar noch Zugluft erzeugt. Die Wärmestrahlung wird im Schnitt auch 3°C wärmer wahrgenommen.

    Muskeln werden auch direkt erwärmt, was das Problem mit kalten Händen, Armen usw. auch effektiv löst. Ohne die Infrarotheizung beim Schlagzeug würden sich meine Aufwärmsessions z.Z. deutlich in die Länge ziehen.


    Ich nutze z.Z. eine 800W-Version und muss leider sagen, dass die bei Außentemperaturen um den Nullpunkt nicht ausreicht um die 15 m² Garage warm zu kriegen. Zum ersten Einheizen nutze ich zusätzlich einen Heizlüfter. Ich sehe aber zu, dass ich den nicht gleichzeitig auf der höchsten Stufe betreibe, um die alte Sicherung nicht an die Grenze zu bringen (16A bzw. 3,68 kW müsste die zwar ab können, aber ...).

    Bei der Garage hatte ich zusätzlich noch das Problem, dass ich das alte Holztor (noch aus DDR-Zeiten) erst abdichten musste. Das ist dann halt auch noch so ein Punkt: ist der Raum halbwegs vernünftig isoliert oder zieht die warme Luft direkt wieder ab?


    EDIT

    Bei Abwesenheit würde ich keine Heizung laufen lassen, die so hohe Stromstärken zieht. Ich habe am Eingang einen Schalter, der einen zusätzlichen Sicherungskasten ein- und ausschaltet. Hat ein befreundeter Elektriker gebastelt. Damit geht die gesamte Stromversorgung aus und an, inkl. allen Lampen und Audiogeräten. Alles andere wäre mir zu unsicher. Und so hält sich der Stromverbrauch wenigstens etwas in Grenzen.

  • Wir haben auch eine ähnliche Situation in einem Keller eines ehemaligen Industrielagers. Heizung an sich gibts da natürlich auch keine. Da wir aber unseren Raum selbst abtrennen mussten, haben wir einerseits die neuen Wände mit OSB Platten im Sandwich und dazwischen Steinwolle als Dämmung. Der kalte Betonboden hat überall Teppiche, die Wände sind auch verkleidet (auch aus akustischen Gründen). Wir haben einerseits wie von m_tree erwähnt 2 Infrarotheizungen im Raum die bei Bedarf dazugeschaltet werden (keine Bilder, sondern noch die klassischen die man aus Ställen vielleicht kennt). Ansonsten gibt es einen E-Radiator der als Frostwächter dienen soll, und auf ca. 14° eingestellt ist. Das hauptsächlich damit keine Kondensfeuchtigkeit entsteht die zum Schimmel führen kann. Wir haben auch kein Fenster im Raum, das hilft etwas.


    lg

  • Wir nutzen einen gasbetriebenen Katalytofen, der wärmt unseren ca. 50qm großen Proberaum in 30 min von 3 auf erträgliche 15°. Wir kennen das Sauerstoffproblem und lüften entsprechend. Das Gerät steht unter ständiger Aufsicht, selbst für bio-Pausen mache ich ihn aus.

  • Behaglichkeit ist aus. Die Wände sind kalt und werden auch nicht warm so schnell. Damit muss man sich abfinden. Entweder Elektroheizung, idealerweise mehrere Infrarotheizungen, die sich per Zigbee Schaltsteckdosen und Temperatursensor auch wunderbar aus der Ferne steuern, überwachen und automatisieren lassen, oder eine wirklich starke Heilquelle, sprich: einen Holzofen >8kW, den man eine Stunde vor der Probe anheizt.

  • Wenn es geht (und es geht fast immer irgendwie): Seht zu, dass ihr den >Raum< (im Sinne vom Kubikmetern), in dem ihr probt, verkleinert. Dann habt ihr nur diese m³ zu heizen und die Wärme hält sich auch viel besser. Das macht wirklich viel aus.

    Die praktische Umsetzung hängt von den Gegebenheiten ab. Könnt ihr mit Vorhängen was abtrennen, die Decke noch abhängen (falls sie sehr hoch ist), oder ähnliches?

    Weitere Idee (vllt. am einfachsten): Einen Pavillon / Raucher-Zelt (wie sie teils vor Kneipen stehen) aufstellen und da drin proben. Habe ich neulich sogar in einer Musikschule gesehen.

  • Wir haben einen programmierbaren Heizungthermostaten, der die Hütte grundsätzlich auf 14°C hält und etwa zwei Stunden vor Probenbeginn die Temperatur auf 22°C hochregelt - funktioniert ganz ordentlich.

  • Ach du lieber Himmel!!!

    Ich hätte mit dieser Resonanz gar nicht gerechnet. Ich dachte eher dieses Off Topic Thema sieht kein Mensch, interessiert kein Mensch und niemand schreibt was dazu …

    Also erstmal vielen Dank für die ganzen Antworten!!!


    Ja das mit den Infrarot Strahlern hatte ich schon mal gehört - ich glaube die werden es erstmal werden, für die Proben.

    Nur habe ich auch etwas Angst um mein Schlagzeug (Pearl Masters) wegen Kondenswasser etc.

    Der Raum ist nicht groß: so 4x5 Meter und dann 3meter hoch. Abhängen oder unterteilen wird nicht möglich sein. (Ist eh schon echt eng für uns 5 leutchen).

    Ich hatte auch an zeitschaltuhren gedacht, aber wenn die Probe mal ausfällt, dann heize ich umsonst. Und der Raum ist nicht mal eben um die Ecke. Von mir zu Hause ist er 35 min. entfernt - da würde ich ungern hinfahren, um die Heizung auszumachen. Ich habe schon an einen LTE Router gedacht, womit ich die Heizung per Internet an und ausschalten könnte…

    Hat da jemand Erfahrung?

    Wenn ihr euren Proberaum auf 14* haltet- was kostet denn das???

    Weil ich hatte bei meiner ersten Erfahrung mit den heizradiatoren die 600.- am Hals, weil ich diese auf Stufe 1 drei Wochen habe laufen lassen ….

  • Nur habe ich auch etwas Angst um mein Schlagzeug (Pearl Masters) wegen Kondenswasser etc.

    Beim Beheizen von kalten Räumen eigentlich gar kein Problem. Weil kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann und beim Erwärmen so die relative Luftfeuchtigkeit sinkt. Im Winter hat man grundsätzlich eher mit zu trockener Luft in Innenräumen zu kämpfen. Nach dem Proben dann einfach durchlüften - mit höheren Temperaturunterschieden (draußen / drinnen) geht das auch deutlich schneller.


    Infrarotheizung kann übrigens sogar gegen Schimmel helfen, weil es Materialien mit Tiefenwirkung die Feuchtigkeit entzieht.


    Nach dem Prinzip des Blumenpott&Teelichts nimmst du einfach ein Teelicht und einen möglichst großen Reflektor, das benötigt allerdings etwas Platz.

    Na ja, zum Beheizen eines Raums braucht man schon Leistungen im Kilowatt-Bereich. Da helfen keine Teelichter, auch nicht mit so 'nem Reflektor.

  • Ich hätte da schon noch eine Idee. Die Frage ist, ob man es umsetzen kann und darf.

    Klima-Split Gerät mit Wärmefunktion.

    Problem dabei ist, dass es grundsätzlich eine Festinstallation ist. Wenn man längerfristig mieten möchte sollte es kein Problem sein.

    Natürlich braucht sowas auch Energie.

    Ich nehme mal meine als Beispiel.

    max. Heizleistung 4kw bei ca. 1kw Input(lt. Typenschild)

  • Das Problem an den kleinen Klimaanlagen ist, dass der Wirkungsgrad sich zu kalten Außentemperaturen hin wieder dem eines Heizlüfters annähert. Als Frostschutz daher auch nicht wesentlich effizienter. Und ja, 600,- in drei Wochen sind machbar… Man kann das drehen und wenden wie man will, elektrisch Heizen ist teuer. Wenn es keinen anderen Energieträger gibt, würde ich auf die dauerhafte Temperierung verzichten und lieber vor der Probe mit aller Leistung, die das Stromnetz hergibt, aufheizen. LTE Router funktionieren Prima, ggf. tut es aber auch ein altes Telefon.

  • Also Zwischenstand:

    Für die Probe besorge ich mir ein bis zwei Infrarot Strahler und Toaste damit den Gitarrenjungs die Pfoten und unserer Sängerin den hintern…

    Und am Tag der Probe heize ich zusätzlich per LTE Router die Radiatoren hoch und kann sie falls die Probe ausfallen sollte, einfach per Handy ausschalten…

    Leude, wie immer: Danke für das schwarmwissen!

    Schönen Sonntag

  • Das Problem an den kleinen Klimaanlagen ist, dass der Wirkungsgrad sich zu kalten Außentemperaturen hin wieder dem eines Heizlüfters annähert

    Der Wirkungsgrad nimmt ab, je kälter es wird-das ist richtig. Gilt auch für die großen.

    Ich habe es momentan 4 Grad vor der Tür. Ich messe an der Inneneinheit eine Ausblastemeratur von 48 Grad(Volllast) und sitze am Set mit kurzer Hose.

    Ich hatte das Gerät auch an den ganz kalten Tagen( -7°C) laufen. Kann jetzt nicht sagen, dass ich gefroren hätte. Ist jetzt nicht Wohnzimmerflair, aber auszuhalten.

    Ist natürlich nicht zu vergleichen mit einem Raum im "nirgendwo" Mein Dachboden ist isoliert. Der Boden unter mir ist die Decke vom Wohnzimmer meiner Tochter.

    Grundtemperatur, wenn ich nicht heize, ist etwa 10°C.


    Clemensthedoc dein Bericht über die Infrarotheizung würde mich echt interessieren. Ich hatte dies auch mal ins Auge gefasst. Nur die Betriebskosten haben mich ein wenig abgeschreckt.

    Mich würde auch interessieren, wie sich das Heiz-Verhalten äußert, weil die Luft nicht direkt erwärmt wird, sondern sich über die Wände und Objekte in dem Raum erwärmt. Oder es allein eben nur über die Strahlungswärme für einen angenehm im Raum wird. Ich hatte nur einmal ein Panel vor der Nase und das war schon ordentlich.

  • So, gestern habe ich den Infrarotstrahler ausprobiert.

    Man muss sagen, der wird über die Zeit gut heiß, so dass man die Platte nicht lange anfassen kann und wärmt, den der DIREKT davor sitzt. Bis sie aber richtig ausreichend wärmt, vergeht schnell mal eine halbe bis Dreiviertel Stunde! Ich habe noch so ein Heizgebläse - das ist so ein kleines Ding, wie ein Fön zum hinlegen. Der war bestimmt nicht teuer, aber DER wärmt innerhalb von 30 Sekunden, wenn man direkt davor Sitz. Ich würde also eine Kombi aus beiden empfehlen, wenn man es schnell auf dem Drummerstuhl warm haben will und über 2,5 Stunden probt oder spielt, dann macht das Gebläse am Anfang sofort warm und dann übernimmt die Wärmeplatte und die hat den Vorteil, dass sie nicht einen so lauten Ventilator hat…

    Danke für die Tips (habe auch gestern nach der Probe gut gelüftet, dass sich durch das heizen und abkühlen kein Kondenswasser bildet!!

    Rock on

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