Phantomspeisung für den Bassverstärker gibt Stromschläge für den Sänger

  • Würde mich interessieren ob das schon mal jemand in ähnlicher Form erlebt hat:

    Das Mischpult im Proberaum ist ein Zoom LiveTrack L20 - relativ einfaches, günstiges digitales Mischpult, was direkt auf SD-Karte mitschneiden kann. Die Phantomspeisung lässt sich zuschalten mit Schaltern für Vierergruppen von Kanälen, also für Kanal 1 bis 4, 5 bis 8, 9 bis 13, etc. Vom Bass-Verstärker ging ein XLR-Kabel in Kanal 13.

    Aus Versehen hatte ich für Kanal 9 bis 13 die Phantomspeisung eingeschaltet, obwohl in dieser Gruppe eigentlich niemand sie braucht. Eigentlich sind nur meine Overheads auf Kanal 7/8 Kondensatoren das Einzige, was Phantomspeisung braucht. In Gruppe 9-13 ist eigentlich nur der Bass-Verstärker und ich glaube ein Keyboard angeschlossen.

    Als der Sänger (Kanal 2) sich - mit Engelsgeduld - über deutliche Stromschläge beim Lippenkontakt mit dem Mikrofon beklagte, haben wir mal nachgemessen: Es waren tatsächlich ca. 50V auf dem Mikrofon-Gehäuse. Die "ca. 50V" brachten mich auf die Idee, dass das ja ungefähr 48V sind, also die Spannung an der Phantomspeisung. Ausschalten der Phantomspeisung auf dieser Gruppe war effektiv; die Stromschläge waren weg und keine Spannung mehr nachweisbar. Nun frage ich mich, ob das so sein kann und ob das eine sichere Lösung ist. Daher meine Frage:


    Hat jemand sowas schon mal erlebt und/oder kann jemand erklären, was da passiert? Schickt der Bass-Verstärker die 48V mit lieben Gruß zurück ans Mischpult? Warum landen sie dann auf einem anderen Kanal (oder auf mehreren Kanälen)? So richtig wollte das dann auch keiner mehr ausprobieren, aber die Ursache würde mich schon interessieren. Ist das etwas, was erfahrene Leute schon hier und da erleben? Sieht das nach Fehlfunktion aus oder ist der Fehler einzig der Fehlbedienung meinerseits zuzuschreiben und tolerabel?


    M.

  • Ich kenn mich jetzt ned wirklich aus, aber wir hatten auch mal ein Lippenbrzzlproblem am Mikro, und zwar nur in Verbindung mit dem angreifen einer eingeschalteten egitarre. Und auch mal an der Wand.

    Der Grund war dann, dass die erdung bei einer Klemme bei einer verteilerdose rausgerutscht ist, die war wohl nicht festgeklemmt.

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  • Du sagtest du hast versehentlich für die Kanäle 9-13 die Phantomspeisung aktiviert

    Dann dürfte doch auf Kanal 2 keine anliegen ?

    Sei es drum

    Wenn auf dem Gehäuse des Mikrofons Phantomspeisung anliegt, ist entweder das Mikrofon, das Kabel, oder die XLR Buchse im Pult fehlerhaft

  • Eine genaue Diagnose fällt aus der Ferne schwer, aber:

    - Die 48v aus der Phantomspeisung reichen für ein unangenehmes Gefühl (“Stromschlag”), der im ungünstigsten Fall mögliche Strom ist aber immer noch ungefährlich.

    - Neben ein defekten Gerät oder Kabel kann so ein Phänomen auch auftreten, wenn lauter Schutzklasse II Geräte wild herumfloaten. Ist der Bassverstärker zufällig das einzige Gerät mit Schutzkontaktstecker?

  • Finde das gerade sehr kurios. Was ist das denn für ein Mikrofon?
    Ich hab hier gerade an meinem BigKnob Studio ein SM58-Billig-NoName-Klon und wegen dem Headset auch die Phantomspeisung an. Am SM58-Klon hab ich aber keine Probleme.

    Das würde ich dann eher auf das Kabel oder eine Buchse zurückführen. Bin da aber auch kein Vollprofi.

  • In deiner Schilderung scheinen mir noch einzwo Unklarheiten zu stecken, die sollten vllt. erst mal ausgeräumt werden. Also, Sänger war auf 2 (Gruppe 1 > 48V aktiv oder nicht?), (deine OH auf 7/8, Gruppe 2 mit 48 V), Bass auf 13 (was eig. bei Aufteilung in 4 Gruppe 4 sein müsste - 13-16 -, du schreibst aber 9-13; egal, jedenfalls hier auch mit 48 V).


    War auf Gruppe 1 mit dem Sänger auch 48 V zugeschaltet? Bzw. welche Gruppe meinst du, wenn du schreibst "Ausschalten der Phantomspeisung auf dieser Gruppe war effektiv"? Die vom Bass (weil "Schickt der Bass-Verstärker die 48V mit lieben Gruß zurück ans Mischpult? Warum landen sie dann auf einem anderen Kanal") oder von Gruppe 1?


    Unabhängig davon kann ich hierzu

    Würde mich interessieren ob das schon mal jemand in ähnlicher Form erlebt hat

    Ähnliches berichten. Habe neulich bei einem Mischer mit aktiver +48V ein Kabel gezogen (oder eingesteckt? nee, meine gezogen, vermutlich egal). Die Masterfader waren zwar offen, aber am entsprechenden Kanal habe ich sowohl Gain als auch Level vorher genullt. Nach meinem Verständnis hätte der Kanal damit lahmgelgt / stumm sein müssen. Beim Ziehen haben sich die Boxen dennoch für und mit einem fetten Knall bedankt. Ein Kollege meinte, das habe wohl an der aktiven PS gelegen (konnte man an dem Mixer nur komplett zu- oder abschalten, nicht gesondert). So viel zum Bericht, mit großer Ahnung oder Erklärungen kann ich leider nicht dienen.

  • Das Gehäuse der Mikrofons liegt normalerweise auf (Audio-)Ground. Gibt es eine kontrollierte Verbindung zwischen diesem Ground und der Schutzerde, z.B über das Anschlusskabel des Mischpults, ist alles gut, der Ground führt 0v gegenüber Erde.

    Gibt es diese Verbindung nicht, weil alle Geräte akkubetrieben sind oder Schutzklasse II (“Euronetzkabel”), ist das komplette System von der Erde hochohmig isoliert, ist auch alles gut.

    Schließt man an so ein System jetzt ein geerdetes Gerät an, stellt man damit eine Verbindung her, die von ziemlich mäßiger Qualität sein kann und auch ziemlich zufällig verlaufen kann, z.B auch eher hochohmig über die Innenwiderstände angeschlossener nicht erdfreier Quellen. Auf diesem Weg kann da auch ein Potential in genannter Höhe anliegen, der mögliche Strom ist minimal, aber es reicht, um das mit den Lippen zu spüren und für ziemliche Störungen im Audiosignal. Abhilfe schafft normalerweise eine Verbindung zwischen dem Schutzleiter und dem Audioground an geeigneter Stelle, z.B. am Mischpult. Das geht sehr einfach z.B. mit einem Kabel, das auf der einen Seite einen Schukostecker hat, bei dem NUR der Schutzkontakt angeschlossen ist und auf der anderen Seite ein Klinkenstecker, bei dem nur der Ground angeschlossen ist. Der Stecker kommt irgendwo ins Mischpult, der andere in die Steckdose. Sieht wild aus, muss auch sorgfältig und fachkundig ausgeführt werden, hilft aber.

  • Ich hatte ein ähnliches Problem in unserem alten Proberaum, interessanterweise auch mit einem Zoom L-20. Wenn ich barfuß (mit Schuhen allerdings nicht) war, habe ich vom Mikrokorb an den Lippen eine gewischt bekommen. Allerdings auch ohne Phantomspeisung.


    Das Netzteil des L-20 selbst hat Schutzklasse II, also keine Erdung. Wir haben aber per XLR zwei Studiomonitore angeschlossen, die mit normal geerdetem Kaltgerätekabel in der Steckdose hingen. Erdung war auf dem System also in der Theorie dann vorhanden.


    Allerdings nur in der Theorie, es hat sich mit einem hinzugezogenen Elektriker später nämlich herausgestellt, dass die Stromkreise bei uns im Proberaum überhaupt nicht geerdet waren, weil irgendwer im Sicherungskasten gepfuscht hatte und die Erdungsleitung für unsere Sicherungen im Kasten einfach frei in der Luft hing... =O


    Im Grunde habe ich dann das fehlende Erdpotential durch meine nackten Füße und meine Lippen am Mikro zu spüren bekommen. Gefährliche Sache, das hätte auch bös ins Auge gehen können. Nachdem der Elektriker die Erdung auf unserem Stromkreis wieder ordentlich verbunden hatte, war der Spuk zum Glück vorbei.


    Also lasst bitte eurer eigenen Sicherheit zuliebe bitte eure Elektrik von einem Fachmann überprüfen!

  • Danke für Euere hilfreichen Ideen.

    Bzgl. aufgetauchter Fragen:

    - Ob die 48V auch für Gruppe 1 (Gesang) eingeschaltet waren: Ich glaube ja, kann es aber nicht mehr 100% nachvollziehen.

    - Mit dem problemlösenden Ausschalten der Phantomspeisung für "diese Gruppe", war die Gruppe 4 (Bassverstärker) gemeint. Der Saft auf dem Mikrofonkorb war immer nur dann zu spüren, wenn der Bassverstärker überflüssigerweise Phantomspeisung anliegen hatte.

    - Der Bassverstärker ist wohl das einzige Gerät mit Erdung; zumindest bei besagter Probe.

    Die Idee, Schutzleiter und Audio-Ground zu verbinden klingt sehr interessant und erwägenswert. Elektrische Abnahme des Proberaumes auch.


    M.

  • Ist es demzufolge denn generell sinnvoll ausschließlich Geräte mit Schutzklasse I bzw. Verbindung zum Schutzleiter (und integriertem Netzteil) zu verwenden?

    Nein, das macht sicherheitstechnisch keinen Unterschied, solange deine Elektroinstallation in Ordnung ist.


    Wenn du aber Pfusch am Bau in deiner Elektrik hast, sind Geräte der Schutzklasse II sogar besser, weil durch deren doppelte Isolierung sichergestellt ist, dass keine spannungsführenden Komponenten berührt werden können, so dass die fehlende Erdung keine Bewandnis hat.


    Wenn du aber eine Elektroinstallation mit verpfuschter Erdung hast, sind SK I Geräte (die eine Verbindung zum Schutzleiter haben) unter Umständen ein Risiko, vor allem wenn der Pfusch so groß ist, dass auf dem Schutzleiter eine gegen Erde verschiedene Spannung anliegt.

  • So pauschal kann man das nicht sagen. Beide Konzepte funktionieren, bei Verbunden von SK1 Geräten tauchen Brummschleifen auf, das kann genauso störanfällig sein. Aus tontechnischer Sicht sinnvoll ist eine sternförmige Masseführung, egal ob Audio oder Strom, zu einem zentralen Punkt, möglichst ohne Querverbindungen.

  • Abgesehen davon, dass es verboten ist, Steckdosenleisten hintereinander zu stecken (Ja, wirklich…) lässt sich das in meisten Fällen nicht verwirklichen. Dann müssten hier überall 2m - Steckdosenleisten herumliegen…

    Audiotechnisch ist es normalerweise besser, von einem zentralen Punkt aus mit mehreren Leisten zu verteilen (aber eben mit „Stern“- Typologie und nicht „Girlande“) als den Strom aus verschiedenen Steckdosen aus allen Richtungen zusammenzuklauen.

  • Dann hab ich das schon grundsätzlich richtig gemacht. Abgesehen von der Steckdosenverfügbarkeit in meinem aktuellen Raum habe ich z.Z. alles an einer Steckerleiste mit Schalter bei der Tür, die ich nur beim Nutzen des Raums einschalte (so geht gleich das Licht mit an/aus, aber auch aus Sicherheitstechnischen Gründen). Habe von da aus halt zwei Verlängerungskabel, an denen noch mal Steckerleisten hängen. Lässt sich praktisch kaum anders bewerkstelligen. Ich ziehe da ja keine hohen Leistungen, sondern versorge halt ein paar LED-Lampen, PC, Bildschirm, Audio-Interfaces und Studiomonitore.


    Was ich auch interessant fande ist, dass XLR- bzw. Mikrofonkabel in der Nähe von Stromkabeln trotz der symmetrischen Führung mehr Störsignal drauf haben. Bin ich nach dem Umräumen eher zufällig drauf gestoßen und hatte das dann mal genauer analysiert. Seitdem sehe ich zu, Strom- und Audiokabel getrennt voneinander zu verlegen.


    Aber ich will den Thread mal nicht weiter kapern ...

  • Aber ich will den Thread mal nicht weiter kapern ...

    Evtl. wäre ein allgemeiner Thread "Proberaumverkabelung - Tipps, Probleme und Erfahrungen" gar keine so doofe Idee? Vielleicht gibt's sogar schon einen, ich habe jetzt nicht explizit gesucht.


    Wir hatten bei uns im Proberaum nämlich in den letzten Wochen auch die eine oder andere Erfahrung bezüglich Brummen und co. gemacht, die ich auch zu gerne mal in einer größeren Runde Gleichgesinnter diskutieren würde :)

  • Aber ich will den Thread mal nicht weiter kapern ...

    Evtl. wäre ein allgemeiner Thread "Proberaumverkabelung - Tipps, Probleme und Erfahrungen" gar keine so doofe Idee? Vielleicht gibt's sogar schon einen, ich habe jetzt nicht explizit gesucht.


    Wir hatten bei uns im Proberaum nämlich in den letzten Wochen auch die eine oder andere Erfahrung bezüglich Brummen und co. gemacht, die ich auch zu gerne mal in einer größeren Runde Gleichgesinnter diskutieren würde :)

    Das brauch ich gerade. Bin gerade auf Raumsuche und in der Equipbeschaffung mit ner Band und so ein paar Tipps um die gröbsten Fehler zu vermeiden wäre echt ganz praktisch.

    Speed ist alles!

  • Abgesehen davon, dass es verboten ist, Steckdosenleisten hintereinander zu stecken (Ja, wirklich…) lässt sich das in meisten Fällen nicht verwirklichen. Dann müssten hier überall 2m - Steckdosenleisten herumliegen…

    Ich dachte immer, dass Steckerleisten alle bis ca. 3600W ausgelegt sind. Und wenn man jetzt mehrere Steckerleisten hintereinanderschaltet sollte die Haussicherung doch trotzdem ab 3600W rausknallen, oder? :/ Wenn man die Leiste aber an nem Drehstromadapter hat sieht das aber vielleicht anders aus.


    Ist aber nur ahnungslose Spekulation.

    Speed ist alles!

  • sollte die Haussicherung doch trotzdem ab 3600W rausknallen, oder?

    Der Haussicherung schaltet bei überschreiten des Nennstroms, In der Regel sind das 10A bis max 16A je nach Art der Installation und der Verwendung.

    Das ist vor allem Abhängig vom Leitungsquerschnitt.
    Niemals würde ich eine Mehrfachsteckdose mit 16A belasten, was dann einer Leistung von 3500W entspricht.
    Zwar gibt es Leisten von namhaften Herstellern die dafür Ausgelegt sind, aber in den Baumärkten und Billigläden werden Modelle verkauft wo man sich fragt,
    wie die das CE-Zertifikat bekommen haben. Ich habe schon Leisten brennen sehen die mit nichtmal 10A belastet wurden. (etwa ein Heizlüfter)

    Billig-Produkte erfüllen oft nicht die notwendigen technischen Standards.
    Sie haben zwar den notwendigen Kabelquerschnitt, aber im Gehäuse sind meist dünne Blechbrücken mit denen die Kontakte vernietet oder punktgeschweisst sind.
    An diesen Stellen liegt der Leitungsquerschnitt unterhalb des erforderlichen Nenndurchmessers und es kommt dort zu starker Hitzeentwicklung und mit etwas Pech zum Brand.
    Finger weg von 3 Euro Leisten, das ist alles Müll und gehört auch dort entsorgt!

    Wenn man die Leiste aber an nem Drehstromadapter hat sieht das aber vielleicht anders aus.

    Nein. Auch Drehstrom, bzw. richtig 3 Phasen Wechselstrom, hat je Phase 230V und je nach Ausführung eine Absicherung von 16A

    In der Hausnetzverteilung gib es ausschließlich 230V die in der Regel mit max 16A abgesichert sind.

    don´t panic

    Einmal editiert, zuletzt von Beeble ()

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