• Gestern konnte ich das Aufnahmestudio, in dem ich mit meiner neuen Band Ruby Blue ein Demo anfang März aufnehmen werde, mir genauer anschauen. Der Raum ist schön groß und hat eine tolle Akustik. Das Ziel der Aufnahme ist es, Anhand vier oder fünf Songs einen Eindruck zu vermitteln, wie wir live klingen, dient also der Anbahnung eines Konzertes, Zielgruppe: Interessierte VeranstalterInnen.

    Die Wahl der Becken ist klar, aber bei den Trommeln ergibt sich eine Unklarheit, die ich gerne hier zur Diskussion stellen möchte. Wohin die Reise musikalisch geht: Die Songs gehen in Richtung Funk und Soul. Es gibt Interpretation von Sade, Lisa Stanfeld, Gwen McCrae, Tower of Power und Electro Deluxe (Staying Alive, nicht in der Version der BeeGees).


    An Toms würde ich entweder 10/14 mit 20er Bassdrum (Wahan Acryl) oder 12/16 mit 22er (Wahan Acryl) nehmen. Ich tendiere trotz des großen Raumes eher zu kleineren Variante.

    Gesetzt ist die Snare 14 x 6 Wahan Acryl mit der ich bei Holy Orange (Songs about Alba) schon im Studio war. Aber, wenn ich nur Tower of Power berücksichtigen würde, müsste ich eher auf eine hochgestimmte 14 x 5er Wahan Buche gehen. Anderseits, für die Songs aus den 1980ern wäre die Tama Artwood 14 x 8 die erste Wahl. Und dann ist da ja noch die Starphonic Brass , auch 14 x 6. Natürlich könnte ich zwischen den Songs wechseln, aber, dann würde es nicht wie aus einem Guß klingen, und das ist ja das Ziel. Im Proberaum spiele ich übrigens die 14 x 5 Wahan Edelstahl.


    Ich weiß, es handelt sich um ein Luxusproblem, ich möchte jedoch so gut wie möglich auf der Aufnahme klingen. Was meint ihr?

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Die 14x8 würde ich schonmal rausstreichen. 80er Sound muss nicht unbedingt mit tiefen Snares geschehen, schon gar nicht, wenn ich mir eure Songauswahl anschaue. Der zur Zeit sehr angesagte trockene Snaresound à la Vulfpeck wird oft mit mitteltiefen, stark gedämpften Metalleimern erreicht, Supra 14x5 o.ä.


    Ich persönlich würde die 14x5 Wahan Edelstahl oder die Starphonic Brass mit einigen Dämpfungs-Optionen mitnehmen.

  • Ich würde zum kompakteren Set in 20/10/14 greifen.

    Wenn ihr Aufnahmen macht, ist das meiner Meinung nach das flexiblere Set.

    Wenn die 16er tief gestimmt im Raum wummert bringt das auch nix.

    Ich denke die kleineren Kessel lassen sich etwas besser kontrollieren.

    Für den Rest gibts Mikros und den Mix

  • Im Studio reichen 20-10-14. Da sind die Größen (fast) wurscht. War auch gerade und der Produzent hat mein 10er wie ein 16er klingen lassen (was ich gar nicht wollte). Womit wir bei m. E. viel wichtigeren Aspekten als den Größen oder Marken sind: Dass man eine Vorstellung hat, wie man klingen möchte (hast du ja) ist eine Sache, das dann aber auch dem Mixer klarzumachen und in der Aufnahmehektik / Studiosituation auch die dafür nötige Zeit sowohl von den Kollegen als auch dem Mann hinterm Pult eingeräumt zu bekommen, ist m. E. viel wichtiger, als die Wahl der Snare. Anekdote dazu: Ich habe vom Tim (dem von hier) mal ein Set gekauft, von dem er mir vorher Demos geschickt hatte (einfach weil er sie hatte, ich hätte das Set so oder so gekauft). Die Snare hörte sich superklasse auf der Aufnahme an, ein Träumchen. Crisp, funky, dabei aber trotzdem noch etwas Bauch und weder tot noch pöckig. Als ich die Snare dann in Händen hatte, bot sich mir folgendes Bild: Schlag- und Resoseite waren dick und weiträumig mit Taschentüchern + Paketband abgeklebt und den Teppich hatte er meine ich auch noch mit einem Streifen zusätzlich fixiert. Das Ding war in natura tot wie Hackfleisch. Tim sagte aber, dass er die Aufnahme exakt so gemacht habe. Er kennt sich nat. auch bestens aus mit sowas (und ist ein tierischer Drummer), aber das war schon verblüffend.

    In a nutshell: nimm die Lieblingssnare mit und verwende die knappe Zeit besser damit, dich mit dem Mixer abzustimmen, als 5 Snares durchzuprobieren (bzw. viel zu wechseln, was jedes Mal bedeutet, eng aufgebaute Mikrostative wegtun und danach wieder neu justieren zu müssen sowie die neue Snare einzupegeln etc.).

  • Meine Wahl wäre ganz eindeutig das kleinere Set (20-10-14), das ist viel präsenter und vor allem aufgeräumter im Mix.

    Bezügl. der Snareauswahl würde in Erwägung ziehen, verschiedene Trommeln für die unterschiedlichen Stücke zu verwenden.

    Der zur Zeit sehr angesagte trockene Snaresound à la Vulfpeck wird oft mit mitteltiefen, stark gedämpften Metalleimern erreicht, Supra 14x5 o.ä.

    Das wichtigste Element für den vulfpeck-Snaresound ist das Geschirrtuch. Ich hab mal testweise eins direkt auf die Gratung gelegt und darauf das Fell montiert => klingt genau so, wie man es für dieses Klischee braucht.

    müsste ich eher auf eine hochgestimmte 14 x 5er Wahan Buche gehen.

    Ja, für TOP Sound würde ich Acryl ausschließen. Das Risiko, dass der Kessel durch die extrem hohe Fellspannung reißt, wäre mir zu groß. Als ich mal für Jamal Thomas eine Snare auf den typischen James Brown Ton bringen sollte (für ein Konzert mit Maceo Parker), hab ich sogar zwischendurch die Spannschrauben geölt, damit die nicht abreißen.

  • Danke für die Antworten! Bleibt die Frage der Snare: Ein Wechsel zwischen den Songs kommt nicht in Frage. Also brauche ich einen Sound für alle Stücke.

    Ich denke, die beiden 14 x 6 werden es wohl werden.

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Und dann ist da ja noch die Starphonic Brass , auch 14 x 6.

    Die würde ich nehmen. Die besitze ich ja auch und nutze ich seitdem durchweg für meine Aufnahmen.

    Unabhängig vom Genre klingt diese Snare einfach sau gut - richtig "Hifi". Da braucht es nicht mehr viel EQ.


    Und a propos: ich würde mit dem Verantwortlichen klären, dass er deinen Sound im Nachhinein nicht zu stark verbiegt. Ein bisschen verschönernder EQ macht sich bei Akustikdrums immer gut. Kommt aber sehr aufs Maß und "Wie" an. Bei Kompression das selbe.


    Ansonsten rate ich auch zum kleineren Kesselsatz.

  • Den finalen Mix kann ich übrigens selbst bestimmen, da wir die Dateien der Aufnahmen unbearbeitet erhalten werden.

    Die Tama klingt im Proberaum, also in meinem anderen, toll. Die Acryl wurde, wie erwähnt, schon mal aufgenommen. Oder würdet ihr euch den Stress mit zwei Snares nicht machen, oder, wie Chuck meinte, nur eine einpegeln lassen und die andere als Backup?

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

    2 Mal editiert, zuletzt von braindead-animal ()

  • nur eine einpegeln lassen und die andere als Backup?

    Jo, du kannst auch eine einpegeln lassen und dann die andere Backup-Snare in der gleichen Stimmung mal zum Vergleich heranziehen. Ist ne Sache von 2-3 Minuten.


    Kann mir - wie der ein oder andere Vorschreiber - auch gut die Starphonic Brass vorstellen. Den besten 80er Sound unterm Mikrofon bekomme ich nicht mit meinen 14x8 Eimern sondern tatsächlich mit einer 14x6,5 Sensitone Brass hin, z.B. hier zu hören. Die dürfte deiner Starphonic sehr ähnlich sein.

  • Guten Morgen,


    ich würde 10/12/14/16/20/22 mit Messing in der Mitte und Edelstahl links sowie Birke links hinten aufstellen.

    Die Liedzeile "Stayin' Alive" würde ich dododu-da spielen (LRL-R/do = Messing, du = Birke, da = Edelstahl). That's funky.


    Prosit

    Jürgen

  • Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ihr live und zusammen einspielt?


    Dann würde ich vermutlich auch eher zum kleineren Besteck tendieren. Was die Snare angeht, würde ich einfach mal zwei oder drei mitnehmen und beim Soundcheck, für den ihr ja sicher ein bisschen Zeit eingeplant habt, ausprobieren. Dann kann der Mischer sicher auch ein paar Worte dazu sagen und ein bisschen Input geben :)

    Du kannst ja im Vorfeld schon mal etwas mit der Befellung spielen und schauen, ob du da noch was passendes entdeckst, falls du nicht schon einen Kandidaten hast.


    Grundsätzlich kannst du ja schauen, ob du noch Dämpfung und andere Effekte mitnehmen kannst (Dämpfungsringe/SnareWeigths, Handtuch, ein kleines Splash, zur Not das klassische Portmonee etc.), dann bist du etwas flexibler, wenn du ohne groß umzubauen nen anderen Sound brauchst.

  • Beim Set wär ich auch bei den kompakteren Größen. Wenn der Snaresound durchgängig sein soll, würde mir eine Snare reichen, und zwar die, die ich am besten unter dem Mikro kenne oder einschätzen kann. Aus deinem Arsenal wäre das wohl die Starphonic Brass. Wenn Zweitsnare, dann würde ich eher ne echte Alternative einpacken. Anders Tuning, andere Befellung, andere Maße, was auch immer ich grad im Regal habe. Bei zu ähnlichem Klang hätte ich nämlich schon wieder die Sorge, dass man anfängt, für Nuancen Zeit zu verplempern, die außer einem selbst niemand hört.

  • Um ein Missverständnis zu vermeiden, die Snare, die ich am besten unter Studiobedingungen kenne, ist die Wahan Acryl, siehe Holy Orange 'Songs about Alba'.

    Wenn ich mir nicht anfang letzten Jahres die Starphonic gekauft hätte, wäre die Auswahl einfacher. Blödes GAS! ;)

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Sorry, meine Frage war, ob die obertonreichere Starphonic in diesem Funk/Soul-Kontext nicht die bessere Wahl sein wird. Dank euren Beiträgen werde ich sie auf jeden Fall mitnehmen. Da der Zeitplan von uns frei gestaltet werden kann, möchte ich die Gelegenheit nutzen, beide Snares aufzunehmen. Welche dann in dem Aufnahmeraum besser klingt, bleibt dann für alle Songs am Set.

    Ohne eure Hilfe wäre ich nicht so zu dieser Überzeugung gekommen und hätte mich eventuell zu sehr auf das Zeug anstatt auf das eigentliche Aufnehmen konzentriert und hätte noch mehr Snares eingepackt. Wie schon geschrieben, eine Wahl zu haben, kann manchmal anstrengend sein. Letztendlich darf das Ziel, ein Demo für Gigs, nicht aus dem Fokus rutschen. Es ist wie mit dem Wald und den Bäumen.

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Den Aufnahmeraum würde ich für die Wahl der Snare nicht weiter in Betracht ziehen. Der macht sich im gesamten Bandmix sowieso nur bemerkbar, wenn Raummikrofone aufgestellt und diese dann auch im Mix genutzt werden. Besonders in einem modernen Mix, wo die nah aufgestellten Mikros an den Trommeln eine tragende Rolle spielen. Da spielen auch die Overheads keine besonders große Rolle mehr für den Raumklang, wenn diese in AB in "normaler" Höhe senkrecht nach unten aufs Set zeigen.


    Die Wahl der Snare würde ich auch nicht zu sehr aufs Genre beziehen. Es geht da m.E. viel mehr um persönlichen Geschmack, zumal man mit Befellung und Stimmung (ggf. auch Spannreifen und Teppich) ja viele Sounds aus ein und der selben Snare holen kann.


    Von Holz-Snares - zumindest als Hauptsnare - bin ich mittlerweile komplett weg. Mir fehlt da gegenüber Metalleimern einfach die gewisse Portion Crispness und Durchsetzungskraft. Kein Mensch sagt, dass es bspw. für Jazz oder Funk nicht auch knackig und crisp sein darf. Erlaubt ist, was gefällt.


    Von einem gut klingenden Raum profitiert jede Snare und jedes Schlagzeug. Also stell deinen Schlagzeugsound lieber vorn an, ungeachtet des Raums.

    Mit gleicher Mikrofonierung könntest du dann schon daheim / im Proberaum testen, welche Snare du nimmst und wie du die stimmst.

  • Guten Abend,


    Und würdest du für die Strophe von Stayin Alive alle 6 Rototoms mitnehmen oder nur 4?

    das Bild ist alt, ich habe inzwischen alle Sieben (und die waren auch schon auf der Bühne - mit einer Kapelle, wo diese Lieder auch hätten vorkommen können).


    Spaß beiseite, um so eine Veranstaltung möglichst unfallfrei zu gestalten, würde ich da auch eher reduzieren und das aufstellen, was ich auch vorhabe, auf der Bühne zu spielen und bereits im Proberaum so spiele (das könnte natürlich auch wieder größer und mehr sein, aber nicht zwangsläufig).

    Im Zweifel dann die kleineren Größen, weil einfacher zu kontrollieren (zu stimmen und auch abzunehmen). Messing in 6" wäre meine Wahl, abdämpfen kann man ja immer noch. Und ich würde die auch gar nicht so hoch stimmen, wie manche Leute das so machen. Das Wichtigste ist, dass man sich wohlfühlt.


    Grüße

    Jürgen

    der Trend geht zur Zweitsnare ;)

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