Grundsatzfrage: Equipment für Bühnensound vs. FOH bzw. Drummer vs. Bandleader auswählen?

  • Stimmt; insofern ist es auch eine große Vertrauensfrage, vor allem zwischen Band und Tontechniker. Die beiden Parteien sollten im Optimalfall ein Team sein und nicht gegeneinander arbeiten. Ist natürlich in der Praxis leider nicht immer der Fall oder möglich, manchmal kennt man sich nicht, manchmal fehlen Kompetenzen sowohl auf Band- als auch auf Technikseite ...

  • Hey!


    Für mich ist das eine Frage des Szenarios.


    Szenario 1 ( am häufigsten )


    Ich bin Sub in einer (semi-) professionellen Coverband oder mache eine Künstlerbegleitung. Da gehe ich immer in Richtung Konformität mit dem Bandleader und dem Tontechniker. Ich kenne allerdings auch die "andere Seite" des Mischpultes noch recht gut und verstehe sehr gut, wann es Zeit ist für Kompromisse, Stichwort Dämpfung, ggf andere Becken oder auch Lautstärke. Nicht selten ist hier auch Zeitdruck am Start und niemand, auch ich selbst nicht, möchte einen 60 minütigen Drumsoundcheck durchleben müssen.


    Szenario 2:


    Ich bin fester Teil des Wanderzirkus´und habe erst einmal uneingeschränktes Mitspracherecht. Da packe ich jetzt im Singer-Songwriter Kontext trotzdem noch nicht das 24 Rude China aus, aber wenn ich die musikalische Notwendigkeit sehe, einen bestimmten Sound / eine gewissen Lautstärke nutzen zu wollen oder müssen, kommuniziere ich das und dann ist das auch total in Ordnung.


    Das ist natürlich eine Frage der Kommunikation und auch der spieltechnischen Flexibilität und war vor 10-12 Jahren auch noch anders bei mir :)


    Just my 2 Cents

  • Guten Morgen,


    die Polka war ja früher das, was heute der Punk ist und heute darf man im modernen Punk durchaus mit Doppelhuf erscheinen.

    Macht mal ein Video von Eurem Treffen!


    Ansonsten zum Thema: wenn irgendwer meint, das Becken wäre zu groß, dann führe ich einfach mein kleinstes vor, danach werde ich garantiert gebeten, wieder das große aufzubauen.


    Grüße

    Jürgen

  • Hey, vielen Dank für die vielen Meinungen. Klar, dass es davon verschiedene gibt, ist ja auch ne Grundsatzfrage. Ich muss vielleicht noch mal etwas spezifischer werden, und natürlich spielt mein eigenes Ego auch mit. Aber ich versuche das schon professionell anzugehen trotz Hobbyfaktor.


    Im Prinzip bin ich bei Seelanne und anderen. Man muss sich fragen, warum man es überhaupt macht. Es geht am Ende um Wertschätzung.

    Aber ich würde das Problem gerne lösen, weil es meines Erachtens auch am Horizont von Mitmusikern liegt, die ein Crash und ein Ride nur aus der Notationssoftware kennen - oder vom heimeligen E-Drumkit (man ist ja kein Schlagzeuger, aber ein bisschen spielen kann man schon). Da darf ein Ride nicht angecrasht werden, und ein Crash muss nach Splash klingen. Ich behaupte mal, dass diese Leute sehr viel von Musik verstehen, aber nicht unbedingt vom Schlagzeug. Diese Leute kriegen aber Augen- und auch Ohrenkrebs, wenn du an der von ihr arrangierten Stelle nicht ridest, sondern offene HiHat spiest. Dabei muss das Ride außerordentlich pingeln, wie ein Amboss. Dass das gerade in dieser Anwendung jetzt halt so sein muss, ist mir zu einfach. :D

    Wenn ich dann ein 16er anstatt einem 18er spielen soll, weil das 18er außerhalb des Bandkontexts "ja fast schon nach Gong klingt", dann aber im letzten Refrain noch mehr geben soll, sodass ich eigentlich dabei bin, mein 16er zu zernageln, dann habe ich ein Problem.

    Und dann hört man aus FOH-Schnipseln, dass die Dynamik der Drums eigentlich nur eine optische Sache und allenfalls für den teilweise zu lauten und adrenalinbeeinflussten Bühnensound ist.

    Four on the floor sind zwei zu viel. SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 20.07. Motorradtreffen Stegen-Eschbach (FR), 23.11. Lokalität Baumann Heitersheim, 30.11. Heimathafen Lörrach mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Den Unterschied zwischen Profi und Amateur sehe ich letztendlich im wirtschaftlichen Zwang, davon leben zu müssen. Eine professionelle Einstellung hat m.E. derjenige, der ausreichend musikalisches Verständnis besitzt, den Gesamtklang unabhängig vom eigenen Instrument zu beurteilen und das im Zusammenwirken beste Ergebnis erzielen zu wollen. Das kann ein Freizeitmusiker ebenso sein wie ein Profi, auch wenn die technischen Fertigkeiten des Profis vermutlich höher sind. Klar, der macht ja auch nix anderes.

    Wenn es aufgrund unterschiedlicher Wahrnehmungen keine Einigung gibt, muss man halt einen Modus Vivendi finden, den alle akzeptieren. Der kann dann z.B. besagen, dass der jeweilige Instrumentalist das letzte Wort hat. Oder der Dirigent/Bandleader entscheidet im Zweifelsfall. Bei ZZ Top galt vielleicht das Wort des Bandmitglieds mit dem längsten Bart, wer weiß das schon.

    Wenn Einzelmusiker oder gar die Mehrheit der Band ohne Rücksicht auf Verluste auf ihrem Standpunkt beharren (aka "als Hobbyist lasse ich mir von niemandem reinreden"), bin zumindest ich sehr schnell raus aus solchen Projekten.


    Ich habe glücklicherweise eine solche Situation, wie du sie beschreibst, noch nie erlebt, sondern lag mit meinen "Angeboten" i.d.R. wenigstens so gut, dass eventuelle Änderungswünsche nicht zu Grundsatzfragen ausarteten. In deinem Fall würde ich versuchen , die Gründe offen zu benennen, die faktisch gegen eine geäußerte Forderung sprechen. Die meisten Mitmusiker ab einem gewissen Niveau sind ja auch keine Vollidioten, sondern können sich in deine Denkweise und deinen Erfahrungsschatz reinversetzen und verstehen, weshalb es auch am Schlagzeug gewisse Notwendigkeiten geben kann.

  • Wenn ich dann ein 16er anstatt einem 18er spielen soll, weil das 18er außerhalb des Bandkontexts "ja fast schon nach Gong klingt", dann aber im letzten Refrain noch mehr geben soll, sodass ich eigentlich dabei bin, mein 16er zu zernageln, dann habe ich ein Problem.

    Erlebst du wirklich dergleichen =O? Ich würde mich mal aus dem Fenster lehnen und die Einschätzung wagen, dass dies mitnichten der Normalfall ist!

    Vor Kurzem hat mir mal ein Gitarrist gesagt, er habe jetzt mein Ride (ich hatte ein 22" Byzance Extra Dry Medium) etwas gar trocken gefunden und hätte

    vielleicht für diesen Gig einen etwas anderen Sound genommen. Das wars dann aber auch schon, und er hatte total recht damit ^^. Ich hatte da etwas

    danebengegriffen, fand ich selbst auch.

    Aber schon dieses Erlebnis ist bei mir eine Seltenheit, und von harschen Tönen oder gar Vorschreibungen bin ich meilenweit entfernt. Ich weiß nicht,

    ob jemals jemandem bewusst oder gar negativ aufgefallen war, ob jetzt meine Crashgröße 16" oder 18" war ...

  • Aus Sicht des FOH/Monitormanns:

    Auf kleinen Bühnen und bei manchen ungünstig geschnittenen Openair Dächern ist Lautstärke ein Thema. Ich bitte bisweilen um Mäßigung, würde mich aber nicht in künstlerische Entscheidungen einmischen, solange ich nicht gefragt werde: Ich werde keinen Rockdrummer zu Rods überreden. Bei absoluten Laien gebe ich schon mal ungefragt Tipps oder gehe to tontechnische Abkürzungen.

    In allen kontrollierbaren akustischen Umgebungen bin ich für die Lautstärke zuständig und der Künstler dafür, eine Idee zu haben, wie er klingen will. Wenn ein Set in sich stimmig klingt, erkenne ich schnell die Intention dahinter und mache das in des Drummers Sinne laut. Die Idee haben müsst schon ihr.

    Bei Covermusik ist das naturgemäß etwas anders. Normalerweise ist mir das Vorbild ja bekannt und ich unterstütze einen vielfältigen Sound. Trotzdem kann ich nicht derjenige sein, der den Swingsound aus dem Dinnerset in einen mächtigen Beat für die spätere Uhrzeit verwandelt. Auch hier gilt: Die Idee und damit der Grundsound muss von euch kommen.

  • Guten Morgen,


    zum anscheinend konkreten Fall: es war wohl eine gute Entscheidung, als ich mein letztes 16er Crash (und auch das 17er) verkauft habe. Da kann ich in solche Situationen gar nicht erst kommen.


    Wer E-Drums-Becken will, kann sich ja sein Plaste-Gummi-Gemisch von daheim mitnehmen und mir hinstellen. Ob mir dann einfällt, dass mein Goldhamster heute Geburtstag hat oder in Klein-Tellerheim gerade meine Traumkapelle mich eingeladen hat, das kann ich dann natürlich nicht mehr ganz ausschließen.

    Alarmstufe auf Rot.


    Ansonsten fangen Gongs ja bei 20" an, ein 18er kann also gar nicht so klingen. Spaß beiseite: wer Gong und Becken klanglich nicht auseinander halten kann, der weiß auch nicht den Unterschied zwischen Geige und Ukulele, man sollte dann schon mal fragen, ob wenigstens Terz und Triangel unterschieden werden können von so einem Maestro.


    Grüße

    Jürgen

  • Wenn Einzelmusiker oder gar die Mehrheit der Band ohne Rücksicht auf Verluste auf ihrem Standpunkt beharren (aka "als Hobbyist lasse ich mir von niemandem reinreden"), bin zumindest ich sehr schnell raus aus solchen Projekten.

    Da du mich da zitiert hast, muss ich da kurz drauf reagieren 😉

    Wenn mir jemand einen Vorschlag unterbreitet, auf den ich selbst nicht gekommen wäre und den ich gut finde, nehme ich das natürlich an. Aber wenn ein Gitarrist, der null Ahnung von Schlagzeug hat, mir sagen würde, ich soll die weiße snare nehmen, weil die optisch besser zu seiner Gitarre passt, sie meiner Meinung nach aber klanglich nicht passt oder ich mich auf der roten Snare wohler fühle, dann ignoriere ich solche Anweisungen. Genauso wenn’s um Becken ginge. Die checken ja sowieso nicht, ob ich das 18er paiste oder das 19er Zildjian hängen hab. Für die sind sowieso alle Becken einfach nur „Tschinellen“.

    Wir hatten letztens eine ähnliche Diskussion, wo es darum ging, ob die Gitarristin einen bestimmten Song mit der E-Gitarre oder der akustischen spielen soll. Ein paar meinten „jaaa, nimm die akustische, die klingt toll!“ ich sagte, sie soll die nehmen, mit der sie bei dem Song am besten zurecht kommt (zumal sie den Song schon die letzten 2 Jahre mit der E gespielt hat und sie hin und her überlegte, ob sie sich die Schlepperei von einer zweiten Gitarre samt Koffer zum Gig wegen dem einen Song antun soll). Außerdem tat sie sich mit der akustischen etwas schwerer den Song zu spielen. Die anderen haben aber so lange gebettelt, dass sie letztendlich die akustische auch mitnahm. Mir gefielen beide Varianten bei dem Song und ich hätte mir die schlepperei nicht angetan.

    Ich finde, jeder Instrumentalist kennt sich wohl mit seinem Instrument besser aus als die anderen, von daher sollte jeder selbst entscheiden, worauf/womit er spielt, über das WAS und WIE kann man ja reden.

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • danyvet

    Ich dachte und wartete natürlich schon drauf, dass du deine Aussage differenzieren kannst, weil ich dich ja anders kennen gelernt habe. Ich bin da - weniger dogmatisch - schon weitgehend bei dir. Gerade das Beispiel mit der Gitarre sehe ich aber komplett anders. Es macht klanglich einen gewaltigen Unterschied, ob man ein Stück mit Akustik oder E-Gitarre begleitet. Manche Songs mögen mit beidem funktionieren, andere tun das aber einfach nicht, bzw. es klingt halt dann sch***. In so einem Fall bin ich eher der Auffassung, dass der Gesamtklang über der Schlepperei stehen sollte. In deiner Position würde ich als Kompromiss sogar anbieten, ihr die Gitarre vom Auto zur Bühne zu tragen, und natürlich nach dem Auftritt auch zurück, wenn sie sie dafür gut spielt ;)


    In zwei Bands habe ich jeweils immer ein ziemliches Sammelsurium an Instrumenten dabei, da es Teil des Konzepts ist, unterschiedliche Stimmungen zu erzeugen. Klar könnte ich sagen, das geht schon alles irgendwie nur mit Cajon alleine, und spare mir den restlichen Kram. Da aber genau die klangliche Vielfalt die Musik bereichern soll, beiße ich halt in den sauren Apfel und schleppe alles mit. Wenn ein neuer Song anstünde und irgendwer die Idee hätte, eine angeknallte Piccolo wäre besser als mein Balladeneimer, sag ich auch nicht, Snare ist Snare, sondern dann bringe ich halt beim nächsten Mal die angeknallte Piccolo an den Start.


    Für mich wird eher umgekehrt ein Schuh draus. Eine Band ist wie eine Beziehung, man macht eben Kompromisse, manchmal vielleicht mehr, als man eigentlich möchte. Wenn es sich in Summe aber noch rausgeht und ich mich nicht komplett unterdrückt fühle, tu ich das trotzdem gerne zum Wohle des Zusammenlebens. Wenn die Balance komplett verloren geht und man gemeinsam keine Lösungen mehr findet, ist es Zeit zu gehen. Da würde auch niemand sagen, ich mach das jetzt aber genau, wie ich das möchte, und lasse mir nicht reinreden, aber der Beziehungsstatus soll bitteschön bestehen bleiben.

  • Dann schneide ich Dir halt ein paar soundoptimierende Löcher in die Resofelle...

  • Die Anekdote vorab:

    Befreundeter (fester, nix Aushilfe) Drummer in einer gut gebuchten Band hat immer 3-5 Snares zu Club Gigs mitgenommen. Die Snare hat er dann unmikrofoniert am Platz des Drumkits gespielt. Und der Band-Techniker hat vom FOH aus die Snare ausgewählt, die unverstärkt in dem Raum am besten klang.


    Als Techniker:

    Den Vorschlag, etwas leiser zu trommeln habe ich schon sehr, sehr oft gemacht. Teilweise auch nur bezogen auf Cymbals oder Snare. Bassdrum und Toms sind eigentlich nie zu laut. In der Regel gilt: Je leiser die Bühne - desto besser der Gesamtsound. Oftmals gibt es heutzutage Vorschriften bezüglich der maximalen Lautstärke, so dass ich bei zu lauten Drums teilweise nur noch im Rahmen des möglichen retten kann. Guter Sound geht dann einfach nicht mehr. Vorschläge, ein kleineres Becken oder eine tiefere Snare zu spielen klappen nicht, da in der Regel niemand mehrere Optionen zum Gig mitbringt.

    Wichtig: Es sind Vorschläge. Da kommt es definitiv auf den richtigen Ton an ("Ey samma spinnst Du? Wieso spielst Du so laut?")


    Als Trommler:

    Mir hat bei allen Bands wo ich Sub war noch nie jemand vorgeschlagen oder gar vorgeschrieben, was ich an Material zu spielen habe. Ich wähle allerdings Snare und Becken durchaus auch danach aus, was ich an maximaler Lautstärke und/oder Location erwarte. Und wenn der Gig dann in einer scheppernden Betonhalle stattfindet, versuche ich so leise wie möglich zu trommeln, da ich genau weiß, dass der FOH-Tech auch so schon genug Probleme hat. Ich habe auch auf größeren Bühnen schon mit Hot Rods gespielt, weil es für die Veranstaltung besser war. Klar haben mir auch schon Techniker und Mitmusiker gesagt, ich möge doch bitte leiser spielen. Das habe ich immer im Rahmen des möglichen umgesetzt. Wenn ich auf einer Bühne stehe, dann mache ich das nicht primär für mich und mein gutes Spielgefühl, sondern für ein möglichst gutes Gesamtergebnis.


    Früher:

    Als Teenager habe ich auf solche Hinweise einen Scheiß gegeben und eher noch lauter gespielt. Ich hätte heute Spaß mit meinem früheren Ich. Not. :)

  • Und der Band-Techniker hat vom FOH aus die Snare ausgewählt, die unverstärkt in dem Raum am besten klang.

    Den Stress spare ich mir und stimme die Snare so, dass sie zu den gegebenen Umständen passt. Das ist einfach weniger Schlepperei.

    Je leiser die Bühne - desto besser der Gesamtsound.

    AMEN, Brother! Dieser Satz sollte als Banner oben in der Titelzeile des Forums stehen.

    ein kleineres Becken oder eine tiefere Snare zu spielen klappen nicht, da in der Regel niemand mehrere Optionen zum Gig mitbringt.

    Brauche ich tatsächlich nicht mehr, da ich gelernt habe, leise zu spielen und stimmen kann.

  • Zitat nils: ...da ich gelernt habe, leise zu spielen und stimmen kann...


    so siehts doch aus!

    ich gehe zu Gigs, bringe mit was paßt, meist sogar 3-4 Becken mehr, ich kann stimmen und ich kann angepaßt spielen und ich will meinen Sound nicht verändert haben.

    Verstärkt zur Not, aber in keinster Weise verändert! Ich weiß schon was ich mache, was man nicht von allen Tonleuten behaupten kann.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Verstärkt zur Not, aber in keinster Weise verändert! Ich weiß schon was ich mache, was man nicht von allen Tonleuten behaupten kann.

    Das gilt aus der Perspektive des Tonkutschers genauso für Trommler: Wirklich gut stimmen können die wenigsten. Ich bin froh, dass ich als Tonkutscher nur mit Bands unterwegs sein darf, deren Trommler besser trommeln und besser stimmen können als ich.


    Aber ich sehe den Punkt. Es gab hier in der Gegend früher einen Tonkutscher, der zwar sehr genau wusste, was er tat, aber bei dem jede Band mehr oder weniger gleich klang und entsprechend auch jedes Drumkit im Publikum ähnlich klang. Egal wer gespielt, egal was es für ein Kit war und egal wie es gestimmt war. Das wollte ich als Musiker auch nicht.


    Genauso wie ein Double-Bass-Kit mit Heavy-Beats nicht in die Jazz-Combo passt, ist auch ein Hardrock-Drumsound verursacht durch den Tonkutscher bei gleicher Band nicht passt. Daher legen viele Bands Wert auf einen eigenen Techniker, dem sie den Gesamtsound anvertrauen. Denn als Band kann ich alles "richtig" machen. Am Ende kann der Tonkutscher alles kaputt machen. Es ist nur mittlerweile so, dass gute Tonkutscher für "Kofferjobs" (Es wird bis auf den Koffer mit Talkback-Mikrofon, Kopfhörer und Tools nichts mitgebracht) mittlerweile 350-450 EUR plus Fahrtkosten und Umsatzsteuer nehmen. Das wollen und können sich viele Bands nicht (mehr) leisten.

  • bei dem jede Band mehr oder weniger gleich klang und entsprechend auch jedes Drumkit im Publikum ähnlich klang.

    Man muss sich da selbst disziplinieren. Und vieles aktuelle Material unterstützt dieses Phänomen. Sennheiser e901 mit L‘Acoustics PA macht Out of the Box immer amtlich „Bumm“. Ziemlich egal, ob vor dem Mikro eine dicke Metal Kick, eine Jazzpauke oder ein hustendes Frettchen ist. Dagegen muss man aktiv arbeiten, durch geeignete Wahl des Materials und durch eine Idee davon, wo man am Pult hinwill. Ich vermeide mittlerweile bei mir unbekannten Bands auch oft die jahrzehntelange trainierte Soundcheckroutine (Kick/Snare/Hihat/…), mache ein paar Gesangsmikros auf und sage der Band, sie soll einfach mal spielen, bis ich kapiert habe, was die da machen. Und dann schraube ich mir in wirrer Reihenfolge was zurecht.

    Das wollen und können sich viele Bands nicht (mehr) leisten.

    Das ist ein riesiges Problem, und irgendwie hat keiner eine Ahnung, wie man damit gut umgeht. Einerseits war der Sprung der Technikertagessätze nach oben dringend überfällig. So langsam sind wir auf einem Niveau mit vergleichbar qualifizierten Handwerkern. Und ich habe auch kein schlechtes Gewissen, wenn ein Großkonzern am Tag 800,- für meine Arbeit bezahlt. Aber wenn ich und meine Kollegen von der Kleinkunstbühne um die Ecke den gleichen Tarif fordern, machen wir deren Arbeit unmöglich. Momentan entscheide ich da oft rein nach Sympathie, ob jemand 250,- bezahlt oder das dreifache. Wir brauchen mehr denn je existenzsichernde Gagen, auch um weitere Abwanderung in andere Branchen zu verhindern, gleichzeitig sind die Budgets der Veranstaltungen, die mir am Herzen liegen, geschrumpft.

  • Egal, ob die Technik von der Band oder vom Veranstalter organisiert wird, wenn ich in einem kleinen Club spiele, drei Bands habe und vielleicht zwischen 50-70 Zuschauer erwarte an dem Abend: Wenn allein der Tonmensch schon 3-400 EUR für den Abend verlangt und ich den drei Bands dann auch noch eine Gage auszahlen will, die wenigstens ein bisschen über deren Spritkosten liegt, was muss ich denn dann an Eintritt pro Person verlangen? Da sind wir doch schon bei minimum 10 EUR, tendenziell aber doch eher bei 12-15 EUR pro Person.


    Bei den Preisen überlegen sich viele Leute doch schon zweimal, ob sie das Geld wirklich für einen Clubgig mit kleineren Lokalbands ausgeben wollen. Bleibt also die "ehrenamtliche" Schiene. Das geht aber auch eher nur, wenn eine der Bands auch gleich die Tontechnik mit stellt und die über ihre Gage mit der Zeit refinanziert.


    Oder ganz klassisch wie früher, um möglichst Kosten zu sparen: der Kram auf der Bühne wird einfach so laut gemacht, dass es ausreicht, den ganzen Raum zu beschallen und man stellt nur eine Gesangsanlage hin, die allein für den Sänger ausreicht.


    Gerade solche Kleingigs scheinen mir in der Hinsicht in Zukunft wirklich schwierig zu werden...

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