Was ich mich dabei frage: wenn man schon sooo spielen kann, was macht der Lehrer dann mit einem im Unterricht? Und wie oft macht Unterricht dann Sinn? Geht’s bei den einzelnen Schülern dann nur mehr um individuelle „Probleme“ oder ziehst du dann mit allen solchen fortgeschrittenen noch ein „Standardprogramm“ durch?
Chapeau an deine Schüler! Großartig!
Sorry, dass ich darauf erst jetzt antworte: Ich hab´s einfach übersehen und wollte mir einmal das O.K. der beiden Schüler holen, dass ich über ihren Lernstand hier im Forum schreiben darf.
Grundsätzlich richte ich den Unterricht immer an den Wünschen & Zielen meines Gegenübers aus und im Fall der beiden letzten Schüler hat sich das natürlich stark gewandelt.
Klar ist auch: Nicht alle meine Schüler spielen wir JP oder Marvin. Ich unterrichte genauso Menschen, die bei "0" anfangen aber da sehen die ersten 1-2 Jahre im Unterricht natürlich etwas anders aus als bei den genannten Strategen.
Vorweg: Beide eint, dass sie eine musikalische Neugier und den Wunsch in sich tragen, sich musikalisch weiterzuentwickeln.
In der Art, wie sie lernen, könnten sie nicht unterschiedlicher sein.
JP ist bei "0" bei mir angefangen und hat im Laufe unserer gemeinsamen Zeit viel gelernt und mit jedem Schritt auch seinen musikalischen Horizont erweitert. Angefangen ist er mit Doppelpedal und der Joey Jordison Signature Snare und dem Wunsch: "Das will ich irgendwann spielen können".
Vieles davon kann er schon sehr lange, gerade arbeitet er vor allem daran, dass er rhythmisch klarer wird und das coole Zeug, was er immer so raushaut auch wieder reproduzierbar wird. Und Singlepedal Speed & Control steht gerade auch mal wieder auf dem Prüfstand. Und Sologestaltung....
Bei Marvin ist es genau anders herum: Als er zu mir in den Unterricht kam, konnte Marvin schon spielen. Auch schon schnell. Er stand auf Sum 41, The Offspring, Blink... und hatte das auch alles ganz gut drauf. Er hatte zum Geburtstag einen Gutschein von seiner Mum geschenkt bekommen und kam ganz offen in die erste Unterrichtsstunde.
Seine Erwartung war: "Was soll da noch kommen? Abgesehen von Doublebass bin ich doch schon ganz fit..." Allerdings war das nicht überheblich sondern einfach Unwissenheit.
Was Marvin damals noch nicht wusste:
Es gibt zwischen Achtelnoten & Sechzehntelnoten noch ein anderes Universum. Und auf einer Hihat könnte man auch mehr als durchgängige Achtelnoten spielen. Das hat ihn damals ziemlich "gehooked" und sein Wissensdurst hält bis zum heutigen Tage an.
Seinen Musikgeschmack hat er behalten, aber er ist wesentlich breiter geworden. Hinzugekommen sind Toto, Dave Matthews Band, Disco No. 1. und noch 1000 andere Interpreten.
Mit Marvin arbeite ich derzeit an Microtiming ( auf recht hohem Niveau ) und vor allem an Improvisation und daran, dass er in einer "Drucksituation" wie einem Gig oder einer Aufnahme 30% seiner Fähigkeiten verliert und immer auf Sicherheit spielt.
Mir ist noch wichtig zu betonen:
Keinem der Beiden habe ich meine Meinung aufoktroyiert!
Die Ausweitung des musikalischen Horizontes ist einfach im Lernprozess entstanden.
Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll… und schließe mich Danys Frage an:
Was machst du mit einem solchen "Schüler" im Unterricht?
Siehe oben